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Veröffentlicht am 13.02.2021

Momentaufnahmen...

Lebenssekunden
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Im Mittelpunkt des historischen Romans "Lebenssekunden" steht die Geschichte der ersten deutschen Foto-Journalisten und einer Leistungsturnerin aus der DDR - ein bewegendes Stück Zeitgeschichte. Katharina ...

Im Mittelpunkt des historischen Romans "Lebenssekunden" steht die Geschichte der ersten deutschen Foto-Journalisten und einer Leistungsturnerin aus der DDR - ein bewegendes Stück Zeitgeschichte. Katharina Fuchs erzählt von zwei Frauen, zwei Leben und einer Fotografie

Der große Traum von Angelika Stein scheint geplatzt, als sie mit 15 von der Schule fliegt: Kein Fotograf in Kassel will einem Mädchen, noch dazu ohne Schulabschluss, eine Lehrstelle geben. Doch Angelika gibt nicht auf – und bekommt schließlich eine Chance von einem Fotografen, der vor Kurzem aus der DDR gekommen ist. Zur selben Zeit wird in Ostberlin die junge Leistungsturnerin Christine Magold darauf gedrillt, die DDR bei den Olympischen Spielen zu vertreten. Doch ist das wirklich ihr Traum? Beim Bau der Berliner Mauer 1961 treffen die beiden jungen Frauen unter dramatischen Umständen aufeinander.

Das Cover spiegelt den Zeitgeist der späten 1950er Jahre, in denen diese packende deutsch-deutsche Geschichte, der interessante Titel verdeutlicht, dass wichtige Momentaufnahmen aus dem Leben der zwei Protagonistinnen im Mittelpunkt dieses historischen Romans stehen.

Dieser historische Roman spielt in Berlin, das Geschehen wird aus der Sicht von zwei gleichaltrigen eigensinnigen jungen Mädchen erzählt, die in der Bundesrepublik Deutschland und in der Deutschen Demokratischen Republik aufwachsen. Angelika und Christine brennen für ihre Hobbies; Angelika liebt die Fotografie, während Christine sich dem Leistungsturnen verschrieben hat.

Auch wenn im Leben von Angelika nicht alles rund läuft, ist sie in einer privilegierten Position, weil sie selbst über ihre berufliche Laufbahn bestimmen und wichtige Entscheidungen selbst fällen kann. Dagegen ist Christine ein fremdbestimmtes Wesen, das wegen seines hervorragenden Talentes für die DDR ausgebeutet wird. Die ungeschminkte Darstellung der brutalen, knallharten Trainingsmethoden (inklusive psychischer und physischer Misshandlungen durch gewissenlose Trainer und Funktionäre) hat mich zutiefst erschüttert. Für mich ist dieses Buch mein Highlight im Februar. Unbedingt lesenswert!

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Veröffentlicht am 02.01.2021

Hänsel und Gretel

Der Mädchenwald
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"Der Mädchenwald" ist das literarische Debüt von Sam Lloyd, der mit seiner Frau, seinen drei jungen Söhnen und einem Hund in Surrey (Großbritannien) lebt, der hier ein schockierendes, zutiefst verstörendes ...

"Der Mädchenwald" ist das literarische Debüt von Sam Lloyd, der mit seiner Frau, seinen drei jungen Söhnen und einem Hund in Surrey (Großbritannien) lebt, der hier ein schockierendes, zutiefst verstörendes Meisterwerk abliefert, das ein zentrales Motiv aus dem Märchen "Hänsel und Gretel" der Brüder Grimm aufgreift und mit der hohen Kunst des Schachspiels verknüpft.

... und auch so bitterkalt.

Elijah ist ein Einzelgänger, der mit seinen Eltern in einer Hütte im Wald lebt. Er kennt keine Handys und kein Internet, aber er weiß, es ist nicht richtig, dass in dem Keller unter der Erde ein Mädchen gefangen gehalten wird; er weiß, er sollte jemandem von seiner Entdeckung erzählen. Aber er weiß auch, dass sein Leben aus den Fugen geraten wird, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Denn die 13-jährige Elissa ist nicht die erste, die in den Mädchenwald gebracht wurde. Elissa erkennt, dass ihr nur mit Elijahs Hilfe die Flucht gelingen kann. Doch alle Versuche, den Jungen während seiner täglichen Besuche zu manipulieren, schlagen fehl. Denn er ist cleverer, als er zu sein vorgibt. Und er hat längst begonnen, das Spiel nach seinen eigenen Regeln zu spielen...



Ich habe ein ausgeprägtes Faible für Cover, und so bin ich schnell auf dieses Hörbuch aufmerksam geworden, das mein Kopfkino gleich angefacht hat. Eine einsame Hütte in einem finsteren Wald, umgeben von bedrohlich wirkenden hohen Bäumen - welche schrecklichen Geheimnisse mögen hier vor der Außenwelt verborgen werden?



Auch wenn ich den deutschen Titel "Der Mädchenwald" überzeugend finde, der in blutroten Lettern in Szene gesetzt worden ist, halte ich den englischen Titel "The Memory Wood" für die optimale Lösung. Welche schrecklichen Erinnerungen mögen in diesem Wald verborgen sein?



"Der Mädchenwald" spielt in England, die Handlung ist komprimiert auf sechs Tage (unter Verwendung von zeitlichen Sprüngen), das Geschehen wird aus drei verschiedenen Perspektiven, nämlich des Jungen Elijah, des Entführungsopfers Elissa und der ermittelnden Detective Mairéad, geschildert. Der originelle Thriller überzeugt nicht nur durch die außergewöhnlichen Charaktere, sondern auch durch seine packende Story, die dank der starken Emotionen, stetig ansteigenden Spannung, der überraschenden Wendungen und einem actionreichen Finale niemals langweilig wird.



Kommen wir zu den drei Sprechern Tanja Geke, Monika Oschek und Gerrit Schmidt-Foß, welche sich tief in die drei Protagonisten, den unberechenbaren geistig gestörten Elijah, die traumatisierte hochintelligente Elissa und die nervöse, überarbeitete Polizistin Mairéad einfühlen, ihnen eine individuelle Sprache verleihen und ausnahmslos eine hervorragende Leistung abliefern.



"Der Mädchenwald" ist ein absoluter Pageturner, ein geniales Katz- und Maus-Spiel, das mich als Hörbuch vollständig in seinen Bann geschlagen hat. Lange schon habe ich keiner Geschichte mehr mit angehaltenem Atem, klopfendem Herzen und geballten Fäusten gelauscht. Sie ist definitiv nichts für schwache Nerven; hin und wieder musste ich eine Pause einlegen, weil ich an meinen persönlichen Grenzen geraten war und das Gehörte nicht mehr ertragen konnte. Dennoch gibt es von mir eine ausdrückliche Lese- oder Hör-Empfehlung für diesen atemberaubenden, beklemmenden und unvorhersehbaren Psychothriller. Wer traut sich in den dunklen, tiefen Wald hinein?

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Blutroter Schatten

Blutroter Schatten
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Vor einigen Jahren hat Patricia Walter mit ihrem Psychothriller "Kalte Erinnerung" ein beeindruckendes literarisches Debüt bei be thrilled (Bastei Lübbe) vorlegt. Viele Leser sind auf die vielversprechende ...

Vor einigen Jahren hat Patricia Walter mit ihrem Psychothriller "Kalte Erinnerung" ein beeindruckendes literarisches Debüt bei be thrilled (Bastei Lübbe) vorlegt. Viele Leser sind auf die vielversprechende Nachwuchs-Autorin aufmerksam geworden, genauso wie ich. Ihre Werke zählen zu den Schätzen auf meinem Reader, und ich fiebere jedem neuen Buch entgegen. Natürlich konnte ich mir "Blutroter Schatten" nicht entgehen lassen!

Deinem Schatten kannst du nicht entkommen
Innerhalb weniger Tage werden in München mehrere Leichen gefunden, bei denen jeweils ein Zettel liegt: "Mit den besten Empfehlungen von Thomas Rohde." Die Polizei steht vor einem Rätsel. Denn der verurteilte Serienmörder Rohde sitzt seit Jahren im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie. Weiß er, wer der Täter ist? Rohde ist bereit zu sprechen - aber nur mit einer einzigen Person: seiner Tochter Sam. Obwohl sie den Kontakt zu ihrem Vater vor langer Zeit abgebrochen hat, willigt Sam ein - und gerät bald selbst ins Visier des Killers ...

Das düster und geheimnisvoll anmutende Cover ist genau auf alle bereits erschienenen Psychothriller von Patricia Walter abgestimmt. Man sieht eine junge Frau in einem grünen Kleid eine dunkle Straße entlang laufen, ihre langen blonden Haare wehen im Wind. Der plakative Titel "Blutroter Schatten" ist in pinkfarbenen Großbuchstaben Szene gesetzt worden; der Untertitel "Nur du kannst du ihn aufhalten" weckt eine klare Erwartungshaltung.



Was für eine extrem blutige, schockierende, verstörende Lektüre! Patricia Walter entwickelt sich von einem vielversprechenden literarischen Talent zu einer echten Lady of Crime, die sich nicht hinter den bekannten Namen aus Skandinavien verstecken muss. Wie die bereits erschienenen Bücher spielt der Psychothriller "Blutroter Schatten" in München und wird aus mehreren Perspektiven auf verschiedenen zeitlichen Ebenen erzählt. Patricia Walter ist eine glänzende Studie eines narzisstischen Soziopathen gelungen, der als erfahrener Anwalt vor Gericht brilliert und seine wahren Neigungen hinter einer undurchschaubaren Maske verbirgt . Ihr packender Psychothriller hat mich mehrere Tage lang in Atem gehalten, und ich bin total beeindruckt von ihrem Können. Bitte mehr davon!

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Eine vergessene Frau

Alice von Battenberg – Die Schwiegermutter der Queen
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Hand aufs Herz: Wer schaut (heimlich) die beliebte Serie "The Crown"? Eigentlich bin ich kein großer Fan von Netflix, aber auf diese Weise bin ich auf die komplizierte Familiengeschichte von HRH Prinz ...

Hand aufs Herz: Wer schaut (heimlich) die beliebte Serie "The Crown"? Eigentlich bin ich kein großer Fan von Netflix, aber auf diese Weise bin ich auf die komplizierte Familiengeschichte von HRH Prinz Philip, Duke of Edinburgh, aufmerksam geworden, der seit 1947 mit der englischen Königin Elizabeth II. verheiratet ist. In ihrer Biographie "Alice von Battenberg - Die Schwiegermutter der Queen" rückt die ehemalige Lehrerin, Historikerin und Sachbuch-Autorin Karin Feuerstein-Praßer das außergewöhnliche Leben der Prinzessin Alice von Griechenland in den Mittelpunkt, das eng mit der deutschen, englischen und griechischen Geschichte verwoben ist.

Verlassen, verraten, vergessen – Nur wenige kennen Alice von Battenberg, die spätere Prinzessin von Griechenland, Mutter von Prinz Philip und damit die Schwiegermutter der Queen. Nahezu taub geboren, entwickelte sich Alice zur perfekten Lippenleserin in mehreren Sprachen. Das Familienglück mit Prinz Andreas von Griechenland wurde schnell von Kriegen und Revolutionen überschattet, vor der Härte des Alltags im Exil flüchtete sie sich in eine religiöse Traumwelt, bis sie wegen Verdachts auf Schizophrenie schließlich in der Psychiatrie landete. Karin Feuerstein-Praßer bringt uns diese außergewöhnliche Frau nahe, deren Leben aufs Engste verwoben war mit der bewegten Geschichte Europas im 20. Jahrhundert.

Das Cover zeigt ein Portrait der jungen hübschen Aristokratin, die einen gefassten, ruhigen Eindruck vermittelt. Sie hält sich sehr aufrecht und trägt ein feines weißes Kleid mit langen Ärmeln, ihre dunklen Haare sind der zeitgenössischen Mode entsprechend zu einer schlichten Frisur hochgesteckt worden.

Die erste Biographie von Alice von Battenberg ist es meines Wissens nicht. Silke Ellenbeck hat bereits einen mehrbändigen biografisch angehauchten Roman vorgelegt, der das unkonventionelle Leben der Aristokratin ausführlich beleuchtet. Dafür hat Karin Feuerstein - Praßer eine klassische Biographie verfasst, in der das persönliche Schicksal der Protagonistin in den zeitgeschichtlichen Kontext eingeordnet wird. Dank ihrer ausgezeichneten Recherche können wir alle wichtigen Stationen im Leben der Prinzessin nachvollziehen, die viele harte persönliche Schicksalsschläge erleiden musste. Alice von Battenberg war eine kompliziert gestrickte Frau, nicht frei von psychischen Krankheiten, aber geprägt von Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit und Güte. Besonders beeindruckt hat mich ihr Einsatz für die verfolgte Juden während des Nationalsozialismus. Sie setzte ein klares Zeichen, versteckte eine bedrohte Familie und riskierte ihr eigenes Leben, wofür sie posthum als "Gerechte unter den Völkern" geehrt wurde.

Wer mehr über Alice von Battenberg erfahren möchte, sollte unbedingt diese fesselnd geschriebene, gut lesbare Biographie von Karin Feuerstein-Praßer lesen, die viele wichtige Informationen über eine eigenwillige Aristokratin enthält, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Die Mutter der Königin

Anne Boleyn (Die Tudor-Königinnen 2)
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Mit ihrem historischen Roman "Anne Boleyn. Die Mutter der Königin" schenkt uns die britische Historikerin Alison Weir uns den zweiten Band aus ihrer erfolgreichen Reihe "Die Tudor-Königinnen". Im Mittelpunkt ...

Mit ihrem historischen Roman "Anne Boleyn. Die Mutter der Königin" schenkt uns die britische Historikerin Alison Weir uns den zweiten Band aus ihrer erfolgreichen Reihe "Die Tudor-Königinnen". Im Mittelpunkt steht Anne Boleyn, die faszinierende zweite Gemahlin des englischen Königs Heinrichs VIII, deren tragisches Schicksal die Welt nach wie vor in Atem hält.

England, Anfang des 16. Jahrhunderts: Als Anne Boleyn als Hofdame von Königin Katharina an den englischen Hof kommt, ist König Heinrich sofort hingerissen von ihr. Sie wird seine Obsession. Um mit Anne zusammen sein zu können, nimmt er Skandale in Kauf. Weil sie sich weigert, seine Mätresse zu sein, lässt sich Heinrich von seiner ersten Ehefrau Katharina scheiden und reformiert die religiöse und politische Tradition Englands. Was er nicht weiß: Anne wird seine Liebe niemals erwidern. Als auch sie ihm keinen männlichen Erben schenken kann, fällt sie in Ungnade.

Das Cover des zweiten Bandes aus der Reihe "Die Tudor-Königinnen" ist in Anlehnung an den bereits erschienenen ersten Band gestaltet worden. Es zeigt ein zeitgenössisches Portrait von Anne Boleyn, welche als anmutige dunkelhaarige Schönheit dargestellt wird.

Nach wie vor polarisiert Anne Boleyn. Man kann diese ehrgeizige, kluge und selbstbewusste Frau, die nicht nur eine austauschbare Maitresse, sondern eine englische Königin sein wollte, entweder lieben oder hassen. Eins ist klar: Kalt lassen wird sie keinen Menschen, der sich mit ihrer Biographie beschäftigt.

Alison Weir beleuchtet ihre Entwicklung von der jüngsten Tochter eines aufstiegsorientierten, machthungrigen englischen Adligen, welches dank der guten Beziehungen seines Vaters an zwei wichtigen europäischen Höfen erzogen wurde, zu einer schlagfertigen, selbstbewussten jungen Frau, welche nach ihrer Rückkehr nach England auf viele Männer eine magische Anziehungskraft ausübte. In dieser Phase ihres Lebens war sie eine klare Sympathieträgerin; sie ließ sich nicht auf flüchtige Affären ein, sondern wahrte die Contenance und strebte eine Beziehung an, die von Liebe bestimmt sein sollte. Durch das hartnäckige Werben des englischen Königs Heinrich VIII. wurde sich Anne Boleyn ihrer Macht bewusst; sie wollte nicht eine austauschbare Maitresse werden, sondern strebte eine rechtmäßige eheliche Verbindung an, was ihr wider Erwarten gelingen sollte. Bedingt durch die mangelnde Akzeptanz und den auf ihr lastenden Druck, einen männlichen Thronfolger gebären zu müssen, entwickelte sie im Laufe der folgenden Jahre gewisse Charakterzüge, die sie in einem negativen Licht erscheinen lassen. Vor allem ihr extremer Hass auf Maria, die einzige überlebende Tochter (und mögliche Thronerbin) Heinrichs VIII: und Katharina von Aragon, ist schwer zu ertragen, auch wenn man ihre allgegenwärtige Angst aufgrund ihrer eigenen angreifbaren, schwachen Position verstehen kann. Nach ihrem tiefen Sturz zeigte sie menschliche Größe, von der Königin zur Hure erklärt, darf man sie als Opfer in einem grausamen Spiel begreifen.

Für mich war dieser mitreißende historische Roman ein echtes Leseerlebnis, das ich allen Menschen, die sich für die wechselvolle englische Geschichte (und Frauengeschichte) interessieren, ans Herz legen möchte.

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