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Veröffentlicht am 14.06.2020

Spannende Reise in die Vergangenheit

Der Turm aus Licht
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In ihrem neuesten historischen Roman nimmt uns die Autorin Astrid Fritz mit in das mittelalterliche Freiburg. Viele Geschichten über die Menschen von Freiburg, Kaufleute, Handwerker und Baumeister und ...

In ihrem neuesten historischen Roman nimmt uns die Autorin Astrid Fritz mit in das mittelalterliche Freiburg. Viele Geschichten über die Menschen von Freiburg, Kaufleute, Handwerker und Baumeister und deren Familie, aber auch Kirchenmänner und den Adel. Das Ganze spielt vor dem Hintergrund des Baus des Freiburger Münsters, einer der bedeutendsten und höchsten Kirchenbauten, ein Meisterwerk der Gotik. Die Errichtung des Münsters zog sich über einen Zeitraum von gut sechs Jahrzehnten. Der Beginn liegt Jahr 1270 als sich der damals noch junge Baumeister Gerhard und seine Frau Odilia eigens von Straßburg in die aufstrebende Handelsstadt Freiburg begeben, um die Verantwortung für den Bau zu übernehmen. Man erlebt so manchen Schicksalsschlag und nimmt teil an dem Leben der einzelnen Familien. So mancher Kampf muss ausgefochten werden und dabei muss auch so manch einer sein Leben lassen.
Ich muss zugeben, dass ich anfänglich meine Schwierigkeiten hatte, in das Buch reinzukommen. Zu Beginn werden ziemlich viele Figuren eingeführt, die teils historisch belegt sind und ich verlor etwas den Überblick. Hilfreich war hier ein elfseitiges Namensregister, zu dem man immer wieder zurückblättern konnte, sowie ein Glossar am Ende des Buches, welches die nicht ganz gängigen Begriffe erklärt.
Unterteilt ist der Roman in drei Abschnitte. Der erste Teil handelt hauptsächlich vom Bau der Kirche, während es im Mittelteil um die ganzen Streitigkeiten über die Zuständigkeit, Verantwortung und Finanzierung des Baus geht, der zunächst noch in der Hand des Adels liegt. Doch nach und nach übernehmen immer mehr die Bürger die Verantwortung. Natürlich gibt es auch immer wieder Rückschläge, doch der Wille zum Bau des schönsten Kirchturms der Erde ist stark. Immer mehr festigen sich die Figuren und so stehen im abschließenden dritten Teil die zwischenmenschlichen Beziehungen der inzwischen liebgewonnenen Figuren im Vordergrund.
Das Buch umfasst mehr als 800 Seiten und das bei nicht gerade großer Schrift. Eine Menge Text also, den es zu lesen galt. Dennoch war ich erstaunt, wie schnell ich durch das Buch kam. Besonders die Figuren, die einem immer vertrauter werden machten das Ganze so spannend. Man brennt praktisch darauf zu erfahren, wie das Leben von ihnen weitergeht und wie sie so manchen Schicksalsschlag überleben.
Die Autorin versteht absolut ihr Handwerk und hat es geschafft, dass die 800 Seiten kontinuierlich spannend waren. Nicht nur unterhaltsam und farbenprächtig, sondern auch informativ über das damalige Leben in Freiburg. Die sehr gute Recherche ist auf alle Fälle noch lobenswert zu erwähnen. Ein großartiges Werk, das mich nun das Freiburger Münster mit ganz anderen Augen betrachten lässt.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Spannender Fall mit beeindruckender Ermittlerin

DUNKEL
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Hulda Hermannsdottir, Kommissarin bei der Polizei in Reykjavik, steht bald vor ihrer Pensionierung. Doch nun soll sie noch frühzeitiger ihren Stuhl räumen, um einem jüngeren Kollegen Platz zu machen. Das ...

Hulda Hermannsdottir, Kommissarin bei der Polizei in Reykjavik, steht bald vor ihrer Pensionierung. Doch nun soll sie noch frühzeitiger ihren Stuhl räumen, um einem jüngeren Kollegen Platz zu machen. Das einzige Zugeständnis, das sie von ihrem Chef bekommt: Sie darf sich einen alten Fall, einen cold case aussuchen. Für die Lösung hat sie dann zwei Wochen Zeit. Hulda wählt bewusst den ungeklärten Tod einer jungen Frau, die tot im Meer aufgefunden wurde. Die 27jährige Russin lebte seit vier Monaten als Asylbewerberin in Island. Die Ermittlungen wurden damals mehr oder weniger schlampig von einem Kollegen durchgeführt, der schließlich den Fall als Selbstmord abschloss. Doch Hulda hat daran Zweifel. Denn die Genehmigung des Asylverfahrens stand kurz vor ihrem Abschluss und somit gab es eigentlich keinen Grund für einen Selbstmord. Bei ihren Ermittlungen stößt Hulda auf so manches Rätsel und bringt dabei sich selbst in Gefahr.
„Dunkel“ ist der erste Teil der Hulda-Trilogie. Teil 2 „Insel“ und Teil 3 „Nebel“ sollen im Juni bzw. September 2020 noch folgen. Der Name „Hulda-Trilogie“ ist bewusst gewählt, denn schon bei dem vorliegenden „Dunkel“ liegt der Fokus eindeutig auf der Ermittlerin. Hulda ist eine einsame, wenngleich auch charakterstarke und interessante Person. Obwohl sie eigentlich eine der besten Ermittlerinnen der Reykjaviker Polizei ist, wurde sie bei Beförderungen regelmäßig übergangen. Hulda ist auch nicht gerade ein Teamplayer, eher fühlt sie sich als einsamer Wolf. Eine Familie hat sie auch schon lange nicht mehr und so bedeutet eine Pensionierung für sie nichts anderes als jede Menge Einsamkeit und Isolation. Doch zum Glück gibt es da einen Arzt in Ruhestand zu dem sich langsam zarte Bande entwickeln.
So interessant die Figur Hulda ist, der Fall der ertrunkenen Russin ist mindestens genauso spannend. Die Anzahl der Charaktere ist überschaubar und man kann gut miträtseln Da die Kapitel recht kurz gehalten sind, fliegt man praktisch durch das Buch. Dazwischen erfährt man auch immer wieder in Rückblicken kleine, aber schwergewichtige Teile aus Huldas Leben, die starken Einfluss auf die Entwicklung ihres Charakters haben. Ebenso gibt es Einblicke auf die Sichtweise des Opfers und wie es sich gefühlt haben muss.
Das Ende ist dann völlig überraschend und wirft gleichzeitig so viele Fragen auf, dass die Folgebände einfach unverzichtbar sind. Teil zwei und drei sind chronologisch umgekehrt, also in der Vergangenheit von „Dunkel“ angesiedelt und werden wohl einige Erklärungen liefern.
Für mich war „Dunkel“ ein richtiges Highlight. Der Fall sehr spannend und Hulda ist wirklich eine sehr komplexe und spannende Figur, ich freue mich schon auf die Folgebände.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Super spannend erzählt und top recherchiert

Die Taten der Toten
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Es ist bereits der achte Fall für die beiden ungleichen Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss. Doch wer glaubt, die beiden inzwischen recht gut zu kennen, wird hier so manch eine Überraschung erleben. ...

Es ist bereits der achte Fall für die beiden ungleichen Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss. Doch wer glaubt, die beiden inzwischen recht gut zu kennen, wird hier so manch eine Überraschung erleben. Im Mittelpunkt des Ganzen steht der bis heute noch ungelöste Mord an Olof Palme. Der schwedische Ministerpräsident wurde Opfer eines Attentats, das sich im Februar des Jahres 1986 ereignete.
Das Buch beginnt sehr spannend mit der Flucht von Stina Forss. Nach einem gescheiterten Mordanschlag auf die Kommissarin gelingt es ihr aus dem Växjöer Krankenhaus zu fliehen. Offiziell wird sie für tot erklärt, um ungestört und in Sicherheit eine neue Spur im Fall des getöteten Olof Palme zu verfolgen. Eine Spur, die von sehr privater Natur geprägt ist…
Zeitgleich ermitteln Ingrid Nyström und ihr Team ebenfalls in dem cold case Palme. Hier gilt es gleich mehrere Handlungsstränge zu verfolgen, denn jeder der einzelnen Mitglieder aus Ingrids Team verfolgt zunächst eine andere Spur. Einer dieser Erzählstränge gehört jedoch nicht in das Polizeiteam und ist in kursiver Schrift gehalten. Dieser führt zurück in die Vergangenheit, in die Zeit vor dem Attentat auf Olof Palme. Dabei ist es total spannend zu verfolgen wie sich nach und nach die einzelnen, losen Handlungsstränge miteinander verbinden und sich schließlich ein schlüssiges Ganzes ergibt.
Obwohl es bereits der achte Band der Reihe ist, lässt sich das Buch unabhängig von den anderen gut lesen. Wer jedoch an der persönlichen Entwicklung der beiden Kommissarinnen, so wie dem gesamten Team interessiert ist, dem sei die chronologische Reihenfolge der Bücher zu empfehle.
Dem Autoren-Duo Voosen/Danielsson gehört auf alle Fälle ein großes Lob für ihre intensive Recherche. Der Fall liegt nun schon mittlerweile über 30 Jahre zurück und ist nicht jedem geläufig. Wer bislang noch nicht viel über den Mordanschlag auf den schwedischen Ministerpräsidenten wusste, bekommt hier jede Menge Informationen und Hintergrundwissen.
Ich fand es ein herausragendes Buch. Nicht nur spannend und unterhaltsam, sondern auch informativ. Besonders gelungen fand ich die Art, wie die privaten Geschichten der einzelnen Figuren in die Haupthandlung eingefügt wurden. Es war Stinas persönlichster Fall, aber hoffentlich nicht ihr letzter.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Geniales Ermittler-Duo in einem spannenden Krimi

Der Preis der Rache
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Lupe Svensson ist neu beim LKA in Düsseldorf. Die ausgebildete forensische Psychologin bekommt es in ihrem ersten Fall mit einer fast 30 Jahre alten Leiche zu tun, die bei Abrissarbeiten im Beton entdeckt ...

Lupe Svensson ist neu beim LKA in Düsseldorf. Die ausgebildete forensische Psychologin bekommt es in ihrem ersten Fall mit einer fast 30 Jahre alten Leiche zu tun, die bei Abrissarbeiten im Beton entdeckt wurde. Dem Opfer wurde ein Fuß abgehackt. Besteht hier etwa ein Zusammenhang zu einem Serienmörder, der Mitte der Siebzigerjahre seinen Opfern ebenfalls je einen Fuß abtrennte? Lupes Kollege Otto Hagedorn ermittelte damals erfolglos in den Fällen, bis diese bei den Cold Cases landeten.
„Der Preis der Rache“ ist ein sehr spannender Krimi. Schon von Beginn an ist man mittendrin im Geschehen. Erzählt wird die Handlung hauptsächlich aus der Perspektive von Lupe. Dazwischen gibt es jedoch immer wieder Rückblicke in die Zeit von 1975. Die Rückblicke, die nach und nach aufdecken, was damals tatsächlich geschah, sind jedoch in einer anderen Schriftart gehalten , sodass man gleich weiß, in welcher Zeitebene man sich befindet.
Mit Lupe Svensson und dem knapp 30 Jahre älteren Otto Hagedorn hat Mathias Berg ein super Ermittlungsteam geschaffen. Beide waren mir von Anfang an sympathisch, aber jeder auf seine Art. Lupe ist mit ihren 28 Jahren noch relativ jung. Doch mit ihrer psychologischen Ausbildung kennt sie so manchen Kniff und Trick und weiß wie sie die Leute zu nehmen hat. So kann sie sich gut gegen ihre männlichen Kollegen durchsetzen und bringt ihre potenziellen Verdächtigen genau dorthin, wo sie sie haben will. Lupe hat auch eine spezielle Vergangenheit, auf die ich jedoch ohne zu spoilern nicht näher eingehen kann.
Otto hingegen wirkt nach außen hin eher gemütlich. Obwohl er mittlerweile auf die 60 zugeht, hat er es immer vieles drauf, von dem andere lernen können und kann die jüngeren Kollegen noch immer locker in die Tasche stecken. Zusammen ergeben Lupe und Otto auf jeden Fall ein super Team, von dem man gerne noch mehr lesen möchte.
Es handelt sich bei „Der Preis der Rache“ um eine rein fiktive Geschichte, lediglich die Bezüge zu den Taten der RAF, die in den 70er und 80er Jahren sehr aktiv waren hatten, sind leider ein Stück der jüngeren deutschen Geschichte. Diese bilden jedoch in erster Linie den Rahmen für die Handlung. Insgesamt ein superspannender Krimi, den ich kaum aus der Hand legen mochte. Besonders das Ermittlungsteam hat mir absolut gefallen und ich hoffe auf eine Fortsetzung mit den beiden.

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Veröffentlicht am 06.05.2020

Von Beginn an superspannend

Das Dorf der toten Seelen
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Ende der 50er Jahre verschwinden die Bewohner des kleinen Dorfs Silvertjärn in Norrland auf mysteriöse Weise. Von einem auf den anderen Tag ist das Dorf wie leergefegt. Was ist geschehen?
60 Jahre später ...

Ende der 50er Jahre verschwinden die Bewohner des kleinen Dorfs Silvertjärn in Norrland auf mysteriöse Weise. Von einem auf den anderen Tag ist das Dorf wie leergefegt. Was ist geschehen?
60 Jahre später möchte Alice, die gerade die Filmhochschule absolviert hat, einen Dokumentarfilm über das Ereignis drehen. Sie hat einen besonderen Bezug zu dem Dorf, denn ihre Großmutter war ebenfalls eine Bewohnerin von Silvertjärn und zog kurz vor dem Verschwinden der restlichen Dorfbewohner nach Stockholm. Mit einem kleinen Team von vier weiteren Personen reist Alice an nach Norrland . Doch schon nach kurzer Zeit geschehen seltsame Dinge im Dorf. Ist Silvertjärn doch nicht so verlassen wie es scheint? Und dann gibt auch schon den ersten Toten…
Camilla Sten ist die Tochter der erfolgreichen Krimiautorin Viveca Sten und hat ihre Mutter schon bei einigen Projekten unterstützt. Mit „Dorf der toten Seelen“ legt sie nun ihr erstes eigenes Thrillerdebüt vor. Und was für eins!
Schon von Beginn an wird man von der Spannung gepackt. Es beginnt mit dem Auftauchen von zwei Polizisten, die in dem menschenleeren Dorf eintreffen. Die Atmosphäre ist total gespenstig und für den Leser absolut spürbar. Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen und wechselt ständig zwischen dem „Jetzt“ und dem „Damals“. So erfährt man zunächst in kleinen Häppchen, was sich damals wirklich in dem Dorf ereignet hat. Gleichzeitig wird man aber auch Zeuge von dem Verhalten, der kleinen Gruppe, die vollkommen auf sich gestellt ist und nur mit Walkie-talkies und ohne Internet oder Mobiltelefon zurechtkommen muss. Es entsteht zunehmend ein Misstrauen zwischen den einzelnen Teammitgliedern, ausgelöst durch merkwürdige Vorkommnisse. Keiner traut mehr dem anderen und die Situation droht zu eskalieren.
Der Leser tappt wie auch die Teammitglieder bis zum Ende im Dunkeln. Erst ganz zum Schluss gibt es die Auflösung.
Insgesamt ein superspannender Thriller, der mir einige Gänsehautmomente bereitet hat. Bitte mehr davon!

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