Profilbild von bookloving

bookloving

Lesejury Star
offline

bookloving ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bookloving über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2023

Faszinierende Autobiografie

Samuels Buch
0

MEINE MEINUNG
Mit seinem literarischen Debüt »Samuels Buch« hat der bekannte Schauspieler und gefeierte Bühnenstar Samuel Finzi, der eine beeindruckende Filmografie und erstaunliche Schauspiel-Karriere ...

MEINE MEINUNG
Mit seinem literarischen Debüt »Samuels Buch« hat der bekannte Schauspieler und gefeierte Bühnenstar Samuel Finzi, der eine beeindruckende Filmografie und erstaunliche Schauspiel-Karriere vorzuweisen hat, einen faszinierenden autobiografischen Roman vorgelegt, der mich bestens unterhalten hat.
Im Mittelpunkt steht die humorvoll erzählte Coming of age-Geschichte und bewegte Lebensgeschichte des in den 1970er-Jahren in Bulgarien geborenen Finzi, der im sozialistisch geprägten Bulgarien als Sohn eines berühmten Schauspielers und einer erfolgreichen Pianistin in einer erstaunlich unkonventionellen, etwas exzentrischen Künstlerfamilie aufwuchs.
Samuel Finzi erweist sich als ein höchst talentierter Geschichtenerzähler, der die facettenreichen Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend nicht nur amüsant und spannend, sondern auch berührend und nachdenklich stimmend in Szene zu setzen versteht. Die nicht chronologische, wundervoll assoziative Erzählweise und sein lebendiger Schreibstil haben mir auf Anhieb gefallen. Gekonnt lässt er Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen und beleuchtet in verschiedenen Episoden nicht nur höchst aufschlussreiche Einsichten und Details über sein altes Heimatland Bulgarien sondern gibt uns auch fesselnde Einblicke in die unterschiedlichen Einflüsse, die sein Leben nachhaltig geprägt haben. Hervorragend gelingt es ihm, die besondere damalige Atmosphäre, die ernüchternden Einschränkungen und alltäglichen Absurditäten „im Land der unendlichen Unmöglichkeiten“ einzufangen sowie die Licht- und Schattenseiten für einen im sozialistischen System aufwachsenden Jungen heraus zu arbeiten. Trotz einer gewissen Offenheit und Liberalität erwachen in ihm eine ausgeprägte Sehnsucht nach Freiheit und der unbändige Drang, dieser Enge zu entfliehen. In den geschilderten Erlebnissen und bisweilen skurrilen Geschichten nimmt uns Finzi mit auf eine faszinierende Zeitreise und lässt uns an seinen spannenden Lebenserinnerungen teilhaben. Gekonnt lässt Finzi uns an familiären Aufregungen, nachhaltig prägenden Erlebnissen und sehr witzigen Anekdoten aus seiner Jugend teilhaben. In verschiedensten Episoden gewährt er uns einen humorvollen, tiefgründigen und bisweilen auch überraschenden Blick auf sein hochinteressantes Familienleben. Uns begegnet ein Panoptikum höchst unterschiedlicher, bemerkenswerter wie auch liebenswerter Menschen, zudem wir erfahren , wie es ihm schließlich gelungen ist, seine Heimat zu verlassen, 1989 nach der Wende zunächst nach Paris und dann nach Berlin zu ziehen, um dort schon bald die großen Theaterbühnen zu erobern. Schade, dass das Buch mit dem Beginn seiner großen Karriere in Deutschland endet, denn gerne hätte ich noch mehr über seinen weiteren Werdegang erfahren.

FAZIT
Ein humorvoll und unterhaltsam erzählter Roman – eine faszinierende Zusammenstellung von autobiografischen Episoden aus dem bewegten, hochinteressanten Leben des sympathischen Schauspielers Samuel Finzi!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.04.2023

Saisonales Kochbuch mit tollen Inspirationen

Homefarming: Das Kochbuch
0

MEINE MEINUNG
Nach ihrem inspirierenden Bestseller „Homefarming – Selbstversorgung ohne grünen Daumen“ gibt es nun von der bekannten deutschen Nachrichten-Sprecherin und Talkshow-Moderatorin Judith Rakers ...

MEINE MEINUNG
Nach ihrem inspirierenden Bestseller „Homefarming – Selbstversorgung ohne grünen Daumen“ gibt es nun von der bekannten deutschen Nachrichten-Sprecherin und Talkshow-Moderatorin Judith Rakers ein neues, dazu passendes Buch mit dem Titel „Homefarming: das Kochbuch. Mit der eigenen Ernte durch das ganze Jahr“.
Seit ihrem Umzug aufs Land und ihrem erfüllten neuen Leben als Selbstversorgerin mit eigenem Gemüseanbau und Hühnerhaltung hat sich für Judith Rakers vieles verändert, so erfahren wir aus dem Vorwort.
Aus einem eher pragmatischen Bezug zum Essen mit Fertiggerichten, Tiefkühlkost und Konserven als ständigen Begleitern im stressigen Alltag hat sich bei ihr nach und nach eine richtige Leidenschaft fürs Kochen entwickelt.
Während sich das erste Buch an alle Neulinge ohne grünen Daumen und alle Interessierten ohne großes Selbstversorger-Knowhow richtete und mit anfängergerechten Tipps und unterhaltsamen Erfahrungsberichten vielen als Inspiration zum Homefarming diente, möchte die sympathische Autorin in ihrem neuen Buch die Themen Gemüseanbau und Kochen mit eigenen Lebensmitteln aus dem Selbstversorgergarten miteinander verbinden. Ein sehr vielversprechendes Konzept!
Heraus gekommen ist dabei also ein abwechslungsreiches Kochbuch, das uns durch das gesamte Garten-Jahr begleitet - mit einfachen, schnell umsetzbaren Rezeptideen zum frisch Kochen und Haltbarmachen des in den jeweiligen Monaten erntereifen Gemüses und Obstes. Zugleich ist es aber auch ein bisschen Gartenbuch, denn in jedem Monat gibt es passende Informationen und Tipps zu Aussaat, Anbau und Ernte von Obst und Gemüse aus dem eigenen, nachhaltigen Garten oder vom Balkon in übersichtlicher Kurzfassung. Sehr ausführlich sind die jedem Monat dem Rezeptteil vorangestellten Gartentipps allerdings nicht. Wer also mehr anfängergerechte Hinweise und ausführlicheres Praxiswissen braucht, der muss auf das informative Buch Homefarming zurückgreifen.
Insgesamt rund 100 Lieblingsrezepte mit jeweils saisonalem Bezug hat Rakers für uns zusammengestellt, darunter befinden sich auch einige ihrer Freunde und Familie. Die leckeren Gerichte von süß, über herzhaft bis deftig sind vor allem vegetarisch und für Anfänger leicht umsetzbar. Kochprofis dürften hier eher weniger fündig werden. Von Smoothies, Aufstrichen, Suppen und Salaten bis hin zu Pasta, Aufläufen, Desserts und leckeren Ideen für die Vorratshaltung - hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Etwas schade finde ich allerdings, dass hier auch Gemüse wie beispielsweise Spargel und Blumenkohl/Brokkoli verwendet wird, das sicherlich nicht jeder Selbstversorger im Garten anbauen wird.
Die monatlichen Rezeptteile sind übersichtlich und abwechslungsreich gestaltet. Die Rezepte sind in der Regel für 2 Personen ausgelegt und haben eine übersichtliche Zutatenliste vorangestellt. Die durchnummerierten Zubereitungsbeschreibungen sind Schritt für Schritt aufgebaut, knapp aber verständlich beschrieben und setzen kaum Vorkenntnisse voraus. Angaben zu Zubereitungszeiten oder den Nährwerten pro Portion fehlen. Zu einigen Rezepten gibt es farblich hervorgehoben, weitere Anregungen oder Vorschläge für Abwandlungsmöglichkeiten. Leider gibt es nicht zu jedem Rezept ein schönes appetitanregendes Foto des zubereiteten Gerichts, was ich schon als großes Manko betrachte.
In vier toll aufbereiteten Jahreszeiten-Reportagen, hat sich Rakers pro Jahreszeit mit echten Profis getroffen, die ihren individuellen Beitrag mit interessanten Interviews zum Kennenlernen, gemeinsamen Kochen und sehr kreativen Homefarming-Gerichten beigesteuert haben. Mit von der Partie waren Sterne-Koch Ralf Haug in Binz, die Kräuterfachwirtin und Unkrautgourmet Marion Putensen aus der Lüneburger Heide, Zweisterne-Koch und TV-Star Alexander Herrmann in Nürnberg sowie Spitzenkoch Marianus von Hörsten auf seinem Demeter-Hof in der Lüneburger Heide. Diese eingeschobenen, sympathischen Portraits haben mir sehr gut gefallen, auch wenn einige Rezeptvorschläge zwar wundervoll anzusehen, aber schon sehr außergewöhnlich und eigentlich zu aufwendig in der Zubereitung sind. Ein absolutes Highlight war für mich das innovative Sommermenü von Marion Putensen, deren sehr fantasievolle und farbenfrohe Kreationen mit Wildgemüse ich gerne ausprobieren möchte!
Das Buch wurde insgesamt sehr ansprechend und liebevoll zusammengestellt. Die vielen stimmungsvollen Farbfotos und gelungenen Schnappschüsse mit schönen Impressionen von Rakers idyllischem Homefarmingparadies, die vor allem von dem genialen Fotografen Frank von Wieding sowie von Patrik Lipke aufgenommen wurden sind eine richtige Augenweide und illustrieren die gut verständlichen, flott und unterhaltsam verfassten Texte perfekt. Dank der tatkräftigen Unterstützung des Hamburger Foodstylisten Marcel Stut sind auch die Kochresultate stets optisch ansprechend präsentiert.

Mit ihrem inspirierenden Buch ist es Rakers erneut hervorragend gelungen, uns ihre Freude am Homefarming und Kochen mit Lebensmitteln aus eigenem Anbau zu vermitteln. Gerne lässt man sich beim Durchblättern inspirieren und möchte am liebsten selbst gleich loslegen. Auch die ansprechende optische Gestaltung des gebundenen Buchs mit farbigen Info-Kästen, übersichtlichen Tabellen sowie liebevollen Illustrationen ist sehr gelungen.
Abgerundet wird das Buch mit einem alphabetischen Register und einem Extra Gastrezepte-Register sowie einer kurzen Danksagung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2023

Faszinierende Coming-of-age-Geschichte

Frankie
0

MEINE MEINUNG
Der vielfach ausgezeichnete Autor Michael Köhlmeier erzählt in seinem neuen Roman „Frankie“ die faszinierende Coming-of-age Geschichte eines Teenagers, dessen Leben durch die Haftentlassung ...

MEINE MEINUNG
Der vielfach ausgezeichnete Autor Michael Köhlmeier erzählt in seinem neuen Roman „Frankie“ die faszinierende Coming-of-age Geschichte eines Teenagers, dessen Leben durch die Haftentlassung seines zwielichtigen Großvaters zunehmend aus den Fugen gerät und eine rasante, sehr unerwartete Entwicklung nimmt.
Ein tiefgründiger wie unterhaltsamer Roman voller Scharfsinn, skurrilem Charme und überraschender Twists, gewürzt mit einem höchst abenteuerlichen Roadtrip, einem unvergesslichen Enkel-Großvater-Duo und jeder Menge krimineller Energie. Aber auch eine etwas sperrige Geschichte, auf die man sich einlassen muss, insbesondere, da vieles ganz wie im richtigen Leben im Vagen und bis zum Ende Unausgesprochen bleibt.
Köhlmeier hat mit Frank und seinem Großvater zwei ganz wundervolle, sehr lebendige Charaktere mit vielen Ecken und Kanten geschaffen – zwei Antihelden jeder auf seine ganz spezielle Art. Mit prägnanten Sätzen, kurzen, flotten Dialogen und etlichen Wiederholungen sowie einprägsamen filmreifen Szenen entwickelt diese ungewöhnliche Geschichte einen ganz eigenen, unverwechselbaren Sound!
Geschildert wird die Handlung aus der Ich-Perspektive des liebenswerten 14jährigen Teenagers Frank, der trotz seiner scharfen Beobachtungsgabe anfänglich eine bemerkenswert naive Sicht auf die Dinge hat. Gemeinsam mit seiner alleinerziehenden Mutter führt ein ziemlich ereignisloses, höchst angepasstes Leben als Außenseiter. Frank ist schulisch keine große Leuchte, viel allein und sich selbst überlassen. Es fällt nicht schwer sich in die Gedankenwelt des Teenagers hineinzuversetzen, der sich damit arrangiert hat, dass es viele unausgesprochene Geheimnisse und Leerstellen in ihrem Leben gibt, die er besser bei seiner Mutter nicht anspricht.
Köhlmeier ist es hervorragend gelungen, einzufangen, wie sich zwischen den beiden eine bemerkenswerte, höchst volatile Dynamik entwickelt. Während Frank sich seinem distanzierten, herrischen aber zugleich charismatischen Großvater allmählich annähert, zaghaft versucht, mehr über die rätselhaft-finstere Vergangenheit dieser Schwerverbrechers herauszubekommen, erliegt er unausweichlich der fatalen Faszination für das Andersartige, Bedrohliche und Dunkle, das diesen alten Mann umgibt. Gespannt verfolgt man, wie die Emotionen zwischen Neugier, Anziehung, Zuneigung, Respekt, Abscheu und Ekel hin und herpendeln und sich zu kleinen Machtspielchen immer weiter hochschaukeln. Im Umgang mit seinem undurchsichtigen Opa macht Frankie nicht nur positive Erfahrungen, so dass schließlich bei ihm eine unaufhaltsame Entwicklung in Gang gesetzt wird, die ihn so manches hinterfragen, plötzlich rebellieren lässt und in einem heilsamen Befreiungsschlag mündet. Mit höchst skurrilen Wendungen, einer unerwarteten Eskalation der Ereignisse und einem abrupten, ungewissen Ausgang verabschieden wir Frank auf seinem außergewöhnlichen Weg zum Erwachsenwerden.
Erstaunt, überwältigt, nachdenklich und etwas unbefriedigt wegen der vielen offenen Fragen bleiben wir am Ende zurück und dürfen uns den Fortgang von Franks Geschichte und die fehlenden Hintergründe und Antworten selbst ausdenken.

FAZIT
Eine faszinierende, tiefgründige Coming-of-age Geschichte, die zum Nachdenken über familiären Zusammenhalt, ungute Geheimnisse und das Erwachsenwerden anregt.
Nicht nur für Jugendliche lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2023

Unterhaltsamer Krimiauftakt mit viel Lokalkolorit

Tod in Siebenbürgen
1

MEINE MEINUNG

Mit ihrem unterhaltsamen Krimi-Auftakt „Tod in Siebenbürgen“ hat die deutsche Autorin Lioba Werrelmann einen interessanten ersten Band zu ihrer neuen Krimi-Reihe vorgelegt, die im faszinierenden, ...

MEINE MEINUNG

Mit ihrem unterhaltsamen Krimi-Auftakt „Tod in Siebenbürgen“ hat die deutsche Autorin Lioba Werrelmann einen interessanten ersten Band zu ihrer neuen Krimi-Reihe vorgelegt, die im faszinierenden, sagenumwobenen Siebenbürgen in Rumänien angesiedelt ist.

Im Mittelpunkt steht der erfolgreiche deutsche Investigativjournalist Paul Schwartzmüller, der aufgrund der Erbschaft seiner kürzlich verstorbenen Tante in sein Heimatdorf in Siebenbürgen zurückkehrt, von wo er mit seinem Vater vor 35 Jahren geflohen war. Kaum dort angekommen, überschlagen sich die Ereignisse als sich ein mysteriöser Mordfall in der Folterkammer auf dem berühmt-berüchtigten Dracula-Schloss Bran ereignet. Nach der Verhaftung seines ehemals besten Freunds Sorin und nun vermeintlich Tatverdächtigen beschließt Paul auf eigene Faust Ermittlungen auf zunehmen. Auf viel Unterstützung durch die örtliche Polizei kann er nicht setzen und zudem muss er erkennen, dass hinter der Fassade des harmonischen dörflichen Zusammenlebens etliche sorgsam verborgene Geheimnisse und Abgründe lauern. Doch statt sich voller Elan den Nachforschungen zu widmen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und seinen Freund zu entlasten, wird er von seinen Kindheitserinnerungen und den Schatten seiner längst verdrängten Familiengeschichte eingeholt. Von seinem nächtlichen Schlafwandeln und übermäßigem Alkoholkonsum erschöpft erleben wir Paul bei seinen Nachforschungen eher kraft- und planlos und von seiner untrüglichen Spürnase und journalistischer Finesse ist erstaunlich wenig übriggeblieben.
Gekonnt werden wir in das faszinierende Siebenbürgen entführt, das neben einer wechselvollen Geschichte auch spannende Traditionen sowie eine interessante regionale Küche mit vielen kulinarischen Köstlichkeiten zu bieten hat. Die tollen Landschaftsbeschreibungen, Schilderungen des beschaulichen, bisweilen skurrilen Dorflebens, in dem auch der Aberglauben noch fest verankert ist, und eingestreuten Hintergrundinformationen zu Land und Leuten sorgen für ein tolles Lokalkolorit. Geschickt lässt die Autorin in ihre Handlung auch aufschlussreiche Einblicke in das Treiben der unrühmlichen Ceaucescu-Diktatur einfließen. Man merkt deutlich, dass die Autorin sorgsam recherchiert hat und die Gegend und lokale Mentalität der Siebenbürger Sachsen hervorragend kennt.
Mit ihrem lebendigen, anschaulichen Schreibstil versteht es Werrelmann, die Handlung abwechslungsreich und unterhaltsam zu gestalten. Hervorragend hat mir insbesondere das sehr mystische Flair und die unheimliche Atmosphäre gefallen, die die Autorin bisweilen heraufbeschwört. Wobei mir einige sich stets wiederholende Passagen aber dann doch etwas zuviel des Guten waren.
Die zahlreichen Figuren, darunter auch der etwas verpeilte, sympathische Protagonist Paul sind entsprechend ihrer Rolle facettenreich und lebendig ausgearbeitet. Die ausgiebigen Einblicke in ihr Privatleben, ihre Vergangenheit und persönlichen Probleme sorgen dafür, dass wir die verschiedenen Charaktere gut kennenlernen. Gerne würde ich vor allem mehr über die mysteriöse Maia mit ihren Heilkräuterkenntnissen und die clevere Tzigane Pasomori erfahren, die für mich ein Highlight der Geschichte waren. Durch den Fokus auf die Figuren gerät der eigentliche, zum Miträseln bestens geeignete Kriminalfall allerdings etwas ins Hintertreffen.
Auch wenn die Geschichte zum Ende hin immer mehr an Fahrt aufnimmt, hätte ich mir insgesamt etwas mehr Spannungsmomente gewünscht. Nach einigen unerwarteten Wendungen zieht der Spannungsbogen schließlich deutlich an und gipfelt in einem sehr packenden Showdown. Die für mich überraschende Auflösung des Mordfalls ist in sich schlüssig und nachvollziehbar.
Ich bin auf die Fortsetzung der Reihe gespannt und hoffe allerdings nur, dass Paul etwas mehr bei der Sache ist, nachdem er sich nun seiner Vergangenheit gestellt hat.

FAZIT
Ein unterhaltsamer Krimi-Auftakt im pittoresken Siebenbürgen - mit einem stimmungsvollen Setting, viel Lokalkolorit und mystischem Flair sowie sehr interessanten Charakteren.
Ein unterhaltsamer Regionalkrimi, der uns in ein faszinierendes, noch wenig bekanntes Urlaubsland entführt!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 03.03.2023

Interessanter Kunstkrimi

Banksy und der blinde Fleck
0

MEINE MEINUNG
Der spannende Krimi "Banksy und der blinde Fleck" des deutschen Autors Bernhard Jaumann ist der dritte Band der interessanten Kunst-Krimi-Reihe, in deren Mittelpunkt die Münchner Kunstdetektei ...

MEINE MEINUNG
Der spannende Krimi "Banksy und der blinde Fleck" des deutschen Autors Bernhard Jaumann ist der dritte Band der interessanten Kunst-Krimi-Reihe, in deren Mittelpunkt die Münchner Kunstdetektei von Schleewitz steht.
Dieser Band lässt sich auch ohne Vorkenntnisse aus den vorangegangenen zwei Bänden problemlos lesen.
Jaumanns vielschichtig angelegter Krimi dreht sich um den weltberühmten britischen Streetart-Künstler Banksy, der mit seinen Werken gesellschaftliche Missstände anprangert. Da er als eine Art Phantom nie persönlich in Erscheinung tritt, ist seine Identität trotz vieler Spekulationen um seine Person bis heute ein Geheimnis.
Der Autor hat sich eine vielversprechende Ausgangsidee für seinen interessanten Kunstkrimi ersonnen. In seine Handlung lässt er eine Menge wissenswerter Hintergrundinformationen über den inzwischen weltweit anerkannten Künstler Banksy, seine bekannten Werke sowie seinen Protest gegen die Kommerzialisierung der Kunst und zudem das stimmig eingefangene Münchner Lokalkolorit einfließen.
Bei ihrem neuen Fall wird die Kunstdetektei von Schleewitz beauftragt, herauszufinden, was es mit den an verschiedenen sozialen Brennpunkten in München auftauchenden Ratten-Graffitis auf sich hat, die laut einiger Kunstkenner und Berichten der Medien zweifelsfrei Banksy zugeschrieben werden könnten. Da mit echten Banksy Stencils im internationalen Kunsthandel horrende Erlöse zu erzielen sind, wäre die Verifizierung der mysteriösen Graffitis eine große Sensation und für viele ein Bombengeschäft. Gebannt folgt man den Nachforschungen der drei Kunstexperten der Detektei, die herausfinden sollen, ob der Graffitiaktivist tatsächlich in München unterwegs ist oder die Pieces von Nachahmern stammen. Doch die Suche nach der Wahrheit gestaltet sich äußerst schwierig.
Schon bald beginnt man aufgrund eines fehlenden Bekennervideos und bei der Vielzahl der weiter auftauchender Graffiti zu erahnen, dass Trittbrettfahrer vom Banksy-Hype profitieren und sich mit den Fake-Kunstwerken eine goldene Nase verdienen wollen.
Während der Autor sich zunächst Zeit nimmt, die Story aufzubauen, zieht die Spannung mit immer neuen Details und zutage tretenden Puzzleteilchen schließlich an. Zudem streut Jaumann geschickt Textpassagen mit Berichten über tragische Unglücksfälle in seine Handlung ein, die bewegende Einzelschicksale aus der Vergangenheit schildern. Auch wenn man diese zunächst nicht richtig zuordnen kann, ist klar, dass sie offenbar einen Bezug zu den Orten haben, an denen die „Banksys“ gesprayt wurden.
Im Mittelteil geraten die Ermittlungen leider etwas ins Stocken, so dass sich diese etwas in die Länge ziehen. Es entspinnt sich schließlich aber eine wendungsreiche Handlung mit vielen Nebenakteuren und einer Vielzahl an rätselhaften Erkenntnissen, die für gute Unterhaltung und jede Menge Stoff zum Mitraten sorgt. Zum Ende hin nimmt die Handlung zunehmend an Tempo auf und die Jagd des Ermittlungsteams nach dem Münchner Banksy wird enorm fesselnd. Die überraschende Auflösung des Falls ist sehr überzeugend und hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen.
Seine Protagonisten Rupert, Max oder Klara hat der Autor zwar mit einigen Ecken und Kanten angelegt, doch wirkten sie auf mich nicht sehr lebendig und blieben bis zum Ende seltsam blass, so dass ich mit den drei grundverschiedenen Charakteren der Kunstdetektei von Schleewitz nicht sehr warm geworden bin und auch ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte.
Hervorragend ist es Jaumann gelungen, uns in die faszinierende Welt der Kunst zu entführen. So lässt er uns sehr aufschlussreiche Blicke hinter die Kulissen der geldgierigen Kunstszene und skrupellosen Kunstvermarktung werfen.

FAZIT
Ein unterhaltsamer Kunstkrimi rund um den berühmten Street-Art Künstler Banksy – mit einem verzwickten neuen Fall für die Kunstdetektei von Schleewitz, interessanten Einblicken in die Kunstszene und tollem Münchner Lokalkolorit!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere