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Veröffentlicht am 21.10.2019

Ost und West- 30 Jahre nach dem Mauerfall

Vom Sinn unseres Lebens
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Der bekannte Autor Michael Nast war 14 Jahre alt, als die Mauer fiel. Er war also mitten in der Pubertät, hatte seine Kindheit in der DDR verbracht und sein Erwachsenwerden im vereinten Deutschland noch ...

Der bekannte Autor Michael Nast war 14 Jahre alt, als die Mauer fiel. Er war also mitten in der Pubertät, hatte seine Kindheit in der DDR verbracht und sein Erwachsenwerden im vereinten Deutschland noch vor sich. "Vom Sinn unseres Lebens" hieß damals das Buch, das Michael Nast feierlich zur Jugendweihe überreicht bekam. 

In 19 knappen, sehr humorvollen Kapiteln berichtet er in seinem neuen Buch über seine positiven und negativen Erlebnisse in diesen 30 Jahren - z.B. in der Kita, bei Demos und im Urlaub- und beleuchtet dabei auch die gängigen Vorurteile von West zu Ost und andersherum.

Sehr schlüssig und gewohnt ironisch stellt Nast dabei auch sein eigenes Verhalten infrage. Ich bin 5 Jahre jünger und auch "im Osten" geboren und habe mich sehr häufig in den Kapiteln wiedergefunden.

Der zweite große Umbruch in Nasts Leben findet gerade statt. In Zeiten von Konsum- und Selfie-Wahn, Selbstoptimierung und Ichbezogenheit stellt Nast die Frage, worum es im Leben wirklich geht. 

Ein sehr unterhaltsames Werk mit einigen Aha-Momenten, viel Humor und dennoch der derzeit nötigen Gesellschaftskritik. Dazu die Aufforderung für mehr gegenseitiges Verständnis und ein Nachdenken über "alte, gute Werte".

Veröffentlicht am 21.10.2019

eine Engländerin in Kentucky

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
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1937. Engländerin Alice will der Enge ihrer konservativen Familie entfliehen und heiratet den attraktiven Amerikaner Bennett Van Cleve.

Dieser ist Sohn eines reichen Bergminenbesitzers in Kentucky und ...

1937. Engländerin Alice will der Enge ihrer konservativen Familie entfliehen und heiratet den attraktiven Amerikaner Bennett Van Cleve.

Dieser ist Sohn eines reichen Bergminenbesitzers in Kentucky und so lebt Alice statt im glamourösen New York fortan mit ihrem Mann und ihrem "Über"-Schwiegervater isoliert im hinterwäldlerischen Baileyville.

Argwöhnisch wird die Fremde betrachtet und so erklärt sich Alice spontan bereit, das Projekt der Satteltaschen-Bibliothek, zu unterstützen. Diese mobile berittene Bücherei wurde von Eleanor Roosevelt ins Leben gerufen- der Roman beruht auf einer wahren Geschichte.

Eingearbeitet wird Alice von der resoluten Bibliothekarin Margery, in der sie eine Freundin findet und die sich mit aller Macht gegen das Patriarchat in dem erzkonservativen Ort aufbegehrt. 

Obwohl der Roman in den End30ern spielt, schafft Jojo Moyes es wie gewohnt, daß man sich sofort in der Handlung wiederfindet und wohlfühlt. Detailliert werden Umgebung, Charaktere und Szenen beschrieben, auch schwierige Themen wie Unterdrückung der Frau und Rassismus finden ihren Ausdruck.

Dennoch ist es vor allem eine Beschreibung des Weges einer Frau, die sich befreit, über die Liebe zu Büchern und zum Lesen, die Kraft der Worte und der Freundschaft.

 

Veröffentlicht am 09.10.2019

etwas langatmig zu Beginn

Lovely Curse, Band 1: Erbin der Finsternis
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Das Cover ist wunderschön gestaltet und sehr haptisch. 
Es paßt sehr gut zur Geschichte und zum Genre. 

Sehr schade war, daß der Klappentext bereits viel vorwegnahm. Vor allem, weil einiges davon erst ...

Das Cover ist wunderschön gestaltet und sehr haptisch. 
Es paßt sehr gut zur Geschichte und zum Genre. 

Sehr schade war, daß der Klappentext bereits viel vorwegnahm. Vor allem, weil einiges davon erst sehr spät in die Handlung eingebaut wird. 
Auch konnte mich die Handlung nicht so fesseln, wie ich es mir erhofft hatte.  

Aria, 16, muß nach dem Unfalltod ihrer Eltern von N.Y. mitten ins texanische Nirgendwo ziehen, in/ an einen Ort, der Littlecreek heißt. Hier lebt ihre Tante Suzan auf einer Pferderanch. Nun muß sie sich in ihren dortigen Alltag zurechtfinden. 
Der Neubeginn in der Schule fällt ihr ebenfalls sehr schwer, da sie gemobbt und als Freak empfunden wird. 
Dieser Teil war für mich viel zu ausschweifend, zuviel Drama und langatmig. 

Doch es gibt- wie sollte es anders sein?- auch Lichtblicke. Hier in Form von Simon, "der Goldjunge". Footballer, attraktiv und der erste, der freundlich zu Aria ist. 
Dann ist da noch Dean, der Bad Boy, der sich ebenso für Aria interessiert. 
Und natürlich bleibt es nicht (nur) bei der Dreiecksgeschichte. 
Die Verbindung zu den Todesboten/ apocalyptischen Reitern kristallisiert sich erst sehr spät heraus, sodaß vieles offen bleibt (was für eine Buchreihe nicht ganz verkehrt ist!). 

Aria als Ich-Erzählerin ist trotz ihres Verlustes eine sehr starke, sympathische Hauptprotagonistin. 
Auch Dean, Simon und Noemi werden als Figuren detalliert vorgestellt. 
Interessant für mich war, daß Aria sich mit Düften, Kerzengießen usw. beschäftigt- das war mal etwas ganz anderes als das übliche ;) 

Das Buch hat jede Menge Potential, das hier im 1. Teil jedoch nicht zum tragen kommt. Hauptsächlich dreht es sich um den Highschoolalltag von Aria. Ich hoffe daher auf eine deutliche Steigerung im 2. Teil. 
Die Ansätze zum Ende hin gefielen mir jedoch sehr, sodaß ich mit Spannung den 2. Teil erwarte.

Veröffentlicht am 09.10.2019

blaße Hauptdarstellerin

Die Dame hinter dem Vorhang
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Dame Edith Sitwell, die bekannte, erfolgreiche Autorin, hatte eine sehr schwierige Kindheit. 
Auch deshalb war die Beziehung zu ihrer Assistentin Jane etwas ganz besonderes, eine Beziehung, die das Hauptthema ...

Dame Edith Sitwell, die bekannte, erfolgreiche Autorin, hatte eine sehr schwierige Kindheit. 
Auch deshalb war die Beziehung zu ihrer Assistentin Jane etwas ganz besonderes, eine Beziehung, die das Hauptthema dieses Romans bildet. 
Zumal Jane auf ein eigenes, selbstbestimmtes Leben verzichtete und ihr stets aufopferungsvoll zur Seite stand. Sie begleitete Edith auf Reisen und erfuhr so den Genuss von Luxus und Kultur.  

Sie machte sich mit den schillernsten und aufregendsten Personen bekannt, darunter viele Künstler und Schriftsteller.  
Zugleich wurde hier auch die damalige Epoche gut eingefangen- die leidvolle Zeit des 1. Weltkrieges, aber auch die 20er Jahre mit all ihren Vergnügungen.  

Der Roman gewährt einen kleinen Einblick in das Leben der Edith Sitwell und als Leserin möchte man noch mehr über diese sehr unangepasste "Dame" erfahren. Leider fehlt es den Hauptprotagonisten an Tiefe, sie bleiben beide etwas blaß. 

Autorin Veronika Peters ist es gelungen, das Leben der sehr umstrittenen und exzentrischen Edith Sitwell in einem Roman aus der Sicht ihrer persönlichen Betreuerin Jane, die dann zu ihrer Vertrauten wird, erzählen zu lassen. Dabei schwankt "Dame" Edith' provokantes Verhalten zwischen Tragik und Komik. Ein Werk, das gut unterhält.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Eve... die letzte Frau?

Eve of Man (I)
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Eve ist das erste Mädchen, das seit 50 Jahren geboren wurde. Auf ihren Schultern ruht nun die gesamte Schicksalslast aller Menschen. In einem luxuriösen Gefängnis wird sie auf ihre besondere Rolle vorbereitet ...

Eve ist das erste Mädchen, das seit 50 Jahren geboren wurde. Auf ihren Schultern ruht nun die gesamte Schicksalslast aller Menschen. In einem luxuriösen Gefängnis wird sie auf ihre besondere Rolle vorbereitet und noch nimmt sie ihr eigenes Schicksal als gegeben hin. Doch dann begegnet sie Bram und plötzlich sieht sie alles mit anderen Augen. 
Ist die Welt wirklich so, wie man es ihr weissmachen möchte oder ist sie nur ein Mittel zum Zweck? Fest entschlossen, ihren eigenen Weg zu gehen, will Eve die Kontrolle zurückerlangen und ausbrechen. Dazu auf Unterstützung angewiesen stellt sich die Frage- wird Bram ihr helfen und sie beide damit die Menschheit dem Untergang weihen? 

Die Thematik wurde etwas neu verpackt, kommt aber so ähnlich häufiger in Dystopien vor. Die Charaktere, sowie die gesamte dargestellte Welt, sind bildhaft und realitätsnah gehalten. 
Besonders Hauptprotagonistin Eve weckt starke Sympathien. Sie ist bezaubernd, wenn auch sehr naiv- was natürlich an ihrem besonderen Leben zuvor liegt. Ihr Weg ist spannend beschrieben und daß die Autoren zu zweit schrieben, fällt nicht auf. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. 

Dieses Buch ist besonders für Dystopie-Fans und diejenigen, die eher etwas spannendes, anregendes lesen wollen. 
4,5 *