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blauer_Regen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2018

Vielversprechender Plot

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
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Der Roman "Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand" stammt aus der Feder von Glenn Dixon und wurde von Lars Bauer aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
Wir begegnen in diesen autobiographischen ...

Der Roman "Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand" stammt aus der Feder von Glenn Dixon und wurde von Lars Bauer aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
Wir begegnen in diesen autobiographischen Werk einen Mann in den besten Jahren, der an einer kanadischen Schule Shakespeare unterrichtet. Gemeinsam mit seinen Schülern nimmt er das Werk "Romeo und Julia" unter die Lupe und schafft es dank seiner leidenschaftlichen und empathischen Art, den Inhalt des nicht immer leicht zu verstehenden Werkes zu vermitteln. Neben diesem Handlungsstrang verläuft ein zweiter, der die Hauptfigur nach Verona reisen lässt. Hier beginnt unser Lehrer seine Tätigkeit als "Julias Sekretär" in Verona, lernt Stadt, Land und Leute kennen und transportiert ganz nebenbei unzählige Infos zur Entstehung von Spakespeares Meisterwerk.
Als Literaturfan kommt man hier voll auf seine Kosten: quasi im Vorbeigehen bekommt man während des Lesens ein "Literaturseminar" mit viel Hintergrundwissen gespickt mit zahlreichen Betrachtungsweisen der Liebe. Was mir persönlich jedoch fehlt, sind die Emotionen. Diese bleiben bei der teils nüchternen Schreibweise für meinen Geschmack leider öfters auf der Strecke und mir gelang es nicht, eine Bindung zur Hauptfigur aufzubauen. Aber vielleicht hatte ich durch den eingangs beschriebenen Plot auch zu hohe Erwartungen.
Trotzdem ein lesenswertes Buch mit einer sympathischen Hauptfigur!

Veröffentlicht am 15.01.2018

Sehr persönliches Buch

Fa(t)shionista
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Das Buch "Fa(t)shionista: Rund und glücklich durchs Leben" stammt von der bekannten Aktivistin und Bloggerin Magda Albrecht und erschien im Januar 2018 im Ullstein Verlag.
Albrecht selber beschreibt es ...

Das Buch "Fa(t)shionista: Rund und glücklich durchs Leben" stammt von der bekannten Aktivistin und Bloggerin Magda Albrecht und erschien im Januar 2018 im Ullstein Verlag.
Albrecht selber beschreibt es als ein wichtiges Buch nicht nur für Frauen mit zu vielen Kilos auf den Rippen. Ob ich es so betiteln würde, weiß ich nicht. Mit Sicherheit aber kann ich sagen, dass es für mich ein spannendes Buch war. Es eröffnete mir eine ganz neue Sicht auf die täglichen Diskriminierungen, denen Menschen mit Übergewicht ausgesetzt sind und wie selbstverständlich diese den Weg in unsere Kommunikations- und Denkschemata gefunden haben.
Wie hat die Autorin dies geschafft? Zum einen durch eine schonungslose Offenheit. Sie lässt ihr bisheriges Leben Revue passieren und beschreibt detailliert Begegnungen, die sie ertragen musste. Dabei nimmt Albrecht kein Blatt vor den Mund und hält der Gesellschaft gekonnt den Spiegel vor. Zum anderen räumt sie auf mit gängigem Halbwissen über Ursachen und Folgen von zu viel Gewicht, gibt einen kurzen Abriss über die Entstehung von Schönheitsidealen und deren Auswirkungen. Hierbei bezieht sie sich auf zahlreiche Untersuchungen, etc.. Wer Zeit und Muse hat, sich noch eingehender mit dem Thema zu beschäftigen, findet am Schluss des Buches Unmengen an weiterführender Literatur und Verweise auf passende Internetseiten.
Wenn ich dem Buch einen Titel vermachen sollte, dann wäre es dieser: leider notwendig! Eigentlich leben wir ja in einer toleranten Gesellschaft, die auf einer freiheitlichen Grundordnung fußt und doch zeigt dieses Buch auf jeder Zeit, dass da bei genauerem Hinsehen noch viel Luft nach oben ist. Es ist absolut bemerkenswert, mit wie viel Haltung die Autorin uns die Autorin an ihren Erfahrungen teilhaben lässt und ein Thema auf den Tisch bringt, dass gerne unter den Teppich gekehrt wird oder komplett negiert. Für mich ein notwendiger Denkanstoß über gesellschaftliche Normen und Werte, der in einer unfassbar sympathischen Sprache formuliert ist. Daher gibt es von mir eine unbedingte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.12.2017

Unglaubliche Recherchearbeit

Der Serienkiller, der keiner war
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"Der Serienkiller, der keiner war und die Psychotherapeuten, die ihn schufen" ist ein Buch von Dan Josefsson und erschien 2017 im btb - Verlag. Es zählt zu den Sachbüchern. Inhalt ist die Aufarbeitung ...

"Der Serienkiller, der keiner war und die Psychotherapeuten, die ihn schufen" ist ein Buch von Dan Josefsson und erschien 2017 im btb - Verlag. Es zählt zu den Sachbüchern. Inhalt ist die Aufarbeitung eines der größten Justizskandale Schwedens. Hier wurde der Drogenabhängige Sture Bergwall des mehrfachen Mordes für schuldig gesprochen, nachdem er diese und weitere Morde gestanden hatte. Wie sich viel zu spät herausstellte, hatte er keinen dieser Morde begangen. Das Buch macht sich zur Aufgabe herauszustellen, wie es durch den Einfluss von Psychotherapeuten passieren konnte, das Erinnerungsvermögen von Sture so zu manipulieren und wie Nachlässigkeit der Justiz zu Verurteilungen führte.
In den unterschiedlichen Kapiteln beleuchtet der Autor ausführlich das Leben und Wirken der beteiligten Personen, wobei sein Fokus ganz klar auf Sture, der Supervisorin Margit Norell und deren Wechselwirkung liegt. Ganz nebenbei erhält der Leser einen umfangreichen Abriss der Weiterentwicklung der Freudschen Psychoanalyse in Schweden.
Das Buch ist unglaublich gut und ausführlich recherchiert. Es gibt zahlreiche Querverweise auf weiterführende Literatur, fallrelevante Dokumente und Bildmaterial. Dazu kommen viele Zitate aus Zeugeninterviews, die Josefsson selber durchgeführt hat. Natürlich ist das Buch nicht spannend im Sinne einer klassischen Tätersuche, aber sehr aufschlussreich in der Ursachenforschung zu solch einem Justizirrtum.
Josefssons Buch ist geprägt durch einen sehr lockeren Erzählstil und trotzdem wurde es mir auf die Dauer doch etwas langatmig ob der vielen Details. Das Lesen des Buches setzt keine besonderen Kenntnisse therapeutischer Behandlungsansätze voraus. Ohne diese wird es aber hier und da noch zähflüssiger.
Das Cover ist ansprechend gestaltet. Das schwarz-weiß Negativ ist eine gekonnte Überleitung zum Beginn des Buches. Die erhabenen Buchstaben der Überschrift sorgen für eine gute Haptik.
Für war dieses Buch eine wirkliche Herausforderung und trotzdem glaube ich, dass Fans echter Kriminalarbeit hier ihre wahre Freude beim Lesen haben werden.

Veröffentlicht am 17.11.2017

Spionage und Gegenspionage

Das Vermächtnis der Spione
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Der Roman "Das Vermächtnis der Spione" stammt aus der Feder des bekannten Autoren John le Carré und erschien im Herbst 2017 im Ullstein-Verlag. Er ist der dritte Band einer Reihe von Spionageromanen und ...

Der Roman "Das Vermächtnis der Spione" stammt aus der Feder des bekannten Autoren John le Carré und erschien im Herbst 2017 im Ullstein-Verlag. Er ist der dritte Band einer Reihe von Spionageromanen und bildet damit ihren Abschluss.
Protagonist ist Peter, welcher als junger Mann eine Zeit lang für den britischen Geheimdienst arbeitet, danach jahrzehntelang unbehelligt in der Bretagne lebt und nun vom Geheimdienst zurück nach London beordert wird. Hier soll er Licht in das Dunkel der längst beendeten Geheimoperation "Mayflower" bringen und seine eigenen Verstrickungen darin erklären. Gemeinsam mit Peter lässt uns Carré alte Akten wälzen, aus der Retroperspektive heraus die Operation erneut durchleben und ihre fatalen Auswirkungen auf die Gegenwart erfahren. Der Roman kombiniert geschickt das gegenwärtige Leben des Agenten mit Zeitsprüngen zurück in die Tage des Kalten Krieges. Er gewährt interessante Einblicke in das Leben und Wirken von Spionen und ihren Widersacherm. Er zeigt darüber hinaus aber auch ganz menschliche Seiten der Agenten und deren innere Auseinandersetzung mit ihrer Tätigkeit.
Die Handlung ist schlüssig aufgebaut und hält einige unerwartete Wendungen für uns Leser bereit. Wer allerdings einen nervenaufreibenden Krimi erwartet, sollte lieber zu einem anderen Buch greifen. Dieser klug geschriebene Roman besticht eher durch die Innenansicht der dargestellten Hauptfigur und die leisen Zwischentöne. Der Plot ist zudem auch für Leser verständlich, die die ersten zwei Teile der Reihe noch nicht gelesen haben, da alle handelnden Figuren hinreichend vorgestellt werden.
Schon nach kurzer Zeit wird auch klar, dass eine der wichtigen Nebenfiguren mit Decknamen "Tulip" durch das Buchcover bereits wortwörtlich in den Focus gerückt wurde.
Für mich ein charmat geschriebenes Buch zum Thema Spionage und Gegenspionage und daher eine klare Leseempfehlung. Mein Dank gilt dem Ullstein-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Düstere Zukunftsprognose

Leere Herzen
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Der postmoderne Roman "Leere Herzen" von Juli Zeh erschien im Herbst 2017 im Luchterhand Literaturverlag und umfasst 348 Seiten.
Die Autorin beschreibt eine düstere Zukunftsversion von Deutschland, indem ...

Der postmoderne Roman "Leere Herzen" von Juli Zeh erschien im Herbst 2017 im Luchterhand Literaturverlag und umfasst 348 Seiten.
Die Autorin beschreibt eine düstere Zukunftsversion von Deutschland, indem sie den Leser ein paar Wochen am Leben von Britta teilhaben lässt. Diese laut eigenen Aussagen desillusionierte junge Frau unterhält im praktischen Eigenheim lebend eine kleine Familie und betreibt oberflächlich betrachtet mit ihrem Geschäftspartner Babak eine Praxis für Psychotherapie. Genauer betrachtet geht ihre Geschäftsidee jedoch weit über ein normales Beratungssetting hinaus, was die beiden in existenzielle Bedrängnis bringt. Der Konflikt eskaliert und Britta muss gemeinsam mit Babak abtauchen. Nur durch einen fulminanten Schachzug gelingt es ihnen, dem Geschehen noch eine entscheidende Wendung zu geben.
Mir persönlich hat der Roman sehr gut gefallen. Durch die Wahl der auktorialen Erzählperspektive kann der Leser tiefe Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin erhalten, bekommt aber auch zu den Ereignissen nur häppchenweise weitere Infos, die wirklich mitfiebern lassen. Zudem waren sie für mich Zugang zu einer unglaublich bedrückenden Zukunftsvision unseres Landes und den darin vorherrschenden Verhältnissen. Daher gehe ich davon aus, dass der Roman als eine Warnung zu verstehen ist. Es ist der Autorin sehr gut gelungen, den handelnden Personenkreis auf ein Minimum zu reduzieren, die Darsteller dafür aber umso detaillierter zu skizzieren. Hierzu nutzt sie einige Rückblenden. Zahlreiche innere Monologe erlauben die Teilnahme an Brittas Gedankengängen, ohne dass die Handlung dadurch an Spannung verlieren würde.
Der Titel wird gleich auf den ersten Seiten des Romans in Beziehung zum Bch gesetzt und zieht sich dann wie ein roter Faden durch das Geschehen. Auch die minimalistische Gestaltung des Covers wird nach wenigen Seiten verständlich und als Thema ganz am Ende noch einmal aufgegriffen.
Empfehlen kann ich diesen Roman all denen, die gerne einen Blick in die Zukunft wagen und bereit sind, sich mit gesellschaftlichen Problemen auseinanderzusetzen. Ein herzlicher Dank geht an den Luchterhand Literaturverlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.