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Veröffentlicht am 26.02.2017

"Madame Clèo und das große kleine Glück" von Tanja Wekwerth

Madame Cléo und das große kleine Glück
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Inhalt

Einst war Madame Clèo ein erfolgreiches Pariser Mannequin, heute kann sie kaum noch ihre Altbauwohnung in Berlin bezahlen. Daher vermietet sie ein Zimmer unter und findet in Adamo und seiner kleinen ...

Inhalt

Einst war Madame Clèo ein erfolgreiches Pariser Mannequin, heute kann sie kaum noch ihre Altbauwohnung in Berlin bezahlen. Daher vermietet sie ein Zimmer unter und findet in Adamo und seiner kleinen Tochter Mimi wahre Freunde. Doch die Vergangenhenheit lässt Madame Clèo, die Grande Dame mit Herz, nicht los. Ein großer unerfüllter Traum erwacht zu neuem Leben, als Mimi eines Tages auf eine riesige Summe Geld stößt. Madame Clèo hat eine bezaubernde Idee und jede Menge Briefumschläge ...

Eindruck

Einmal noch Paris sehen und dann vielleicht sterben ... doch dann reicht ein wenig Feenstaub und ein bißchen Glitzerpuder aus und das große kleine Glück stolpert in Dein Leben!

Die Geschichte ist bezaubernd, romantisch, poetisch, ein klein wenig liebenswert verrückt und eine einzige tiefe Liebeserklärung an Paris, Coco Chanel und No.5. So fein und emotional erzählt, dass es die Seele nährt und das Herz erwärmt. Ich fühlte mich als Teil dieser ganz ungewöhnlichen Wohngemeinschaft und bin mit ihnen in Paris gewesen um Madame Chanel ein letztes Mal Lebe wohl zu sagen.
Manchmal braucht es so wenig um das große kleine Glück zu finden, man muss nur mutig und vertrauensvoll zugreifen, wenn es einem angeboten wird.

Clèo, Mimi und Adamo sind so tolle, greifbare und lebendige Charaktere, dass man sie man sofort schon lange zu kennen scheint. So wohnt, lacht, weint, streitet und reist mit Ihnen als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Sehr schön und lebendig war, dass sie alle eine Entwicklung gemacht haben, so das die Geschichte wahnsinnig toll fließen konnte. Mimi ist liebevoll kaltschnäuzig und auf eine ganz besondere Art frech, über ihre Sprüche habe ich Tränen gelacht.

Zitat:
"Erst machen wir uns zurecht. Du weißt schon, wir könnten unserem Schicksal begegnen."

Das werde ich mir nach dieser zauberhaften Geschichte voller Gefühl wieder mehr zu Herzen nehmen. Denn, vielleicht wartet mein großes kleines Glück an der nächsten Ecke.

Fazit

Ich habe mich in diesen Roman, in Clèo und Mimi und in "Spagetti Puttanesca" nach Adamo verliebt. Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.02.2017

"Epidemie" von Asa Ericsdotter

Epidemie
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Inhalt

Die Gesundheitspartei hat die Macht übernomen. Ihr politisches Programm: die Epidemie der Fettsucht zu bekämpfen. Landon, ein junger Forscher , findet auf der Suche nach seiner Liebe Helena
ein ...

Inhalt

Die Gesundheitspartei hat die Macht übernomen. Ihr politisches Programm: die Epidemie der Fettsucht zu bekämpfen. Landon, ein junger Forscher , findet auf der Suche nach seiner Liebe Helena
ein verändertes Land vor: Propaganda und Diskriminierung greifen um sich und die Angst ist allgegenwärtig. Als Johan Svärd, der Ministerpräsident, seine Macht schwinden sieht, lässt er die
Übergewichtigen in sogenannte Fat Camps bringen.

Eindruck

Ich muss ganz ehrlich gestehen, dieses Buch hat mich überrollt wie ein Tsunami und ich musste nach dem vorletzten Abschnitt erstmal durchatmen und das Gelesene sacken lassen. Dystopie oder Polit-
thriller ist die Frage. Denn soweit hergeholt erscheint mir das Szenario nicht.

Ein Partei, die nach der Regierungsübernahme übergewichtige Menschen drangsaliert, diskriminiert und diffamiert. Ärzte die auf Teufel komm raus Diätpräparate verschreiben, Propaganda für Sport-Boot-Camps und Kirchen die in Hardcore-Fitness-Center umfunktioniert werden. Dazu Initiativen die sich für "fettfreies Wohnen" einsetzen und Menschen die sich aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes zu Tode hungern. Das alles wäre schon unglaublich genug. Aber als alle Zwangsmaßnahmen unter dem Deckmantel der Gesundheitsreform nicht bei allen greifen, schlagen Viehtransporte auf um die "Unbelehrbaren" in sogenannte Fat Camps zu deportieren.

Was dort geschah, ist an Grausamkeit, Abartigkeit und Menschen-verachtung kaum noch zu überbieten. Das Ganze ließ die Verfolgung der Juden unter Hitler wieder und wieder vor den Augen aufleben.

Dieses Buch sollte als Warnung genommen werden. Als Warnung, keinen politischen Strömungen hinterher zu laufen, nur weil sie gerade den Nerv von unzufriedenen Minderheiten treffen. Es sollte dazu aufrütteln reißerische Hetzpropaganda mit den offensten Ohren die uns möglich sind, zu hören und solchen gefährlichen politischen Flügeln keine Lobby zu bieten um ihr widerwärtiges Gedankengut in die Tat umzusetzen.

Fazit

Fassungslosigkeit, Entsetzen, Ekel, Wut und Trauer - ich kann meine Gefühle gar nicht zusammenfassen. Ein gradioses Buch, das für mich ein Highlight - nicht nur in 2017 - ist, obwohl oder gerade weil mich die Geschichte sehr mitgenommen hat.

Veröffentlicht am 18.02.2017

"Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel" von Lesley Truffle

Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel
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Inhalt

London 1919. Seit im Keller des ehrenwerten Hotel du Barry ein lachendes Baby an der Wäscheleine gefunden wurde, besteht kein Zweifel: Hier ist etwas Besonderes im Gange. Prompt beschließt die ...

Inhalt

London 1919. Seit im Keller des ehrenwerten Hotel du Barry ein lachendes Baby an der Wäscheleine gefunden wurde, besteht kein Zweifel: Hier ist etwas Besonderes im Gange. Prompt beschließt die bunte Belegschaft, die Kleine vor dem Waisenhaus zu bewahren - und hätte das Zimmermädchen Mary das Baby nicht ausgerechnet zum Schlafen in eine silberne Suppenschüssel gelegt, hätte der Hoteldirektor Daniel du Barry vielleicht nie bemerkt, welche wundersame Geschichte sich hier ereignet.

Eindruck

Eine hinreißende Geschichte für alle, die das Staunen nocht nicht verlernt haben.

Oh ja - wie wahr !

Es beginnt als zauberhafte, humorvolle und schicksalsträchtige Geschichte über ein Findelkind, dass in dem ganz eigenen Mikrokosmos der Angestellten in einem Londoner Nobelhotel gefunden wird und entwickelt sich komplett unerwartet zu einer Tragöde aus Hass, Eifersucht und nicht erfüllter Liebe in der Belle Etage.

Die Beschreibungen des Hotels, der Angestellten - die sich tagtäglich für die kleinen und großen Wünsche der Gäste und Besitzer "ihres" Hotels einsetzen und alles tun, damit diese sich wohl fühlen -, der Gäste sowie der Hoteleigentümer, ist mit sehr viel Charme, Esprit und Humor geschrieben. Die Charaktere sind sehr liebevoll, lebendig und real dargestellt. Man konnte die Atmosphäre auf allen Etagen förmlich einatmen.

Dieses Buch hat wirklich alles was man sich wünschen kann, von peinlich berührt sein, über Tränen gelacht und wütend sein, bis hin zu geweint, war alles dabei und es ist ein ganz toller Roman über ein wirklich spezielles Hotel, der so spannend und fesselnd war, dass er einem Kriminalroman gleich kommt. Tatsächlich ist aber wohl keine spezielle Zuordnung möglich, es ist kommödiantisch,
tragisch, erotisch, kriminell aber überhaupt nicht brav - einfach zauberhaft.

Fazit

Frivol, frech, dekadent und trocken - das ist der Stoff aus dem die Träume des Hotel du Barry sind. Eine Geschichte die sich komplett anders entwickelt hat, als ich mir vorgestellt hatte. Aber witzig, emotional, teilweise traurig und raffiniert entwickelt. Ich war fasziniert und begeistert von diesem ganz eigenen Mikrokosmos und kann nur empfehlen im Hotel du Barry einzuchecken und eine spannende Zeit zu genießen.

Veröffentlicht am 14.02.2017

"Das Haus in der Nebelgasse" von Susanne Goga

Das Haus in der Nebelgasse
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Inhalt

London 1900. Mathilda Gray ist Lehrerin an einer Mädchenschule und führt das Leben einer unabhängigen Frau. Als ihre Lieblings-schülerin Laura nicht mehr zum Unterricht erscheint, ahnt
Mathilda, ...

Inhalt

London 1900. Mathilda Gray ist Lehrerin an einer Mädchenschule und führt das Leben einer unabhängigen Frau. Als ihre Lieblings-schülerin Laura nicht mehr zum Unterricht erscheint, ahnt
Mathilda, dass diese in Gefähr ist. Zu plötzlich ist ihr Verschwinden, zu fadenscheinig sind die Begründungen des Vormunds. Eine verschlüsselte Botschaft bringt Mathilda auf die Spur des Mädchens. Ihr Suche führt sie zu dem Historiker Stephen Fleming und mit ihm zu einem jahrhundertalten Geheimnis, tief hinein in die verborgensten Winkel der Stadt.

Eindruck

"Das Haus in der Nebelgasse" - eine spannende Suche nach der Auflösung einer über zwei Jahrhunderte alten Familientragödie die aus Neid, Missgunst und Eifersucht im Jahr 1665 begann und im Jahr 1900 aus Niedertracht, Habgier und Rache fortgeführt wurde. Und die Weisheit: " Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht was Leiden schafft" hat Bestand seit Beginn der Menschheit.

Die Geschichte dieses Buches ist so intelligent, raffiniert und fesselnd konstruiert das der Leser förmlich in einen Sog gezogen wird und kaum in der Lage ist, dieses Buch aus den Händen zu legen. Eine abenteuerliche Reise durch das historische London, die spannender geschrieben war als mancher Krimi.

Die Protagonistin Mathilda - für die Zeit ungewöhnlich selbstbewußt, eigenständig und emanzipiert oder in die Emanzenschiene abzudriften. Entschieden aber dennoch zurückhaltend setzt sie sich über die aufgestellten, verstaubten Konventionen hinweg, um sich für ein selbstbestimmteres Leben ihrer jungen Schülerinnen einzusetzen. Eine sehr kluge und sensible Person.

Auch die anderen Personen sind greifbar und lebensnah dargestellt, sie könnten damals wie heute so existieren. Besonders angetan hat es mir auch Mrs. Westlake - ein revulotionärer Charakter, durch den die Geschichte - wie ich finde - eine besondere Würze bekommen hat.

Fazit

Aufschlagen, eintauchen und genießen von Anfang bis Ende. Abends, wenn das Holz in meinem Ofen knisterte und das Licht schummrig wurde, hatte ich das Gefühl in Mrs. Westlakes Salon zu sitzen und dieses Buch zu lesen.
Es war das erste aber mit Sicherheit nicht das letzte BUch von Susanne Goga für mich und eine ganz klare Lesempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 31.01.2017

"Mysterium" von Federico Axat

Mysterium
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Inhalt

Als der erfolgreiche und todkranke Geschäftsmann Ted McKay beschließt, sich das Leben zu nehmen, bekommt er Besuch von einem Fremden, der ihn überredet, einen Mord zu begehen. Er willigt ein - ...

Inhalt

Als der erfolgreiche und todkranke Geschäftsmann Ted McKay beschließt, sich das Leben zu nehmen, bekommt er Besuch von einem Fremden, der ihn überredet, einen Mord zu begehen. Er willigt ein - und findet heraus, dass ihm sein Auftraggeber etwas Wichtiges verschweigt. Ted beschließt, die ihm verbleibende Zeit zu nutzen, um das Geheimnis des Fremden zu ergründen. Doch wie kann man die Wahrheit finden, wenn die eigene Welt eine einzige Lüge ist?

Eindruck

"Mysterium" - dieser Thriller passt definitiv in kein bekanntes Schema. Es ist das Mysterium der menschlichen Psyche, dass hier behandelt wird und ist so komplex, verworren und schwer zu entknoten wie diese selbst.

Der erste Teil ist so verwirrend, das ich mehrmals über die Seiten lesen musste um mir einigermaßen ein Bild machen zu können und ansatzweise spekulieren konnte, worum es hier geht. Man weiß nicht, was ist Realität und was Einbildung und setzt voll auf den zweiten Teil, dass hier wenigstens ein Knoten aus einer Vielzahl gelöst werden kann. Aber die Spekulationen gehen weiter. Ich finde es genial gemacht, dass beide Erzählstränge - Realität und Einbildung miteinander verflochten sind. Es ist schon sehr viel Konzentration nötig um mitzukommen. Der dritte Teil löst dann schon einiges ein wenig auf, aber auch hier war ich noch nicht sicher, ob es jemand auf den Protagonisten abgesehen und ein Komplott gegen ihn läuft oder ob er vollkommen durchgeknallt ist und er tat mir in seiner Situation sehr leid. Wahnsinnig spannend finde ich den vierten und letzten Teil, der sich Schritt für Schritt mit der Auflösung des Ganzen befasst und aufgebaut ist in verschiedene Zeitebenen - 1994 / 2013 und mit einem Drama endet, weil leider einer nicht nachdenkt.

Verschüttete und unverarbeitete Ereignisse - egal wie lange sie zurückliegen - richten sich in unseren Gehirnen ein und bauen sich ein Labyrinth aus verdrängten Gedanken und Gefühlen. Das kleinste, für uns vielleicht noch so unbedeutende Ereignis jedoch, kann diesen Gedanken den Weg hinaus zeigen und Psychosen, Halluzinationen und sogar Selbstmordgedanken auslösen. Der Protagonist Ted erscheint sehr emotionslos, schon fast gefühlskalt... doch hier sehe ich den Grund dafür in seiner Situation. Wie soll ein Mensch, der nicht versteht was in ihm und um ihn herum vorgeht und der von völlig falschen Voraussetzungen ausgeht warm und herzlich agieren? Geht nicht und von daher finde ich den Charakter absolut gelungen dargestellt.

Es hat mich fasziniert, was ein Kindheitstrauma mit einem erwachsenen Mann machen kann, wenn das Gehirn umschaltet und signalisiert: "Jetzt ist es einfach zuviel". Und das, obwohl man selbst diesen Auslöser gar nicht als solchen erkennt.

Fazit

Ein spannender und fesselnder Thriller der sehr psychologisch und analytisch ist und mich komplett abgeholt hat. Nichts zum "einfach-mal-weg-lesen", aber nachdenklich stimmen.
"Mysterium" wird eines meiner 5+ Bücher im Schrank.