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Veröffentlicht am 11.08.2022

Odyssee eines Buches

Die Buchhändlerin von Paris
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Im Jahr 1919 eröffnet die Amerikanerin Sylvia Beach im Herzen von Paris eine englischsprachige Buchhandlung. Shakespeare and Company. Unterstützung erhält sie dabei von Adrienne Monnier, ebenfalls Buchhändlerin ...

Im Jahr 1919 eröffnet die Amerikanerin Sylvia Beach im Herzen von Paris eine englischsprachige Buchhandlung. Shakespeare and Company. Unterstützung erhält sie dabei von Adrienne Monnier, ebenfalls Buchhändlerin und für Sylvia mehr als nur eine Freundin. In der liberalen Pariser Gesellschaft, ist die Beziehung der beiden Frauen ein offenes Geheimnis.
Zu Beginn habe ich mich etwas schwer getan, in das Buch hineinzufinden. Es wird kein großer Spannungsbogen aufgebaut und die Handlung plätschert eher so vor sich hin. Sehr interessant war es zu lesen, wie viele Autoren und Freunde der Literatur den Weg in Sylvias Buchhandlung gefunden haben. Shakespeare and Company, zunächst ein Treffpunkt für die englischsprachigen Autoren, wurde mehr und mehr zur Anlaufstelle für Neuankömmlinge in der Stadt. Es war ein Ort der Begegnung und des intellektuellen Austausches.
Dieser Roman beruht auf wahren Ereignissen und umfasst etwa 20 Lebensjahre der Sylvia Beach. Mir war nicht bewusst, dass James Jocye' Roman 'Ulysses' in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts so kontrovers diskutiert und in den USA sogar verboten wurde.
Als Sylvia sich dazu entschließt, dass Shakespeare and Company das umstrittene Werk verlegen soll, wird es interessant. Ab hier war ich richtig gefesselt von den Geschehnissen, in denen ganz besonders Sylvias Privatleben beleuchtet wird: Das Rauchen ist ihr großes Laster, die Gesundheit spielt nicht immer mit, das Verhältnis zu ihrer Familie leidet durch die große Entfernung und auch die Beziehung zu Adrienne ist nicht immer harmonisch. Auch wirtschaftliche und politische Veränderungen beeinflussen das Leben der Frau, die Vorreiterin in ihrer Branche ist und um Anerkennung in der von Männern dominiert Welt der Literatur und der Verlage kämpft.
Ein ruhiger, aber sehr unterhaltsamer Roman. Ganz besonders für all diejenigen, die Bücher lieben und die Freiheit der geschriebenen Worte zu schätzen wissen.

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Veröffentlicht am 18.06.2022

Schicksalhaft

In fünf Jahren
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New York, Dezember 2020: Die 28-jährige Anwältin Dannie Kohan glaubt an ein Leben nach Zahlen. Sie hat einen strengen Lebensplan, den sie konsequent verfolgt. Nichts scheint sie aus der Bahn werfen zu ...

New York, Dezember 2020: Die 28-jährige Anwältin Dannie Kohan glaubt an ein Leben nach Zahlen. Sie hat einen strengen Lebensplan, den sie konsequent verfolgt. Nichts scheint sie aus der Bahn werfen zu können. Als sie den ersehnten, und erwarteten, Heiratsantrag ihres Freundes David erhält, scheint alles perfekt. Doch in der darauffolgenden Nacht wacht sie nicht nur in einer fremden Wohnung auf, mit einem fremdem Mann an ihrer Seite und einem anderen Ring am Finger; es ist auf den Tag genau 5 Jahre später, im Jahr 2025. Am nächsten Morgen erwacht Dannie wieder in ihrem normalen Leben. Der Traum beschäftigt sie noch eine Zeit lang, wandert allerdings irgendwann in ihr Unterbewusstsein. Das ändert sich viereinhalb Jahre später schlagartig, als ihre beste Freundin und Seelenverwandte Bella ihren neuen Freund vorstellt: es ist der Mann aus Dannies Traum.
Die Geschichte von Dannie und vor allem ihr Traum, haben mich von Beginn an in ihren Bann gezogen. Natürlich wollte ich wissen wie sich das Leben der zielstrebigen jungen Anwältin entwickelt und ob ihr Traum wahr werden wird.
Obwohl der Roman in ich-Perspektive geschrieben ist, wurde ich nicht so richtig warm mit Dannie. Sie ist eine erfolgreiche Anwältin, deren Tag komplett strukturiert ist. Sie verbringt mehr Zeit im Büro als mit ihrem Verlobten und geht in der wenigen Freizeit in teuren Restaurants Essen oder bestellt Markenkleidung nach Hause. Geld scheint für sie keine Rolle zu spielen.
Ganz anders und unglaublich sympathisch ist hingegen Bella, ihre beste Freundin seit Kindertagen. Bella hat eine ganz andere Lebenseinstellung und geht mit einem offenen Herzen durch die Welt. Als Bella schwer erkrankt, erkennt Dannie, dass es um mehr geht als nur den perfekten Plan für's Leben. Mehr noch: sie erkennt, dass sich das Leben nicht planen lässt.
Erst zur zweiten Hälfte des Buches, nimmt die Handlung richtig an Fahrt auf und die Geschichte entfaltet sich. Es wird emotional, sehr berührend und traurig schön.
Ob Dannies Traum Wirklichkeit wird? Wer das herausfinden möchte, der muss dieses Buch lesen. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Liebe, Abschied und ganz viel Meer

Jeder Tag ein neues Wunder
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Wie sagt man so schön: Gegensätze ziehen sich an. So war es auch bei Simon und Anja. Kennen gelernt haben die beiden sich auf der Hochseeinsel Helgoland, dabei kann Simon kaum ein Schiff betreten, so schnell ...

Wie sagt man so schön: Gegensätze ziehen sich an. So war es auch bei Simon und Anja. Kennen gelernt haben die beiden sich auf der Hochseeinsel Helgoland, dabei kann Simon kaum ein Schiff betreten, so schnell wird er seekrank. Als angehende Meeresbiologin gibt es wiederum für Anja nichts schöneres als das Meer- bis die Liebe ins Spiel kommt. Für Simon bricht sie alle Brücken ab und zieht mit ihm ins Ruhrgebiet.
Nun, 50 Jahre später, ist Anja verstorben. Simon ist nicht mehr der Mann, der er einmal war. Inzwischen ist er nicht nur alt und gebrechlich sondern auch mürrisch und möchte am liebsten keine Hilfe annehmen. Das hält ihn aber nicht davon ab, sein Versprechen gegenüber Anja einzulösen: ihre Asche will er im Meer verstreuen- um sie nach Hause zu bringen. Mehr oder weniger freiwillige Unterstützung bei diesem Vorhaben, erhält er von seiner Haushaltshilfe Milena. Die Polin ist nicht nur ständig für Simon und seine Gesundheit da, mit ihrer resoluten Art wäscht sie dem Senior auch so manches Mal gehörig den Kopf.
Simon und Milena sind zwei Protagonisten, die, ohne zu viel zu verraten, beide eine positive Charakterentwicklung durchmachen. Dabei muss ich aber auch erwähnen, dass ich Simon als Person erst im Laufe der Handlung näher gekommen bin. Vor allem sein Verhalten in der Vergangenheit bezüglich Anja hat mir dies etwas schwer gemacht.
Der Autor hat es geschafft, mich mit seinem flüssigen und kurzweiligen Schreibstil in seinen Bann zu ziehen. Die Dialoge und Seiten fliegen nur so dahin. Ob die Handlung in dieser Form realistisch ist, möchte ich vorsichtig anzweifeln. Das tut der Moral des ganzen jedoch keinen Abbruch.
'Jeder Tag ein neues Wunder' ruft dazu auf, neuen Lebensmut zu fassen und sich auf neue Situationen und Chancen einzulassen.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Ein Sehnsuchts-Roman

Sommerzauber am Fjord
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Das wunderschöne Cover und der verträumte Titel versprechen nicht zu viel: mit 'Sommerzauber am Fjord', entführt uns Julie Larsen in die norwegische Stadt Trondheim. Genauer gesagt, in das Altstadtviertel ...

Das wunderschöne Cover und der verträumte Titel versprechen nicht zu viel: mit 'Sommerzauber am Fjord', entführt uns Julie Larsen in die norwegische Stadt Trondheim. Genauer gesagt, in das Altstadtviertel Bakklandet. Hier treffen Frida und Sander aufeinander. Beide haben einen Mietvertrag für denselben Laden unterschrieben. Obwohl die beiden unterschiedlicher nicht sein können und direkt bei ihrer ersten Begegnung in Streit geraten, müssen sie sich wohl oder übel miteinander arrangieren. Frida ist eine DIY-Künstlerin und als Influencerin aktiv, sie liebt ihren Rockabilly Kleidungsstil und begegnet jedem mit einem warmherzigen Lächeln auf den Lippen. Sander, promovierter Kunsthistoriker, handelt mit Antiquitäten und ist eher reserviert. Er mag es nicht laut oder schrill und dennoch schafft Frida es, ihn aus der Reserve zu locken.
Der Handlungsort Trondheim ist für mich definitiv ein Highlight dieses Romans. Ich habe die Stadt bereits besucht und beim Lesen sofort Fernweh bekommen. Den 'Laden der schillernden Schätze' konnte ich mir sehr gut vorstellen. Frida und Sander sind zwei Charaktere, die vielleicht etwas überspitzt in ihren Eigenschaften dargestellt sind, die aber auch beide auf ihre eigene Art sympathisch sind. Wie schnell sie sich näher kommen, trotz der anfänglichen Abneigung und Streiterein, war mir etwas zu schnell. Ebenso wie der weitere Verlauf der Handlung, beziehungsweise ihrer Beziehung.
Zum Schreibstil kann ich ausschließlich Positives berichten: schöne, flüssige Dialoge, die Seiten flogen nur so dahin und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.
Ein Wohlfühl- und Sehnsuchts-Roman! Wer Norwegen kennt und liebt, dem kann ich diesen Roman nur ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Kitty Talbot

Wie man sich einen Lord angelt
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England 1818: Nach dem Tod ihrer Eltern und der Auflösung ihrer seit zwei Jahren bestehenden Verlobung, ist Kitty Talbot, die Älteste von fünf Schwestern für die Familie verantwortlich. Doch wäre dies ...

England 1818: Nach dem Tod ihrer Eltern und der Auflösung ihrer seit zwei Jahren bestehenden Verlobung, ist Kitty Talbot, die Älteste von fünf Schwestern für die Familie verantwortlich. Doch wäre dies allein nicht schon schlimm genug, hat der Vater auch noch einen großen Berg Schulden hinterlassen. Um ihre eigene Zukunft, aber vor allem die ihrer Schwestern zu retten, macht Kitty sich gemeinsam mit ihrer Schwester Cecily auf nach London. Der Plan: einen reichen Mann finden und ihn ehelichen. Der Weg in die gehobene Gesellschaft ist jedoch alles andere als ein Spaziergang. Sich dann auch noch gekonnt auf dem Parkett der Schönen und Reichen zu bewegen, ein weiteres schwieriges Unterfangen. Mit ihrer selbstbewussten und zuweilen tapferen Art, gelingt es Kitty jedoch schnell sich die Aufmerksamkeit eines jungen Adligen zu sichern. Dessen älterer Bruder durchschaut Kitty allerdings schon beim ersten Aufeinandertreffen. Kitty ist fortan umso hartnäckiger, sie darf nicht scheitern und möchte ihr Ziel um jeden Preis erreichen. Mit einem hat sie jedoch nicht gerechnet: der Unvorhersehbarkeit der Liebe.
Das Buch sowie das Cover sind wunderschön gestaltet, die Frau auf dem Cover trifft perfekt meine Vorstellung von Kitty. Die junge Frau ist sehr zielstrebig, familienverbunden und hart mit sich selbst. Für das Wohl ihrer Schwestern würde sie ohne zu zögern einen reichen Mann heiraten, den sie nicht liebt.
Anfangs habe ich mich mit dieser Seite von Kitty etwas schwer getan. Sie ist zuweilen kalt, berechnend und unglaublich manipulativ. Aber sie verfolgt gute Absichten. Außerdem sind die Mitglieder der hohen Gesellschaft mit ihren Anforderungen an Heiratskanditaten- und Kandidatinnen moralisch auch nicht besser aufgestellt.
Nachdem ich in die Handlung hereingefunden habe, wollte ich nach jedem Kapitel wissen wie es weitergeht. Ich habe mit Kitty mitgefiebert und musste auch viel schmunzeln, wenn sie beispielsweise einen Mann höheren Standes die Meinung sagt und ihn damit öffentlich bloßstellt. Die gefühlt endlose Ballsaison, mit sich häufenden ähnlichen Szenen haben, manchmal leider für einen kleinen Spannungsabbruch gesorgt, aber das verzeihe ich gerne.
Mein Fazit: Ein sehr unterhaltsamer und lesenswerter Roman mit einer starken weiblichen Protagonistin.

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