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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2017

Wie ein Horrorfilm ...

Tokio
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Wow, dieses Buch klappt man zu und weiß, dass es noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Ein wahres Meisterstück, wie ich finde, aber sicher auch nicht jedermanns Sache.
Es geht um unvorstellbare Kriegsgräuel: ...

Wow, dieses Buch klappt man zu und weiß, dass es noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Ein wahres Meisterstück, wie ich finde, aber sicher auch nicht jedermanns Sache.
Es geht um unvorstellbare Kriegsgräuel: das Massaker von Nanking im Jahr 1937, als die Japaner in China einfielen und alles dem Erdboden gleichmachten.
Die englische Studentin mit dem Spitznamen „Grey“ ist nach Tokio gereist, um einem Hinweis nachzugehen, den sie vor langer Zeit in einem Buch entdeckt hat. Sie hat gelesen, dass ein Mann namens Shi Chongming einen alten Film besitzt, auf dem ein Verbrechen festgehalten wurde, das so unsagbar schlimm ist, dass die Welt dessen Existenz einfach bestreitet. Grey wird für verrückt erklärt, für einen durchgeknallten, perversen Freak, doch sie gibt nie auf und will beweisen, dass sie sich das nicht alles nur eingebildet hat.
Ein langer, schwerer Weg erwartet sie in der fremden Stadt und obwohl sie Chongming schnell ausfindig machen kann, will er ihr nicht zuhören. Bis klar wird, dass sie ihm im Gegenzug auch helfen könnte – und sie lässt sich auf den Deal ein. Nichtsahnend, dass sie sich damit in tödliche Gefahr begibt …

Der Schreibstil ist einfach wundervoll, so eindrücklich und fesselnd. Zunächst ist die Spannung eher unterschwellig spürbar, aber in der zweiten Hälfte gleichen manche Szenen schon eher einem Horrorfilm. Es wird blutig, nervenaufreibend, gänsehauterzeugend.
Durch die lebendige Atmosphäre, die Mo Hayder mit ihren wunderbaren Beschreibungen der Schauplätze und der meist sehr ungewöhnlichen Charaktere schafft, ist man immer mitten im Geschehen.
Grey mietet sich in einem riesigen halb verfallenen Haus ein, dessen Größe und Zustand so ausführlich geschildert werden, dass man den Moder riechen kann, die zerrissenen Seidentapeten vor sich sieht und sich unweigerlich ständig fragt, was hinter den verschlossenen und vernagelten Türen im Erdgeschoss und den unbewohnten Teilen vor sich geht. Im Inneren des Hauses liegt ein total verwilderter, großer Garten, den ich mir auch lebhaft vorstellen konnte. Alleine dieser Schauplatz ist so faszinierend, dass ich denke, eine Verfilmung wäre sicher ein Riesenerfolg.

Dazu kommen noch die vielen Rückblenden, in denen Shi Chongming über seine Erlebnisse im Jahr 1937 berichtet. Man fühlt mit ihm und seiner Frau, leidet mit den Kriegsflüchtlingen und man spürt richtig, wie angespannt und lebensbedrohend die Situation war.
Alles wirkt so extrem realistisch und das machte für mich auch einen großen Teil des Reizes aus. Weil Grey sich intensiv mit diesen Verbrechen und den Ausprägungen menschlicher Grausamkeiten beschäftigt, wird sie von ihren Mitmenschen für nicht normal gehalten. Allerdings kann ich sie sehr gut verstehen, denn ich teile ihre Neugier.

Wer keine Angst vor der Begegnung mit extremer menschlicher Bestialität hat, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Extrem eindrücklich, spannend und emotional.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Ich will so einen Affen!

Kleine Sünden erhalten die Liebe
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Dieses Buch wird gelegentlich als „Liebesroman“ angeboten, aber ich würde ihn eher grob unter „Fantasy“ einstufen. Es geht um Menschen, die besondere Fähigkeiten haben, um Magie und Hexerei. Im Mittelpunkt ...

Dieses Buch wird gelegentlich als „Liebesroman“ angeboten, aber ich würde ihn eher grob unter „Fantasy“ einstufen. Es geht um Menschen, die besondere Fähigkeiten haben, um Magie und Hexerei. Im Mittelpunkt steht Lizzy Tucker, die nicht nur extrem gut backen kann, sondern auch die Gabe hat, Magie zu spüren. Damit unterstützt sie einen sehr gutaussehenden Typ namens Diesel, der nichts Geringeres vor hat, als die Welt zu retten. Es gibt sieben magische Steine, die die Todsünden verkörpern. Werden sie alle zusammengebracht, wird die Menschheit untergehen … das müssen Diesel und Lizzy verhindern.
Hilfe bekommen die beiden dabei noch von Glo, die man wohl als „Hexe“ bezeichnen könnte, von Diesels lustigem Affen Carl und auch Katze Nr. 7143 fährt im richtigen Moment die scharfen Krallen aus.
Eine richtige Traumbesetzung, denn alle Charaktere sind total liebenswürdig und die Dialoge darüber hinaus noch sehr humorvoll. Nicht nur Affe Carl mit seinem Stinkefinger hat mich des Öfteren zum Lachen gebracht.
Die Story wird sehr lebendig und fesselnd erzählt, es liest sich stellenweise ein bisschen wie eine Schatzsuche a´la Indiana Jones. Auch in den Nebenrollen finden sich einige Figuren, die einfach nur liebenswürdig, schrullig und lustig sind. Von Anfang bis Ende sehr unterhaltsam und durch den wunderbar flüssigen und lebendigen Schreibstil merkt man gar nicht, wie schnell man die Seiten umblättert.

Ich habe mich beim Lesen allerbestens amüsiert und bin sehr gespannt, wie es im Februar 2018 im nächsten Teil weitergeht. Den Vorgängerband „Zuckersüße Todsünden“ werde ich mir auch noch kaufen, denn dieses Buch hat mich absolut überzeugt.

Veröffentlicht am 24.12.2017

Spannung und Emotionen ...

Wer im Dunkeln bleibt
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Bereits 17 Bände sind aus dieser Reihe erschienen, in der zwei Polizisten die Hauptfiguren sind. Das Besondere daran: sie sind ein Ehepaar und sie arbeiten in verschiedenen Revieren.
Superintendent Duncan ...

Bereits 17 Bände sind aus dieser Reihe erschienen, in der zwei Polizisten die Hauptfiguren sind. Das Besondere daran: sie sind ein Ehepaar und sie arbeiten in verschiedenen Revieren.
Superintendent Duncan Kincaid war bis vor Kurzem noch bei Scotland Yard als Leiter des Morddezernats angestellt, aber nun muss er sich in einem neuen Wirkungskreis zurechtfinden. Ihm fehlt sein früherer Partner Doug Cullen, der nach einem Unfall erst einmal einen Schreibtischjob ausüben muss. Mit seiner neuen Kollegin Sidana wird er nicht so wirklich warm, denn sie nimmt ihm wohl übel, dass er den Posten bekommen hat, auf den sie eigentlich spekuliert hatte.
Inspector Gemma James ist seine Ehefrau und gemeinsam kümmern sie sich um drei Kinder, deren Vorgeschichte Thema früherer Bände war. Es macht schon neugierig, wenn man immer wieder einige Andeutungen liest und ich werde wohl die ganze Reihe noch nachlesen, denn die Figuren habe ich nach diesem einen Buch schon sehr ins Leserherz geschlossen.

Die Balance zwischen Privatleben der Ermittler und der Polizeiarbeit ist optimal, das Buch ist gleichermaßen spannend wie auch emotional. Charaktere und Schauplätze beschreibt die Autorin so ausführlich, dass man immer ein lebendiges Bild vor Augen hat. Trotz Unkenntnis der vorherigen Bände habe ich nie das Gefühl großer Wissenslücken gehabt, aber trotzdem möchte ich alle Figuren noch näher kennenlernen.

Die beiden Fälle sind sehr komplex und fesselnd aufgebaut, wobei Gemmas Anteil etwas geringer ausfällt. Das Hauptaugenmerk liegt auf einem Anschlag im Londoner St. Pancras Bahnhof, den Duncan aufklären muss. Es steckt viel mehr dahinter, wie man im ersten Moment ahnen könnte und die Story endet leider teilweise in einem Cliffhanger, so dass ich unbedingt wissen muss, wie es im nächsten Band weitergeht.

Ein toller Krimi, den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Charaktere sind absolut sympathisch und an Spannung mangelt es auch an keiner Stelle. Kann ich nur empfehlen!

Veröffentlicht am 23.12.2017

Die Reihe hat einen neuen Fan ...

Böses Spiel - Myron Bolitar ermittelt
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„Böses Spiel“ ist bereits Teil 6 von momentan insgesamt 11 Büchern und ich habe Myron, Esperanza, Big Cyndi und Win erst nun kennenlernen dürfen. Obwohl mir (noch) jegliche Vorkenntnisse fehlen, fand ich ...

„Böses Spiel“ ist bereits Teil 6 von momentan insgesamt 11 Büchern und ich habe Myron, Esperanza, Big Cyndi und Win erst nun kennenlernen dürfen. Obwohl mir (noch) jegliche Vorkenntnisse fehlen, fand ich die Protagonisten sofort sehr liebenswürdig und ausreichend charakterisiert, so dass man eine gute Vorstellung von allen hat.

Besonders toll fand ich an diesem Thriller, dass auch eine große Portion Humor in der Geschichte steckt. Hauptsächlich in den erfrischenden Dialogen zwischen Myron und seinem Freund Win kommt dies zum Tragen, man hat oft das Gefühl, man würde ein paar echt guten Kumpels beim Blödsinn quatschen zuhören.
Myron ist ein total sympathischer Kerl und wir haben sogar einiges gemeinsam, ich kann sein Verhalten immer sehr gut nachvollziehen. Sein Verhältnis zu seinen Eltern ist auch prima und er wirkt dadurch irgendwie noch realistischer, facettenreicher und lebendiger.
Win ist witzig, scheint auf den ersten Blick sehr skrupellos zu sein und ist einflussreich und wohlhabend. Er ist immer für Myron da und verfügt über nützliche Connections.

Zusammen lösen die beiden einen sehr verworrenen kniffligen Fall, bei dem ein berühmter Sportler getötet wurde und ausgerechnet Esperanza, die Geschäftspartnerin und Freundin von Myron, wird wegen Mordverdachts festgenommen.
Harlan Cobens Schreibstil ist einfach wundervoll, man ist immer mitten im Geschehen und kann richtig mitfiebern. Durchgehend fesselnd erzählt er uns eine Geschichte, die sehr vielschichtig und undurchsichtig ist. Erst auf den letzten Seiten kommt wirklich Licht ins Dunkel und das ganze Ausmaß wird sichtbar.

Spannend bis zur letzten Seite, toller Humor und sehr sympathische Charaktere – die Reihe hat einen neuen Fan!

Veröffentlicht am 21.12.2017

Fesselt und stimmt nachdenklich ...

Die Vergessenen
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Wer hinter dem Pseudonym „Ellen Sandberg“ steckt, dürfte sich schon herumgesprochen haben und umso mehr habe ich mich auf dieses besondere Buch gefreut.
Wenn man weiß, dass eine Geschichte dem Autor so ...

Wer hinter dem Pseudonym „Ellen Sandberg“ steckt, dürfte sich schon herumgesprochen haben und umso mehr habe ich mich auf dieses besondere Buch gefreut.
Wenn man weiß, dass eine Geschichte dem Autor so richtig am Herzen liegt, liest man die Seiten irgendwie mit noch mehr Begeisterung und fast schon etwas Ehrfurcht. Zumindest ging es mir mit diesem Roman so, was aber sicher auch den Themen geschuldet ist, die hier aufgegriffen werden: Kriegsverbrechen aus längst vergangener Zeit. Die Frage nach Schuld, Sühne, Rache und Bestrafung … Die Auswirkungen auf die Angehörigen der damaligen Opfer, die sogar noch in nachfolgenden Generationen ihren giftigen Stachel spüren lassen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht zunächst der geheimnisvolle Manolis Lefteris, der auf eine recht bewegte Vergangenheit zurückblicken kann. Obwohl er noch nicht alt ist, leidet auch er indirekt unter etwas, das vor sehr langer Zeit in den Wirren des Zweiten Weltkriegs geschehen ist. Er ist geprägt davon und es hat ihn zu dem Mann gemacht, der er heute ist: ein Problemlöser im Auftrag eines einflussreichen Gönners. Er nimmt spezielle Aufträge an, man könnte fast sagen, er ist so eine Art Geheimagent, zumindest kam mir dieser Vergleich beim Lesen oft in den Sinn. Mir ist Manolis sehr sympathisch und auch seine Familie habe ich schnell ins Leserherz geschlossen.

Die zweite Person, die wir bei einem lebensverändernden Abenteuer begleiten dürfen, ist die Journalistin Vera Mändler. Ihre Tante Kathrin hatte leider einen Schlaganfall und sie hat die Betreuung für die alte Dame übernommen. Dass sie dadurch in eine extrem brisante Angelegenheit verwickelt wird, ist ihr zunächst noch nicht klar.

In Rückblicken lernen wir die jüngere Kathrin kennen, die während des Krieges als Krankenschwester tätig war. Was sie dabei erlebt, wird sie nie mehr loslassen.

Irgendwann kreuzen sich die Wege von Manolis und Vera und gemeinsam kämpfen sie für Gerechtigkeit. Die Story liest sich wie ein waschechter Krimi und als dann auch noch Kommissar Dühnfort erwähnt wurde, musste ich doch etwas schmunzeln.
Durchgehend fesselnd erzählt die Autorin eine spannende und tiefgreifende Geschichte, die sich ganz nah an wahren Begebenheiten orientiert, was sie noch eindrücklicher und schrecklicher macht. Sie wirft auch Fragen auf nach Recht und Unrecht, ob man Gleiches mit Gleichem vergelten darf, was der richtige Weg ist, wenn es um solch unsagbare Gräueltaten geht. Das Thema geht unter die Haut, regt zum Nachdenken an und erweckt vielleicht auch in manchem Leser die Neugier nach der eigenen Familiengeschichte.
So langsam stirbt die Generation unserer Groß- oder Urgroßeltern aus, die noch Zeitzeugen der Kriegsereignisse waren. Viele haben sich lebenslang in Schweigen gehüllt, aber die Auswirkungen konnte man doch häufig spüren. Wird alles irgendwann wirklich vergessen sein, haben wir Menschen aus unseren Fehlern gelernt oder ist es wichtig, immer wieder daran zu erinnern?

„Die Vergessenen“ ist ein fesselnder, spannender Roman, der zu Herzen geht. Er regt zum Nachdenken an und auch nach dem Zuklappen des Buches ist zu spüren, dass das Thema nachklingt und einen nicht so schnell loslässt. Ich kann jedem nur empfehlen, es zu lesen!