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Veröffentlicht am 06.08.2017

Toller Regiokrimi mit reichlich verschenktem Potenzial

In tiefen Schluchten
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Tori Godon, 42, lebt als ehemalige Anwältin und Witwe in einem wunderschönen, alten, geschichtsträchtigen Haus in Bellewille. Die wilde Landschaft am Fuß der Cevennen ist ein geschichtsträchtiger Ort, ...

Tori Godon, 42, lebt als ehemalige Anwältin und Witwe in einem wunderschönen, alten, geschichtsträchtigen Haus in Bellewille. Die wilde Landschaft am Fuß der Cevennen ist ein geschichtsträchtiger Ort, gilt es doch nicht nur als Herz des französischen Widerstands während des zweiten Weltkrieges, sondern hier verschanzten sich auch die Hugenotten und kämpften gegen die katholische Übermacht des Sonnenkönigs. Belleville ist selbst ein Ort voller Geheimnisse. Tori stößt bei ihren Recherchen auf eine finstere Vergangenheit, die so mancher Dorfbewohner lieber verheimlichen will. Als ein holländischer Höhlenforscher verschwindet und der alte Didier Thibon bei einem mysteriösen Unfall ums Leben kommt, ahnt Tori, dass es jemanden gibt, der das Geheimnis unbedingt bewahren will.

Ich bin ein großer Fan von französischen Krimis, da ich die Ausflüge in die tollen Landschaften liebe und dabei gleich auch ein wenig über die Eigenheiten von Land und Kultur erlebe. Daher war ich sehr gespannt auf diese neue Landschaft im Süden von Frankreich. Ich wurde nicht enttäuscht. Denn der Autorin gelingt es mit ihren sehr bildhaften Beschreibungen von Umgebung und vom Dorf Belleville, dass ich mir den kleinen Ort sehr gut vorstellen und mit Tori durch die wilde Karstlandschaft regelrecht mitwandern konnte. Auch das Haus "Maison Sarasine", in dem Tori lebt, ist ein architektonisch sehr interessantes Gebäude, das mit seinen Gewölben, Fresken und geheimnisvollen Verstecken geradezu zum Eintauchen und Rätsel raten einlädt. Allerdings ist das nicht der klassische Krimi, den ich erwartet hatte. Die Charaktere sind zwar gut angelegt, aber bleiben oft farblos. Tori wirkt auf mich oft zu schwach und zu naiv und ist in ihrer Art nicht wirklich eine überzeugende Protagonistin. Die Geschichte plätschert eine ganze Weile vor sich hin, bevor der erste Tote überhaupt erstmal vorkommt. Wer eine temporeiche Kriminalgeschichte sucht, wird hier nicht fündig. Denn lange wird von Toris Freundschaft zu der Hündin des Nachbarn, Julie, berichtet und von Tori's eigenen Recherche zur langen Geschichte ihres Hauses, bei dem sie den deutschen Restaurator Jan näher kommt. Auch die Suche nach dem verschwundenen Holländer entwickelt sich nur sehr langsam. Zum Ende hin flacht die Geschichte leider sehr stark ab. Es gibt fast keinen Spannungsbogen und auch nicht wirklich einen echten "Gegner", der Tori bei ihren Recherchen herausfordert oder bedroht. Überhaupt bleiben viele Fragen zum Ende hin offen. Das tragische Geheimnis des Dorfes wird zwar gelüftet, aber die Auflösung wirkte auf mich eher schnell und knapp erzählt. Bleibt zu hoffen, dass eine Fortsetzung hier viele Fäden aufgreift oder ein neuer Fall mit mehr Spannung erzählt wird.

Mein Fazit: Eine schön erzählte Kriminalgeschichte mit einer sehr interessanten kulturell-geschichtlichen Landschaft, aber mit vielen Höhen und Tiefen.

Veröffentlicht am 17.06.2017

Episodenreiche Geschichte eines Kleidungsstücks

Aimées geheimer Wunsch
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Maggie arbeitet als Auktionarin in einem renommierten Londoner Auktionshaus. Eines Tages findet sie unter einigen Hinterlassenschaften einen außergewöhnlichen schönen mit Perlen bestickten Kragen. Dieser ...

Maggie arbeitet als Auktionarin in einem renommierten Londoner Auktionshaus. Eines Tages findet sie unter einigen Hinterlassenschaften einen außergewöhnlichen schönen mit Perlen bestickten Kragen. Dieser gehörte einst der jungen adligen Französin Aimée, die ihn anlässlich ihrer Hochzeit 1891 selbst angefertigt hat. Über mehrere Jahrzehnte hinweg wechselte der Kragen seine Besitzerinnen und reist von Frankreich über Shanghai nach Italien und England. Schließlich gelangt dieser in der Gegenwart in den Besitz von Maggie, die als junge, berufstätige und verheiratete Mutter mit den täglichen Alltagssorgen zu kämpfen hat. Fasziniert von der Geschichte des Kragens versucht Maggie hinter das Geheimnis seiner letzten Besitzerin zu gelangen, die auf eine tragische Familiengeschichte hinweist...
Ein bestickter Kragen ist die Hauptfigur dieser ungewöhnlichen Geschichte, die uns als Leser in Form verschiedener Episoden durch die Jahrzehnte führt. Im Zentrum jeder einzelnen Geschichte stehen verschiedene Frauencharaktere, die durch ihre persönliche Lebensgeschichte mit dem Kragen verbunden sind. Unterbrochen werden die Episoden immer wieder durch den Blick in die Gegenwart, in der Maggie versucht als Mutter, Job und Familienleben mit einem Kleinkind und einer pubertierenden Stieftochter zu bewältigen. Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, das schon durch ein wunderschön romantisch gestaltetes Cover auffällt. Allerdings hat mich die Geschichte nicht zu 100% überzeugt und auch nicht begeistert. Der Roman ist zwar wunderbar geschrieben und sehr einfühlsam. Aber er ist stellenweise auch etwas zäh, da sich durch die ständig wiederkehrenden Episoden irgendwann eine gewisse Monotonie einstellt und ich als Leser auch immer nur kurz bei den jeweiligen Figuren verweile. Dadurch kommen mir die Episoden eher als "Abstecher" vor und nicht als die tiefgründig gezeichnete Charaktergeschichten starker bzw. gescheiterter Frauen. Selbst Aimées Geschichte wird nur zu Beginn und dann nur kurz am Ende erzählt, was ich sehr schade finde. Zumal sich mir nicht ganz erschlossen hat, welchen geheimen Wunsch Aimée nun hatte. Auch die Geschichte von Maggie in der Gegenwart hat nur wenig wirkliche Spannungsmomente, sieht man mal von dem Geheimnis um Francesca und der letzten Besitzerin des Kragens sowie der Auseinandersetzung Maggie's mit ihrer Vergangenheit ab, als eine alte Freundin auftaucht. Zudem wirken die Figuren hier auf mich teilweise sehr klischeehaft und zu flach gezeichnet. Ich glaube, das die Autorin hier einiges an Potenzial einer an sich wunderbaren Idee verschenkt hat.
Mein Fazit: Ein berührender Episodenroman über Frauen, die ihr Glück im Leben suchen. Teilweise zu langatmig und mit viel verschenktem Potenzial bei Handlung und Charakteren.

Veröffentlicht am 17.06.2017

Familiengeschichte mit Flair

Die Hummerkönige
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Die Kings sind seit 300 Jahren auf Loosewood Island zu Hause, einer einsamen Insel vor der Küste von Maine, wo das Meer rau und stürmisch und das Leben hart und voller Entbehrungen ist. Sie sind erfolgreiche ...

Die Kings sind seit 300 Jahren auf Loosewood Island zu Hause, einer einsamen Insel vor der Küste von Maine, wo das Meer rau und stürmisch und das Leben hart und voller Entbehrungen ist. Sie sind erfolgreiche Hummerfischer und in der kleinen Gemeinde geben Sie den Ton an. Der erste Kings, Brumfitt, kam einst auf die Insel und war ein begabter Maler, dessen Schatten noch bis in die Gegenwart seiner Nachkommen reicht. Er soll der Legende nach eine Frau aus dem Meer, eine „Selkie“, geheiratet haben. Dies brachte zwar den Reichtum der Meere, aber fordert auch ihren Tribut: jede Generation verliert einen Sohn an das Meer. Cordelia ist die älteste Tochter von Woody Kings und spürt schon sehr früh, dass sie die Erbin ihres Vaters ist und als Hummerfischerin geboren wurde. Doch als Tochter und Frau muss sie sich den Respekt ihres Vaters und auch ihr Erbe gegenüber einer von Männern dominierten Welt hart erkämpfen und verteidigen. …

Was die Bewertung dieser Geschichte betrifft, schwanke ich stark zwischen Begeisterung und Ablehnung, da mich der Roman teilweise doch etwas gelangweilt hat und auch auf lange Strecken dahinplätschert, auf der anderen Seite jedoch auch einen gewissen Charme versprüht. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Cordelia Kings, erst als Kleinkind und Teenager und später als erwachsene Frau, die ihren Platz in der Hummerfischerei erkämpft und verteidigt. Was am Anfang noch sehr romantisch – geradezu verzaubernd - wirkt, weicht aber später zunehmend einer immer härter werdenden Realität, als der Leser mehr über die Hummerfischerei und den täglichen Überlebenskampf auf dem Wasser gegen das Wetter und gegen Wettbewerber aus anderen Fischfanggebieten der Küste erfährt. Hier zählt oftmals das Faustrecht bzw. das Recht des Stärkeren und man begreift sehr schnell, dass der kindliche Blick von Cordelia auf ihren vergötterten Vater schnell revidiert werden muss. Denn Woody Kings ist ein zwar liebevoller Vater, aber dennoch auch ein harter Geschäftsmann, der sein Fanggebiet gegen jeden, notfalls mit Waffengewalt, einem Hammer oder mit Fäusten verteidigt. Da wird teilweise nicht an Brutalität gespart und auch Cordelia muss sich diesem Umstand am eigenen Leib stellen. Dennoch geht es weniger um den Vater-Tochter-Konflikt, als um die Entwicklung von Cordelia zu einer starken Frau, die als Hummerfischerin ihren „Mann“ steht, sich mehr und mehr emanzipiert und als Familienoberhaupt – auch mit Waffengewalt – durchsetzen kann.

Was für mich eher störend wirkt, ist zum einen die immer wieder eingebauten Beschreibungen von Gemälden des ersten Brumfitt Kings aus der Sicht von Cordelia, die als dramaturgische Elemente dienen, für mich als Leser aber keinen Mehrwert haben. Zum anderen die Verknüpfung von Legende und Gegenwart. Denn der Leser trifft immer wieder auf den Fluch der Kings, wonach in jeder Generation ein Sohn dem Meer zum Opfer fällt und dass der erste Kings mit einem sagenhaften Wesen des Meeres verheiratet war. Durch diese in die Geschichte verwobenen Mythen verliert die Geschichte für mich teilweise doch ein wenig an Realität und Glaubwürdigkeit. Auch die romantische Liebesgeschichte zwischen Cordelia und ihrem verheirateten Steuermann Kenny hat für mich stellenweise etwas Störendes.

Dennoch punktet die Geschichte durch einen für mich sehr authentischen Blick auf die Lebensumstände der Hummerfischer vor der Nordostküste der USA. Man spürt sehr häufig die spezielle Atmosphäre der Insel und der zwischenmenschlichen Beziehungen, die beispielhaft für die Region gelten. Auf der anderen Seite ist es auch eine interessante Familiengeschichte, die mit ihren Charakteren (Cordelia, ihre Schwestern und ihr Vater) berührt, diese auch kritisch hinterfragt und dadurch auch gleichzeitig authentisch werden lässt. Ob man nun die speziellen Methoden von Woody mit seinen Konkurrenten als sympathisch und richtig empfindet oder nicht, bleibt jedem Leser/jeder Leserin selbst überlassen. Letztlich ist es auch ein gesellschaftliches Portrait und da dürfen Figuren auch mal atypisch handeln.

Mein Fazit: Ein ruhiger, unaufgeregter Familienroman mit Flair, der erst spät an Spannung gewinnt. Wer sich für ein gesellschaftskritisches Portrait der Hummerfischer vor der Nordostküste der USA interessiert, liegt hiermit richtig.

Veröffentlicht am 11.05.2020

Debütroman mit verschenktem Potenzial

Die Galerie am Potsdamer Platz
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Alexandra Cedrino erzählt mit diesem Debütroman die (fiktive) Familiengeschichte der Galeristen-Familie Waldmann, die in Berlin einst eine angesehene Galerie am Potsdamer Platz betrieben hatten. Im Zentrum ...

Alexandra Cedrino erzählt mit diesem Debütroman die (fiktive) Familiengeschichte der Galeristen-Familie Waldmann, die in Berlin einst eine angesehene Galerie am Potsdamer Platz betrieben hatten. Im Zentrum steht die junge Kunststudentin Alice Waldmann, die Anfang der 1930er Jahre nach Berlin reist, um endlich Kontakt zu ihrer Familie zu suchen, die sich aufgrund eines schweren Familienzerwürfnisses nie kennen lernen durfte. Doch der Start in die neue Familie beginnt mehr als holprig. Mit viel Kampfgeist, Beharrlichkeit und einer großen Portion Sturheit erkämpft sich Alice einen Platz in ihrer Familie und erkennt bald ihr Talent als Fotografin. Gemeinsam mit ihren beiden Onkeln Ludwig und Johann plant sie bald die renommierte Kunstgalerie der Waldmanns wiederzueröffnen. Doch die großen politischen Umwälzungen und der Aufstieg des Nationalsozialismus bedrohen sehr bald diese hoffnungsvollen Träume … und auch Alice’s persönliches Glück.
Cedrino’s Roman ist der Auftakt einer Trilogie und auch ihr Debütroman. Nach dem Lesen der Leseprobe und auch vom Klappentext war ich sehr gespannt auf die Handlung und die Entwicklung der Familiengeschichte, die sich für mich auf den ersten Blick vor dem Hintergrund der politischen Umwälzungen, der sich angedeuteten familiären Spannungen und natürlich vor dem Hintergrund der damals kunstsinnigen und pulsierenden Großstadtmetropole Berlins angedeutet hatte. Doch leider konnte der Roman nicht das halten, was ich mir persönlich von ihm versprochen hatte. Im Grunde würde es ausreichen, den Klappentext auf der Rückseite zu lesen, um die komplette Handlung auf dem berühmten „Silbertablett“ zu erhalten. Was ich sehr schade finde, denn die Handlung hat durchaus Potenzial.
Die Handlung spielt im, Zeitraum 1930 bis 1933. Eigentlich eine total spannende Zeit, doch leider werden weder die politischen Umwälzungen (bis auf eine Großdemo) noch das Flair der Metropole Berlins richtig greifbar, beiden rücken weitgehend in den Hintergrund der Geschichte bzw. sind „nur“ Nebenschauplätze. So geht für mich persönlich viel Flair verloren. Positiv auf der anderen Seite sind die spannenden Einblicke in die Kunstszene, die gute Akzente setzen können und die auch das starke Kunstverständnis der Autorin unterstreichen.
Insgesamt bleibt aber die Handlung streckenweise langatmig und konnte mich nicht richtig fesseln – ich habe sogar das Buch für ein paar Tage zur Seite gelegt, bevor ich weitergelesen habe. Ich hatte ehrlich gesagt das Gefühl, dass der Geschichte der rote Faden fehlte. Alles wirkte auf mich irgendwie konstruiert. Erst ab Mitte des Buches nimmt für mich die Spannung wieder etwas mehr Fahrt auf, als sich die Beziehung zwischen Alice und John entwickelt und der Kontakt zum aufstrebenden Kunstkenner und Nationalsozialist Erik entsteht – eine gefährliche Kombination, wie sich für Alice herausstellen sollte. Auch der Konflikt zwischen Alice und ihrer Großmutter Helena, dessen Ursache lange ungeklärt für den Leser bleibt, erhält ab dann endlich seinen Akzent. Jedoch war mein Eindruck, dass einiges Potenzial hier verschenkt wurde. Denn die Annäherung der beiden gab der Geschichte doch einige spannende und berührende Momente.
Irgendwie enttäuscht war ich von der Hauptfigur Alice. Sie blieb für mich die ganze Geschichte hindurch ein Charakter mit mehr Ecken und Kanten, als ihr gut getan hat. Ich verstehe die Absicht sehr wohl, auch mal einen Frauencharakter zu zeichnen, der nicht zu sympathisch erscheint. Aber mit Alice bin ich nie richtig warm geworden. Sie wirkte auf mich auf weite Strecken geradezu kratzbürstig, eigensinnig bzw. nicht einsichtig genug, ja manchmal auch zu stolz und teilweise auch kalkulierend. Das ist nicht unbedingt das Bild einer starken, unabhängigen Romanheldin. Aber vielleicht entwickelt sich die Figur ja auch in einem der nächsten beiden Bücher positiv weiter.
Vom Schreibstil her ist die Geschichte durchaus flüssig und angenehm zu lesen, hatte für meinen Geschmack aber zu viele Allgemeinplätze und wirkte auch etwas konstruiert. Wenn man sich daran nicht stört, und auch keine großen literarischen Ansprüche stellt, ist der Roman ein unterhaltsamer, historischer Auftakt – der aber aus meiner Sicht deutlich Potenzial verschenkt hat.
Mein Fazit: Nicht der mitreißende historische Roman, den ich mir versprochen hatte. Hier wurde einiges Potenzial bei Handlung, historischem Hintergrund und Figurenentwicklung verschenkt.

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Veröffentlicht am 07.04.2018

Irische Verwicklungen

Schweigegelübde (Ein Emma-Vaughan-Krimi 2)
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In ihrem Zweiten Fall ermittelt Emma Vaughan in einem Krankenhaus, auf dem verdächtig viele Todesfälle auftreten. Schnell wird klar: Ein Todesengel treibt sein Unwesen. Doch das ist nicht Emma's einziges ...

In ihrem Zweiten Fall ermittelt Emma Vaughan in einem Krankenhaus, auf dem verdächtig viele Todesfälle auftreten. Schnell wird klar: Ein Todesengel treibt sein Unwesen. Doch das ist nicht Emma's einziges Problem. Ihrem Ex-Mann, einem ehemaligen IRA-Kämpfer, droht eine Anklage und ein alter Mordfall droht Emma beruflich in Schwierigkeiten zu bringen.

Mit Schweigegelübde gelingt es der Autorin nicht so richtig eine fesselnde Geschichte zu entwickeln, obwohl ich Emma als Figur zu schätzen gelernt habe. Emma ist als Figur sehr menschlich und mir persönlich sympathisch. Sie muss sich als alleinerziehende Mutter durchschlagen und versucht sich auch konsequent von der Vergangenheit ihres Mannes zu distanzieren. Auf einem sehr männerlastigen Polizeirevier muss sie nicht zuletzt täglich beweisen, dass sie sich durchsetzen kann. Dazu kommt, dass sie durchaus auch Schwächen zeigen kann: nicht zuletzt dadurch, dass sie aus Mitleid im ersten Teil eine Mörderin hatte laufen lassen, sondern auch, weil sie tablettensüchtig geworden ist. Aber dennoch hat die Geschichte deutliche Mankos: Zu viele Handlungsstränge rissen mich als Leser immer wieder aus der Geschichte heraus. Ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass hier versucht wird, zwei Kriminalfälle in einem Band zu lösen. Zum einen die mysteriösen Todesfälle im Krankenhaus, die an sich schon eine total spannende Geschichte versprochen hatten. Zum anderen der alte Kriminalfall um die geflüchtete Catherine, die eifrige Leser der Krimireihe bereits aus Band 1 "Lügenmauer" kennen sollten und der mit weiteren Todesfällen eine Fortsetzung findet. Somit verpufft aus meiner Sicht ein sehr vielversprechender Kriminalfall. Schade auch, da schon sehr schnell klar war, wer der Todesengel im Krankenhaus ist. An sich liest sich die Geschichte sehr gut. Der Schreibstil ist anschaulich, aber auch ruhig. Vor dem Hintergrund der irischen rauen Landschaft kommt man durchaus ins Schwelgen.

Mein Fazit: Eine spannende Kriminalgeschichte, die hinter meinen Erwartungen geblieben ist.