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Veröffentlicht am 06.06.2023

Frühlingsträume

Die Hofgärtnerin − Frühlingsträume
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-Nach einem strengen Winter freut man sich um so mehr auf den Frühling. Für viele Menschen ist Mai die schönste Jahreszeit. In den öffentlichen Parks lassen sich eindrucksvolle Gehölze bewundern. Auch ...

-Nach einem strengen Winter freut man sich um so mehr auf den Frühling. Für viele Menschen ist Mai die schönste Jahreszeit. In den öffentlichen Parks lassen sich eindrucksvolle Gehölze bewundern. Auch der nostalgisch anmutende Flieder steht in voller Blüte und verzaubert alle Spaziergänger durch seinen süßen Duft. Wer sich für praktische Gartenarbeit interessiert und hinter die Kulissen einer Gärtnerei blicken möchte, die sich auf die Anlage und Pflege von Traumgärten spezialisiert hat, sollte unbedingt den historischen Roman "Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume" lesen, der den Auftakt einer neuen dreibändigen Reihe von Rena Rosenthal bildet

Blumen sind ihre Leidenschaft. Liebe ist ihr Schicksal. Wird sie es schaffen, ihren großen Traum zu leben?
Oldenburg, 1891. Als Gärtnerin in der Natur zu arbeiten und die schönsten Blumen dieser Welt zu züchten, davon träumt Marleene schon ihr ganzes Leben. Doch ihr Wunsch scheint unerreichbar, denn eine Gärtnerlehre ist allein Männern vorbehalten. Aber Marleene gibt nicht auf: Kurzerhand schneidet sie sich die Haare ab und verkleidet sich als Junge – und bekommt eine Anstellung in der angesehenen Hofgärtnerei. Marleene ist überglücklich! Doch die anderen Arbeiter machen ihr den Einstieg alles andere als leicht, und es wird zunehmend komplizierter, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten. Als sie dann auch noch die beiden charmanten Söhne der Hofgärtnerei kennenlernt, werden ihre Gefühle vollends durcheinandergewirbelt. Marleene muss sich entscheiden – folgt sie ihrem Traum oder ihrem Herzen …

Das hübsche Cover atmet geradezu den süßen Duft des Frühlings. Man sieht ein dunkelhaariges junges Mädchen in einem schlichten dunkelblauen Kleid auf ein weitläufiges Anwesen zuschreiten, das von einer sachkundig angelegten Parkanlage umgeben ist. Ihr dichtes Haar ist ordentlich hochgesteckt, ein modischer Strohhut soll sie vor der Sonne schützen. Für mein Empfinden ist der Titel gut gewählt. Denn der Frühling steht für die Jugend, und hier dreht sich alles um die Träume eines jungen Mädchens, das seinen Neigungen folgen möchte und den Beruf einer Hofgärtnerin als seine wahre Berufung empfindet.

Der historische Roman "Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume" spielt gegen Ende des 19. Jahrhundert. Nach wie vor war eine geschlechtsspezifische Struktur im Bildungswesen vorherrschend. Auch wenn die Elementarbildung von Jungen und Mädchen in Preußen durchgesetzt worden war, blieb wissbegierigen Schülerinnen der Erwerb einer höheren Bildung (Zugangsvoraussetzung für die Aufnahme eines Studiums) verwehrt. Aus dem öffentlichen Schulleben ausgegrenzt, war sie in die Hände von privaten Initiativen gelegt worden, welche sich in erster Linie auf Töchter aus gutem Hause konzentrierten, die sich ein entsprechendes Schulgeld leisten konnten. Für Träume war in dieser Zeit kein Platz - vor allem wenn es sich um Mädchen handelte, die einen Beruf ergreifen wollten, der für Männer reserviert war, wie Rena Rosenthal am Beispiel der Protagonistin Marleene aufzeigt die - trotz ihrer Begabung - nicht den von ihr angestrebten Lebensweg gehen kann.

Es ist eine berührende Geschichte einer (sich in winzigen Schritten vollziehenden) Emanzipation, die alle Leser
innen betroffen macht. Als junge Frau, die ihren Lebensunterhalt selbst verdienen muss, wird sie von ihren Arbeitgeberinnen schlecht behandelt. Der Verdienst für ihre harte Arbeit ist kaum der Rede wert, er reicht gerade aus, um ihr Überleben zu sichern, mehr nicht. Sexuelle Belästigungen werden nicht geahndet; ihre Arbeitgeberinnen nehmen vielmehr die übergriffigen Gäste in Schutz, während die weiblichen Angestellten mit klaren Schuldzuweisungen konfrontiert werden. Man kann Marleene gut verstehen, wenn sie - nach dem Scheitern ihrer "regulären" Bewerbung als weibliche Auszubildende - ihren einzigen Ausweg in einer "Maskerade" sieht, um ihren großen Traum von einer Ausbildung in der renommierten (aber: finanzschwachen) Hofgärtnerei in Oldenburg leben zu können.

Das enorme Fachwissen von Rena Rosenthal hat mich sehr beeindruckt. Ihr historischer Roman ist breit angelegt und erzählt das Schicksal von Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten, deren Lebenswege sich in der altehrwürdigen Hofgärtnerei kreuzen. Einerseits sind es Menschen aus einfachen Verhältnissen wie Marleene und ihre Cousine Frieda, eine begabte Blumenbinderin, die in einer winzigen Kammer hausen müssen, andererseits sind es Menschen, die aus gutsituierten Familien stammen wie der nach Profit und Status strebende Inhaber der Hofgärtnerei und seine kränkelnde Gemahlin sowie seine drei Söhne, die aktiv in den Betrieb des familieneigene Unternehmen eingebunden sind, während ihre schöne einzige Tochter ihre schauspielerischen Neigungen ausleben darf, bevor sie eine möglichst gute Partie machen soll. Eine besondere Rolle spielen der für exotische Pflanzen brennende Julius, welcher bleibende Eindrücke auf seinen Reisen in ferne Länder gewonnen hat und das Lebenswerk seiner Eltern in die Zukunft führen möchte, und der wortgewandte Konstantin, der sich auf seinen Charme verlässt und als ein gewissenloser Casanova entpuppt. Hinzu gesellen sich viele Randfiguren, die das soziale Gefälle in Oldenburg spiegen. Für meinen persönlichen Geschmack ist das Aufgebot an handelnden Personen etwas zu groß geraten; es ist mitunter gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten und am Ball zu bleiben.

Alles in allem hat mir meine Lektüre sehr gefallen. "Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume" ist kein Buch für zwischendurch, es umfasst weit über 700 Seiten und fordert volle Konzentration von seinen Leserinnen. Dennoch ist es angenehm zu lesen, der sprachliche Stil und die Wortwahl der Protagonistinnen sind ihrer Herkunft (und der Epoche!) angemessen. Wie mag es weitergehen? Der erste Band endet mit einem klassischen Cliffhänger, der auf die Fortsetzung dieser komplexen Geschichte neugierig macht.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

On the road again...

Morgen mach ich bessere Fehler
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Nach einer langen (krankheitsbedingten) Pause schenkt Petra Hülsmann ihren treuen Leserinnen mit "Morgen mach ich bessere Fehler" ein neues Buch, das sich von ihren bisher erschienenen literarischen Werken ...

Nach einer langen (krankheitsbedingten) Pause schenkt Petra Hülsmann ihren treuen Leserinnen mit "Morgen mach ich bessere Fehler" ein neues Buch, das sich von ihren bisher erschienenen literarischen Werken absetzt. Hier geht es um einen ungewöhnlichen Road-Trip von Plön bei Hamburg bis nach Bayern mit vier absolut konträren Charakteren, eine gewagte Mischung, angefangen von der alleinerziehenden chaotisch-liebenswerten Studienabbrecherin, Umwelt-Aktivistin und Guerilla-Gärtnerin Elli, ihrer lebhaften, phantasievollen sechsjährigen Tochter Paula, dem griesgrämigen, nervtötenden Opa Heinz bis hin zu Cano, einem ehrgeizigen, schnöselig anmutenden Anwalt mit Migrationshintergrund.

Eigentlich ist Elli auf dem Weg zu einer Familienfeier ins Allgäu, zusammen mit ihrer sechsjährigen Tochter Paula und dem chronisch schlecht gelaunten Großonkel Heinz. Aber als ihr der Rechtsanwalt Cano fünfhundert Euro bietet, wenn sie ihn umgehend nach München bringt, greift Elli zu, denn das Geld ist knapp. Die Fahrt quer durch die Republik erweist sich als echte Herausforderung für das ungleiche Quartett. Heinz hat an allem etwas auszusetzen, Cano treibt Elli mit seiner Arroganz zur Weißglut, Murphys Gesetz schlägt erbarmungslos zu, und alles geht schief. Wenn sie jemals in München ankommen wollen, müssen die vier sich zusammenraufen und so manches Vorurteil über Bord werfen. Elli und Cano, die Chaos-Queen und der Paragrafenreiter, kommen sich dabei unerwartet näher, als ihnen lieb ist ...

Das Cover ist in zwei blassen Farbtönen (Rosa und Blau) gehalten und zeigt die Rückenansicht einer Frau, die Dehnübungen macht. Für meinen persönlichen Geschmack ist es viel zu nichtssagend. Kiek di dat an! In einer Buchhandlung wäre ich glatt an diesem tollen Buch vorbeigegangen. Die früheren Cover haben mir weitaus besser gefallen. Dafür ist der Titel gelungen, er ist auf einen kurzen, knackigen Satz reduziert und fügt sich nahtlos in die Reihe der bereits erschienenen Bücher ein.

Vom literarischen Stil, knüpft das neue Buch nahtlos an seine Vorgänger an. Petra Hülsmann beschreibt alle Protagonist
innen lebendig und realistisch, mit Stärken und Schwächen, wie sie alle Menschen auf der Welt besitzen. Ihre literarischen Figuren spiegeln unsere heutige Welt, sie sind nicht überzogen dargestellt, sondern völlig glaubwürdig. Wer schon einige Bücher von Petra Hülsmann kennt, wird sich über das Wiedersehen mit lieb gewonnenen (Neben-) Figuren freuen. Vor allem der nie um einen flotten Spruch verlegene Taxifahrer Knut, der seine Fahrgäste mit seinen gesammelten Lebensweisheiten erfreut, ist fast schon Kult geworden.

Jetzt aber ma Butter bei di Fische! Alles in allem hat mir meine Lektüre sehr gefallen. Petra Hülsmann erzählt mit einem humorvollen Augenzwinkern, ihre Bücher lassen sich locker-flockig lesen und bieten gute Unterhaltung, verbunden mit inhaltlicher Tiefe.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Weites Herz, klarer Horizont

Sylt oder Süßes
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Moin!

Kennt ihr den friesischen Wahlspruch "Rüm hart, klar kiming"? Frei übersetzt, bedeutet er: Wer einen klaren Verstand besitzt, sieht den Weg. Dazu gehört auch, endlich loszulassen. Dieser Gedanke ...

Moin!

Kennt ihr den friesischen Wahlspruch "Rüm hart, klar kiming"? Frei übersetzt, bedeutet er: Wer einen klaren Verstand besitzt, sieht den Weg. Dazu gehört auch, endlich loszulassen. Dieser Gedanke durchzieht den neuen Roman "Sylt oder Süßes" von Claudia Thesenfitz, der für mich die perfekte Strandlektüre ist, mit etwas Tiefgang und viel Lokalkolorit vom Campingplatz Hörnum auf Sylt:

Sommer, Genuss und Lebensfreude – auf Sylt haben Diäten keine Chance. Hotelchefin Doreen Grüning, 43, durchtrainiert, kontrolliert und immer im Kaloriendefizit, soll einen abgerockten Zeltplatz auf Sylt zum Luxus-Glamping-Resort umgestalten. Keine leichte Aufgabe, denn alles soll heimlich und unauffällig vonstatten gehen, um nicht den Zorn der Sylter Heimatschutz-Aktivisten zu erregen. Doch die Jungs vom Camping-Restaurant und die eigenwillige Rezeptionistin Stine kommen ihr auf die Schliche und sind alles andere als begeistert, dass auch noch dieses Sylter Kleinod den Reichen und Schönen geopfert werden soll. Heimlich beschließt die Campingplatz-Crew, Doreen umzustimmen. Die Jungs gehen mit ihr surfen und bekochen sie. Und Stine bringt ihr zur Entspannung das Stricken bei. Schon lange hatte Doreen nicht mehr so viel Spaß. Doch als ihr ihre Hosen nicht mehr passen und das ganze Projekt zu scheitern droht, zieht sie die Notbremse: Ab sofort hält sie wieder eisern Diät und bestellt schon mal die Bagger. Wäre da nur nicht der Ur-Sylter Hinnerk, der ein so freies und anderes Leben lebt und ihr zeigt, wie gut es tut, loszulassen …

Das Cover atmet Nordseeflair. Es ist in warmen Tönen gehalten und verspricht einen locker-leichten Sommerroman, den man am liebsten in einem Strandkorb genießen möchte. Eine unbekannte Frau ist in einem VW Bulli unterwegs, den Blick auf einen markanten Leuchtturm gerichtet. Ist sie auf dem Weg in den Urlaub? Der Titel zaubert durch das gekonnte Wortspiel ein Lächeln auf die Lippen und bleibt im Gedächtnis haften.

Das neue Buch von Claudia Thesenfitz spielt mitten auf einem schlichten Campingplatz auf Hörnum, am südlichen Ende der Insel Sylt. Hier ist man meilenweit von dem angesagten Trend "Glamping" entfernt. Auch wenn die landschaftliche Lage kaum zu toppen ist, ist die vorhandene Ausstattung eher spartanisch. Hier legt man weniger Wert auf den schönen Sein als auf das echte Sein. Viele Gäste sind echte Unikate; etwas schräg anmutend, aber mit einem großen Herzen, wie zum Beispiel Stine, die für die Rezeption verantwortlich zeichnet.

Ich mag die Sylt-Romane von Claudia Thesenfitz. Sie sind so erfrischend anders und spiegeln das wahre Leben. Ehrlich, natürlich, ungefiltert. In ihrem neuen Roman "Sylt oder Süßes" dreht sich alles um Doreen, die ihr ganzes Leben der Karriere untergeordnet hat. Sie kann sich nicht gehen lassen, sondern ist eine Perfektionistin. Beruflich gesehen, hat sie fast alles erreicht, privat ist sie auf der Strecke geblieben. Auf einem Low-Budget-Campingplatz in Hörnum ist sie undercover für ihren Arbeitgeber unterwegs - und lernt dabei die wichtigste Lektion in ihrem Leben. Für meinen persönlichen Geschmack ist die (für Wohlfühlromane nahezu obligatorische) romantische Liebesgeschichte etwas in den Hintergrund geraten, dafür ist die weitere Handlung um so ausführlicher dargestellt worden.

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Schattenseiten von Sylt von Claudia Thesenfitz klar und deutlich aufgezeigt werden. Im Laufe der Zeit hat sich Sylt zu einem Hotspot für die Reichen und Schönen entwickelt. Vertrieben worden sind die Einheimischen, die sich eine Wohnung auf der beliebten Insel nicht mehr leisten können und zu ihren Arbeitsplätzen vom Festland aus pendeln müssen. Umstrittene Bauprojekte sorgen für zusätzlichen Ärger; Investor*innen betreiben mutwillig Raubbau an der Natur, statt auf nachhaltigen, ökologisch verträglichen Tourismus zu setzen. Ein radikales Umdenken ist dringend notwendig, wenn Sylt für kommende Generationen erhalten bleiben soll. Das sollte unser gemeinsames Ziel sein!

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Wenn der Blitz einschlägt...

Glück ist da, wo man es hinträgt
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Hallo liebe Büchermenschen!

Nach drei Jahren Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie geht es wieder zur Leipziger Buchmesse. Freut ihr euch schon auf das Wiedersehen mit euren Lieblingsschriftstellerinnen? ...

Hallo liebe Büchermenschen!

Nach drei Jahren Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie geht es wieder zur Leipziger Buchmesse. Freut ihr euch schon auf das Wiedersehen mit euren Lieblingsschriftstellerinnen? Treffen wir uns am Stand der DELIA-Autorinnen, um unsere Lieblingsbücher signieren zu lassen?

Auf jeden Fall träume ich von einem persönlichen Treffen mit Kristina Günak. Sie zählt zu meinen bevorzugten Autorinnen. Gerade habe ich ihren neuen Roman "Glück ist da, wo man es hinträgt" gelesen, der um ein ewig junges Thema kreist:

Katharina zögert nicht, als ihr Bruder Simon sie eines Nachts zu Hilfe ruft. Nach einem schweren Sturz kann er sich nicht um die Event-Agentur kümmern, und Promihochzeiten warten nicht. Doch gern kehrt sie nicht zurück auf das heimische Gut, so idyllisch es auch ist. Zu viele schlechte Erinnerungen hängen daran. Seither hat sie sich mit ihrer Tochter ein eigenes Leben aufgebaut, fern von Glanz und Glamour. Kaum angekommen trifft Katharina auf Leonard von Bredow, der alles verkörpert, was sie hasst. Leider entpuppt sich Leonard als wahre Stütze in der Krise und wächst ihr mehr ans Herz, als ihr lieb ist. Und wie heißt es so schön? Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann ...

Das Cover ist in zarten Pastelltönen gestaltet. Optisch gesehen, ist es perfekt auf das Motiv "Traumhochzeit abgestimmt, wie sie auf Burg Heitfeld gefeiert werden kann. Ein feiner Spitzenschleier weht ins Bild, an einer blumengeschmückten Vespa sind rosarote Luftballons befestigt, und ein Hufeisen soll für das Glück auf dem gemeinsamen Lebensweg sorgen. Der Rand des Buches ist mit filigran ausgearbeiteten Blumen gesäumt und lässt es duftig und leicht erscheinen. Der Titel fällt aus dem Rahmen des Üblichen, er bleibt im Gedächtnis haften und regt zum Nachdenken an.

Für ihren neuen Roman hat Kristina Günak ein ungewöhnliches Setting gewählt. Er spielt auf einer in Familienbesitz stehenden altehrwürdigen Burg in Bremervörde, einer Kreisstadt in Niedersachsen, die sich von einem reinen Wohnsitz zu einer angesagten Event-Location entwickelt hat. Standesamtliche Hochzeiten auf Burgen und Schlössern liegen voll im Trend. Aber auch für andere Veranstaltungen bietet sich ein mittelalterlich anmutendes Ambiente an. Allerdings verschweigt Kristina Günak nicht die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Event-Branche, die in ihrem Roman thematisiert werden.

Alle Protagonist
innen sind komplexe Persönlichkeiten, die sorgfältig ausgearbeitet worden sind. Die Protagonist*in Katharina kämpft mit ihren persönlichen Dämonen. Die Rückkehr auf die Burg ist für sie mit vielen schmerzlichen Erinnerungen verbunden. Nach einer lieblosen Kindheit und Jugend war sie mit 17 Jahren ungewollt schwanger geworden. Die Entscheidung für ihr Kind hat zum endgültigen Bruch mit ihren standesbewussten Eltern geführt, die ihren guten Namen nicht in den Schmutz ziehen lassen wollten. Als alleinerziehende Mutter musste sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen; ihr selbst kreierter Podcast zeugt von ihren persönlichen Erfahrungen. Katharina hat durchaus etwas zu sagen, aber sie scheut das LIcht der Öffentlichkeit, im Gegensatz zu ihrem extrovertierten Bruder. Auch ihr Zwillingsbruder Simon litt unter den ständigen Konflikten mit den intoleranten Eltern; sein Outing sorgte für einen handfesten Skandal. Als erwachsener Mann steht er zu seinen sexuellen Neigungen. In der Öffentlichkeit setzt er sich bewusst in Szene; Glitzer und Glamour gehören zu seinem Leben. Dennoch haben die zurückliegenden Ereignisse deutliche Narben auf seiner Seele hinterlassen; er ist sehr sensibel und leidet unter rezidivierenden (wiederkehrende) depressiven Störung. Die Probleme von Katharina und Simon werden glaubhaft dargestellt; sie sind nicht im Handumdrehen zu lösen, sondern es braucht genügend Zeit, die Kristina Günak ihren fiktiven Charakteren in ihrem neuen Buch schenkt.

Was ich an den Romanen von Kristina Günak liebe, ist der erfrischend andere Stil von Kristina Günak. Sie verzichtet bewusst auf gängige Klischees, wie sie in vielen Wohlfühlromanen wiederkehren. Sie malt das Leben nicht in rosaroten Farben, sondern zeigt es, wie es wirklich ist, mit allen Höhne und Tiefen. Trotzdem sind ihre Bücher angenehm zu lesen; sie schenken angenehme Lesezeit und regen zum Nachdenken über uns selbst an.

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Veröffentlicht am 15.04.2023

Vom Winde verweht

Gone with the Wind – Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten
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Als ich den auf dem 1936 veröffentlichten gleichnamigen Roman von Margaret Mitchell basierenden Film "Gone with the wind" zum ersten Mal gesehen habe, war ich tief beeindruckt von dem 1939 mit acht Oscars ...

Als ich den auf dem 1936 veröffentlichten gleichnamigen Roman von Margaret Mitchell basierenden Film "Gone with the wind" zum ersten Mal gesehen habe, war ich tief beeindruckt von dem 1939 mit acht Oscars ausgezeichneten Kinoklassiker, der die dramatische Liebesgeschichte von Scarlett O' Hara und Rhett Butler erzählt und in Atlanta zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs spielt. Heute sehe ich das im Laufe von drei Jahren produzierte gigantische Südstaaten-Epos wegen der romantisch-verklärenden Verklärung der Südstaaten und der rassistischen Darstellung von Afroamerikanerinnen weitaus kritischer. Dennoch ist die Faszination für die britische Hauptdarstellerin Vivien Leigh in mir lebendig geblieben, die für ihre überragende schauspielerische Leistung mit einem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet worden ist. Sie steht im Fokus des Romans "Gone with the Wind - Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten" von Charlotte Leonard, welcher ihre wechselvolle Beziehung zu Laurence Olivier mit der aufreibenden Geschichte der Dreharbeiten von "Vom Winde verweht" verwebt:



Die Rolle der Scarlett O’Hara ist ihr Traum, doch ist Ruhm wichtiger als die Liebe?
Vivien Leigh ist Feuer und Flamme, als sie Margaret Mitchells Roman »Vom Winde verweht« liest. Wie gern würde sie die mutige Südstaatenschönheit Scarlett O’Hara in der Verfilmung spielen, aber kann sie als Britin den Produzenten von sich überzeugen? Für die Rolle und ihre Liebe zu Laurence Olivier setzt Vivien alles auf eine Karte: Sie lässt Familie und Freunde hinter sich und geht mit ihrem Geliebten in die USA. Aber der Dreh des Films und die Schattenseiten Hollywoods stellen Vivien mehr auf die Probe, als sie je hätte ahnen können.

Das Cover nimmt wichtige Motive des mit dem Pulitzer-Preis prämierten Romans "Gone with the wind" von Margaret Mitchell auf. Vor der Sonne geschützt von einem Schirm, schwebt eine weiß gekleidete Frau über die lange Auffahrt zu einem weißen Herrenhaus; naheliegende Assoziationen mit der Schönheit Scarlett O' Hara und der fiktiven Plantage Tara im Bundesstaat Georgia sind bewusst intendiert.

Dank des einfühlsam geschriebenen, leicht lesbaren historischen Romans von Charlotte Leonard konnte ich diese längst vergangene Epoche eintauchen. Für mich war meine literarische Reise in die aufreibende Produktionsgeschichte des von (Selbst-) Ausbeutung und Aufopferung für das künstlerische Meisterwerk gekennzeichnete Filmepos ein einmaliges Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Auch die heimliche Liaison der (seinerzeit mit anderen Partner
innen verheirateten) Schauspieler Vivien Leigh und Laurence Olivier ist mir nahe gegangen; ihr ständiges Auf und Ab hat mich an die komplizierte Beziehung der fiktiven Protagonisten Scarlett O' Hara und Rhett Butler erinnert. Sie standen unter enormen Druck, ihr (gegen die gängigen Vorstellungen von Moral verstoßendes) Privatleben vor der allgegenwärtigen amerikanischen Presse während der aufreibenden Dreharbeiten geheim halten zu müssen; letzten Endes haben sie einen hohen Preis für ihr privates Glück bezahlen müssen. Ihre (später legalisierte) Verbindung litt unter dem starken Konkurrenzdenken unter zwei begnadeten Schauspielerinnen, die sich nicht nur auf der Leinwand, sondern auch auf der Bühne einen guten Namen machten. Vivien Leigh fühlte sich ihrem charismatischen Mann Laurence Olivier unterlegen, der wiederum nicht verkraftete, mit einer an einer schweren bipolaren Störung leidenden Frau zusammen zu sein, die zeitlebens mit der (einst als typische Südstaaten-Schönheit geltende und heute als feministisches Vorbild gewerteten) fiktiven literarischen Figur "Scarlett O'Hara" gleichgesetzt wurde, welche sich von dem gesellschaftlichen Mainstream löst und in einer bewegten Zeit ihren eigenen Weg geht. Für alle Cineastinnen ist dieses literarische Werk ein absolutes Muss!

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