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Veröffentlicht am 13.04.2021

Ergreifend

So wie du mich kennst
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Karla trauert um ihre geliebte Schwester, die durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Nach der Beerdigung im heimatlichen Dorf reist sie nach New York, um Maries Wohnung aufzulösen. Sie verbringt ...

Karla trauert um ihre geliebte Schwester, die durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Nach der Beerdigung im heimatlichen Dorf reist sie nach New York, um Maries Wohnung aufzulösen. Sie verbringt einige Wochen damit, Maries Leben in der Ferne nachzuspüren und muss erkennen, dass Marie nicht alles mit ihr geteilt hat, dass es Geheimnisse gab.

Es gibt aus Karlas Sicht erzählte Kapitel und auch Kapitel, in denen Marie erzählt, beide junge Frauen erinnern sich rückblickend auch an Erlebnisse und Begebenheiten aus Kindheit und Jugend. Die Schwestern werden authentisch und lebensnah beschrieben, nicht nur in ihrer innigen Beziehung zueinander, sondern auch in ihrem sozialen und beruflichen Umfeld, so dass der Leser zu beiden eine Beziehung aufbauen kann. Auch Freunde und Familie spielen eine wichtige Rolle und werden alle einfühlsam, warmherzig und realistisch geschildert.
Anika Landsteiners Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, sie ist eine gute Erzählerin, die wichtige Themen in ihren Roman einfließen lässt. Das behütete, bodenständige Leben auf dem Dorf und in der engen Kleinstadt wird der Anonymität, aber auch den Möglichkeiten der Metropole gegenübergestellt, es gibt die liebevolle, unterstützende Familie, aber auch die gescheiterte, bedrohliche Familienkonstellation, es geht um die von Männern Frauen gegenüber ausgeübte Gewalt und deren schwere, vor allem psychische, Folgen.

Das Buch ist keineswegs nur traurig, es macht durchaus auch Hoffnung. Heilung ist möglich, sei die Verletzung auch noch so alt.
Das Buch hat mich sehr beeindruckt, ich finde es wichtig, ergreifend, aufrüttelnd - und tröstend. Auch nachdem ich es beendet habe, lässt es mich nicht los.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Berührend und bereichernd

Stay away from Gretchen
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Der bekannte Fernseh-Moderator und Journalist Tom sieht sich mit der Demenz seiner Mutter Greta konfrontiert und stößt beim Sichten ihrer Unterlagen auf ihm bisher unbekannte Ereignisse in der Vergangenheit ...

Der bekannte Fernseh-Moderator und Journalist Tom sieht sich mit der Demenz seiner Mutter Greta konfrontiert und stößt beim Sichten ihrer Unterlagen auf ihm bisher unbekannte Ereignisse in der Vergangenheit seiner Mutter, die jedoch auch seine eigene Kindheit und Jugend geprägt und vielleicht auch seinen Lebensstil begründet haben.

Tom findet heraus, warum Greta Zeit seines Lebens traurig und psychisch krank war und erst die Demenz „lässt den Betondeckel vergessen, den sie über ihr Leid schieben musste, um weiterleben zu können“ (Zitat aus dem Nachwort).

Es gibt zwei Erzählstränge, zum einen die Gegenwart, zum anderen die Vergangenheit: Gretas Kindheit zu Beginn des Krieges im heimatlichen Ostpreußen, die Flucht Richtung Westen vor den Russen am Ende des Krieges und die weiterhin entbehrungsreichen Nachkriegsjahre in Heidelberg, wo Greta als junge Frau den schwarzen GI Bob kennen und lieben lernt.
Neben der Demenz der alten Mutter und der Umkehrung der Eltern-Kind-Rollen im gegenwärtigen Handlungsstrang, werden auf beiden Zeitebenen weitere wichtige Themen wie Rassismus, Flüchtlingselend, Ausgrenzung, der Führerkult, aber auch der Mut Einzelner behandelt.
Die Tatsache, dass die schwarzen GIs in Europa viel freier waren als in ihrer Heimat, wo es die strikte „Rassen“trennung gab, hatte ich mir vorher nie bewusst gemacht und auch die Geschichte um die Brown Babies war mir unbekannt gewesen.

Das entsetzliche Unrecht, das unverheirateten Müttern und nicht-ehelichen Kindern, insbesondere „Mischlingskindern“, geschah, wird, am Einzelschicksal geschildert, dem Leser schmerzhaft bewusst.

Susanne Abels Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen, die Protagonisten und ihre Entwicklung werden authentisch und glaubhaft beschrieben. Die lebensnah geschilderten einzelnen Begebenheiten könnten sich genau so zugetragen haben. Und auch die Demenz bei uns selbst oder einem Angehörigen liegt jederzeit im Rahmen der Möglichkeiten...
Der Roman hat mich tief berührt und sehr bereichert.

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Veröffentlicht am 03.10.2024

Wieder ein spannendes Lesevergnügen

Blutbuße
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Statt eine ruhige Osterwoche mit der Familie zu verbringen, müssen Hanna Ahlander und Daniel Lindskog in ihrem dritten Fall ermitteln. Die Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind, die ein verlassenes ...

Statt eine ruhige Osterwoche mit der Familie zu verbringen, müssen Hanna Ahlander und Daniel Lindskog in ihrem dritten Fall ermitteln. Die Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind, die ein verlassenes Hochgebirgshotel in Storlien neu und größer als zuvor wieder aufbauen wollte, ist brutal ermordet worden. Spuren gibt es kaum, dennoch kristallisiert sich eine Reihe von Verdächtigen heraus. Die Ermittlungen sind umfangreich und werden realistisch beschrieben.

Das Cover mit seiner winterlichen Atmosphäre passt gut zum Schauplatz und zu den beiden Vorgängerbüchern der Reihe. Die Umgebungskarten vorn und hinten innen im Einband finde ich hilfreich, auch um sich die Entfernungen besser vorstellen zu können, die die Menschen in der dünn besiedelten Gegend oft zurückzulegen haben. Das selbst noch zu Ostern winterliche Wetter und die Natur um den Wintersportort Åre spielen wieder eine Rolle und werden von der Autorin atmosphärisch beschrieben.
Die Charaktere, allen voran Hanna und Daniel, aber auch alle anderen Figuren sind lebensnah und authentisch dargestellt, mit ihren Sorgen, ihren Ecken und Kanten. Diese gelungene Figurenzeichnung sowie der lebendige, bildhafte, angenehm zu lesende Schreibstil zeichnen Viveca Sten aus und machen ihre Bücher für mich zum Vergnügen. Diesmal fand ich den Anteil des Privatlebens fast etwas zu viel, obwohl ich die Entwicklung der Protagonisten natürlich gern verfolge. Bei den Recherchen und Ermittlungen thematisiert die Autorin auch aktuelle gesellschaftliche Probleme wie Hass im Internet oder Misogynie.

Der Krimi ist wendungsreich und spannend und die Autorin legt einige irreführende Fährten, beim Miträtseln war ich lange auf der falschen Spur. Wechselnde Erzählperspektiven und kurze Rückblenden in die Vergangenheit, deren Zusammenhang zur Geschichte sich erst spät erschließt, steigern die Spannung und das Finale wird für Hanna wie für den Leser nervenaufreibend.
Ich empfehle 'Blutbuße' gern allen Krimilesern, mich hat das Buch sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Auch der sechste Band um Frau Morgenstern und Miguel Schlunegger überzeugt

Frau Morgenstern und das Vermächtnis
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Die pensionierte Lehrerin und Auftragskillerin Violetta Morgenstern und ihr platonisch geliebter Maurice von Brandenberg führen seit fast einem Jahr auf Gozo ein ruhiges Leben, bis das Tell-Killerministerium ...

Die pensionierte Lehrerin und Auftragskillerin Violetta Morgenstern und ihr platonisch geliebter Maurice von Brandenberg führen seit fast einem Jahr auf Gozo ein ruhiges Leben, bis das Tell-Killerministerium Violetta bittet, ihren inhaftierten früheren Partner Miguel Schlunegger zum Reden zu bewegen. Warum hat er unauthorisiert, auf eigene Faust, einen Mann erschossen? Miguels Exekution durch den ehemaligen Arbeitgeber ist nur noch eine Frage der Zeit, sollte Frau Morgenstern versagen.

Wie auch in den fünf Vorgängerbänden sprüht die skurrile Geschichte vor Wortwitz und schwarzem Humor, machen Huwylers Wortschöpfungen und Wortspiele großen Spaß und Violettas Einfallsreichtum und Ideen, ihre geistreichen und schlagfertigen Dialoge, viel Freude. Der Leser sollte schon frühere Bände der Reihe kennen, um Zusammenhänge und Anspielungen verstehen und genießen zu können.
Frau Morgenstern und Miguel Schlunegger sind einmalig schräge, unbedingt liebenswerte Charaktere, die ich schon vor langem ins Herz geschlossen habe. Diesmal muss sich Frau Morgenstern nicht nur mit Gegnern auseinandersetzen, sondern auch mit ihren eigenen Gefühlen.
Figuren in Nebenrollen sind ebenfalls gelungen gezeichnet und ich kann sie mir gut vorstellen, selbst wenn sie vom Autor nur skizziert werden, das aber immer treffend.

Marcel Huwyler schreibt bildhaft und sprachgewandt, die Geschichte ist kurzweilig und spannend, obwohl Frau Morgenstern lange allein ermittelt und es erst spät zur gewohnt grandiosen Zusammenarbeit mit Schlunegger kommt. Das Ende lässt mich das Buch zufrieden und mit einem Lächeln zuklappen. Ich kann die Reihe Krimilesern empfehlen, die das Besondere suchen.

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Veröffentlicht am 11.09.2024

Spannender und vielschichtiger Thriller um einen traumatisierten Polizisten im Konflikt zwischen Familie und Kollegen

Nacht der Verräter
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Die Frau des Polizisten Max Bauer verschwindet spurlos von der Geburtstagsfeier seines Bruders. Julia hatte nie von ihrer Vergangenheit erzählt, deshalb weiß Max nicht, wo er mit seinen Ermittlungen ansetzen ...

Die Frau des Polizisten Max Bauer verschwindet spurlos von der Geburtstagsfeier seines Bruders. Julia hatte nie von ihrer Vergangenheit erzählt, deshalb weiß Max nicht, wo er mit seinen Ermittlungen ansetzen soll, er ist ratlos und enttäuscht. Er hatte Julias Weigerung, von ihrem Vorleben zu erzählen, akzeptiert, da er glücklich war, sie gefunden zu haben in einer Phase großer psychischer Belastung. Nach einem katastrophal verlaufenen Einsatz leidet Max an einer PTBS.

Max wird ausgerechnet in dieser schwierigen Situation von Kollegen unter Druck gesetzt. Seine Brüder, ebenfalls Polizisten, sollen korrupt sein und beim Drogenhandel mitmischen, er soll sie als verdeckter Ermittler bespitzeln. Max weiß nicht, wie er den Konflikt zwischen Familie und Kollegen lösen soll, ohne Schaden zu verursachen oder auch selbst zu nehmen. Er will keine Entscheidung treffen müssen.

Die Figurenzeichnung der unterschiedlichsten Charaktere ist gelungen und glaubwürdig, nur Julias dreijährige Tochter spricht und reagiert meiner Meinung nach wie ein älteres Kind. Schön für Leser, die bereits Bücher von Horst Eckert kennen, ist das kurze Auftauchen altbekannter Ermittler aus anderen Krimis des Autors.
In seinem neuen Buch konzentriert sich Eckert ganz auf die Perspektive seines ambivalenten Protagonisten und bindet Max' Entwicklung in eine spannende Handlung mit actionreichem, überraschendem Finale ein.
Wie bei Eckerts Büchern üblich, sind die Themen hochaktuell und gut recherchiert, sei es der Einsatz, der Max traumatisiert hat und der auch in der Realität stattgefunden hat oder die zunehmende Bedrohung durch Organisierte Kriminalität, hier am Beispiel des Drogenhandels durch die Mocro-Mafia und weltumspannende Kartelle. Oder auch die schwierige Einsatzplanung bei politischen Kundgebungen. Düsseldorfer Lokalkolorit kommt ebenfalls nicht zu kurz.

Horst Eckerts klarer schnörkelloser Schreibstil und kurze Kapitel, die oft mit kleinen Cliffhangern enden, sorgen für angenehmes Lesen und machen es schwer, eine Pause einzulegen. Mit hat 'Nacht der Verräter' sehr gut gefallen, der Thriller ist komplex und bleibt spannend bis zum Ende.

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