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Veröffentlicht am 27.04.2018

Leben wie ein römischer Legionär

Der Geschmack des Weltreichs
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Als ich auf der Kleinen Buchmesse in Neckarsteinach umherschlenderte, fiel mir ein Buch ins Auge, das mich nicht nur optisch interessierte. Grundsätzlich kann man sagen, historische Geschichten sind für ...

Als ich auf der Kleinen Buchmesse in Neckarsteinach umherschlenderte, fiel mir ein Buch ins Auge, das mich nicht nur optisch interessierte. Grundsätzlich kann man sagen, historische Geschichten sind für mich immer interessant. Da ich aber aus einer Region stamme, in der Römer ihre Spuren hinterlassen haben und auch heute in einem anderen Gebiet wohne, bei dem es nicht viel anders ist `(eher sogar schlimmer), war ich schon immer der römischen Epoche sehr zugetan.

Optisch wirkt das Buch von außen zunächst wie ein ganz normales Kochbuch, wäre da nicht der Titel mit dem „Weltreich“ und der „Einführung“. Dies versprach mal einen ganz anderen Blick auf die römische Küche als der mir sonst bekannten Werke.

Tatsächlich hat sich der Autor den bodenständigen Gerichten angenommen und seinen Fokus auf Speisen gelegt, die man wohl eher bei der Land- und Stadtbevölkerung bzw. bei den Soldaten in den nordwestlichen Provinzen gefunden hat. Statt den üppigen und arg ausgefallenen Speisen, findet man in diesem Buch eher bodenständige Kost. Bevor es aber mit dem Kochen losgeht, gewährt der Autor dem Leser noch einen Einblick in den Gewürzgarten, den Anbau der Gewürze, eine Einführung in das Leben der Römer, die gängigen Lebensmittel und Getränke, das Handwerkszeug, Quellen und was uns heute davon noch bekannt und überliefert ist.

Mit dem Frühstück eines Bauern legt der Autor dann schließlich los, geht danach in die Taverne des Maximus und gibt einen Einblick in einen Tag im Leben eines Legionärs. Danach darf man sich das Festmahl eines Centurio mit Vorspeisen, Hauptgang, Beilagen und Süßspeisen ansehen.

Die Rezepte sind einfach geschrieben. Wie ich es schätze, gibt es zunächst eine Zutatenliste, die für mich meist auch eine Einkaufsliste darstellt. Danach folgt schrittweise die Zubereitung. Der Autor hat viel Liebe und Herzblut in das Buch gesteckt, denn nicht nur gibt er rund um die Gerichte weitere Informationen zur römischen Epoche und Lebensweise an den Leser weiter, auch wurde jedes Gericht fotografiert und gut erkennbar neben dem Rezept abgedruckt.

Natürlich sagen mir nicht alle Gerichte zu, manche muss ich leider auch wegen Unverträglichkeiten abwandeln, dennoch sind die Gerichte durchweg leicht nachzukochen, enthalten keine exotischen oder schwer zu beziehenden Zutaten und gerade jetzt kann ich viele der verwendeten Gewürze frisch aus meinem eigenen Kräutergarten zugeben, was den Geschmack noch einmal verfeinert.

Fazit:
Ich wurde von dem Buch nicht enttäuscht. Keine üppigen Gelage mit Haselmäusen oder Wachteln, sondern normale Kost, die man leicht zubereiten kann und dennoch gut schmeckt. Gerade das pikante Hühnchen auf Brot oder das Honigbrot haben es mir angetan.

Veröffentlicht am 25.04.2018

"Ich habe einen Traum ..."

Mehr als nur ein Traum
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Felicitas arbeitet als Fotografin 1963 in Deutschland. Kaum einer weiß von ihren jüdischen Wurzeln und auch Felicitas ist sich dieser nicht mehr wirklich bewusst. Vielmehr lebt sie für ihren Beruf. Als ...

Felicitas arbeitet als Fotografin 1963 in Deutschland. Kaum einer weiß von ihren jüdischen Wurzeln und auch Felicitas ist sich dieser nicht mehr wirklich bewusst. Vielmehr lebt sie für ihren Beruf. Als sie plötzlich eine Erbschaft macht, überlegt sie nicht lange, sondern stürzt sich gleich ins Abenteuer.

Mitten in der Pampa, im Süden der Vereinigten Staaten findet Felicitas ein neues Zuhause. Doch ganz so harmonisch geht es nicht zu. Im Süden der Vereinigten Staaten brodeln die Rassenunruhen und Felicitas gerät zwischen die Fronten. Wem kann Felicitas noch trauen und was geschah mit ihrer angeblichen Verwandten, die allem Anschein nach ermordet wurde?

Elisabeth Büchle nahm mich in ihrem neuen Roman mit in den Süden der Vereinigten Staaten und warf mich mitten in die dort brodelnden Rassenunruhen. Gemeinsam mit Felicitas, die zum einen ein wenig naiv, zum anderen aber dennoch sehr taff, clever und wortgewandt ist, versuchte ich Freund und Feind zu unterscheiden.
Nicht nur die Anfeindungen der Schwarzen stoßen bei Felicitas auf Unverständnis, auch der Klu-Klux-Klan trieb die junge Frau zur Verzweiflung. Bildhaft beschreibt die Autorin, auf welche Zustände Felicitas trifft, wie sich die Menschen (egal welcher Hautfarbe) sich fühlen und man bekommt ein sehr farbenprächtiges Bild nicht nur von der Umgebung, sondern auch von den Einwohnern.

Die Spannung hatte mich nach wenigen Seiten gepackt und ich wollte das Buch eigentlich nicht mehr aus der Hand legen, musste aber dennoch manchmal unterbrechen. Viel passiert und muss verarbeitet werden. Auch gibt es mehrere Perspektivenwechsel, bei denen beispielsweise die Autorin noch einen anderen Schauplatz bei der Freundin von Felicitas aufmacht.

Geheimnisse, ungeklärte Todesfälle und seltsame Vorkommnisse lassen Felicitas und den Leser zu Detektiven werden, die gemeinsam versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen.

Fazit:
Wieder ein sehr guter Roman von Elisabeth Büchle, bei dem man sich dank der schönen und bildhaften Schreibweise schnell an der Seite der Protagonisten wiederfindet und eintaucht in eine Welt, die ebenso schön wie verstörend ist. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Buch der Autorin und kann dieses hier nur weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 25.04.2018

Ellas Tagebuch

Ellas Welt - Das verflixte neue Schuljahr
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Ein neues Schuljahr beginnt und Ella war extra früh da, damit sie den Kampf um die begehrten Plätze im Klassenzimmer auch ja für sich entscheiden kann. Tapfer hält sie ihrer besten Freundin Zoe einen Platz ...

Ein neues Schuljahr beginnt und Ella war extra früh da, damit sie den Kampf um die begehrten Plätze im Klassenzimmer auch ja für sich entscheiden kann. Tapfer hält sie ihrer besten Freundin Zoe einen Platz an ihrer Seite frei, doch wo steckt Zoe?

Ella ist ganz verzweifelt, denn Zoe taucht nicht auf und dann setzt die Lehrerin auch noch ihre schlimmste Feindin Penny neben sie. Und Penny hat nur ein Ziel: Ella das Leben so schwer wie nur möglich zu machen. Kann Ella jetzt daran noch etwas ändern?

Das Buch ist wie ein Tagebuch eines jungen Mädchens aufgebaut. Der Schrifttyp ist sehr verspielt und passend für ein Mädchen wie Ella. Auch die restliche dreifarbige Gestaltung passt in das Gesamtbild. Die Viertklässlerin Ella wirkt wie ein typisches Kind diesen Alters mit ihren Sorgen und Nöten, aber auch ihren Gedanken.

Durch die Tagebuchgestaltung werden vor allem Lesemuffel angesprochen, doch mal ein Buch in die Hand zu nehmen. Keine Textblöcke schrecken ab, sondern die lockere Gestaltung als Tagebuch mit kurzen, knappen wie einfachen Sätzen locken zum Lesen und Dranbleiben. Schnell ist das Buch mit seinen 128 Seiten gelesen und man möchte natürlich wissen, wie geht es weiter in Ellas Leben?

Fazit:
Ein tolles Buch, das sich zwar nicht unbedingt für Erstleser eignet, dazu ist die Schrift zu verspielt, wohl aber für Leser, die schon etwas Übung haben und einen Einstieg in die Welt der Bücher suchen.

Veröffentlicht am 25.04.2018

Zwischen Huhn und Eis passt ein Hauch von Magie

Der zauberhafte Eisladen
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Elli zieht zusammen mit ihren Eltern und ihren beiden Brüdern um. Eigentlich ein Drama könnte man meinen. Neue Schule, neue Umgebung und dann muss man auch noch neue Freunde finden. Aber Elli freut sich. ...

Elli zieht zusammen mit ihren Eltern und ihren beiden Brüdern um. Eigentlich ein Drama könnte man meinen. Neue Schule, neue Umgebung und dann muss man auch noch neue Freunde finden. Aber Elli freut sich. Denn, sie ist zusammen mit ihrer Familie in die Nähe von ihrem Opa gezogen und der verkauft das weltbeste Eis in seiner Eisdiele.

Doch bald schon merkt Elli, dass sie einem ganz besonderen Geheimnis auf der Spur ist. Kann es sein, dass ihr Opa magisches Eis herstellt und verkauft? Oder warum sonst schmeckt bitteres Eis plötzlich lecker und süß, kann eine Kugel Eis einen mutig oder selbstbewusst werden lassen?

Auch das Kribbeln auf ihrer Kopfhaut spricht eindeutig dafür. Elli macht sich auf die Suche nach dem magischen Eis und entdeckt dabei ein gut gehütetes Familiengeheimnis…

Elli ist eine quirlige Zehnjährige, die nicht nur ihre Kleidung gerne selbst näht, sondern auch ein Huhn namens Ente als Haustier hat. Eigentlich sind es drei Hühner, denn ihre beiden Brüder haben je auch eines. An sich klingt dies schon verrückt genug für eine durchschnittliche Familie, doch dann kommt noch ein wenig italienische Magie hinzu und schon hat man ein erfrischendes sommerliches Kinderbuch, bei dem nicht nur die Kinder anfangen zu träumen und sich nach dem nächsten Eis sehnen.

Die Autorin fesselt kleine und große Leser bereits von der ersten Seite an. Dabei ist die Sprache leicht und auch für junge Leser oder Zuhörer gut zu verstehen. Lediglich die Eissortenschöpfungen von Opa Leonardo stellen junge Leser vor eine Herausforderung. Oder wann hat man schon mal von Pistaselnuss oder Vanikirsch gehört?

Die Bilder sind in schwarz-weiß gehalten und lockern den Text ebenso munter auf, wie Ente, die immer wieder durch die Seiten wuselt und ihre Fußtapfen hinterlässt.

Fazit:
Ein tolles Buch für einen heißen Sommer mit viel Eis, guter Laune und ein wenig Magie. Damit man nicht nur von Eis träumen muss, gibt die Autorin am Ende noch ein leckeres Eisrezept mit auf den Weg. Ich bin jetzt schon gespannt, wie es mit Elli und ihrer Familie weitergehen wird.

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Veröffentlicht am 24.04.2018

In Talfing is der Käs am Dampfen

Tod in Talfing
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Jasmin Lüders ist eine junge und taffe Polizistin, die ihren Beruf liebt. Mit viel Herzblut setzt sie sich für Recht und Ordnung ein und kann auch gewisse Erfolge vorweisen. Leider stößt dies bei ihren ...

Jasmin Lüders ist eine junge und taffe Polizistin, die ihren Beruf liebt. Mit viel Herzblut setzt sie sich für Recht und Ordnung ein und kann auch gewisse Erfolge vorweisen. Leider stößt dies bei ihren männlichen Kollegen nicht gerade auf Zuspruch. Vielmehr schlagen ihr Neid und Mobbing um die Ohren, so dass ihr Vorgesetzter sich genötigt sieht, Jasmin zu versetzen. Doch Jasmin hat die Wahl: Entweder nach München, wo sie sich künftig nicht nur mit saftigen Mietpreisen, Fußballhooligans und gewaltbereiten Demonstranten herumschlagen muss oder nach Talfing, was in ihren Augen einer Verbannung gleich käme.

Jasmin überlegt nicht lange, sondern versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Talfing hört sich doch gar nicht sooo schlecht an?

Doch kaum ist Jasmin in dem verschlafenen Nest angekommen, muss auch schon der erste Mordfall aufgeklärt werden. Ausgerechnet der Pfarrvikar wurde ermordet. Und während Jasmin noch versucht, ihre neue Stelle als Dienststellenleiterin gegenüber ihren drei männlichen Kollegen zu behaupten, stellt sich die Frage, wer hat den Pfarrvikar verfrüht zu seinem Chef geschickt? War es ein rassistischer Grund oder vielmehr aus Eifersucht? Jasmin glaubt nicht an eine Beziehungstat und weitere Morde geben ihr Recht. Wer mordet in dem kleinen beschaulichen Dorf nahe der österreichischen Grenze und wie können Jasmin und ihre Kollegen ihn stoppen?

Wie meistens bei dieser Art von Krimis, handelt es sich um einen eher ruhigen Roman mit viel Lokalkolorit, gewürzt mit kriminellen Elementen. Dabei handelt es sich bei dem Lokalkolorit nicht um einen tatsächlich auf der Landkarte zu findenden Ort, sondern vielmehr um die Art Menschen, die Umgebung und Kultur, wie man sie in der Region zwischen Rosenheim und Österreich zu finden ist.

Jasmin ist eine taffe Frau, die nicht lange überlegt, wenn es anzupacken gilt. Dabei handelt sie wohlüberlegt, sollte dies gefordert sein. Mit ihren neuen Kollegen kommt sie mehr schlecht als recht aus, doch da die Morde bei ihr im Fokus stehen und das Dorf sie freundlich aufgenommen hat, ist dies zunächst sekundär.

Vielmehr versucht sie die Morde auf eigene Faust aufzuklären. Nimmt dabei Unterstützung an und deckt eine Ungereimtheit nach der anderen auf.

Aber nicht nur Jasmin steht im Fokus, vielmehr kommen auch ihre Kollegen mal zu Wort und der Leser wird zum Beobachter vieler Szenen, auf die er sich zunächst keinen Reim machen kann. Die Aufklärung geht langsam voran. Man stößt auf wenig Spuren, Mauern und wenig Kooperationen.

Die Umgebung wird sehr bildhaft beschrieben, so dass ich beim Lesen recht schnell ein Bild von Talfing bekam und mich auch gut dort zurecht fand. Die Autorin hat eine gewisse Gabe, sämtliche Dörfler so zu beschreiben, dass man von jedem ein eigenes Bild bekommt, mit allen Ecken und Kanten.

Womit ich etwas zu kämpfen hatte, war die Mundart, die doch beim Buch Einzug fand, dort auch ihre Berechtigung hat, mich jedoch mehr als einmal fast verzweifeln lies. Glücklicherweise habe ich eine Freundin, die mir den einen oder anderen Begriff übersetzen konnte. Da sich dies aber vor allem auf Schimpfwörter bezieht, tut es der Geschichte an sich keinen Abbruch.

Fazit:
Ein schöner Regionalkrimi in einem beschaulichen Tal kurz vor der österreichischen Grenze, spannend, aber vor allem mit viel Lokalkolorit und einem Finale, das sich gewaschen hat.