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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2022

Man kommt Hannah Arendts Denken zwar näher, aber das Buch fesselt nicht und es mangelt an benötigten Informationen und authentischen Dialogen.

Was wir scheinen
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Im Roman begleitet man die Philosophin Hannah Arendt auf ihrer letzten Reise 1975 von New York in die Schweiz. Dabei wird ihr Alltag beschrieben und in Rückblicken erfährt man von ihren zurückliegenden ...

Im Roman begleitet man die Philosophin Hannah Arendt auf ihrer letzten Reise 1975 von New York in die Schweiz. Dabei wird ihr Alltag beschrieben und in Rückblicken erfährt man von ihren zurückliegenden Reisen, ihrem Werdegang und ihren Beziehungen.

Durch das Buch hat man das Gefühl, Hannah Arendt wirklich kennenzulernen: In Dialogen fallen Zitate, die man ihr zuordnet oder man entdeckt charakteristische Eigenschaften, die man auch schon aus Interviews kennt. Sehr gefallen haben mir die eingestreuten Gedichtfragmente! All das macht sie menschlicher. Der anfänglichen Bewunderung gesellt sich jetzt auch Verständnis gegenüber Arendt hinzu.

Gleichzeitig kommen Zweifel und Verwirrungen hinzu: Hätte diese Szene wirklich so stattfinden können? Ist das wirklich eine Anekdote aus ihrem Leben oder ist sie erfunden? Die Vermischung von Realität und Fiktion ermöglicht zwar diesen biografischen Roman, aber sie hat zumindest mich während des Lesens immer wieder kurz innehalten lassen, weil ich mich nicht wie sonst in Romanen einfach fallen lassen konnte.

Ich bringe ein wenig Grundwissen über Arendt mit. Einerseits aus dem Film von Margarethe von Trotta, aber auch im Bereich der politischen Philosophie. Was mich also am meisten an diesem Buch fasziniert hat, war die Herleitung ihres Denkens zu lesen, ihre Gedankengänge nachzuvollziehen. Der von ihr geprägte Begriff «Banalität des Bösen» im Zusammenhang mit dem Eichmannprozess sind spannend und nachvollziehbar beschrieben. Trotzdem sind viele Namen und Begriffe gefallen, die ich nicht zuordnen konnte. Dass viele ihrer Freunde lange auch mit Spitznamen genannt wurden, machte es nicht einfacher. Darauf folgte dann immer eine fünfminütige Recherche, die mich aus dem Lesefluss riss (und mich mit der Zeit nervte).

Zwischen diesen interessanten Schilderungen und Gedanken muss man sich durch viel zu lange Kapitel schlagen, unzählige Hotelangestellte und Kellner kennenlernen, die wirklich nicht wichtig sind und – zu meinem Entsetzen – belanglose, nicht enden wollende Dialoge lesen. Vor allem wirkten diese Dialoge so, als hätte Keller diesen unbedingt mit langen Ausführungen mehr Bedeutung verleihen wollen, was nicht geklappt hat.

Die Schilderungen des Eichmannprozesses gefielen mir wirklich gut. Zu Beginn war es auch das, was mich durch das Buch gezogen hat. Doch nach der Hälfte ist dieser vorbei und ich musste mich zum Weiterlesen zwingen. Die langen Kapitel halfen dabei nicht.

Dementsprechend kann ich auch nicht von Spannung sprechen. Denn dieses Buch ist in erster Linie immer noch ein Roman (steht zumindest auf dem Cover). Aber er scheint nicht Spannung aufbauen oder zumindest irgendwie mit den Leser:innen spielen zu wollen. Und im Leben von Arendt gibt es einiges, was einen als Leser:in hätte für einen Moment fesseln können. Stattdessen ist es eine simple Aneinanderreihung von Szenen, von denen der grösste Teil nicht mal relevant für das weitere Geschehen des Buches ist.

Somit lässt sich für mich auch nicht die Zielgruppe dieses Romans bestimmen. Für Philosophieinteressierte, die sich schon mit Hannah Arendt beschäftigt haben, wird wenig Neues dabei rausspringen. Leute, die Hannah Arendt nicht kennen, werden das Buch nur mit zeitgleicher Recherche beenden und verstehen können. An wen ist dieser Roman gerichtet?

Trotzdem hat mich das Buch dazu angeregt, mehr über die Ansichten und Theorien der bedeutenden Denkerin Hannah Arendt lernen zu wollen.

Fazit
Der Autorin ist es gelungen, Hannah Arendt nahbar und authentisch darzustellen. Trotzdem kommen während des Lesens Zweifel auf, ob diese Szene wirklich so hätte stattfinden können. Weiter muss man sich in langen Kapiteln mit (leider) belanglosen Dialogen herumschlagen. Und obwohl es ein Roman ist, kommt leider nie wirklich Spannung auf. Sehr gefallen hat mir die Schilderung des Eichmannprozesses und wie sich Arendts Denken daraus entwickelte.

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Veröffentlicht am 05.03.2022

Anregende philosophisch-satirische Kritik

Candide
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Candide wird unvorbereitet in die weite Welt geworfen. Auf sich allein gestellt, erkundet er die Welt, die nach seinem Lehrer Panglos, die beste aller Welten ist, und in der es keine Ursache ohne Wirkung ...

Candide wird unvorbereitet in die weite Welt geworfen. Auf sich allein gestellt, erkundet er die Welt, die nach seinem Lehrer Panglos, die beste aller Welten ist, und in der es keine Ursache ohne Wirkung gibt.

Zusammen mit Candide begegnet man in diesem Buch vielen grauenvollen Taten: Vergewaltigung, Krieg, Missbrauch, Mord. Man wird mit vielem konfrontiert, das einem zu denken gibt. Ist dies wirklich die beste aller Welten?

Es wird nie wirklich ins Detail gegangen, die Erzählungen sind sehr oberflächlich, was es mir manchmal etwas schwierig gemacht hat, dem Handlungsverlauf auch wirklich zu folgen. Aber diese oberflächliche Schilderung mit diesem satirischen Ton, macht, dass man zu hinterfragen beginnt, aus welcher Ursache diese Wirkung entstanden ist. Und das gibt auch Candide zu denken, denn ihn plagen Zweifel, ob die Welt wirklich so schön ist, wie er immer gedacht hat.

Die Handlung spielt sich vor allem zum Ende hin sehr rasant ab; ich wusste manchmal nicht mehr, wo oben und unten war, was jetzt gerade passierte – und vor allem wieso das jetzt passierte. Aber auch das hat einen gewissen Reiz, den man erlebt Abenteuer, die man nie erwartet hätte und hört Geschichten, die man ansonsten nie hören würde.

Ich verstehe die Kritik, die Voltaire mit dieser Geschichte im 18. Jahrhundert übt: Dass die Welt grausam sein kann, dass es nicht nur Gutes geben kann. Und Candides blinder Optimismus, der in so einer Welt Fehl am Platz scheint, regt zum Nachdenken an.

Aber leider machte mir das Lesen keine Freude, was vor allem an der Sprache und Erzählweise lag, obwohl ich die Denkansätze, die das Buch liefert, sehr interessant finde.

Fazit
Eine Kritik an die Missstände im 18. Jahrhundert, die satirisch behandelt werden und einen zum Nachdenken anregen. Die Geschichteliefert interessante Denkansätze und zwingt einen, sich mit grauenvollen Taten auseinanderzusetzen und sich zu fragen, weshalb das alles passiert.

Leider fand ich es sehr anstrengend zu lesen und konnte teils der Handlung nicht wirklich folgen.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Interessantes Setting – doch leider konnte die Geschichte weder mit den Charakteren noch mit Spannung überzeugen

Das Chalet
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Inmitten von Schnee in den französischen Alpen, mieten die Mitarbeiter eines Social-Media-Start-ups ein Chalet, um über die zukünftigen Pläne der Firma zu sprechen. Doch es ergeben sich schnell zwei Gruppen, ...

Inmitten von Schnee in den französischen Alpen, mieten die Mitarbeiter eines Social-Media-Start-ups ein Chalet, um über die zukünftigen Pläne der Firma zu sprechen. Doch es ergeben sich schnell zwei Gruppen, die nicht auf eine gemeinsame Lösung kommen. Und plötzlich beginnt einer nach dem anderen zu verschwinden …

Meine Meinung
Spannend an diesem Buch ist, dass es aus zwei Perspektiven geschrieben ist: Einmal aus Erins Sicht, die die Gäste im Chalet versorgt und einmal aus Liz’ Sicht, eine Miteigentümerin der Firma. Zwar hat das zu Beginn ein wenig Verwirrung bei mir ausgelöst, weil es unter anderem auch einige Angestellte sind, die in das Chalet reisen – somit sind es auch viele Namen, die ich mir merken musste.

Was diese Geschichte auszeichnet, ist das Setting. Ich kann mir dieses Chalet hoch oben in den verschneiten Bergen so gut vorstellen und hatte auch die Räumlichkeiten während des Lesens immer vor Augen.

Auch lässt sich das Buch unheimlich flüssig lesen – man fliegt durch die Seiten. Jedoch ist das sowohl ein Lob- als auch Kritikpunkt, da die Sprache meiner Meinung nach zu einfach gehalten ist. Die Sätze sind sehr einfach und es bieten sich nicht wirklich viele Variationen an.

Die meisten Charaktere in der Geschichte waren mit unsympathisch, was so weit vollkommen in Ordnung ist. Jedoch benehmen sie sich manchmal etwas unnatürlich. Es gibt einige Szenen im Buch, bei denen ich kurz stutzen musste, da aus einer Mücke ein Elefant gemacht wurde, wo es definitiv nicht nötig war. Viele Konversationen und auch einige Handlugen wirken künstlich, um so Konflikte zwischen den Charakteren entstehen zu lassen. Schade.

Trotzdem herrscht eine gewisse Grundspannung. Ich wollte immer weiterblättern, wollte immer mehr herausfinden und vor allem wollte ich erfahren, wer hinter den Morden steckt. Im letzten Drittel steigt die Spannung stark an, bevor sie einen Dämpfer abbekommt, weil die Auflösung zu früh kommt.

Das Ende hat mich sehr enttäuscht. Nicht nur, weil es wirklich vorhersehbar war, sondern auch, weil es unnötig in die Länge gezogen wurde. Mir fehlte ganz einfach der Thrill in dieser Geschichte.

Fazit
Obwohl mir die Atmosphäre im Buch sehr gefallen hat und es sich auch recht flüssig lesen liess, konnten mich die Charaktere und der weitere Handlungsverlauf leider nicht überzeugen. Die Sprache war sehr einfach gehalten und vor allem gegen Ende fehlte mir der versprochene Thrill.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Widersprüchliche Handlung und fragwürdige Protagonisten

Like Snow We Fall
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Paisley, die begabte Eiskunstläuferin, kommt in der Winterwunderlandschaft Aspen an. Sie flieht vor ihrem alten Leben und nimmt einen Platz an der iSkate an und kommt ihrem Traum Olympia näher. Doch dann ...

Paisley, die begabte Eiskunstläuferin, kommt in der Winterwunderlandschaft Aspen an. Sie flieht vor ihrem alten Leben und nimmt einen Platz an der iSkate an und kommt ihrem Traum Olympia näher. Doch dann trifft sie auf den Snowboarder Knox, der von allen gefeiert wird. Sie hat keine Zeit für Ablenkung und darf sich nicht auf ihn einlassen. Aber als sie eine andere Seite von ihm kennenlernt, kann sie der Anziehungskraft nicht mehr entgegenwirken.

Meine Meinung
Ich war regelrecht begeistert vom Klappentext! Ein Buch, in dem es um Eislaufen und Snowboarden geht? Ich musste es einfach lesen!

Jedoch wurde ich gleich auf den ersten paar Seiten auf den Boden der Realität zurückkatapultiert. Ich weiss nicht, ob ich langsam einfach zu alt werde für solche Bücher oder ob mir die sich immer wiederholenden Klischees mehr ins Auge springen. Aber als unsere 21-jährige Protagonistin Paisley im ersten Kapitel völlig unvorbereitet in Aspen ankommt und ihr alle natürlich bei der Wohnungssuche helfen, ihr gratis Frühstück servieren und sie vor dem berühmten Snowboarder Knox mit den Worten «Halt dich fern von ihm» warnen, war ich kurz davor, das Buch wieder zuzuklappen. Als sie und Knox dann das erste Mal aufeinandertreffen und sie ihm natürlich als erste Frau in seinem Leben die Stirn bietet und er aufgrund dessen Interesse an ihr zeigt, wollte ich nicht mehr weiter lesen.

Aber ich tat es. Weil der Schreibstil so schön war, diese winterliche Atmosphäre mich einnehmen konnte und ich mehr über die Protagonisten erfahren wollte. Ich flog durch die Seiten, weil sich die Geschichte so flüssig und leicht lesen liess. Trotzdem stolperte ich über die ein oder andere klischeebehaftete Metapher. Nicht nur in den Köpfen der Protagonisten, sondern auch in Dialogen, die dann einfach nicht mehr realitätsgetreu wirken. Und es gibt auch viele Wortwiederholungen, die mich mit der Zeit störten.

Paisley ist meiner Meinung nach eine sehr widersprüchliche Protagonistin. Sobald die Sicht zu Knox wechselt, tut sie Dinge, die ich ihr nie zugetraut hätte und die aus meiner Sicht nur dazu dienen, um Konflikte entstehen zu lassen. Es gibt viele Konflikte in diesem Buch, die für mich etwas aus der Luft gegriffen wirken.

Auch die Kapitel aus Paisleys Sicht befinde ich teils als problematisch … Beispielsweise macht sie sich über Frauen, die sich schminken lustig, und steckt sie gleich in Schubladen. Tatsächlich wird sie im Verlauf des Buches sogar auf ihr Schubladendenken angesprochen, aber eine Charakterentwicklung in diesem Bereich wird nicht ersichtlich … Nichtsdestotrotz hat mich Paisleys Vergangenheit getroffen und ich fühlte mit ihr mit.

Im Gegensatz zu Paisley ist bei Knox eine 180 Grad Wendung zu beobachten, die viel zu schnell passiert. Trotzdem finde ich seine Entwicklung nicht unrealistisch, sondern konnte auch seine Probleme gut nachvollziehen.

Aber leider, LEIDER! Die Thematik, die dieses Buch behandelt kommt nicht wirklich zur Geltung. Da ich nicht spoilern möchte, werde ich nicht weiter darauf eingehen, aber dieses sehr wichtige Thema kommt viel zu kurz und wird meiner Meinung nach viel zu schnell abgehandelt. Sehr schade!

Es wäre eine Lüge zu behaupten, ich sei nicht unterhalten worden. Und es wäre eine Lüge zu behaupten, dass keine Spannung aufgekommen sei. Aber leider nicht so sehr, wie möglich gewesen wäre. In dieser Geschichte steckt viel Potenzial, das nicht ganz ausgeschöpft wurde.

Ich freue mich trotzdem auf den zweiten Teil mit Aria, da ich denke, dass sich in dieser Geschichte noch Vieles verbirgt, das interessant werden könnte!

Fazit
Obwohl mir der Schreibstil sehr gefallen hat, konnte mich das Buch nicht überzeugen. Ich stolperte über viele klischeebehaftete Metaphern und Handlungsweisen der Protagonisten, die für mich sehr realitätsfern wirkten. Auch die äusserst wichtige Thematik kommt zu kurz in der Geschichte.

Ich sehe viel Potenzial in diesem Buch, das leider nicht ganz ausgeschöpft wurde.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Zu viele Gefühle und zu wenig Realität

All Your Kisses
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Nach zwei Jahren kehrt Rune wieder nach Georgia zurück. Nach zwei Jahren Funkstille trifft er wieder auf Poppy, die ihn seit seinem Umzug ignoriert hat. Doch ihm wird schnell bewusst, dass in diesen zwei ...

Nach zwei Jahren kehrt Rune wieder nach Georgia zurück. Nach zwei Jahren Funkstille trifft er wieder auf Poppy, die ihn seit seinem Umzug ignoriert hat. Doch ihm wird schnell bewusst, dass in diesen zwei Jahren viel passiert ist. So viel, dass der grösste Schmerz ihnen erst noch bevorsteht.

Meine Meinung
Nachdem mir das Buch «A wish for us» sehr gut gefallen hat, wollte ich unbedingt ein weiteres Buch der Autorin lesen.

Zuerst war ich sehr überrascht, wie jung die Charaktere waren! Dieses Buch ist also ein YA-Roman und nicht ein NA-Roman. Jedoch konnte mich die Geschichte trotzdem von der ersten Seite an packen. Denn zuerst lernen wir Poppy und Rune im Kindesalter kennen, erfahren, wie ihre Freundschaft entsteht und was sich später daraus entwickelt.

Mich fasziniert vor allem der Schreibstil der Autorin. Die Sätze wirken nicht einfach wie Sätze, sondern wie eine verbundene Melodie, die ich in mich einsauge. Obwohl der Schreibstil mir wirklich gefällt, hat es mir manchmal doch an Beschreibungen gefehlt, die im vorherigen Buch vorhanden waren. Mir fehlten Ausführungen zu den Aktivitäten, die die Protagonisten verübten. Beispielsweise ist Runes grösste Leidenschaft das Fotografieren. Ich habe nie gelesen, wie er die Einstellungsgrösse verändert, die Kamera den Lichtverhältnissen entsprechend anpasst oder was jetzt genau bei der Entwicklung eines Bilds passiert. Diese ausgelassenen Informationen bewirken, dass ich den Draht zur Fotografie mittels Rune nicht herstellen kann und somit auch nicht verstehe, weshalb er so fasziniert von diesem Hobby ist.

Daher komme ich auch zum Schluss, dass die Beschreibungen der Gefühle der Charaktere zu sehr im Fokus stehen. Sie werden zwar sehr schön und mit vielen Metaphern und Allegorien erläutert, aber irgendwann wird es einfach zu viel. Poppy verrennt sich beispielsweise mehrmals in ihren Gedankengängen, in denen sie Rune als Finsternis und sich selbst als das Licht, das ihm zur Hilfe eilen wird, wahrnimmt– und irgendwann habe ich nach diesen klischeehaften Vergleichen nur noch gedanklich die Augen verdrehen können.

Trotzdem sind Poppy und Rune sehr vielschichtige Charaktere mit einer Tiefgründigkeit, die mich grösstenteils erreichen und berühren konnte. Als Leserin fühlte ich mich den Protagonisten sehr nahe. Ich finde einfach, dass ihre Handlungen nicht ganz ihrem Alter entsprechen, was mich leider auch während des Lesens gestört hat, aber darüber lässt sich streiten.

Unabhängig von ihrem Alter, haben mir die Charaktere an gewissen Stellen zu irrational und nicht nachvollziehbar gehandelt. Zudem wirkten einzelne Szenen etwas konstruiert, als wollte die Autorin die Protagonisten zwanghaft in eine Richtung lenken, die eigentlich nicht natürlich für diese ist. Deshalb kann ich sagen, dass viele Szenen und Dialoge in dieser Geschichte für mich nicht realitätsgetreu abgebildet wurden, was ich sehr schade finde.

Ich liebe Geschichten, die mit gebrochenen Herzen und schweren Schicksalsschlägen verknüpft sind. Aber leider konnte sich diese Geschichte nicht ganz in mein Herz schleichen.

Zudem finde ich die Message, die das Buch mit dem Ende vermitteln will, sehr kritisch. Nicht nur fehlt der Realitätsbezug, sondern auch der Gedanke an die jüngere Leserschaft.

Fazit
Die Reise von Poppy und Rune ist sehr emotional. Wie sich ihre Beziehung vom Kindesalter bis ins junge Erwachsenenalter entwickelt, ist sehr schön und leicht zu lesen. Aber es gab Stellen, an denen die Autorin fast schon krampfhaft das Innenleben ihrer Charaktere beschreiben wollte und dabei die wirkliche Welt um sie herum vergessen hat. Ich fühlte mich den Protagonisten grundsätzlich sehr nahe, aber es gab doch einige Szenen, in denen ich ihre Handlungen als nicht natürlich und unrealistisch empfand.

Es ist eine schöne und emotionale Geschichte, die für mich leider noch einige fühlbare Lücken hat.

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