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Veröffentlicht am 05.07.2022

Spannender Auftakt einer Sci-Fi-Trilogie mit ungewöhnlichem Weltenbau

Roboter: Fading Smoke
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Roboter: Fading Smoke ist der Auftakt einer Science-Fiction-Trilogie von R. M. Amerein und entführt den Leser auf den Planeten Keld. Seit Solarenergie künstlichem Leben nicht mehr zur Verfügung steht, ...

Roboter: Fading Smoke ist der Auftakt einer Science-Fiction-Trilogie von R. M. Amerein und entführt den Leser auf den Planeten Keld. Seit Solarenergie künstlichem Leben nicht mehr zur Verfügung steht, beziehen die Roboter ihre Energie aus Biomasse. Ein Koexistenzvertrag ermöglicht Menschen und Robotern ein weitgehend friedliches und gleichberechtigtes Miteinander, das ist eine überraschende und eher seltene Grundlage für einen Sci-Fi-Roman über Roboter und gefällt mir sehr.
Der vereinbarten Weltordnung droht jedoch Gefahr durch rätselhafte neue Lebewesen.

Der Roboter Smoke erzählt mit Witz und Ironie aus der Ich-Perspektive, locker, und geradlinig spricht er mich als Leser direkt an und ganz schnell kann ich mich seiner faszinierenden Welt nicht mehr entziehen und muss dabei sein, als Smoke und seine Kameraden versuchen, Rätsel zu lösen und Antworten zu finden. Seine Gedanken und Vergleiche zwischen Mensch und Roboter sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch berührend. Die Autorin ist ihren Figuren sehr nah, sie sind sorgfältig ausgearbeitete authentische Charaktere und auch die Herleitung und Entwicklung der entstehenden Emotionen ist glaubhaft.
Der dystopische Weltenbau ist anschaulich gelungen, die Struktur der verschiedensten Kasten der Roboter oder auch die Biotope werden lebendig dank Amereins klarem, bildhaftem Schreibstil und auch das großartige Cover von Timo Kümmel macht es mir leicht, mir Smoke und das ganze Setting vorzustellen.

Spannung ist von Anfang an vorhanden und steigert sich noch im Lauf der temporeichen Geschichte. Viel zu schnell ist das dramatische Ende des Romans erreicht und nun heißt es warten auf den zweiten Teil, denn es bleiben Geheimnisse und Fragen.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Über die Liebe, das Leben, den Tod und das Loslassen

Der Tod, der mal vom Leben träumte
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Nepomuk ist ein Jahrtausende alter Todesdiener des Kollektivs und tötet Menschen, deren Zeit gekommen ist. Aus Gründen des Selbstschutzes hält er emotionale Distanz zu den „Objekten“, deren Leben er beendet ...

Nepomuk ist ein Jahrtausende alter Todesdiener des Kollektivs und tötet Menschen, deren Zeit gekommen ist. Aus Gründen des Selbstschutzes hält er emotionale Distanz zu den „Objekten“, deren Leben er beendet und hat kein Verständnis für das Verhalten, die Hoffnungen und Ängste der Menschen.
Als er in der Onkologie auf Isabel trifft und er nicht mehr aufhören kann, an sie zu denken und bisher ungekannte Gefühle entstehen, ändert sich für ihn alles.

Die Geschichte wird aus Nepomuks Ich-Perspektive erzählt, der Schreibstil ist flüssig, angenehm zu lesen, lebendig, bildhaft und humorvoll, auch witzig, da Nepomuk die Menschen sozusagen von außen betrachtet. Je mehr er eigene Emotionen zulässt, umso nachdenklicher und verständnisvoller wird er den Menschen gegenüber. Die Liebe zu Isabel lässt Nepomuk tatsächlich menschlich werden. Diese Figurenentwicklung wird von Lisa Maria Olszakiewiecz glaubhaft und in die Tiefe gehend geschildert, wie auch die anderen Charaktere authentisch erscheinen, auch auf Grund von Nepomuks feiner Beobachtungsgabe.

Die fantastische Geschichte ist in sich logisch aufgebaut und thematisiert auch die Entstehung des Kollektivs und die Grundlage seiner Arbeitsweise, den Sinn von Bestattungen und die Bedeutung von Familie und Freunden, die in der Trauer Halt und Unterstützung geben. In die packende Erzählung fließen berührende Gedanken der Autorin ein zum Menschsein, zur Liebe, zum Loslassen und der Notwendigkeit des Todes, unterhaltsam, einfallsreich und mit leichter Hand geschrieben.

Meine Aufmerksamkeit hat zuerst das bezaubernde Cover erregt, es passt mit seiner Gestaltung ausgezeichnet zum Buch und gefällt mir ebenso gut wie der ganze Roman. „Der Tod, der mal vom Leben träumte“ hat mich berührt, beeindruckt und auch sehr gut unterhalten. Ich empfehle das Buch jedem Leser von humorvoller Fantasy mit Tiefgang.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Ein überzeugendes Debüt - spannend, überraschend und aktuell

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1)
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Kurz nachdem die berühmte Influencerin Lotte Wiig ein Bild ihrer zweijährigen Tochter Poppy vor dem Haus der Großeltern gepostet hat, verschwindet das Kind. Die Entführung erschüttert ganz Norwegen, jeder ...

Kurz nachdem die berühmte Influencerin Lotte Wiig ein Bild ihrer zweijährigen Tochter Poppy vor dem Haus der Großeltern gepostet hat, verschwindet das Kind. Die Entführung erschüttert ganz Norwegen, jeder kennt Poppy und viele Millionen folgen dem Blog, in dem das Leben von Mutter und Kind, durch den Vater inszeniert, in der Öffentlichkeit stattfindet. Poppys Vermarktung sichert den Lebensunterhalt der Familie.
Kommissarin Emer Murphy, gerade nach 6 Wochen in der Psychiatrie wieder zu Hause und krankgeschrieben, setzt eigenmächtig die verschriebenen Psychopharmaka ab und bringt sich in die Ermittlungen ein, der Fall berührt sie im Innersten.

Von Anfang an herrscht eine unterschwellige Spannung, es gibt Geheimnisse in Lottes Vergangenheit, die zuerst nur angedeutet werden, erst später wird eine erschütternde Wahrheit offenbar. Auch die polizeilichen Ermittlungen verlaufen spannend, Emer arbeitet sehr intuitiv, vertieft sich völlig in den Fall und bringt sich dadurch mehr als einmal an den Rand des Zusammenbruchs, von den nicht eingenommenen Medikamenten ganz abgesehen. Sie ist für mich die faszinierendste Figur des Buchs.

Alle Protagonisten sind interessante Charaktere und werden authentisch und glaubwürdig beschrieben, das Verhältnis von polizeilichen Ermittlungen und privaten Hintergründen ist ausgewogen. Perspektivwechsel und viele Wendungen der Geschichte halten den Spannungsbogen durchgehend hoch, passend eingestreute Twittermeldungen und Forenbeiträge fügen weitere Perspektiven bei.

Das Cover ist außergewöhnlich und erst auf den zweiten Blick ist das Genre zu erkennen, das finde ich sehr gut gemacht. Kristine Getz' Schreibstil ist klar und einfach, aber auch lebendig und bildhaft und sehr angenehm zu lesen. Mit „Poppy“ ist ihr ein überzeugender Debütroman gelungen.

Neben Social Media spielen auch andere aktuelle Themen wie Pädophilie eine Rolle. Der Thriller bietet nicht nur gute Unterhaltung, sondern vermittelt auch Denkanstöße. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es jedem Leser von Spannungsliteratur mit aktuellem gesellschaftlichem Bezug empfehlen.

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Veröffentlicht am 15.06.2022

Unterhaltsamer Überblick über 70 Jahre Sprache in der deutschen Popmusik

Schmalz und Rebellion
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Aus dem Verlagstext: Jens Balzer beleuchtet das spannungsreiche Verhältnis von Popmusik und deutscher Sprache: Die ersten Rockbands singen natürlich auf Englisch, als Rebellion gegen die spießigen Eltern. ...

Aus dem Verlagstext: Jens Balzer beleuchtet das spannungsreiche Verhältnis von Popmusik und deutscher Sprache: Die ersten Rockbands singen natürlich auf Englisch, als Rebellion gegen die spießigen Eltern. Politische Liedermacher entdecken Mundarten und Dialekte. In der Neuen Deutschen Welle wird das Spiel mit der Sprache ironisch und kunstvoll. Im Hip-Hop der Gegenwart zeigt sich, wie divers, vielstimmig und auch widersprüchlich die Gesellschaft geworden ist. So entsteht eine Geschichte der Sprache im deutschen Pop – und wie nebenbei eine Gesellschafts- und Kulturgeschichte.

Das Cover mit seinem Orange zieht die Aufmerksamkeit auf sich und die abgebildete Schallplatte bietet eine haptische Überraschung, die Rillen sind fühlbar!
Jens Balzer, geboren 1969, ist erfolgreicher Autor und Kulturjournalist für ZEIT, Rolling Stone und radioeins und hat bereits mehrere Bücher über verschiedene Aspekte des Pop geschrieben.

In Schmalz und Rebellion präsentiert er in Zusammenarbeit mit dem Duden-Verlag die Entwicklung der Sprache der Popmusik unterhaltsam, mit vielen Textbeispielen und betrachtet die Sprache im Kontext des Zeitgeschehen.
Von Caterina Valente, Freddy Quinn und Peter Kraus über Beat, Krautrock und Ton Steine Scherben bis Rammstein und Helene Fischer spannt Jens Balzer einen weiten Bogen über Jahrzehnte der deutschen Popmusik. Zur Sprache kommt auch Musik abseits des Mainstream: türkische „Gastarbeiter“-Musik, Lieder auf plattdeutsch und die Geschichte des Punk in der DDR haben mir Überraschendes und Neues nahe gebracht.

Eine Playlist und informative Anhänge wie auch eine Liste von Literatur zum Weiterlesen vervollständigen dieses äußerst unterhaltsame und interessante Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe und gern jedem Leser empfehle, der sich nicht nur für Musikgeschichte, sondern auch für Sprache interessiert.

Veröffentlicht am 20.05.2022

Erschütternder Thriller nach wahren Begebenheiten

Wunderland
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Der lang erwartete achte Fall der Kalkbrenner-Reihe beginnt für den Kommissar mit dem Fund eines Toten in einer Mülldeponie, während die Potsdamer Kollegin Jamina Stark mit dem plötzlichen Tod ihres Bruders ...

Der lang erwartete achte Fall der Kalkbrenner-Reihe beginnt für den Kommissar mit dem Fund eines Toten in einer Mülldeponie, während die Potsdamer Kollegin Jamina Stark mit dem plötzlichen Tod ihres Bruders konfrontiert wird.
Ein weiterer Ezählstrang verdichtet sich rasch zu einer schockierenden Erzählung um das Leid, das Kindern in einem „christlich“ geführten Kinderheim angetan wird.
Kalkbrenner ist mir aus früheren Büchern der Reihe bekannt, es ist schön, diesen sympathischen integren Kommissar wieder zu treffen. Kenntnisse der Vorgängerbänden sind zum Verständnis nicht notwendig. Die neue Protagonistin Jamina unternimmt unbeirrt und eigenmächtig Ermittlungen zum Tod ihres Bruders.

Verschiedene Perspektiven und der Wechsel von Ich-Erzähler und personalem Erzähler, kurze Abschnitte, die mit einem Cliffhanger enden, und häufige Szenenwechsel sorgen für ein hohes Erzähltempo und anhaltende Spannung.
Der Autor ist seinen Figuren sehr zugewandt und stellt sie glaubwürdig und authentisch dar. Auch die Entwicklung und Beschreibung der Emotionen und psychologischen Aspekte ist glaubhaft und so sehr berührend.

Martin Krists Schreibstil ist angenehm zu lesen, er ist lebendig und bildhaft. Schonungslos und realistisch beschreibt er die Zustände im Kinderheim. Atmosphärisch dicht, ergreifend und gut recherchiert beruht dieser fesselnde Thriller auf wahren Begebenheiten, von denen jeder schon gehört hat, die ich mir aber nie in ihrem ganzen Ausmaß vorstellen wollte oder konnte.

Die unterschiedlichen Erzählstränge und auch Zeitebenen laufen schließlich zusammen und lassen mich auch am Ende noch lange nicht los. Martin Krist hat mit diesem vielschichtigen und raffiniert aufgebauten Thriller ein aufrüttelndes Buch vorgelegt, dem viele Leser zu wünschen sind.

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