Die Asche der Mutter
Die ÜberlebendenDrei Brüder Benjamin, Pierre und Nils treffen sich nach dem Tod der Mutter um ihre Asche am Holzhaus am See zu verstreuen, dort wo die Familie ihre Sommer verbrachte. Die Brüder haben sich auseinandergelebt, ...
Drei Brüder Benjamin, Pierre und Nils treffen sich nach dem Tod der Mutter um ihre Asche am Holzhaus am See zu verstreuen, dort wo die Familie ihre Sommer verbrachte. Die Brüder haben sich auseinandergelebt, haben sich nicht mehr viel zu sagen. Die gemeinsame Reise führt sie in ihre Kindheit, in der die Jungen um die Liebe der Mutter konkurrierten.
Der Roman „Die Überlebenden“ von Alex Schulman ist keine leichte Kost. Der Autor erzählt abwechselnd aus der Kindheit der Jungen und der Jetztzeit, wobei die Geschichten der Gegenwart rückwärtslaufen, die Kapitel tragen die rückwärtslaufende Uhrzeit. Ich empfand diese Erzählweise anfangs als verwirrend, später als genial, weil sich Gegenwart und Vergangenheit aufeinander zu bewegen. Erzähler ist Benjamin der mittlere der Brüder. Es ist die Geschichte einer zerrissenen Familie, einer zutiefst gestörten Familie. Die Eltern Alkoholiker, zeigen wenig Interesse an ihren Kindern. Nur manchmal blitzt bei der Mutter ein zärtlicher Zug auf, dann ist sie wieder abweisend, dass es geradezu schmerzt. Ihre Stimmungsschwankungen sind auch für die Brüder kaum vorhersehbar. Die Eltern sitzen am am Tisch auf der Terrasse, trinken und rauchen, während die Jungen um ihre Aufmerksamkeit und Liebe buhlen. Die Konflikte zwischen den Brüdern rühren aus diesem Konkurrenzkampf. Über der Geschichte liegt ein Schwere, die kaum zu ertragen ist.
Jeder der Brüder kämpft um sein Überleben in dieser Familie. Und jeder auf eine andere Art. Während Nils sich aus allem raushält ist Benjamin der Vermittler, er möchte Streit und Konflikte vermeiden, Pierre hingegen ist der, der sich mit Fäusten sein Recht verschafft. Der Vater spielt eher eine untergeordnete Rolle. Traurig finde ich es, dass die Brüder in dieser bedrückenden Familie nicht zusammengewachsen sind, sondern sich voneinander entfremdet haben.
Fazit: Kein Roman zum Abschalten. „Die Überlebenden“ ist ein zutiefst verstörender Roman, der jedoch zum Nachdenken anregt, aber auch deprimierend auf die Stimmung wirkt. Deshalb wollte ich anfangs sogar einen Stern abziehen, habe mich aber dann doch dagegen entschieden.