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Veröffentlicht am 01.06.2023

Mit allen Mitteln

Bleiche Erben
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Einige Ungereimtheiten am Ort eines Autounfalls irritieren den Salzburger Chefinspektor Ruprecht. Ist der junge Erbe eines örtlichen Chemie-Unternehmens wirklich selbstverschuldet auf der Intensivstation ...

Einige Ungereimtheiten am Ort eines Autounfalls irritieren den Salzburger Chefinspektor Ruprecht. Ist der junge Erbe eines örtlichen Chemie-Unternehmens wirklich selbstverschuldet auf der Intensivstation gelandet? Gerade jetzt, da ein großer Schweizer Konzern die kleine Firma mit allen Mitteln übernehmen will?

Ruprecht ist ein intelligenter, selbstsicherer und sehr genau arbeitender Ermittler, der seinem Bauchgefühl vertraut. Zur gelungenen Figurenzeichnung tragen auch Details aus seinem Privatleben bei und einige seiner Vorlieben, die denen des Autors entsprechen, wie der Klappentext verrät. Zu Ruprechts Umfeld gehören auch glaubwürdig dargestellte Kollegen (von Frieda, der Leiterin des Innendienstes, die den Überblick und alles im Griff hat bis zum hauptsächlich auf seine Karriere bedachten Chef), Freunde und eine Schwester, die als Journalistin Ideen und Informationen zu den Ermittlungen beitragen kann. Ruprechts Gedankengänge und sein Vorgehen sind spannend zu lesen und nachvollziehbar, und auch die Gegner, die rücksichtslos auf mehr Macht und mehr Geld aus sind, werden glaubhaft dargestellt. Verschiedene Erzählperspektiven sorgen für einen spannenden und abwechslungsreichen Handlungsverlauf.

Ernst Kaufmanns Schreibstil ist eloquent, bildhaft und lebendig, es gibt augenzwinkernde Formulierungen genau so wie auch tiefgründige Gedanken des Autors. Gut gefallen haben mir das wohldosierte Salzburger Lokalkolorit und die sporadischen Naturbeschreibungen des Salzkammerguts, aber auch die Schilderung der für Ruprecht ungewohnten Ausstattung der Amsterdamer Einsatzgruppe und die rasante Verfolgungsjagd dort. Den gelegentlichen österreichischem Dialekt in Dialogen konnte ich ohne Probleme verstehen. Es gibt einige wenige kurze Nebengeschichten, die nicht zur Handlung beitragen, aber Nebenfiguren nahbarer machen.
Am Ende des Buch kündigt sich schon ein neuer Fall an und die angehängte Leseprobe macht neugierig auf den dritten Band der Reihe. Ein schönes Extra ist das Kulinarium mit den im Buch erwähnten Gerichten.

Mir hat der spannende, realitätsnahe Krimi gut gefallen und obwohl ich den ersten Teil um Chefinspektor Ruprecht nicht gelesen habe, hatte ich keinerlei Verständnisschwierigkeiten. Das Cover zeigt ein von Ernst Kaufmann gemaltes Frauenbild und hat als erstes meine Aufmerksamkeit geweckt, noch bevor ich den Klappentext gelesen hatte. Ich freue mich, einen für mich neuen Autor entdeckt zu haben und bin gespannt auf den nächsten Band der Reihe.

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Veröffentlicht am 11.05.2023

Alles hat Konsequenzen

Richter jagen besser
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Im zweiten Band hat Richter Siggi Buckmann nicht nur mit den Unzulänglichkeiten des Rechtssystems zu tun, sondern sieht sich mit einer dubiosen Immobilienfirma, der russischen Mafia und dem Sohn des Ministerpräsidenten ...

Im zweiten Band hat Richter Siggi Buckmann nicht nur mit den Unzulänglichkeiten des Rechtssystems zu tun, sondern sieht sich mit einer dubiosen Immobilienfirma, der russischen Mafia und dem Sohn des Ministerpräsidenten konfrontiert. Er ermittelt nach dem Tod seines Mentors, unterstützt von der Journalistin Robin, mit der Siggi sich auf Anhieb gut versteht.

Als Richter mit dem Herz auf dem rechten Fleck erleben wir Siggi diesmal nur in einer Verhandlung, aber auch in Gesprächen mit Robin wird seine Einstellung deutlich, trotzdem ist es empfehlenswert, den ersten Band gelesen zu haben, um den unkonventionellen Richter kennen und schätzen zu lernen. In „Richter jagen besser“ wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, bei denen der Autor Thorsten Schleif, selbst Jurist und Richter, jedoch nicht an Seitenhieben auf den Klüngel in der Politik spart, der sich nicht nur im Rechtssystem, sondern auch in den Chefetagen der Presse bemerkbar macht. Oft ist mir das Lachen im Hals stecken geblieben, wie auch schon im ersten Band der Reihe. Da Siggi Buckmann nicht in allen Kapiteln als Ich-Erzähler dabei ist und alles kommentiert, gibt es insgesamt weniger Wortwitz, doch seine Gedanken, oft das Gegenteil von dem, was er dann ausspricht, und die Gespräche mit Kater Grisu haben mich auch in diesem Band oft grinsen lassen. Der lebendige lockere Schreibstil, trockener Humor und auch mal eine Namensgebung, die Assoziationen weckt, sorgen ebenfalls für gute Unterhaltung und spannend ist die Geschichte außerdem.

Was Robin angeht, bleibt am Ende eine Frage offen und auch der rätselhafte Epilog lässt auf einen dritten Band um Siggi Buckmann hoffen, auf den ich mich jetzt schon freue!

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Kurzweilig, humorvoll und unterhaltsam

Jetzt ist Sense
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Ausgerechnet an ihrem 50. Geburtstag lernt die Psychologin Liv Bentele einen merkwürdigen, wenn auch attraktiven, verkleideten Mann kennen, den sie für einen Neurotiker mit Todessehnsucht hält und dem ...

Ausgerechnet an ihrem 50. Geburtstag lernt die Psychologin Liv Bentele einen merkwürdigen, wenn auch attraktiven, verkleideten Mann kennen, den sie für einen Neurotiker mit Todessehnsucht hält und dem sie ihre therapeutische Hilfe anbietet. Im Laufe ihrer Unterhaltungen stellt sich heraus, dass der Fremde tatsächlich Thanatos, der Gott des sanften Todes ist, der Menschen, deren Zeit gekommen ist, auf die andere Seite begleitet.

Dialoge zwischen den Figuren der Geschichte sind oft voller Ironie und Wortwitz. Mit dem charmanten notorischen Lügner Thanatos führt Liv auch philosophische Diskussionen über das Sterben, den nie wirklich „richtigen“ Zeitpunkt, über Schicksal und Vorherbestimmung und zusammen mit Liv kann der Leser Kenntnisse über die griechische Götterwelt und deren Verwandtschaftsverhältnisse auffrischen.

Die Protagonist:innen werden sehr sympathisch und glaubwürdig beschrieben, die Nebenfiguren eher überspitzt gezeichnet. Gegen Ende entwickelt die Geschichte eine unerwartete Dramatik und nicht nur Liv erkennt, das man das Leben an sich wertschätzen sollte, das Leben im Hier und Jetzt ist das, was wichtig ist.

Das Cover gefällt mir, es passt perfekt zur Figur des Thanatos, wie er im Buch dargestellt wird. Hans Raths Schreibstil ist angenehm, eingängig und humorvoll. Die skurrile Geschichte hat mich gut unterhalten und ich kann „Jetzt ist Sense“ jedem empfehlen, der bereit ist, sich auf unkonventionelle Art mit einem ernsten Thema auseinanderzusetzen.

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Unter dem Radar

Going Zero
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Im Betatest „Going Zero“ des neuen Programms Fusion haben zehn Personen die Chance auf 3 Millionen Dollar, wenn sie es schaffen, 30 Tage unauffindbar zu bleiben. Findet Fusion alle zehn Probanden, winken ...

Im Betatest „Going Zero“ des neuen Programms Fusion haben zehn Personen die Chance auf 3 Millionen Dollar, wenn sie es schaffen, 30 Tage unauffindbar zu bleiben. Findet Fusion alle zehn Probanden, winken Cy Baxters Social-Media-Konzern WorldShare Milliarden durch eine public-private-Zusammenarbeit mit Regierungsbehörden.

Der Bibliothekarin Kaitlyn Day werden anfangs nur geringe Chancen in diesem Versteckspiel eingeräumt, doch sie entwickelt sich für Cy Baxter überraschend zur ernst zu nehmenden Gegnerin, die es einfallsreich schafft, unter dem Radar zu bleiben. Die Geschichte konzentriert sich auf Kaitlyn, während die anderen neun „Zeros“ mehr oder weniger schnell gefunden werden mithilfe aller technischen Möglichkeiten, die den Verfolgerteams zur Verfügung stehen, wie Gesichts- und Gangerkennung, die Überwachung und Auswertung mobiler Geräte und Internetaktivitäten, Familie und Freunde, persönliche Vorlieben und Gewohnheiten.
Die Kapitel zählen den 30-Tage-Countdown runter und wechseln (abgesehen von den kurzen Kapiteln der anderen neun Zeros) zwischen Kaitlyns Perspektive und der Fusion-Zentrale, wo der Leser einen Einblick in das Vorgehen der Teams gewinnt und Cy Baxters Hintergrund und Figur besser kennenlernt. Er ist frei von Moral und hat sich ein passendes Weltbild zugelegt, er genießt die Macht, die er hat. Seine Firma hebelt jeglichen Datenschutz völlig aus, verdient viel Geld mit Überwachung, Manipulation und Desinformation und untergräbt letztendlich die Demokratie.

In der zweiten Hälfte des Buchs gibt es eine Wendung, die Geschichte bekommt eine breitere Basis und weitere Facetten und es wird klar, dass Kaitlyn das fordernde und anstrengende Vorhaben nicht nur wegen eines möglichen Gewinns von 3 Millionen Dollar auf sich nimmt.

Anthony McCartens Schreibstil ist klar, geradlinig und bildhaft, manchmal auch augenzwinkernd, die Figurenzeichnung bleibt meistens blass und eher stereotyp, die Handlung ist temporeich, durchgehend spannend und deutlich kritisch gegenüber den Einsatzmöglichkeiten von neuester Technologie. Ich könnte mir eine Verfilmung von Going Zero sehr gut vorstellen. Mich hat das Buch mit dem einfachen, aber passenden Cover gut unterhalten und ich kann es jedem Leser empfehlen, nicht nur Thrillerfans.

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Veröffentlicht am 16.03.2023

Spannender Krimi um einen Auftragskiller

Seventeen
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Seventeen ist ein namenloser Auftragskiller, der aktuell beste nach 16 Vorgängern. Die sind alle tot, bis auf Sechzehn, der irgendwann einfach von der Bildfläche verschwand und auf den Seventeen nun angesetzt ...

Seventeen ist ein namenloser Auftragskiller, der aktuell beste nach 16 Vorgängern. Die sind alle tot, bis auf Sechzehn, der irgendwann einfach von der Bildfläche verschwand und auf den Seventeen nun angesetzt wird.

Das Cover passt zum Titel und zum Buch, es zeigt halb verborgen zwischen den beiden Zahlen eins und sieben einen bewaffneten Mann.

Der Schreibstil ist packend und angenehm zu lesen, der Protagonist ist auch der Ich-Erzähler und spricht den Leser direkt an, zu Beginn voller Ironie und Sarkasmus, was mich nach der Leseprobe neugierig auf die Geschichte gemacht hat.

Neben der umsichtigen Planung und aufwendigen Vorbereitung zur Beseitigung von Sechzehn erzählt der Protagonist immer wieder auch aus seinem Leben und wie er wurde, was er ist. Dieser mittlere Teil des Buchs ist eher ruhig, bevor das Katz- und Mausspiel zwischen den beiden Killern Fahrt aufnimmt und die Spannung wieder anzieht. Neben viel Action haben mich unerwartete Wendungen mehr als einmal überrascht.
Nicht abwegig fand ich die Überlegungen der Protagonisten zu moralisch verwerflichen Vorhaben der Regierungen und zu den im Hintergrund agierenden Strippenziehern im Auftragskillergewerbe. Sicherheit gibt es in dem Bereich in keiner Hinsicht und vertrauen kann man nur sich selbst.

John Brownlow ist Drehbuchautor und Seventeen kann ich mir sehr gut auch verfilmt vorstellen. Das Buch hat mich gut unterhalten. Ich empfehle es Krimilesern, denen auch etwas blutrünstigere Szenen nichts ausmachen.

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