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Veröffentlicht am 16.06.2019

Zwischen den Fronten

Die stille Tochter
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Die junge DDR-Bürgerin Christel Heinze setzt sich 1973 während eines Schwimmturniers in Oslo ab. 1982 verschwindet sie spurlos. Hat eventuell ein Agent damit zu tun? In diesen Kreisen verkehrte Christel ...

Die junge DDR-Bürgerin Christel Heinze setzt sich 1973 während eines Schwimmturniers in Oslo ab. 1982 verschwindet sie spurlos. Hat eventuell ein Agent damit zu tun? In diesen Kreisen verkehrte Christel zunehmend.
Im Jahr 2016 ermittelt Tommy Bergmann für den norwegischen Geheimdienst im Todesfall einer Frau, deren Überreste in einem See gefunden wurden. Kurz danach wird Arvid Storholt ermordet, ein Agent, der damals auch mit Christel Heinze zu tun hatte. Gibt es da eventuell eine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen? Bergmanns Ermittlungen stoßen nicht bei allen Vorgesetzten auf Wohlwollen, manche behindern ihn sogar bei seiner Arbeit. Doch warum? Was ist wirklich in den 80er Jahren geschehen, das seine Schatten bis in die heutige Zeit wirft?
Der Thriller „Die stille Tochter“ vom norwegischen Autoren Gard Sveen ist der vierte Fall für den eigenwilligen Ermittler Tommy Bergmann. Erzählt wird parallel in zwei Zeitschienen, so dass man in beiden langsam klarer sieht und auch die Zusammenhänge herstellen kann. Trotzdem war ich manchmal etwas verwirrt, ganz durchschaut habe ich nicht sofort alles. Das Thema finde ich toll gewählt, der historische Hintergrund wirkt gut recherchiert. Tommy mit seinem unbedingten Willen zur Gerechtigkeit gefällt mir als Protagonist ausnehmend gut. Er ist kein reiner Befehlsempfänger, nein, er schaltet auch sein eigenes Hirn ein. Das Buch ist flüssig geschrieben und meist wird auch der Spannungsbogen gehalten. Meiner Meinung nach reicht der Thriller aber nicht ganz an die Vorgängerbände heran, die habe ich als noch spannender empfunden.
Das düstere Cover mit den nordischen Häusern sieht wirklich gut aus und passt in die Bergmann – Reihe. Auch der nüchterne Titel fügt sich nahtlos in die Serie ein.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Interessante neue Kommissarin

Blinde Rache
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Mara Billinsky ist eine außergewöhnliche Ermittlerin: mit ihren Tattoos und der immer schwarzen Kleidung fällt sie unter ihren Kollegen in der Frankfurter Mordkommission auf. Die haben ihr den Namen „Krähe“ ...

Mara Billinsky ist eine außergewöhnliche Ermittlerin: mit ihren Tattoos und der immer schwarzen Kleidung fällt sie unter ihren Kollegen in der Frankfurter Mordkommission auf. Die haben ihr den Namen „Krähe“ verpasst und wollen nicht wirklich mit ihr zusammen arbeiten. Ihr Chef betraut sie erstmal mit Wohnungseinbrüchen… Als es in der Stadt zu einer grausamen Mordserie kommt, lässt auch Mara sich das Ermitteln nicht mehr verbieten, auch wenn sie gegen einige Widerstände aus den eigenen Reihen ankämpfen muss. Immer tiefer dringt sie in dunkle Kreise vor und immer gefährlicher wird es für sie, die meist auf sich allein gestellt ist.
„Blinde Rache“ ist der erste Thriller einer bisher dreibändigen Reihe. Der Autor Leo Born hat mit Mara Billinsky eine besondere Figur erschaffen: spröde, manchmal unnahbar und sehr eigensinnig. Ihr eiserner Wille, Gerechtigkeit zu schaffen, macht sie sympathisch. Ihre eigene wechselhafte Vergangenheit trägt zu ihrer empathischen Haltung anderen Menschen gegenüber bei. Vielleicht ist sie manchmal etwas zu eigensinnig, als Leser hat man dann schon Angst um sie. Die anderen Protagonisten bleiben etwas blass, über einige habe ich mich allerdings richtig geärgert. Das ist wahrscheinlich ein Zeichen dafür, dass man mit Mara mitfiebert, so soll es ja auch sein. Leo Born schreibt flüssig und spannend, erst zum Ende hin bekommt man eine Ahnung, wie die Fälle zusammenhängen. Die Lösung hat mir auch recht gut gefallen. Für das nächste Buch erhoffe ich mir für Mara mehr Zusammenarbeit mit den Kollegen, insbesondere mit Jan Rosen. Der hat mir im Laufe dieses Bandes und mit zunehmendem Selbstbewusstsein immer besser gefallen.
Das blutrote Cover mit der schwarzen Krähe weist einerseits auf den Thriller hin, andererseits auch auf die Hauptperson in diesem Buch. Auch im Buchladen hätte ich sicher nach diesem Buch gegriffen. Der Titel passt, würde aber auch zu vielen anderen Thrillern passen.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Auf der Suche

Schatten der Toten
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Judith Kepler hat einen besonderen Beruf: sie ist Tatortreinigerin. In dieser Funktion ist sie dem Tode sehr nahe und so kann sie gut mit Mord und Totschlag umgehen. Das kommt ihr jetzt zu Gute, denn sie ...

Judith Kepler hat einen besonderen Beruf: sie ist Tatortreinigerin. In dieser Funktion ist sie dem Tode sehr nahe und so kann sie gut mit Mord und Totschlag umgehen. Das kommt ihr jetzt zu Gute, denn sie ist auf der Suche nach einem scheinbar skrupellosen Agenten und Waffenhändler: Bastide Larcan. Zudem ist dieser Verbrecher auch noch ihr Vater… Nach dem Tod von Eva Kellermann, einer früheren Stasi-Spionin, ist Judith nicht die Einzige, die Jagd auf Bastide macht, seine Verbindung zu Eva ruft noch mehr Interessenten auf den Plan. Eine Spur führt nach Odessa, doch kann Judith wirklich dorthin fahren und ihr Leben völlig auf den Kopf stellen?
Der Thriller „Schatten der Toten“ der deutschen Autorin Elisabeth Herrmann führt den Leser in Kriese ehemaliger Agenten, die während des kalten Krieges skrupellos Menschen auf beiden Seiten der deutsch – deutschen Grenze für ihre Ziele missbrauchten. Die Folgen dieser Tätigkeit reichen bis in die Gegenwart, immer noch sind Menschen, besonders Angehörige und Partner dieser Spione, durch deren Lügen und Verbrechen traumatisiert. In einem flotten Schreibstil, der die Spannung fördert, erzählt Elisabeth Herrmann diese Geschichte. Judith ist eine meist sympathische Figur, manchmal etwas stur, handelt aber meistens verständlich. Bastide ist ein Verbrecher, hat aber auch gute Seiten, wie in der Realität ist niemand nur gut oder nur böse. Das gilt auch für die anderen handelnden Personen, und das gefällt mir sehr gut. Manchmal zieht sich die Handlung etwas, vielleicht wären etwas weniger als die 666 Seiten auch genug gewesen. Trotzdem ist der Thriller spannend zu lesen, einige unerwartete Wendungen tun ihr Übriges.
Das Cover ist düster, es führt uns, bildlich gesprochen, in die Abgründe der Menschen. Der Titel passt gut zum Inhalt.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Menschliche Abgründe

Dark Call - Du wirst mich nicht finden
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Das Buch beginnt mit einem verstörenden Prolog, in dem ein blutbesudelter Mann nackt auf die Straße rennt und völlig verwirrt zu sein scheint. Zehn Jahre später ist Holly Wakefield forensische Psychiaterin ...

Das Buch beginnt mit einem verstörenden Prolog, in dem ein blutbesudelter Mann nackt auf die Straße rennt und völlig verwirrt zu sein scheint. Zehn Jahre später ist Holly Wakefield forensische Psychiaterin mit dem Fachgebiet Serienmörder. Sie hält Vorlesungen am King´s College und therapiert Schwerstverbrecher in einer geschlossenen Klinik. Und nun wird sie auch noch von Detective Inspector Bishop in einem brutalen Mordfall zu Rate gezogen. Die beiden entwickeln sich zu einem guten Team. Doch bald merkt Bishop, dass es in Hollys Vergangenheit einen dunklen Fleck gibt. Hat der etwas mit ihrer Berufswahl und ihren ausgezeichneten Fähigkeiten zu tun?
Der englische Autor Mark Griffin hat mit „Dark Call – du wirst mich nicht finden“ einen spannenden Thriller geschrieben. Der flüssige Schreibstil lässt den Leser durch das Buch eilen, die relativ kurzen Kapitel tun ihr Übriges. Bishop und Holly sind ein sympathisches Team mit Fachkenntnis und Empathie. Die Geschichte mit einigen Wendungen und einem spektakulären Finale gefällt mir gut. Einzig Hollys wiederholtes „Herunterleiern“ etlicher Fallbeispiele ihres Metiers habe ich als störend und langatmig empfunden. Da hätte der Autor sich einige der 414 Seiten sparen können. Sehr schade, denn sonst hat mir der Thriller wirklich gut gefallen und ich freue mich auf weitere Fälle dieses Teams.
Das düstere Cover mit dem blutroten Effekt lässt direkt auf den Thriller schließen – es wirkt aber schon etwas reißerisch. Der Titel „Dark Call – Du wirst mich nicht finden“ ist ein typischer Titel dieses Genres, lässt also den Thrillerleser sofort aufhorchen.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Exotischer Thriller

Siam Affairs
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William LaRouche, Ex-FBI-Agent, soll als Trauzeuge seiner Ex-Freundin Penelope fungieren, die ihren thailändischen Freund in Bangkok heiraten will. Doch zuvor wird er um Hilfe gebeten – ein deutscher Geschäftsmann ...

William LaRouche, Ex-FBI-Agent, soll als Trauzeuge seiner Ex-Freundin Penelope fungieren, die ihren thailändischen Freund in Bangkok heiraten will. Doch zuvor wird er um Hilfe gebeten – ein deutscher Geschäftsmann ist aus seinem Hotelzimmer verschwunden. Als dann auch noch abgetrennte menschliche Körperteile in der Nähe des Hotels gefunden werden, ein Chirurg entführt wird und sich ein Unwetter über der Stadt zusammenbraut, hat nicht nur die Polizei alle Hände voll zu tun.
Der Thriller „Siam Affairs“ von Thomas Einsingbach in Zusammenarbeit mit der Thailänderin Sirirat Wilunpan ist ein temporeiches, spannungsgeladenes Buch. In einem geradlinigen und flüssigen Schreibstil erzählt das Autorenduo eine manchmal sehr brutale Geschichte, die hauptsächlich in Thailand beheimatet ist. Zu Anfang hatte ich kleine Probleme mit den für mich fremden Namen, aber das legte sich relativ schnell. Man merkt den engen Bezug des Autors zu diesem Land, als Leser lernt man Einiges über Gebräuche und Leute dazu. Und nicht nur darüber, auch andere für Thriller eher ungewöhnliche Sachthemen wie z.B. Landgrabbing werden angesprochen und dem Leser nahe gebracht. Mir hat das sehr gut gefallen, von diesem Sachverhalt hatte ich bis dato noch nie gehört. Die Verbrechen, die Gegenstand dieses Thrillers sind, sind komplex und anfangs nur schwer zu durchschauen, doch zum Schluss ergibt sich ein logisches Ganzes. Doch bis es soweit ist, ist viel Blut geflossen, wer also zart besaitet ist, sollte sich nicht zwangsläufig diese Lektüre zu Gemüte führen, für alle anderen kann ich sie aber empfehlen, weil sie so gut Spannung mit Sozialkritik verbindet. Durch kurze Kapitel und einige unerwartete Wendungen wird der Spannungsbogen recht gut bis zum spektakulären Ende gehalten.
Das Cover mit der fernöstlichen Maske passt ebenso wie der Titel gut zum Inhalt des Buches.