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Veröffentlicht am 09.07.2022

Tolle Einblicke in die damalige Zeit

Findelmädchen
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Inhalt:
1954. Die fast 16-jährige Helga und ihr älterer Bruder Jürgen leben in Frankreich auf einem Weingut. Kurz nach dem Krieg wurden sie von Claire und ihrem deutschen Mann Albert, den Besitzern des ...

Inhalt:
1954. Die fast 16-jährige Helga und ihr älterer Bruder Jürgen leben in Frankreich auf einem Weingut. Kurz nach dem Krieg wurden sie von Claire und ihrem deutschen Mann Albert, den Besitzern des Gutes, ziemlich verwahrlost in Köln gefunden und über die Grenze geschmuggelt. Die Elternteile der beiden gelten als vermisst, aber die Suche nach ihnen haben Claire und Albert nie aufgegeben. Dann, kurz vor Weihnachten, trifft ein Brief vom Kindersuchdienst des Deutschen Roten Kreuzes ein. Der Vater hat sich gemeldet. Helga und Jürgen begeben sich zurück nach Köln. Doch die anfängliche Freude bei Helga wird mehr und mehr zur Frustration. Während ihr Bruder eine Arbeitsstelle bei Ford beginnt, weigert sich der Vater Helga im Gymnasium anzumelden. Stattdessen wird sie gezwungen in die Haushaltungsschule zu gehen und ein Praktikum muss sie ausgerechnet in einem Waisenhaus machen. Was sie hier erlebt entsetzt Helga. Aber das ist lange noch nicht alles. Denn jeder aus ihrer Familie scheint ein Geheimnis zu verbergen.....

Leseeindruck:
Als ich mich zum Lesen von "Findelmädchen" entschieden habe, war mir nicht bewusst, dass es einen Vorgänger gibt. Der Roman heißt "Trümmermädchen" und laut Klappentext geht es hier um eine Anna. Aber gleich zu Anfang merkte ich, es gibt eine Verbindung. Wie stark diese ist kann ich nicht beurteilen. Das hat sowieso nicht wirklich meinen Lesefluss beeinträchtigt. Denn es gibt im ersten Kapitel eine Einführung. Schnell war mir bewusst, woher Helga und Jürgen kommen und wie es ihnen ungefähr ergangen sein muss. Die Geschichte selbst ist aus Helgas Sicht erzählt. Diese hat es mir nicht unbedingt leicht gemacht. Anfangs konnte ich einfach keinen Bezug zu ihr aufbauen. Doch nach und nach wurde ich in die Geschichte hineingezogen und habe mit Helga zusammen alle Höhen und Tiefen erlebt. Es werden dabei viele Themen der damaligen Zeit angeschnitten. Ich war entsetzt, dass es selbst 10 Jahre nach dem Krieg noch so viel Ungerechtigkeit gab. Helga selbst hat es mir nicht immer leicht gemacht. Auf der einen Seite wollte sie unbedingt helfen und zeigt dabei einen starken Willen. Dann wiederum steht sie machtlos da. Ja bringt sich sogar selbst in große Schwierigkeiten. Hier musste ich mir immer wieder vor Augen halten, dass sie noch nicht ganz 16 Jahre alt ist und ihre Mittel deshalb begrenzt sind. Denn Hilfe bekommt sie nicht. Jeder rät ihr zum Stillschweigen. Dabei bleibt es vorerst geheimnisvoll warum alle um sie herum so reagieren. Aber dies wird logisch aufgeklärt. Bei so mancher Sache hatte ich eine Vorahnung. Und dann kommt das Ende. Plötzlich ist alles Friede, Freude, Eierkuchen und hat so gar nicht zur vorherigen Geschichte gepasst bzw. ging dann einfach zu schnell.

Fazit:
"Findelmädchen" ist ein toller, gut recherchierter Roman, der die damalige Zeit authentisch widerspiegelt. Er verpackt einige Themen. Nie hatte ich das Gefühl, dass dabei etwas auf der Strecke bleibt. Auch wenn ich mich gefragt habe, ob Helga wirklich alle diese schrecklichen Dinge erleben musste. Wahrscheinlich schon. Denn Helga ist trotz aller Schlauheit in meinen Augen naiv, macht gegen Ende hin aber eine große Entwicklung mit. Spannend fand ich die Zwischenkapitel, bei denen es um das Schicksal von Helgas und Jürgens Mutter ging. Wenn nur dieses abrupte, ja schon fast klischeehafte, Ende nicht gewesen wäre. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Krimi mit Fokus auf den Ermittlungen

Mord auf Westfälisch
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Inhalt:
Der Wirtschaftsprüfer Fabian Sieveking wird vor seiner Wohnungstür erschossen. Vom Täter fehlt jede Spur. Die Nachbarn haben nichts bemerkt. Kurze Zeit später geschieht ein weiterer Mord. Dieses ...

Inhalt:
Der Wirtschaftsprüfer Fabian Sieveking wird vor seiner Wohnungstür erschossen. Vom Täter fehlt jede Spur. Die Nachbarn haben nichts bemerkt. Kurze Zeit später geschieht ein weiterer Mord. Dieses Mal hat es die erfolgreiche Unternehmerin Tessa Gräfe erwischt. Obwohl die Taten auf ähnliche Art und Weise ausgeführt wurden, sehen die Ermittler um Jan Oldinghaus auf den ersten Blick keinen Zusammenhang. Aber je weiter sie im Leben der beiden graben, desto wahrscheinlicher wird es, dass sich Sieveking und Gräfe doch gekannt haben. Eine erste Spur führt die Kripo zu Hagen Piepenbrock, einen bekannten Wurstfabrikanten, und der hat ausgerechnet erst vor kurzem Anteile am Hof von Jans Familie erworben.....

Leseeindruck:
"Mord auf Westfälisch" ist der bereits 5. Fall für Kriminalkommissar Jan Oldinghaus. Aber auch wenn man die Vorgänger nicht kennt, lässt sich das aktuelle Buch problemlos lesen, denn Relevantes wird noch einmal kurz erwähnt. Der Fokus des Krimis liegt auf den Ermittlungen. Hieran nimmt man hautnah teil und kann so eigene Gedanken anstellen. Den Schreibstil würde ich als straff und schnörkellos bezeichnen. Er hat viel dazu beigetragen, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Den Fall selbst fand ich spannend. Auf den wahren Täter wäre ich nicht gekommen. Der Showdown passt sich dem Erzählstil an und hat für mich deshalb stimmig gewirkt, auch ohne die großen Actionszenen. Es gibt auch Privates zu den Ermittlern. Vor allem zu Jan Oldinghaus, wie man dem Klappentext entnehmen kann. Das fing auch vielversprechend an, ist dann aber mehr oder weniger im Sande verlaufen. Zugegeben die Figuren waren mit anderen Dingen beschäftigt, aber wenn man in diesem Erzählstrang schon heiß auf mögliche Konflikte gemacht wird, hätte ich zumindest erwartet, dass da noch was kommt. Ja. Am Ende erfährt man dazu tatsächlich etwas, die Erwartungen waren bei mir jedoch andere. Zumindest bis dahin. Das hätte noch einmal eine spannende Geschichte in der Geschichte geben können. Eigentlich schade.

Fazit:
"Mord auf Westfälisch" besticht vor allem durch seine ruhige Erzählweise, die gerade heraus ist. Ein bisschen Lokalkolorit ist enthalten. Wer allerdings auf ausschweifende Beschreibungen der Gegend hofft, ist hier fehl am Platz. Mir hat es gerade deshalb gefallen. Ich muss nicht unbedingt wissen durch welche Straßen die Ermittler fahren oder ähnliches. Wie schon geschrieben, hätte ich mehr Konflikt im privaten Umfeld von Jan Oldinghaus erwartet. Hier suggeriert der Klappentext etwas anderes als es dann wirklich ist. Hiervon mehr, ein paar Gedankengänge, die sich wiederholt haben, weniger, und es wäre für mich perfekt gewesen. Macht euch gerne selbst ein Bild. Von mir gibt es jedenfalls eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.06.2022

Kann ungesundes Essen tödlich sein?

Friesisch morden
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Inhalt:
Olivia, Johanna und Dörte sind von ihren Ehemännern genervt. Sie möchten sie lieber heute als morgen loswerden. Der perfekte Mord muss her. Aber wie soll das gehen? Langsam aber sicher entwickeln ...

Inhalt:
Olivia, Johanna und Dörte sind von ihren Ehemännern genervt. Sie möchten sie lieber heute als morgen loswerden. Der perfekte Mord muss her. Aber wie soll das gehen? Langsam aber sicher entwickeln sie eine Idee. Ungesundes Essen soll es richten. Mit möglichst vielen Schadstoffen und allem was der Markt sonst noch her gibt. Doch das geht sehr langsam und so viel Geduld haben die Drei nicht. Also fangen sie an ihre Methoden zu personalisieren. Mit Erfolg. Doch das ruft die Polizei auf den Plan und führt zu ungeahnten Verwicklungen.....

Leseeindruck:
"Friesisch Morden" ist schräg und gespickt mit viel trockenem schwarzen Humor. Olivia, Johanna und Dörte setzen da was mit ihren Absichten in Gang, dass sich einmal ins Rollen gekommen, nicht mehr stoppen lässt. Dabei kommt es zu manch wahnwitzigen Szenen, die schon etwas von Slapstick haben. Aber trotz des fast unglaubwürdigen Geschehen, hat der Autor das gut umgesetzt. Ich habe mich jedenfalls sehr amüsiert. Lediglich der Schluss kam mir etwas zu abrupt. Während vorher ein Rädchen ins andere gegriffen, ein Ereignis das nächste abgelöst hat, war zack plötzlich das Ende da. Das sich dann auch noch ein winziges bisschen offen gestaltet hat. Aber, es wird eine Fortsetzung geben, in der man weiteres erfährt. Deshalb kann ich damit leben.

Fazit:
Wer schwarzen, dazu noch den trockenen norddeutschen Humor mag, ist mit "Friesisch morden" gut aufgehoben. Manches ist zwar wirklich etwas skurril und dazu noch viel dem Zufall geschuldet, was dem Lesevergügen aber keinen Abbruch tut. Gerne gebe ich diesem etwas anderen Kriminalroman eine Leseempfehlung. Übrigens Lokalkolorit ist auch vorhanden.

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Veröffentlicht am 02.06.2022

Was geschah mit der Tänzerin im Regen?

Das Gemälde der Tänzerin
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Inhalt:
Helena ist alleinerziehend und hat es mit ihren fast 16-jährigen Zwillingen Jolina und Jonas nicht einfach. Die Stelle in einer Boutique wurde ihr gekündigt. Der einzige Job, der ihr angeboten ...

Inhalt:
Helena ist alleinerziehend und hat es mit ihren fast 16-jährigen Zwillingen Jolina und Jonas nicht einfach. Die Stelle in einer Boutique wurde ihr gekündigt. Der einzige Job, der ihr angeboten wird, ist als Zimmermädchen im Schweizer Hotel Kronenberg. Ausgerechnet dort. Denn vor Jahren musste sie versprechen, nie mehr auch nur in die Nähe eines Kronenbergs zu kommen. Helena beschließt es trotzdem zu versuchen. Sie braucht dringend das Geld und außerdem hat sie nun einen anderen Namen. Es wird ihr schon niemand der älteren Generation über den Weg laufen. Allerdings trifft sie Noah, den Sohn der Kronenbergs, der ein verschollenes Gemälde sucht. Schon bald beschließt Helena eigene Nachforschungen anzustellen. Denn irgendwie scheint das mit dem Tod eines Zimmermädchens im Jahr 1942 zusammenzuhängen......

Leseeindruck:
"Das Gemälde der Tänzerin" spielt auf 2 Zeitebenen. Einmal beginnend im Juni 2018 aus Helenas Sicht und ab und an aus der von Noah. Zum anderen ab Juni 1937 aus Sicht von Lydia. Ich mag solche Geschichten, die in der Gegenwart und der Vergangenheit geschrieben sind. Tragen sie doch wesentlich zur Spannung bei. Auch hier war das der Fall und ich wollte unbedingt wissen was Lydia erlebt hat und vor allen Dingen, was mit dem Bild geschehen ist. Das ist nämlich während des 2. Weltkrieges spurlos verschwunden und auch danach im Gegensatz zu anderen Gemälden nie mehr aufgetaucht. Je weiter ich gelesen habe, umso weniger konnte ich den Roman aus der Hand legen. Wozu auch der flüssige Schreibstil beigetragen hat. Aber. Aller Anfang ist schwer. Wie man so sagt. Es gibt viele Figuren, die teilweise untereinander verwandt sind und ich das erst einmal auf die Reihe kriegen musste. Hilfreich dabei war für mich das Personenregister am Anfang. So war zwar der Start etwas holprig, dafür wurde ich später mehr als belohnt.

Fazit:
"Das Gemälde der Tänzerin" ist ein eher ruhiger Roman. Die verschiedenen Perspektiven in der Gegenwart und der Vergangenheit haben mich neugierig gemacht. Ich wollte unbedingt wissen wie alles zusammenhängt. Die Thematik mit den gestohlenen Gemälden im 2. Weltkrieg fand ich gut integriert. Es wurde Wissen vermittelt, ohne dass es den Lesefluss unterbrochen hat. Lediglich am Anfang musste ich mich durch die Vielzahl der Protagonistin etwas einlesen. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.05.2022

Sartorius mal ganz anders

Tod in Franken
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Inhalt:
Nach seinem letzten Fall ist Hauptkommissar Clemens Sartorius vom Dienst suspendiert worden. Zudem läuft es in seiner Beziehung zu Delphine gerade nicht so gut. Grund genug für ihn seinen Kummer ...

Inhalt:
Nach seinem letzten Fall ist Hauptkommissar Clemens Sartorius vom Dienst suspendiert worden. Zudem läuft es in seiner Beziehung zu Delphine gerade nicht so gut. Grund genug für ihn seinen Kummer in Alkohol zu ertränken. In diesem Zustand bekommt er einen anonymen Anruf. Ob er denn nicht wissen möchte wo seine Freundin gerade ist? Clemens wird mit einem Schlag nüchtern und beginnt eine verzweifelte Suche nach Delphine. Tatsächlich findet er sie. Tot. An einem See. Außer seinen eigenen Spuren finden die Kollegen aber keine weiteren. Schnell wird er zum Hauptverdächtigen und flüchtet.....

Leseeindruck:
"Tod in Franken" ist der 3. Band mit Hauptkommissar Clemens Sartorius. Während die Vorgänger mit viel Humor gespickt sind, kommt der neue Krimi etwas ernster daher. Was natürlich den Umständen geschuldet ist, in denen sich Sartorius befindet. Trotzdem muss man auch hier nicht gänzlich auf Szenen, die zum Schmunzeln verführen, verzichten. Vor allem als Sartorius das erste Mal auf Marie, einer Forensikerin, trifft, wurde mein Grinsen im Gesicht immer breiter. Die Zwei waren für mich fast schon so etwas wie ein Dreamteam. Der Schreibstil ist gewohnt lebendig und bildhaft, so dass mein Kopfkino ordentlich was zu tun hatte. Genauso auf Trab hat mich der Fall selbst gehalten. Ich habe fleißig eigene Vermutungen angestellt und....falsch gelegen. Die Auflösung war ein Paukenschlag. Damit hätte ich absolut nicht gerechnet. Allerdings hat mich in der Schlussszene die Handlung der Polizei nicht ganz überzeugt. Zwar nur eine Kleinigkeit, aber gedanklich hat mich das noch eine zeitlang beschäftigt.

Fazit:
"Tod in Franken" konnte mich gut unterhalten und hat mir kurzweilige Lesestunden beschert. Sartorius' alte "Gegenspielerin" ist weggefallen, dafür ist eine neue Figur hinzugekommen. Diese Szenen mit Marie und ihm habe ich genossen. Gelungen fand ich dazu, dass der Krimi insgesamt etwas ernster daher kommt. Ich denke, dass ist ein guter Neuanfang und macht den Break zum neuen Sartorius realistisch. Gerne empfehle ich diesen Frankenkrimi weiter.

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