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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2017

Leider langweilig

Swing Time
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Zusammenfassung. Swing Time erzählt die Geschichte eines Mädchens auf ihrem Weg, erwachsen zu werden: von Siegen und Verlust, von Familie und Freunden, von Arbeit und Freizeit.

Erster Satz. Es war der ...

Zusammenfassung. Swing Time erzählt die Geschichte eines Mädchens auf ihrem Weg, erwachsen zu werden: von Siegen und Verlust, von Familie und Freunden, von Arbeit und Freizeit.

Erster Satz. Es war der erste Tag meiner Schmach.

Cover. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich Menschen gibt, denen das Cover gefällt, ich mag es gar nicht. Es ist zu grell und (für mich, aber vielleicht übersehe ich ja auch etwas) völlig bedeutungsleer.

Inhalt. Selten fiel es mir schwerer, den Inhalt eines Romans zusammen zu fassen als bei diesem. Bis jetzt ist mir noch nicht klar, worum es überhaupt geht: Geht es um das Erwachsenwerden? Um schwarze Kultur? Um Entwicklungshilfe? Um Freundschaft? Um Familie? Man weiß es nicht. Also, ich weiß es nicht.
Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass ich dieses Buch stellenweise so ungeheuer langweilig fand, dass das weiterlesen schwerfiel. Das mag jetzt sehr harsch klingen, aber sich durch über 600 Seiten zu kämpfen, von denen mindestens die Hälfte entweder langweilig war oder ich mich fragte, wo genau das jetzt hingehen soll, das ist halt einfach echt kein Vergnügen.
Und dabei ist die Thematik an sich ja spannend! Tanz, Musik, Erwachsenwerden, Konflikte – was also macht dieses Buch falsch? Ich weiß es nicht.

Personen. Das mit den Personen ist halt so eine Sache. Die Erzählerin ist so frustriert (oder genervt von ihrem Leben oder keine Ahnung, was es sonst ist), dass einfach niemand in ihrer Erzählung gut wegkommt. Vielleicht ist das so ein Ehrlichkeitsding, sie beschönigt halt einfach gar nichts, und dann kommt im Endeffekt vielleicht niemand mehr gut weg. Aber das machte es mir schwer, Sympathie für die Figuren aufzubringen.

Fazit. Tja. Vielleicht habe ich dieses Buch zur falschen Zeit gelesen, vielleicht kann ich es in zwei Jahren noch einmal in die Hand nehmen und bin dann ebenso begeistert wie so viele andere, aber zu jetzigen Zeitpunkt ist das unmöglich.
Ich mochte die Figuren nicht, ich fand die Handlung in weiten Teilen uninteressant und die wenigen positiven Dinge, die ich sagen kann, belaufen sich auf die Ehrlichkeit und die im Prinzip gute Idee.

Veröffentlicht am 19.07.2017

Buch gewordener Sexismus

Liebe findet uns
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„Ich sah mich um und versuchte zu verstehen, wo wir hier gerade hineingerieten, dann zuckte ich innerlich mit den Schultern und folgte ihm. Schließlich hatte er die Tüte mit dem Essen.“ (S. 77)

Zusammenfassung. ...

„Ich sah mich um und versuchte zu verstehen, wo wir hier gerade hineingerieten, dann zuckte ich innerlich mit den Schultern und folgte ihm. Schließlich hatte er die Tüte mit dem Essen.“ (S. 77)

Zusammenfassung. Die Geschichte einer stürmischen Liebe, die verschiedene Stationen in Europa überlebt und dann im Angesicht des Alltags zu zerbrechen droht; die Geschichte dreier Freundinnen, die gemeinsam erwachsen werden; die Geschichte einer Reise, die an Orte führt, mit denen keiner der Teilnehmer gerechnet hat.

Erster Satz. Ausgerechnet deine Mutter macht bei der Abschlussfeier am Amherst College in Massachusetts das perfekte Foto von dir und deinen beiden besten Freundinnen.

Cover. Tja, ich muss sagen, dass das Cover mein unglückliches Verhältnis zu diesem Buch schon eingeläutet hatte. Während ich mich aufgrund der Bilder im Internet auf eine romantische stilisierte Abbildung eines Liebespaares gefreut hatte, war mir auf dem tatsächlichen Cover dann leider das Liebespaar zu detailliert. Viel unangenehmer jedoch: Ich mochte das Gefühl des Materials nicht leiden. Das ist halt echt doof, wenn man gut 400 Seiten mit dem Buch in der Hand liest.

Inhalt. Die Geschichte an sich klingt ja irgendwie reizvoll: eine junge Frau reist mit ihren besten Freundinnen durch Europa, dann lernt sie einen Kerl kennen, hat eine tolle Zeit mit ihm, er verschwindet und sie sucht ihn. Schade, dass das nicht der Inhalt des Romans ist! Tatsächlich liegt der Fokus viel weniger als ich erwartet hatte auf der Freundschaft zwischen den jungen Damen, viel weniger auf der Reise durch Europa (geschweige denn auf dem hart angeteasten Tagebuch des ominösen Großvaters) und das mit der verzweifelten Suche ist irgendwie auch Fehlanzeige.
Erwartet man das, was man bekommt, ist es jedoch wahrscheinlich gar nicht so schlecht: Eine stürmische Verliebtheitsphase, schlagfertige Dialoge, ein (in meinen Augen) schönes Ende. Aber leider steht hinter all dem Guten dieses Romans immer ein großes „aber“. Und das größte all dieser Abers sind die handelnden Charaktere.

Personen. Heather ist eine der unreifsten Charaktere, deren Bekanntschaft ich je machen durfte, und leider, leider kann sie auch mit Jacks schlagfertigen Sprüchen so gar nicht umgehen. Wenn das die Reife ist, die amerikanische College-Absolventinnen mitbringen - Prost Mahlzeit. Viel eher vermute ich dahinter jedoch einen (meist) unterschwelligen Sexismus, der an einigen Stellen so augenfällig wurde, dass ich nur mit dem Kopf schütteln konnte. Kostprobe gefällig? Natürlich geraten Heather und Jack aneinander, Heather reagiert völlig (!) über und er beschwichtigt sie mit schickem Auto, teuren Klamotten und Luxushotel. Wow. So tiefgründig. Und immer noch nicht hinweg bin ich darüber, dass sie diese teuren Klamotten anprobiert, bevor sie nach dem Fitnessstudio duschen kann. Alternativbeispiel? Da reicht ein Zitat: „Ich gab Jack die Schuld daran, dass ich meine Zielstrebigkeit verloren hatte. Er hatte mich dazu gebracht, die Anfragen und Informationen der Bank of America weiter zu ignorieren. Dieser dumme Kerl.“ (S. 137)
Dazu kommt die unfassbare Unglaubwürdigkeit der Charaktere und ihre (Achtung, Wortwitz) Charakterlosigkeit. Ganz klare Tendenz zu: Das geht irgendwie gar nicht.

Fazit. Ich war aus zwei Gründen froh, am Ende dieses Buches angekommen zu sein. Zum einen (wie schon oben erwähnt) mochte ich das Ende als solches; aber ich hatte leider auch nicht den leisesten Drang hier noch weiter zu lesen. Was nach diesem Buch bleibt ist das Gefühl, dass alle Handlung, alle Charaktere bloß die lieblose Kulisse für eine nette Idee in bescheidener Umsetzung sind. Und die Frage: Wie fühlt sich ein Cabrio in der Waschanlage? („Wir waren früh genug da, sodass wir uns in der Sicherheitskontrolle nicht wie ein Cabrio in der Waschanlage fühlten.“ (S. 273))

Veröffentlicht am 14.05.2017

Verschenktes Potential

Die Morde von Morcone
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Zusammenfassung. Im toskanischen Morcone treibt ein unbekannter Mörder sein Unwesen und verbreitet Schrecken in der Bevölkerung, der mit dem Tod einer afrikanischen Prostituierten beginnt und scheinbar ...

Zusammenfassung. Im toskanischen Morcone treibt ein unbekannter Mörder sein Unwesen und verbreitet Schrecken in der Bevölkerung, der mit dem Tod einer afrikanischen Prostituierten beginnt und scheinbar unaufhaltsam weitergeht. Was haben die seltsamen Zeichen auf den Leichen der Opfer zu bedeuten? Was ist das für ein Spiel, das die einzelnen Bewohner des Orts spielen? Und wie hängt all das mit dem anscheinend christlich fundamentalistisch angehauchten Mörder?
Eigentlich hatte Robert Lichtenwald den Plan gehabt, ein Jahr lang in der Toskana irgendwo in sich den Mann wiederzufinden, der er eigentlich war und sein wollte. Als aber seine neue Heimat auf Zeit durch eine Mordserie erschüttert wird, kann er sich nicht lang von den Ermittlungen fernhalten.

Erster Satz. Es konnte kein Zufall sein.

Inhalt. Dieser Krimi versprach eigentlich so viel: Lust auf Urlaub hatte ich schon nach wenigen Seiten, Appetit auf italienisches Essen ließ auch nicht lange auf sich warten und die aus der Perspektive des Mörders erzählten kurzen Episoden bauten schon zu Beginn Spannung auf. Warum also sprang der Funke trotz all dem nicht so richtig über?
Vielleicht wegen der Erzählstränge, die angeschnitten, aber nie so richtig bis zum Ende erzählt wurden. Vielleicht lag es daran, dass ich schon recht früh einen Verdacht hatte und bis zum Ende hin nicht mehr so richtig überrascht wurde. Vielleicht fehlten mir auch an zu vielen Stellen irgendwie die Erklärungen.
Damit möchte ich keinesfalls sagen, dass der Krimi nicht spannend gewesen wäre. Gerade auf den letzten Seiten war ich meilenweit davon entfernt, es auch nur aus der Hand zu legen. Doch auch dort offenbarte sich der in meinen Augen größte Schwachpunkt: So vieles wurde angeschnitten, der Krimi wollte mehr sein als er im Endeffekt leisten konnte, und so bleiben die wirklich spannenden, mitreißenden Stellen leider in der Minderheit.

Personen. Auch in der Wahl und Ausgestaltung der Charaktere setzt sich fort, was mich an „Die Morde von Morcone“ stört. Das beginnt schon mit der schieren Anzahl handlungsrelevanter Figuren, deren Namen ich fast bis zum Ende durcheinander geworfen habe. Da ist zu viel Hintergrund, zu schnelle Sprünge zwischen den Perspektiven. In ganz engem Zusammenhang dazu steht auch die in meinen Augen ziemlich kurz kommende Trauer um die Opfer des Mörders: Obwohl versucht wird, eine gewisse Nähe aufzubauen, scheitert der Krimi daran, mich wirklich mitfühlen zu lassen - und auch die Morconesi gehen für meinen Geschmack eine Spur zu gefasst mit all den Verlusten um.

Fazit. Stefan Ulrichs „Die Morde von Morcone“ ist sicherlich kein schlechtes Buch, aber weiterempfehlen kann ich es nur Liebhabern italienischer Krimis. Denn die Umgebung hat mir durchaus gut gefallen, doch abgesehen davon konnte mich weder Handlung noch Protagonisten packen. Ziemlich schade!

Veröffentlicht am 14.05.2017

Kindergarten meets Fünfziger Jahre

June
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„Ich wusste nicht, dass es ein Verbrechen ist, sich wie ein Erwachsener zu benehmen.“ (S. 452)

Zusammenfassung. Im Sommer 1955 sieht sich die Kleinstadt St. Jude einer Invasion aus Hollywood gegenüber, ...

„Ich wusste nicht, dass es ein Verbrechen ist, sich wie ein Erwachsener zu benehmen.“ (S. 452)

Zusammenfassung. Im Sommer 1955 sieht sich die Kleinstadt St. Jude einer Invasion aus Hollywood gegenüber, die alle ihre Bewohner in ihren Bann zieht - bis auf die junge June, die ihrer bevorstehenden Hochzeit mit Arthur entgegensieht und an nichts anderes denkt. Doch dann begegnet ihr der Schauspieler Jack Montgomery und es wird eine Entwicklung losgetreten, die nicht nur ihr Leben nachhaltig verändert.
Sechzig Jahre später bricht das Leben ihrer Enkelin Cassie Stück für Stück über ihr zusammen, als sie plötzlich von einem ungeheuerlichen, unerwarteten Erbe erfährt. Anlass genug, die wahren Geschehnisse des Sommers 1955 aufzudecken!

Erster Satz. Nicht alle Häuser träumen.

Cover. Gemeinsam mit dem Beginn des Romans (mehr dazu unter „Lieblingsstellen“) hat mich das Cover überzeugt, das Buch haben zu wollen: Ich war ohne weitere Umstände direkt verliebt. In die Frisur und das Kleid der jungen Frau, in das Fahrrad und die Schriftart und die Farben... Von diesem Buch konnte ich einfach nicht die Finger lassen!

Inhalt. Leider hat mich das Buch, von dem ich so viel erhofft und erwartet hatte, vor allem enttäuscht. Die Geschichte ist nicht wahnsinnig innovativ, das hätte ich aber auch nicht erwartet und das ist auch nicht mein hauptsächlicher Kritikpunkt; die Wendungen und die Sprünge zwischen den Sommern 2015 und 1955 waren meist an passenden Stellen und hielten für mich die Spannung aufrecht. Dann gab es da aber noch die…

Personen. Das große Problem dieses Romans ist eine seiner Hauptfiguren. Nicht die namensgebende June, die ist vielleicht etwas naiv und verhält sich nicht immer nachvollziehbar, aber damit käme ich noch klar; viel dramatischer ist die kleine Cassie. Wenn im Buch nicht behauptet würde, sie wäre fünfundzwanzig, dann würde ich an dieser Stelle anmerken, dass man eine Fünfjährige unmöglich monatelang allein wohnen lassen kann. Aber so wie es ist, könnte ich das Einstiegszitat eigentlich unterschreiben.
Doch um etwas konkreter zu werden: Cassie ist eine egozentrische, oftmals unverschämte und taktlose Ziege, die mit Vorliebe in Selbstmitleid badet und augenscheinlich nicht zu Empathie fähig ist. Die zwei Auflösungen, die glaubhaft gewesen wären: Sie ist in Wirklichkeit doch ein Kleinkind, das sich das große, echte Leben bloß erträumt, oder sie ist schwerstens depressiv. Zweite Möglichkeit wird angerissen, aber scheint nicht wirklich der Rede wert zu sein.
Hinzu kommt, dass Figuren nicht in ihrer Rolle bleiben, und auch hier bietet Cassie wieder das Paradebeispiel: Da muss sie sich in einer Situation, in der eine andere Person vor ihr sitzt und weint, erst „große Mühe [geben], mitfühlend zu klingen“ (S. 321), kurze Zeit später ist die Rede davon, dass sie „echtes Mitleid“ mit selbiger Person hat (S. 380), nur um einen Satz (!) später festzustellen, es sei „befriedigend, dass hinter ihrer perfekten Fassade einiges im Argen lag“ (S. 380). Ehm, sorry, aber wie bitte? Wo ergibt denn das Sinn? Und das ist nur eine von so, so vielen Stellen, an denen ich nur den Kopf schütteln konnte.

Lieblingsstellen. „Nicht alle Häuser träumen. Die meisten tun das nicht. Doch Two Oaks träumte.“ (S. 11)
„Aber ich muss doch ein Kleid anziehen.“ „Du musst gar nichts. Trag, worin du dich wohlfühlst.“ (S. 356)
„Er verstand einfach nicht, dass etwas Seltenes eben durch seine Seltenheit so wunderbar wurde.“ (S. 421)

Fazit. Ich wünschte wirklich sehr, ich könnte dieses Buch empfehlen. Das Setting und die Idee haben mir auch echt gut gefallen, (und bis zur Mitte dachte ich, dass die guten Seiten die schlechten mindestens weitgehend aufheben könnten). Aber: nö. Die Figur Cassie ist zu allgegenwärtig und hat mir zu meinem Leidwesen echt eine Menge kaputt gemacht.
Ich freu mich jedoch über jeden, der dieses Buch lesen mag, denn vielleicht findet sich ja jemand, der meines haben möchte. Aber empfehlen werde ich es niemandem.