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blauer_Regen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2018

Mord an der Cote D'Azur

Das Grab unter Zedern (Ein-Leon-Ritter-Krimi 4)
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Der Roman "Das Grab unter Zedern" stammt vom Autor Remy Eyssen, erscheint im Frühsommer 2018 im Ullstein Verlag und ist der 4. Band um den Rechtsmediziner Leon Ritter.
Diesmal wird ein Familienvater durch ...

Der Roman "Das Grab unter Zedern" stammt vom Autor Remy Eyssen, erscheint im Frühsommer 2018 im Ullstein Verlag und ist der 4. Band um den Rechtsmediziner Leon Ritter.
Diesmal wird ein Familienvater durch das Berufungsgericht freigesprochen und kehrt 5 Jahre nach dem Mord an seiner Tochter in seine Heimatstadt zurück. Dort glaubt keiner an dessen Unschuld, doch die Polizei beginnt von neuem mit der Suche nach dem Täter und reißt damit alte Wunden auf. Gleichzeitig gibt es in der Umgebung 3 weitere Todesfälle, die Dr. Ritter auf den Plan rufen. Und hier beginnt der Autor geschickt, ein undurchsitiges Netz aus alter Schuld, Lügen und Irrwegen rund um den ungeklärten Mordfall an der kleinen Amelie zu weben. Seine inoffiziellen Recherchen führen Ritter entlang der Cote d´ Azur, sodass wir Leser neben der Spannung des Krimis auch noch detailierte Landschaftsbeschreibungen genießen können.
Erzählt wird die Geschichte aus 3 verschiedenen Perspektiven, wobei der Blickwinkel des Rechtsmediziniers den Löwenanteil ausmacht.
Beide, Dr. Ritter und seine Lebensgefährtin, die ermittelnde Kommissarin Isabelle, sind authentische Protagonisten mit liebenswerten Marotten und für mich neben den malerischen Landschaftsbeschreibungen elementar für diesen Roman. Hinzu kommen Nebendarsteller wie Ritters egozentrischer neuer Kollege Bodin oder Isabelles knurriger Chef Zerna, welche der Konstellation die nötige Würze geben.
Der Spannungsbogen in diesem Roman zieht sich buchstäblich bis zur vorletzten Seite, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Als Hinweis an alle Leser daher: nicht die letzte Seite schon vorablesen! Clever gemacht vom Autor ist auch die Tatsache, dass man zwar schon Dank des Titels weiß, dass es 3 Vorgängerromane gibt. Allerdings verzichtet er fast komplett auf Andeutungen zu diesen. Wer also nach der Lektüre des vorliegenden Buches Feuer gefangen hat, kann die Reihe getrost von hinten aufrollen und bleibt trotzdem bis zum Schluss neugierig.
Von mir gibt es daher sehr gerne eine Leseempfehlung für Leon Ritters 4. Fall und ein herzliches Dankeschön an den Ullstein Verlag für die Überlassung des Rezensionsexemplares.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Ein tolles Buch!

Alles was glänzt
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Das Buch "Alles was glänzt" stammt aus der Feder von Marie Gamillscheg, erscheint im Frühjahr 2018 im Luchterhand Verlag und umfasst 221 Seiten.
Dieser ungewöhnlich geschriebene Roman spielt in den Bergen, ...

Das Buch "Alles was glänzt" stammt aus der Feder von Marie Gamillscheg, erscheint im Frühjahr 2018 im Luchterhand Verlag und umfasst 221 Seiten.
Dieser ungewöhnlich geschriebene Roman spielt in den Bergen, genauer in einer kleinen Gemeinde. Vormals wurde hier Bergbau betrieben und der Ort erblühte im wirtschaftlichen Aufschwung. Doch nun, da die Stollen verwaisen, erstirbt das Leben im Ort. Hinzu kommt, dass die Gemeinde von einer selbstgemachten Naturkatastrophe bedroht wird, denn der ausgehöhlte Berg droht zusammenzubrechen und das Dorf zu begraben. Einfühlsam beschreibt Gamillscheg an wenigen exemplarischen Bewohnern den Umgang mit der Bedrohung. Ihnen gegenüber stellt sie Merih, der einen Sommer oben bei den Bewohnern im Ort verbringt und dem drohenden Untergang etwas Positives entgegenstellen soll.
Wir haben es hier mit einem Roman zu tun, den man nicht mal ebenso schnell durchliest. Der Autorin ist es gelungen, die handelnden Charaktere sehr gut zu beschreiben und durch ihr Schicksal wird man regelrecht mitten ins Geschehen gezogen. Da zwischen den Protagonisten hin- und hergeswitcht wird, schwankt man von euporischem Tatendrangen über Fluchttendenzen bis hin zu totaler Ignoranz - für den Leser eine wahre Achterbahn der Gefühle.
Genießer stilistischer Mittel kommen in diesem Roman genauso auf ihre Kosten wie Freunde von sozialkritischer Literatur. Beides vereint die junge Autorin in ihrem Werk und bekommt daher von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.05.2018

Wichtiges Umweltthema aufgegriffen

Die Geschichte des Wassers
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Das Buch "Die Geschichte des Wassers" stammt von der norwegischen Autorin Maja Lunde, erscheint im Frühjahr 2018 und wird vom btb-Verlag herausgebracht.
Es ist nach "Die Geschichte der Bienen" schon der ...

Das Buch "Die Geschichte des Wassers" stammt von der norwegischen Autorin Maja Lunde, erscheint im Frühjahr 2018 und wird vom btb-Verlag herausgebracht.
Es ist nach "Die Geschichte der Bienen" schon der 2. Roman, in dem sich die Autorin einem aktuellen Umweltthema widmet. Dieses mal beschränkt sie sich darauf, zwei Handlungsstränge miteinander zu verweben. Zum einen ist da die in die Jahre gekommene Umweltaktivistin Signe, welche in der Gegenwart lebt und mit einer riskanten Aktion auf einen Missstand in ihrer alten Heimat aufmerksam machen möchte. Durch zahlreiche innere Monologe erfahren wir rückblickend ihre wichtigsten Lebensstationen und werden gezwungen, uns mit aktuellen Diskussionen auseinanderzusetzen. Der 2. Handlungsstrang spielt in der Zukunft und begleitet David mit seiner kleinen Tochter auf ihrer Flucht durch Frankreich und ihrem Leben in einem Flüchtlingscamp. Sie stehen stellvertretend für all jene Opfer, die die Umweltkatastrophen bewältigen müssen, für die unsere Generation die Grundlagen gelegt hat und noch immer legt.
Maja Lunde gelingt es dank ihrer enormen Erzählkraft die Welt der Protagonisten plastisch und greifbar darzustellen: auf der einen Seite die atemberaubende Landschaft der norwegischen Fjorde und zum anderen die erbarmungslose Einöde der sich ausbreitenden Wüste in Südeuropa. Daneben schildert sie genauso eindrücklich unseren gedankenlosen Umgang mit der Natur, ihre oft grundlose Zerstörung und die lebensbedrohlichen Konsequenzen, die sich für zukünftige Generationen daraus ergeben. Und all das schafft sie, indem sie uns einfach am Leben der Protagonisten teilhaben lässt. Hier werden also wieder geschickt umweltrelevante Themen mit bewegenden Schicksalen verwoben.
Einziger kleiner Kritikpunkt am Roman: im Part über Signe werden in einem Kapitel sehr viele Fachbegriffe des Segelns verwendet. Wer hier - wie ich - nicht bewandert ist, wird nicht umhinkommen, ein Lexikon zu bemühen, wodurch jedoch die Spannung des Kapitel leidet.
Für mich ist dieser Roman ein gelungener Nachfolger des Erstlingswerkes, auf den ich mich schon länger gefreut habe. Meine Erwartungen wurden voll erfüllt und daher bekommt das Buch eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.03.2018

Gelungener 1. Teil

Der Mond des Vergessens
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Das vorliegende Werk "Der Mond des Vergessens" stammt von dem amerikanischen Autor Brian Lee Durfee in einer Übersetzung von Andreas Heckmann, umfasst 869 Seiten und erscheint im Frühjahr 2018 im Klett-Cotta ...

Das vorliegende Werk "Der Mond des Vergessens" stammt von dem amerikanischen Autor Brian Lee Durfee in einer Übersetzung von Andreas Heckmann, umfasst 869 Seiten und erscheint im Frühjahr 2018 im Klett-Cotta Verlag.
Es ist der erste Band einer mehrteiligen Reihe. Er entführt seinen Leser in die Fantasiewelt der fünf Inseln. Diese werden von verschiedenen Lebewesen bewohnt, u.a. lernt man neben Menschen Zwerge, Oghule, Valle und das Meervolk kennen. Epochal hat sich der Autor am Mittelalter orientiert, denn es werden Tavernen, Segelschiffe, Ritter und ihre Streitrösser, höfisches Leben auf Burgen usw. beschrieben. Auf den fünf Insel tobt ein jahrelanger Krieg, der auch um die Vorherrschaft der richtigen Religion ausgetragen wird, denn aktuell herrschen 2 verschiedene Deutungen nebeneinander. Im Fantasyepos lernen wir verschiedene Hauptcharaktere kennen: den Waisenjungen Nail, die Prinzessinnen Jondralyn und Tala, den Ritter Gault, epp. Zwischen ihnen springt die Handlung hin und her. Wir erleben also den Fortlauf der Handlung aus wechselnden Perspektiven, was für mich deutlich zur Spannung beigetragen hat. Trotz dieses umfangreichen Wissen, welches man als Leser hat, nimmt der Verlauf der Geschichte immer wieder überraschende Wendungen, die all das Vorangestellte in ein ganz neues Licht tauchen.
Der Roman lebt ganz klar von seiner bildlichen Sprache. Leicht erschließt sich dem Leser diese neue Welt und ihre Bewohner in all ihren Facetten. Leider nutzt Durfee sie auch bei der Darstellung von Gewalttaten und dem Kriegsgeschehen und das war mir dann hier und da doch etwas zu viel des Guten.
Sehr gut gefällt mir auch der Anhang des Buches. Hier findet man eine Übersicht über die Geschichte der fünf Inseln, wichtige Infos zu handelnden Wesen und zu den verschiedenen Religionen, nebst einer sehr schön gestalteten Karte zur leichteren Orietierung.
Dieses Buch hat alles, was es für ein gutes Epos braucht: authentische Charaktere, verbitterte Machtkämpfe, Intrigen, Rache, Liebe und eine gehörige Portion Heldentum.
Leider hab ich nicht herausfinden können, wann der nächste Teil in Deutschland erscheint. In englischer Fassung soll er aber schon im Sommer diesen Jahres vorliegen. Ein bischen Geduld wird dem Leser also abgerungen.

Veröffentlicht am 12.02.2018

Geschichte ganz nah

Ein mögliches Leben
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Der Familienroman "Ein mögliches Leben" stammt von dem jungen Autoren Hannes Köhler, erscheint im Frühjahr 2018 beim Ullstein Verlag und umfasst 346 Seiten.
In ihm macht sich der hochbetagte Franz zusammen ...

Der Familienroman "Ein mögliches Leben" stammt von dem jungen Autoren Hannes Köhler, erscheint im Frühjahr 2018 beim Ullstein Verlag und umfasst 346 Seiten.
In ihm macht sich der hochbetagte Franz zusammen mit seinem Enkel Martin auf eine Reise in die Staaten. Hier besuchen sie gemeinsam ehemalige Strafgefangenenlager, in denen Franz nach seiner Festnahme 1944 in Frankreich durch die Amerikaner untergebracht war. Erzählt wird dieser Teil des Romans aus Sicht des Enkels, der seinen reservierten Großvater völlig neu kennenlernt und auch über sich selbst und sein Leben beginnt zu reflektieren. Unterbrochen wird die Handlung dann durch Erinnerungen des Großvaters an die Zeit in den Gefangenenlagern. Diese kommen nicht als Dialoge daher, sondern als Zeitsprünge zurück in die Jahre 1944/45. Aus der Sicht des jungen Franz bekommt der Leser nun einen schonungslosen Einblick in den Lageralltag, die vorherrschenden Hierarchien, den inneren Konflikt der Soldaten zwischen antrainierten Gehorsam, dem Realisieren von Schuld und dem Entdecken neuer Möglichkeiten. Ein weiterer Zeitsprung zurück in die Gegenwart führt uns nach Norddeutschland zu Barbara. Sie ist die Tochter von Franz, Mutter von Martin und steht somit für die 3. Generation im Roman. Zuerst nur verständnislose Zuschauerin des überraschenden USA-Besuches von greisem Vater und wankelmütigem Sohnemann, wird sie von Köhler jedoch gekonnt in die Abläufe integriert, stellt sozusagen das fehlende Bindeglied zum Verständnis des Romans dar.
Für mich ist der Roman schlüssig aufgebaut, die Zeitsprünge sind nicht zuletzt durch die wechselnden Erzählperspektiven gut nachzuvollziehen. Zudem sind die drei Hauptfiguren sympathische Zeitgenossen, die reflektiert durch´s Leben gehen und klar nachvollziehbare Standpunkte vertreten. Ganz am Ende des Buches wird dann noch ein deutlicher Bezug zum Titel "Ein mögliches Leben" hergestellt, den es für mich so nicht mehr gebraucht hätte, da er zwischen den Zeilen immer wieder anklingt.
Neben dem Plot, der ohne Frage schon reines Lesevergnügen verspricht, gefällt mir der Schreibstil des Autoren besonders gut. Er versteht es, mit Worten ganze Landschaften auferstehen zu lassen und kann ganz eindrücklich Atmosphären schaffen - positive wie negative. Und dies alles spickt er mit philosophischen Ansätzen, die unsere aktuelle gesellschaftliche Situation in ein deutliches Licht setzen und mich sehr nachdenklich zurücklassen.
Einziges Rätsel des Buches bleibt für mich das um 90° gedrehte Cover. Daher erspare ich mir hier etwaige Spekulationen dazu.
Diesen Roman kann ich guten Gewissens all den Lesern ans Herz legen, die bereit sind, sich mit einem unschönen Teil deutscher Geschichte auseinanderzusetzen und dies nicht mit einem verstaubten Lehrbuch tun wollen, sondern unterhaltsam aufgearbeitet in einer gut recherchierten Familiengeschichte. Wer sich dann noch für den Einsatz diverser stilistischer Sprachmittel im Text begeistern kann, dem wird dieses Buch ein Vergnügen sein. Vielen Dank an den Ullstein Verlag, dass ich es lesen und rezensieren durfte.