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Veröffentlicht am 06.08.2023

Charmanter Cosy Crime

Der Mordclub von Shaftesbury – Ein Herz und eine tote Seele
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MEINE MEINUNG
„Der Mordclub von Shaftesbury - Ein Herz und eine tote Seele” von der deutschen, unter dem Pseudonym Emily Winston scheibenden Autorin Angela Lautenschläger ist eine kurzweilige und amüsante ...

MEINE MEINUNG
„Der Mordclub von Shaftesbury - Ein Herz und eine tote Seele” von der deutschen, unter dem Pseudonym Emily Winston scheibenden Autorin Angela Lautenschläger ist eine kurzweilige und amüsante Fortsetzung ihrer vielversprechenden Wohlfühlkrimi-Reihe „Penelope St. James ermittelt“, die in dem kleinen britischen Örtchen Shaftesbury angesiedelt ist.
Aufgrund der Bezeichnung MORDCLUB im Titel sollte man sich aber nicht in die Irre führen lassen! Es handelt sich hierbei nicht um eine Fortsetzung der Mrs Potts' Mordclub-Reihe von Robert Thorogood oder „Der Donnerstagsmordclub“-Reihe von Richard Osman.
Nachdem im Auftakt der neuen Reihe meiner Meinung nach der Kriminalfall etwas zu wenig im Vordergrund der Handlung stand, ist der Autorin mit dem zweiten Band ein toller humorvoller Cosy Crime gelungen, der mich mit einem fesselnden Mordfall zum Miträtseln bestens unterhalten hat.
Im Mittelpunkt des Krimis steht erneut die junge, quirlige Protagonistin Penelope St. James mit ihrer gehobenen Partnervermittlungsagentur, die schon bald erneut mithelfen soll, den brutalen Mord am Priester des verschlafenen Nests aufzuklären. Doch auch ein furchteinflößender Rabe und mysteriöse Diebstähle bei den Dorfbewohnern halten die junge Hobby-Ermittlerin auf Trab. Nur gut, dass ihre Nachforschungen tatkräftig von der teilweise sehr verschrobenen Dorfgemeinschaft unterstützt werden. Der witzige, abwechslungsreiche Erzählstil der Autorin lässt das Kopfkino rasch anspringen, so dass man mühelos in die turbulente Geschichte eintauchen kann und die verschiedenen Schauplätze des idyllischen Örtchens Shaftesbury schön vor Augen hat.
Die Autorin versteht es von Beginn an hervorragend, uns mit turbulenten Verwicklungen, netter britischer Wohlfühlatmosphäre und gelungener Situationskomik zu unterhalten. Etliche unerwartete Wendungen und geschickt gelegte falsche Fährten sorgen dafür, dass es an Spannung nicht mangelt und man nach Herzenslust miträtseln kann.
Besonderes Highlight sind wieder die vielen lebendig gezeichneten Bewohner von Shaftesbury, die die Handlung mit ihren liebenswerten bis verschrobenen Eigenheiten bereichern und mir inzwischen ans Herz gewachsen sind. Mit den sehr individuell ausgearbeiteten und lebendig gezeichneten Charakteren hat die Autorin eine wirklich abwechslungsreiche Mischung gefunden. Schön, dass auch die Beziehung von Penelope zum sympathischen, allein erziehenden Tierarzt Sam sich weiterentwickelt, und seine wundervolle 8-jährige Tochter Lilly so manchen grandiosen Auftritt hat.
Der unbedarften, manchmal im dörflichen Umfeld etwas deplatziert erscheinenden Penelope gelingt es mit ihrem Aktionismus, ihrer herzerfrischenden Art sowie der richtigen Portion Glück und Bauchgefühl aber schließlich erneut, den recht verwickelten Fall zu lösen. Beigetragen haben dabei natürlich auch zahlreiche Akteure aus der verschrobenen Dorfgemeinschaft.
Ich freue mich schon sehr auf ein Wiedersehen in Shaftesbury!

FAZIT
Eine sehr kurzweilige und recht fesselnde Fortsetzung der neuen Cosy Crime-Reihe rund um die sympathische Hobbyermittlerin Penelope und die nette verschrobene Dorfgemeinschaft von Shaftesbury!

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 05.08.2023

Fesselnde Fortsetzung

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 2)
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MEINE MEINUNG
Mit „Fräulein Anna, Gerichtsmedizin - Die Schwabinger Morde“ setzt die Münchner Autorin Petra Aicher ihre vielversprechende historische Roman-Serie rund um die junge in der Münchener Gerichtsmedizin ...

MEINE MEINUNG
Mit „Fräulein Anna, Gerichtsmedizin - Die Schwabinger Morde“ setzt die Münchner Autorin Petra Aicher ihre vielversprechende historische Roman-Serie rund um die junge in der Münchener Gerichtsmedizin arbeitende Anna Zech aus einfachen Verhältnissen und den adeligen Skandalreporter Fritz von Weynand fort.
Angesiedelt ist der zweite Band vor dem historischen Hintergrund des gerade begonnenen Ersten Weltkriegs 1914. Es entspinnt sich erneut eine abwechslungsreiche und fesselnde Geschichte, die mich mit den vielschichtigen Nachforschungen der beiden sympathischen Protagonisten rund um das Auffinden eines toten Säuglings im Hinterhof mitten im Schwabinger Künstlerviertel sowie beeindruckendem Zeit- und Lokalkolorit schnell in ihren Bann gezogen hat.
Die Autorin nimmt uns mit auf eine lehrreiche Zeitreise in die bayerische Hauptstadt München und vermittelt mit ihren lebendigen Beschreibungen und den eindrucksvollen historischen Einblicken in das Alltagsleben und die Münchner Gesellschaft ein stimmiges Bild der damaligen Zeit. In den gut recherchierten zeitgeschichtlichen Rahmen hat sie nicht nur interessante historische Fakten eingestreut sondern lässt uns auch hautnah am bemerkenswerten Stimmungswechsel in der einst blühenden Metropole teilhaben. Nach anfänglichem Hurra-Patriotismus machen sich bereits die fatalen Auswirkungen des brutalen, erst wenige Wochen währenden Kriegs für die Bevölkerung bemerkbar.
Sehr anschaulich führt uns die Autorin auch die damaligen gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den Adeligen und dem Rest der Bevölkerung sowie die allgegenwärtigen Doppelmoral vor Augen, und gewährt uns sehr aufschlussreiche und nachdenklich stimmende Einblicke in das oftmals ausweglose Leben der Frauen zu jener Zeit in einer von Männern dominierten Welt.
Dank des lebendigen, abwechslungsreichen Erzählstils können wir uns an der Seite der beiden sympathischen Protagonisten in die historische Vergangenheit abtauchen. Rasch werden hineingezogen in die spannenden Nachforschungen des inzwischen gut eingespielten Ermittlerduos und ihrer verzweifelten Suche nach der Mutter des toten Säuglings. Der fesselnde und sehr wendungsreiche Fall lädt zum Miträtseln ein und hält so manche falsche Fährten für uns bereit. So zieht die Spannung immer weiter an und gipfelt schließlich in einem packenden Showdown. Obwohl ich einige Hintergründe erahnt habe, konnte mich die stimmigen Auflösung am Ende dennoch überraschen.
Die vielschichtige Geschichte lebt aber vor allem von der interessanten Dynamik und den oftmals höchst amüsanten Schlagabtauschen zwischen den beiden so unterschiedlichen Protagonisten Anna und Fritz. Ihre verschiedenen Charaktere sind glaubwürdig und mit viel Liebe ausgearbeitet, so dass sie mit ihren Eigenarten sehr lebensnah wirken. Die junge Krankenschwester Anna Zech ist trotz ihrer einfachen Herkunft eine bemerkenswerte, sehr selbstbewusste Protagonistin, die als Obduktionsassistentin in der Münchner Gerichtsmedizin in ihrer ungewöhnlichen Arbeit richtig aufgeblüht ist. Doch auch der adlige Friedrich von Weynand, der seiner unglücklichen Ehe zu entfliehen versucht, und als proletarischer Journalist Fritz Nachtwey in München Skandalgeschichten für seine Zeitung schreibt, hat im Laufe der Handlung neue interessante Facetten hinzugewonnen und lässt neben seiner unnahbaren, flapsigen und oft zynischen Art auch seine Verletzlichkeiten und liebenswerten Seiten erkennen.
Ihre charakterliche Weiterentwicklung ist zudem sehr authentisch gezeichnet, und die beiden ergänzen sich bei ihren gemeinsamen Ermittlungen hervorragend. Sie verbindet inzwischen eine tiefe, von Respekt und Zuneigung geprägte Freundschaft, aus der sich durchaus auch noch mehr entwickeln könnte. Ich bin sehr gespannt, wie es mit ihnen weitergehen wird.

FAZIT
Eine gelungene Fortsetzung der unterhaltsamen historischen Romanreihe - mit einem fesselnden und höchst verzwickten Kriminalfall, sehr sympathischen Charakteren, tollem historischen Flair und viel Münchner Lokalkolorit!

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Spannende Fortsetzung des herrlich skurrilen schwedischen Wohlfühlkrimis

In Schweden stirbt es sich am schönsten
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MEINE MEINUNG
Nach dem vielversprechenden Auftakt der neuen Cosy Crime-Reihe Die Österlen-Morde hat der schwedische Bestseller-Autor Anders de la Motte gemeinsam mit Komiker und Moderator Måns Nilsson ...

MEINE MEINUNG
Nach dem vielversprechenden Auftakt der neuen Cosy Crime-Reihe Die Österlen-Morde hat der schwedische Bestseller-Autor Anders de la Motte gemeinsam mit Komiker und Moderator Måns Nilsson mit dem zweiten Band „In Schweden stirbt es sich am schönsten“ eine höchst gelungene Fortsetzung nachgelegt, die mich bestens unterhalten konnte.
Angesiedelt ist auch der neue Fall, der uns in die faszinierende Welt der Antiquitäten, Trödelmärkte und so mancher finsteren Machenschaften rund um echte Raritäten entführt, in der malerischen Provinz-Region Österlen im schönen südlichen Schweden. Der dreiste Mord an einem sehr unbeliebten Antiquitätenhändler mitten auf einem Trödelmarkt in Gegenwart von hunderten Menschen und dazu das Rätsel um das gleichzeitige Verschwinden einer wertvollen chinesischen Antiquität stellt die 28-jährige Kommissarin Tove Esping von der lokalen Polizei vor große Herausforderungen, bei denen sie ihre Fähigkeiten endlich gerne unter Beweis stellen möchte. Doch zu ihrem großen Verdruss muss sie erneut gemeinsam mit dem 49-jährigen bekannten Mord-Ermittler aus Stockholm Peter Vinston ermitteln, der immer noch in Österlen seinem Erholungsurlaub macht. So muss sich das ungleiche Ermittler-Team wieder zusammenraufen, um diesen recht verzwickten und äußerst wendungsreichen Fall schließlich aufzuklären.
Dieser Krimi kann nicht nur mit seinen leicht verschrobenen, aber sehr liebenswerten Charakteren, viel Humor und gelungener Situationskomik punkten, sondern sorgt mit seinen spannenden, komplexen Ermittlungen zum verzwickten Mordfall für viel Stoff zum Mitraten und Spekulieren. Das schwedische Autorenduo hat sich wirklich eine fesselnde Handlung ausgedacht, die uns mit gut platzierten falschen Fährten, etlichen Verdächtigen mit nachvollziehbaren Motiven und überraschenden Twists auf Trab hält, und zieht den Spannungsbogen bis zum großen Finale immer weiter an. Ganz in klassischer Tradition wird die schlüssige Auflösung des Falls vor allen versammelten Beteiligten und großem Publikum höchst spektakulär präsentiert. Auch wenn ich einige Zusammenhänge und Hintergründe der Tat bereits erahnte, war einiges schließlich auch für mich eine Überraschung.
Das Autorenduo hat die beiden sympathischen Hauptfiguren Peter Vinston und Tove Esping mit ihren besonderen Eigenarten mit viel Liebe zum Detail angelegt, so dass sie trotz ihrer liebenswerten Marotten überaus lebendig und facettenreich sind. Auch die gelegentlichen Einblicke in ihr Privatleben sind geschickt in die Handlung eingewoben. Insbesondere der liebenswürdige, etwas steife Vinston mit seinen schrulligen Kleidungsgewohnheiten, seiner Überkorrektheit und witzigen Tierphobie sorgt immer wieder für nette Schmunzelmomente. Es bereitet zudem großen Spaß, dem ungleichen Ermittler-Duo Vinston und Esping bei ihrer unfreiwilligen Zusammenarbeit über die Schulter zu schauen sowie ihre Animositäten und vielen subtilen Stichelleien mitzuerleben. Obwohl diese eigenwilligen und völlig unterschiedlichen Charaktere sich immer noch aneinander aufreiben, entwickelt sich ihre Beziehung zueinander doch allmählich weiter und zeigt schließlich auch Spuren von gegenseitiger Zuneigung und Respekt.
Daneben gibt es natürlich auch zahlreiche interessante Nebenfiguren, die allesamt gelungen und glaubwürdig ausgearbeitet sind und für Abwechslung sorgen.
Ich bin gespannt, ob es für die beiden einen weiteren gemeinsamen Fall geben wird und freue mich schon sehr auf eine Fortsetzung dieser herrlich skurrilen Cosy Crime-Reihe.
FAZIT
Ein spannender und humorvoller Wohlfühlkrimi mit wundervoll verschrobenen Charakteren, tollem schwedischen Flair und einem kniffligen, sehr undurchschaubaren Fall zum Miträtseln!
Ein äußerst unterhaltsames und natürlich unblutiges Lesevergnügen, das eine perfekte Urlaubslektüre ist!

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Mitreissender historischer Spionageroman

Der treue Spion
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MEINE MEINUNG
Mit dem historischen Kriminalroman »Der treue Spion« hat die deutsche Autorin Uta Seeburg eine äußerst fesselnde Fortsetzung ihrer vielversprechenden Krimi-Reihe vorgelegt. Dieser Band lässt ...

MEINE MEINUNG
Mit dem historischen Kriminalroman »Der treue Spion« hat die deutsche Autorin Uta Seeburg eine äußerst fesselnde Fortsetzung ihrer vielversprechenden Krimi-Reihe vorgelegt. Dieser Band lässt sich problemlos auch ohne Vorkenntnisse des Vorgängerbands lesen, da die Autorin für das Verständnis wichtige Informationen geschickt in die Handlung eingeflochten hat.
Im Mittelpunkt des bereits dritten Kriminalfalls steht erneut der interessante Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski, der als kriminalistischer Sonderermittler im Dienste der Königlich Bayerischen Polizeidirektion diesmal in einem heiklen Vermisstenfall zu ermitteln hat. Das Verschwinden eines französischen Diplomaten namens Henri Fouqué aus dem Luxushotelhotel "Vier Jahreszeiten" gilt es möglichst rasch aufzuklären. Ein extravagantes und höchst suspektes russisches Ehepaar gerät ins Zentrum der Ermittlungen und schon bald wird die Leiche des Erfinders Alfons Hummert aufgefunden und wir befinden uns unversehens in einem brisanten, sehr verwickelten Spionagefall. Die Geschichte nimmt in der Hauptstadt des Königreiches Bayern München des Jahres 1896 ihren Ausgang und entführt uns im weiteren Verlauf auch nach Paris und Sankt Petersburg. Die Autorin zeichnet ein schillerndes, sehr stimmiges Bild dieser faszinierenden Zeit und der im Umbruch befindlichen Metropole. Im Zuge von Gryszinskis Ermittlungen tauchen wir erneut ein in eine faszinierende Epoche und begegnen auch etlichen historischen Persönlichkeiten wie beispielsweise den Literaten Marcel Proust oder Émile Zola. Mir hat es hervorragend gefallen, wie lebendig und facettenreich Seeburg die verschiedenen Settings einfängt, uns am damaligen Leben der Menschen teilhaben lässt und gekonnt immer wieder sorgsam recherchierte Fakten zur Geschichte oder zur damaligen kriminalistischen Ermittlungsarbeit sowie Ereignisse aus Politik und Kunst ins Geschehen einfließen lässt. Sehr gelungen ist der ansprechende, etwas antiquiert wirkende und humorvolle Schreibstil, der uns sprachlich ins ausgehende 19. Jahrhundert zurückversetzt. Die Autorin versteht es, die Spannung aufrechtzuerhalten, denn diesmal spielt die komplex angelegte Geschichte auf Zeitebenen, die einander abwechseln und deren tragische Zusammenhänge wir erst allmählich erfassen. Der 2. Handlungsstrang ist im Kriegsjahr 1916 angesiedelt wird aus Sicht von Gryszinskis inzwischen erwachsenen Sohn Fritz erzählt, der als Meldegänger an der Front eingesetzt ist und mit einem gefährlichen und unheilvollen Spionage-Auftrag betraut wird.
Neben den tollen anschaulich und lebendig geschilderten Schauplätzen lebt der Krimi erneut vor allem von seinen vielschichtig angelegten Figuren, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet sind. Hervorragend gefallen haben mir wieder die sympathische Hauptfigur Wilhelm von Gryszinski, seine erfrischend unkonventionelle Ehefrau Sophie und sein Sohn Fritz. Die Charaktere sind hervorragend entwickelt und haben Tiefe, was es uns ermöglicht, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen. Doch auch die vielen Nebenfiguren sind entsprechend ihrer Rolle in der Geschichte authentisch und facettenreich ausgearbeitet und sorgen für Abwechslung und humorvolle Szenen.
Nach einigen unerwarteten Wendungen nimmt der unglaublich fesselnde und abwechslungsreiche Cold Case von Gryszinski aus dem Jahre 1896 immer mehr an Fahrt auf und es entspinnt sich ein rasantes, mörderisches Wettrennen gegen die Zeit, welches schließlich in einem fulminanten Finale gipfelt. Die Auflösung ist schlüssig und nachvollziehbar.
Ich freue mich schon sehr auf eine Fortsetzung dieser außergewöhnlichen historischen Krimi-Reihe und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit der interessanten Familie Gryszinski und weiteren liebgewonnenen Charakteren.

Zum Hörbuch
Schauspieler Michael Schrodt ist eine gute Besetzung für die Umsetzung dieses Hörbuchs. Er versteht es mit seiner warmen, ruhigen Stimme, durch Variationen seines Lesetempos und unterschiedliche Betonung die Geschichte abwechslungsreich und atmosphärisch dicht umzusetzen. Zudem hat mir die bisweilen mitschwingende humorvolle Note hervorragend gefallen. Die Interpretation der einzelnen Charaktere ist gut gelungen, so dass sie vor dem inneren Auge mühelos lebendig werden können. Das Spiel mit der Lautstärke und dem Tempo verleiht der Lesung die richtige Dynamik. Insgesamt ein tolles Hörerlebnis!

FAZIT
Eine absolut fesselnde Fortsetzung dieser anspruchsvollen historischen Kriminalroman-Reihe - mit farbenprächtigen Kulissen, hervorragend eingefangenem zeitgeschichtlichem Flair, faszinierenden Charakteren und einem packenden, vielschichtigen Spionage-Fall, der uns in die Metropolen des ausgehenden 19. Jahrhunderts entführt.

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Veröffentlicht am 13.05.2023

Ein stimmiger historischer Kriminalroman mit tollem Wiener Lokalkolorit

Der Kuss des Kaisers
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MEINE MEINUNG
Der historische Kriminalroman »Der Kuss des Kaisers« von der österreichischen Autorin Christine Neumeyer ist bereits der zweite Band ihrer vielversprechenden Wien Krimi-Reihe, die mich mit ...

MEINE MEINUNG
Der historische Kriminalroman »Der Kuss des Kaisers« von der österreichischen Autorin Christine Neumeyer ist bereits der zweite Band ihrer vielversprechenden Wien Krimi-Reihe, die mich mit seinem wundervollen Zeit- und Lokalkolorit sehr begeistern konnte.
Dieser Band lässt sich übrigens problemlos auch ohne Vorkenntnisse des Vorgängerbands lesen.
Im Mittelpunkt des zweiten Kriminalfalls, der im Wien des Jahres 1908 angesiedelt ist, stehen erneut die beiden sympathischen Ermittler der zivilen Wiener Geheimpolizei - Polizeiagent Johann Pospischil und sein junger Kollege Frisch.
Die Autorin nimmt uns mit ins historische Wien, das sich anlässlich des 60-Jahre-Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. mit dem neuen Gemälde „Der Kuss“ vom berühmten Künstler Gustav Klimt als Exponat auf eine ganz besondere Kunstausstellung in der Modernen Galerie des Schlosses Belvedere vorbereitet. Gekonnt zeichnet die Autorin ein schillerndes, stimmiges Bild dieser faszinierenden imperialen Kaiserstadt und der allmählich zu Ende gehenden Epoche der k. u. k. Monarchie. Die sehr bildhaft beschriebenen Schauplätze in Wien insbesondere dem Schloss und seinen Gartenanlagen lassen einen rasch in die damalige Zeit eintauchen. Lebendig und anschaulich fängt sie das Alltagsleben der Menschen mit ihren Sorgen und Nöten ein, zeigt die Spannungen zwischen den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und Ethnien auf und lässt immer wieder auch interessante historische Details und politische Verwicklungen ins Geschehen einfließen. Für ein authentisches Flair sorgen zudem die oft mundartlich eingefärbten Dialoge, die ich auch ohne Übersetzung gut verstehen konnte, und Auftritte von historischen Persönlichkeiten wie beispielsweise Thronfolger Franz Ferdinand, seiner schwangeren Gattin Fürstin Sophie sowie des berühmten Malers Gustav Klimt. Es dauert anfangs etwas, bis die Ermittlungen zum eigentlichen Kriminalfall aufgenommen werden, denn zunächst lernen wir eine Menge interessanter Figuren mit ihren Hintergrundgeschichten und bei ihrer Arbeit kennen, die aber alle einen engen Bezug zum späteren Mordopfer haben.
Der Krimi ist als klassischer Whodunit angelegt, der zwar eher gemächlich voranschreitet mit seinen Perspektivwechseln aber abwechslungsreich gestaltet ist und viel Stoff zum Miträtseln bietet. Es bereitet viel Spaß gemeinsam mit dem eingespielten Ermittlerteam die vielfältigen Spuren zu verfolgen, auf ihrer heiklen Mission etliche Verdächtige zu vernehmen und dem grausamen Täter auf die Spur zu kommen. Tatkräftige Unterstützung erhalten sie durch die zugelaufene Hundedame Labrador, die mit ihrem richtigen Riecher schließlich wesentlich zur Aufklärung des Falls beiträgt. Äußerst spannend sind auch die authentischen, geschickt in die Handlung eingewobenen Einblicke in die damalige kriminalistische Ermittlungsarbeit.
Der Krimi lebt aber auch von seinen vielschichtig angelegten Figuren, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet sind. Hervorragend haben mir insbesondere die sympathische Hauptfigur des pflichtbewussten, etwas kauzigen Polizeiagenten Pospischil mit aufschlussreichen Einblicken in sein Privatleben gefallen, sowie die spannende Zusammenarbeit mit seinem jungen aufgeweckten Assistenten Frisch, der den älteren Kollegen stets richtig zu nehmen weiß.
Ob nun die gutmütige Putzhilfe Erna Kührer und ihre Familie, der arrogante Amtssekretär Josef Krzizek oder Pospischils selbstbewusste Schwester Gerti – alle Nebenfiguren sind entsprechend ihrer Rolle in der Geschichte sehr facettenreich ausgearbeitet und gelungen dargestellt.
Nach einigen unerwarteten Wendungen nimmt der verzwickte Kriminalfall immer mehr an Fahrt auf und gipfelt in einem spannenden Finale. Die überraschende Auflösung ist schlüssig und das schockierende Tatmotiv für die damalige Zeit durchaus nachvollziehbar.
Ich bin gespannt, ob es eine Fortsetzung dieser gelungenen historischen Krimi-Reihe geben wird – eigentlich wäre es ja schade wenn der gute Pospischil sich trotz seiner gewissen Wehwehchen so rasch aufs Altenteil verabschieden würde und hoffe daher auf ein Wiedersehen mit den liebgewonnenen Charakteren.

FAZIT
Ein gelungener, rundum stimmiger historischer Kriminalroman - mit sympathischen Ermittlern, einem interessanten Fall, viel zeitgeschichtlichem Flair und tollem Wiener Lokalkolorit!
Ein gemütlicher und unterhaltsamer Ausflug ins Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts!

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