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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2024

Sehr spannend, düster, komplex und überraschend

Bis in alle Endlichkeit
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Das düstere Cover mit dem auffällig in Rot dargestellten Titel passt zum Buch. Sehr gut gefällt mir, dass der Einband direkt bedruckt wurde und ein Schutzumschlag sich so erübrigt.

Privatdetektiv Lee ...

Das düstere Cover mit dem auffällig in Rot dargestellten Titel passt zum Buch. Sehr gut gefällt mir, dass der Einband direkt bedruckt wurde und ein Schutzumschlag sich so erübrigt.

Privatdetektiv Lee Crowe findet früh am Morgen vor einem Hochhaus in einer heruntergekommenen Gegend San Franciscos eine tote junge Frau auf dem Autodach einer Luxuslimousine. Er macht Fotos, um sie an die Medien zu verkaufen. Er lässt keine Gelegenheit aus, Geld zu verdienen, obwohl er gerade einen großen Auftrag beendet, der sich über Wochen erstreckt hat. Seine Methoden hierbei zeichnen das Bild eines professionellen und cleveren Ermittlers, der hartnäckig und ohne Skrupel sein Ziel verfolgt.
Sein nächster Auftrag kommt von der Mutter der toten jungen Frau. Sie kann nicht glauben, dass ihre Tochter Selbstmord begangen hat, wie die Polizei schnell schlussfolgert. Lee nimmt Ermittlungen auf, die sich zuerst mühsam gestalten, viele Fragen aufwerfen und allmählich Unglaubliches zu Tage fördern.

James Kestrel schreibt bildhaft und fesselnd, schafft eine düstere Atmosphäre um Lees Ermittlungen, vermittelt aber auch die Schönheit der Küstenlandschaft nördlich von San Francisco. Erzählt wird aus Lees Ich-Perspektive, die Figurenzeichnung ist gelungen und wird immer komplexer, auch durch die Thematisierung seiner persönlichen und beruflichen Niederlagen in der Vergangenheit. Der gelegentliche schwarze Humor seiner Gedanken lockert die beklemmende Geschichte etwas auf und trotz seiner Abgebrühtheit kann er noch schockiert werden, wie sich im Lauf der Geschichte herausstellt.
Andere Charaktere, hauptsächlich die Reichen und Mächtigen, entsprechen ihren Klischees, sind aber durchaus glaubwürdig.
Die wissenschaftlichen Aspekte des Thrillers fand ich unvollständig erklärt, da blieben bei mir Fragen offen. Trotzdem habe ich diese durchgehend spannende Geschichte, die noch vor dem Bestseller „Fünf Winter“ entstanden ist, gern gelesen und wurde gut unterhalten. Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2024

Von schwierigen Themen mit Humor und Feingefühl erzählt

Der Bademeister ohne Himmel
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Das Cover sieht nach unbeschwertem Freibadvergnügen aus und tatsächlich war der Protagonist Hubert jahrzehntelang Bademeister, aber nun ist er 86 Jahre alt und dement. An drei Nachmittagen in der Woche ...

Das Cover sieht nach unbeschwertem Freibadvergnügen aus und tatsächlich war der Protagonist Hubert jahrzehntelang Bademeister, aber nun ist er 86 Jahre alt und dement. An drei Nachmittagen in der Woche kümmert sich die 15jährige Linda um ihn, um die polnische Pflegerin Ewa zu entlasten.
Linda denkt oft darüber nach, vor ein Auto zu laufen, aber ihr Freund Kevin und Hubert halten sie bisher davon ab. Sie vergleicht ihre Situation mit Huberts, beide hängen in der Luft, sind überfordert und die Zukunft ist ungewiss. Sie ist Hubert gegenüber unverkrampft und sehr empathisch, ist selbst jedoch einsam, unverstanden und allein gelassen, besonders von ihrer Mutter.
Linda erzählt durchaus unterhaltsam von der Beschäftigung mit Hubert, ihren einfallsreichen Bemühungen und seinen (auch ausbleibenden) Reaktionen, von der sehr zugewandten Ewa, von ihrer Mutter und von Kevin, der permanent daran zu verzweifeln droht, dass die Menschheit an dem Ast sägt, auf dem sie sitzt. Sie lässt an ihren Gedanken teilhaben und ich fühlte mich ihr schnell nah.

Petra Pellinis Schreibstil ist trotz der ernsten Themen Demenz und Depressionen oft humorvoll. Bildhaft, realitätsnah und einfühlsam beschreibt sie den dementen Hubert, man merkt der Autorin ihre Erfahrung in der Pflege demenzkranker Menschen an. Die Figurenzeichnung der Pflegekraft Ewa ist komplex, glaubhaft und authentisch und auch die Herausforderungen, mit denen sich Angehörige konfrontiert sehen, kommen zur Sprache. Lindas Zweifel und Unsicherheit sind in den ersten Zweidritteln der Geschichte gut dargestellt, später empfinde ich ihre Gedanken als zu erwachsen, nicht mehr ihrem Alter entsprechend. Dennoch hat mir das Buch gut gefallen, 'Der Bademeister ohne Himmel' hat mich berührt, unterhalten und nachdenklich gemacht. Ich kann das Buch ohne Einschränkung empfehlen, denn jeder kann irgendwann auf Hilfe angewiesen sein und sich glücklich schätzen, wenn dann Menschen wie Linda und Ewa da sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.06.2024

Raffiniert aufgebaute, wendungsreiche Geschichte

Ihr raffiniertes Spiel
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Zehn Tage, nachdem eine Frau von einem Hochhaus gestürzt ist, wird Tate wegen Mordverdachts verhaftet. Bei Befragungen durch die Polizei und auch ihrer Anwältin gegenüber verstrickt sie sich in Widersprüche. ...

Zehn Tage, nachdem eine Frau von einem Hochhaus gestürzt ist, wird Tate wegen Mordverdachts verhaftet. Bei Befragungen durch die Polizei und auch ihrer Anwältin gegenüber verstrickt sie sich in Widersprüche. Was ist wahr, was verbirgt Tate und warum?
Tate erzählt aus der Ich-Perspektive und ist eine unzuverlässige Erzählerin, bei der ich anfangs nicht wusste, was ich von ihr halten sollte, meine Neugier überwog bei weitem Mitgefühl oder Misstrauen. Doch schon bald und immer wieder gibt es überraschende Wendungen, die die Ereignisse in neuem Licht erscheinen lassen, so dass ich zunehmend gefesselt war. Die Spannung bleibt hoch, indem immer neue Details enthüllt werden, die sich zu einer komplexen Geschichte zusammensetzen. Die Autorin hat die Handlung geschickt geplottet und glaubwürdige Figuren geschaffen, die sich auch entwickeln. Was sie erlebt haben, ist dramatisch, ihre Überlegungen sind berührend.
Ein unerwartetes sensibles Thema bringt mehr Tiefe in die Handlung. Eine Trigger-Warnung wäre vielleicht angebracht gewesen, hätte aber auch eine überraschende Enthüllung vorweggenommen.

'Ihr raffiniertes Spiel' ist angenehm zu lesen, packend geschrieben und erfordert aufgrund der Komplexität aufmerksames Lesen. Dafür bekommt der Leser eine faszinierende, raffiniert konzipierte Geschichte, in die die Autorin auch ihre berufliche Erfahrung als Strafverteidigerin einbringt.

Mir hat das Buch gut gefallen und ich kann es Thriller-Lesern empfehlen, die offen sind für einen ungewöhnlichen Aufbau der Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 14.05.2024

Düster und erschreckend

Das Baumhaus
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Das atmosphärische, düstere Cover stimmt gut auf das Buch ein. Der mögliche idyllische Eindruck wird durch den giftgrün gedruckten Titel mit seinen teilweise verwischten (oder vom Blattwerk verborgenen) ...

Das atmosphärische, düstere Cover stimmt gut auf das Buch ein. Der mögliche idyllische Eindruck wird durch den giftgrün gedruckten Titel mit seinen teilweise verwischten (oder vom Blattwerk verborgenen) Buchstaben konterkariert.
Und schon der Prolog erschreckt und wirft Fragen auf.

Henrik, Nora und ihr 5jähriger Sohn Fynn wollen einige Wochen im einsam gelegenen schwedischen Sommerhaus von Henriks verstorbenem Opa verbringen. Von Beginn an herrscht um das Haus und den umgebenden Wald eine beunruhigende Stimmung und Nora hat auch Ängste und Sorgen aus Deutschland mitgebracht. Ein vielleicht erhofftes Bullerbü-Feeling kommt zu keiner Zeit auf.
Erzählt wird aus vier verschiedenen, kapitelweise wechselnden Ich-Perspektiven, so dass ich an den Gedanken der Protagonisten unmittelbar teilhabe. Außer Nora und Henrik kommen auch Marla und Rosa zu Wort. Am besten hat mir Rosa gefallen, die eigenbrötlerische forensische Botanikerin. Die Figuren sind gut gezeichnet und durch beschriebene Erinnerungen werden die Charaktere allmählich immer vollständiger und Zusammenhänge lassen sich erahnen.
Als Fynn spurlos verschwindet, brechen bisher verborgene Konflikte zwischen den Eltern auf und Henrik fallen lang verschüttete eigene Kindheitserlebnisse wieder ein.
Die Autorin legt einige falsche Fährten und mich hat die erschreckende Auflösung am Ende überrascht.
Vera Buck schreibt anschaulich und bildhaft, eine bedrohliche Atmosphäre ist das ganze Buch über spürbar. Mir hat die geschickt konzipierte, spannende Geschichte gut gefallen und ich kann 'Das Baumhaus' jedem Leser von Krimis und Thrillern empfehlen.

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Schwierige Ermittlungen im schottischen Corona-Lockdown

Die Gabe der Lüge
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Im ersten schottischen Corona-Lockdown 2020 können sich die eigenwillige Cold-Case-Ermittlerin Karen Pirie und ihr Team die Zeit nehmen, dem Hinweis einer Mitarbeiterin der National Library nachzugehen. ...

Im ersten schottischen Corona-Lockdown 2020 können sich die eigenwillige Cold-Case-Ermittlerin Karen Pirie und ihr Team die Zeit nehmen, dem Hinweis einer Mitarbeiterin der National Library nachzugehen. Die Bibliothekarin hat vor dem Lockdown den Nachlass eines verstorbenen Krimi-Autoren gesichtet und dabei in einem Manuskript auffällige Ähnlichkeiten zum ungelösten Vermisstenfall der Studentin Lara Hardie entdeckt, die vor einem Jahr spurlos verschwunden ist.
Das Arbeiten unter den Bedingungen des Lockdown und in der ungewohnten Atmosphäre ist schwierig, doch Karen ist froh, eine neue Aufgabe zu haben und so auch die Gelegenheit, ihre neue Mitarbeiter Daisy, mit der sie für die Dauer des Lockdown zusammengezogen ist, besser kennenzulernen.

Das Manuskript ist wie ein Buch im Buch in die Geschichte eingebunden und bietet neben einer perfiden Krimihandlung auch einen sehr interessanten Blick hinter die Kulissen von Autoren und dem Verlagswesen.
Der Krimifall erscheint verwirrend und gibt sowohl Karen als auch dem Leser Rätsel auf. Die Ermittlungen werden durch die Corona-Beschränkungen sehr erschwert und die Spuren- und Beweissuche ist aufwendig und weitreichend. Doch Karen, Daisy und Jason erweisen sich als gutes Team.

Obwohl ich bisher nur zwei Bücher der Reihe gelesen habe, hatte ich keine Verständnisschwierigkeiten mit diesem 7. Band um Karen Pirie. Gelegentlich wird kurz auf die Vergangenheit Bezug genommen. Die versierte Autorin nimmt den Leser mit ihrem klaren, bildhaften Schreibstil und der gelungenen, glaubhaften Figurenzeichnung auch von Nebencharakteren von Beginn an mühelos mit. Val McDermid schreibt auf den Punkt und lässt an Karens Gedanken teilhaben. Humorvolle Passagen entstehen durch Dialoge mit Jason.

Val McDermid weckt meine Reiselust mit ihrer Beschreibung Edinburghs, wenn Karen in der Stadt unterwegs ist. Auch die Einbindung des Corona-Lockdowns finde ich gelungen. Er erschwert nicht nur den Alltag, sondern entschleunigt das Leben und bringt vorher nicht gezeigte, entlarvende Eigenschaften mancher Figuren ans Licht.
Gesellschaftskritik fehlt in diesem Band der Reihe ebenfalls nicht, die Autorin thematisiert in einem Nebenstrang den Umgang mit Flüchtlingen in Großbritannien.
Mir hat der komplexe Krimi sehr gut gefallen und ich freue mich auf den nächsten Band um Karen Pirie.

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