Profilbild von carola1475

carola1475

Lesejury Star
offline

carola1475 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit carola1475 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2023

Hochaktueller spannender Politikthriller um Manipulation und Machtmissbrauch

Die Macht der Wölfe
0

Horst Eckerts neuer Politthriller handelt von Machtmenschen, „Wölfe“ nennen sie sich selbst, sie brechen alle Regeln, sind skrupellos und zielen auf die Demontage der Demokratie im Westen, sie manipulieren ...

Horst Eckerts neuer Politthriller handelt von Machtmenschen, „Wölfe“ nennen sie sich selbst, sie brechen alle Regeln, sind skrupellos und zielen auf die Demontage der Demokratie im Westen, sie manipulieren und gehen auch über Leichen. Sie missbrauchen ihre Macht.

Die Kapitel sind kurz und aus wechselnden Perspektiven geschrieben, so treten nach und nach die beteiligten Figuren auf, deren Rollen sich allmählich erschließen. Neben neuen Charakteren mischen auch altbekannte wieder mit.
In diesem vierten Fall der Reihe haben Melia, Vincent und die Kollegen es vordergründig mit einem Mord zu tun, bei dem Spuren in rechte Kreise führen. Und auch Vincents Mutter Brigitte bekommt es auf der Dokumenta in Kassel mit Rechten zu tun.
Horst Eckert gelingt es anschaulich, die aggressive Stimmung in der Gesellschaft darzustellen, er zeigt, wie hemmungslos verführt und manipuliert wird, gerade auch durch Medien, die für die Rechten sehr wichtig sind und die sie geschickt für sich zu nutzen wissen. Es gibt ein Netzwerk von Akteuren rund um einen rechtsgerichteten Fernsehsender, dessen Moderator und Meinungsmacher zum Aushängeschild und Chef einer neuen rechten Partei gemacht wird, für die die Zeit reif zu sein scheint. Wird er zu einem der Wölfe werden oder gewinnt doch sein Gewissen?

Horst Eckert schreib klar und nüchtern, seine Figuren werden durch Tat und Wort charakterisiert, mehr ist für den Leser gar nicht nötig, um sich ein Bild vom Politiker, ehemaligen Anwalt oder früheren Verfassungsschützer zu machen.
Die Handlung ist hochaktuell, komplex und spannend bis zum Schluss und hinterlässt bei mir ein Gefühl der Beklemmung. „Die Macht der Wölfe“ zeigt, welchen Gefahren unsere Demokratie ausgesetzt ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2023

Lebensnahe Familiengeschichte

Nur ein paar Nächte
0

Ben, alleinerziehender Vater der 12jährigen Mia, sieht sich am gleichen Tag mit zwei einschneidenden Ereignissen konfrontiert. Der Vater will bei ihm 'für ein paar Nächte' unterkommen, weil er von Bens ...

Ben, alleinerziehender Vater der 12jährigen Mia, sieht sich am gleichen Tag mit zwei einschneidenden Ereignissen konfrontiert. Der Vater will bei ihm 'für ein paar Nächte' unterkommen, weil er von Bens Mutter rausgeworfen wurde, da er fremdgegangen ist, und die Polizei klingelt an der Tür und bringt Mia nach Hause, die am Bahnhof aufgegriffen wurde auf dem Weg nach Hamburg, um ihre Mutter Orna zu suchen. Der Einzug des Vaters bringt Ben aus dem Gleichgewicht und Mias Plan schürt in ihm die Angst, sie zu verlieren. Ben beginnt, sich mit seiner Beziehung zum Vater und mit seiner eigenen Vaterrolle auseinanderzusetzen. Er will doch ein guter Vater sein.

Ein weiterer Erzählstrang beginnt in der Vergangenheit mit Bens und Ornas Kennenlernen und ihrer Beziehung und macht neugierig auch auf die zurückliegende Entwicklung. Immer wieder gibt es auch Rückblenden zu wichtigen Szenen zwischen Ben und seinem Vater in Bens Jugend.

Fabian Neidhardts Schreibstil ist lebendig, eindrücklich und anschaulich, er ist allen seinen Figuren sehr zugewandt, die Charaktere werden realistisch und authentisch dargestellt mit all ihren Ecken und Kanten und auch ihren Gefühlen. Der Roman schneidet wichtige Themen an und beleuchtet sie aus verschiedenen Perspektiven, so dass ich als Leserin meine zu früh gebildete Meinung zu manchen Charakteren im Laufe des Buchs revidieren musste. Man kann und darf sich als Außenstehender kein Urteil über die Beziehungen anderer erlauben. Die vielschichtigen Verbindungen innerhalb einer Familie werden einfühlsam geschildert und auch, wie Entscheidungen des einen das Leben der anderen beeinflussen können. Entstanden ist eine schöne runde Geschichte, die mich mit ihrer Komplexität und ihren Denkanstößen berührt und überrascht hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2023

Ein außergewöhnliches Krimivergnügen

Der Bojenmann
0

In Hamburg haben es Kommissar Thies Knudsen vom LKA und sein Team mit einem einfallsreichen Serienmörder zu tun, der hölzerne Skulpturen durch plastinierte, kunstvoll positionierte Leichen ersetzt. Das ...

In Hamburg haben es Kommissar Thies Knudsen vom LKA und sein Team mit einem einfallsreichen Serienmörder zu tun, der hölzerne Skulpturen durch plastinierte, kunstvoll positionierte Leichen ersetzt. Das LKA-Team hat zunächst keine Ermittlungsanhaltspunkte und Knudsen sucht den Rat seines Freundes Oke 'La Lotse' Andersen, ehemaliger Kapitän, pensionierter, belesener und scharfsinniger Lotse a.D., der den Hamburger Hafen wie seine Westentasche kennt und seinen Freund Thies tatsächlich auf die richtige Spur bringt.

Ich bin als Leserin direkt drin im Geschehen und erlebe Knudsens Überlegungen zum rätselhaften Kriminalfall hautnah mit, da die Autoren das Stilmittel der erlebten Rede einsetzen, das hat mir sehr gut gefallen, so bin ich den Figuren sehr nah. Die Protagonist:innen sind interessante Charaktere, sie erscheinen authentisch und zweifeln auch mal an der Sinnhaftigkeit ihres beruflichen oder auch privaten Lebens, damit kann sich jede:r Leser:in identifizieren, denke ich.
Neben den Perspektiven der verschiedenen Ermittler (inklusive La Lotse) gibt es eine weitere Erzählebene, mit einer anderen Schrifttype gedruckt und Anfang der 70er Jahre beginnend.
Auch mal was anderes: die unterschiedlich langen Kapitel der Krimihandlung sind nicht betitelt, sondern mit Morsezeichen überschrieben. Das düstere Cover passt zum Krimifall, der Schreibstil ist lebendig, locker und bildhaft, unterhält mit leichter Ironie und ist auch mit den gelegentlichen tiefgründigeren Gedanken leicht und angenehm zu lesen.
Der gigantische Hamburger Hafen, die Globalisierung der Schifffahrt, die Ausbeutung der heutigen Seeleute und die Bedeutung der Containerwirtschaft spielen in der Geschichte eine Rolle, Kritik an Umweltverschmutzung und Kapitalismus lassen die Autoren ihre Figuren äußern und legen so den Finger in die Wunde. Sehr gern und neugierig habe ich auch mehr über das Verfahren der Plastination erfahren und mich am Hamburger Lokalkolorit erfreut.

Auf das überraschende Ende des Krimis folgt ein lesenswertes Nachwort über das gemeinsame Schreiben und einige Hintergründe zur Geschichte.
Das erste Co-Autorenprojekt von Kester Schlenz und Jan Jepsen ist gelungen und ich kann den Krimi uneingeschränkt empfehlen. Ich freue mich auf den nächsten Krimi um Thies Knudsen und sein Team.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.01.2023

Spannender Krimi um einen Cold Case

Seelendunkel
6

Ex-Polizistin Kate Marshall und ihr Partner Tristan Harper werden von der Mutter der vor 13 Jahren verschwundenen Journalistin Joanna mit der erneuten Suche nach der Tochter beauftragt, da die Polizei ...

Ex-Polizistin Kate Marshall und ihr Partner Tristan Harper werden von der Mutter der vor 13 Jahren verschwundenen Journalistin Joanna mit der erneuten Suche nach der Tochter beauftragt, da die Polizei den ungelösten Fall endgültig zu den Akten legen will. Kate hat ihre Lehrtätigkeit an der Universität aufgegeben und Tristan arbeitet dort nur noch Teilzeit, so ist der Auftrag der noch jungen Detektei der beiden sehr willkommen und Kate und Tristan nehmen die Ermittlungen auf.
Es gibt auch Kapitel, in denen das Vorgehen des Täters beschrieben wird, seine Identität bleibt bis gegen Ende unklar. Es war mir nicht möglich, mich auf einen der Verdächtigen festzulegen, der Fall ist komplex und überrascht mit Wendungen. Der Spannungsbogen bleibt durchgehend erhalten, als Kates und Tristans Ermittlungsschritte immer mehr Puzzleteile zutage fördern, die auch mir als Leser Rätsel aufgeben und die erst am Schluss ein vollständiges Bild ergeben. Die Spannung gipfelt in einem fesselnden Showdown.

„Seelendunkel“ ist bereits der 3. Band der Reihe, ist aber meiner Meinung nach auch für Neueinsteiger verständlich und gut lesbar, da immer wieder Details aus Kates Vergangenheit genannt werden. Robert Bryndzas Schreibstil war auch im vorigen Band gut, hat mir hier aber noch besser gefallen. Bryndza schreibt klar, anschaulich und lebendig. Mit großem Einfühlungsvermögen werden nicht nur die Protagonisten detailliert und authentisch beschrieben und werden zu lebendigen Charakteren mit Tiefe und Emotionen, die berühren, die Figurenzeichnung auch des Täters ist psychologisch glaubhaft.
Es macht Spaß, die Entwicklung der Beziehung zwischen Kate und ihrem Sohn mit zu erleben oder Einblicke in Tristans Leben zu haben. Das Verhältnis zwischen Privatleben und Ermittlungsarbeit finde ich ausgewogen und hat mir gefallen.
Das Cover passt atmosphärisch und vom Motiv her zum Buch und spricht mich mehr an als die Cover der Vorgängerbände. Dieser Krimi (ein Thriller ist das Buch meiner Meinung nach eher nicht) hat mir spannende Lesestunden beschert und ich freue mich auf den 4. Band, den der Autor im Nachwort verspricht. Ich kann „Seelendunkel“ uneingeschränkt empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 21.12.2022

Ein gelungenes Debüt – originell, spannend, witzig, überzeugend

Skurka Stormbrygger
0

Skurka Stormbrygger, die sich als uralter nordischer Dämon vorstellt, benötigt einen neuen Körper und hat sich den jungen Rasmus ausgesucht, der Fantasybücher und Serien liebt und es sich in einer kleinen ...

Skurka Stormbrygger, die sich als uralter nordischer Dämon vorstellt, benötigt einen neuen Körper und hat sich den jungen Rasmus ausgesucht, der Fantasybücher und Serien liebt und es sich in einer kleinen Dachwohnung in Konstanz gemütlich gemacht hat. Sein ruhiges Leben ändert sich allerdings dramatisch, als Skurka durchs Fenster kommt.
Mit Situationskomik und viel Humor verbindet die Geschichte Realität und Fantasy, ich habe mich über Skurkas Missverständnisse auf allen Ebenen des Hier und Jetzt genau so amüsiert wie über Rasmus' überraschende Begegnungen und spannende Erlebnisse Hinter dem Spiegel. Die skurrilen Bewohner der Spiegelwelt beschreibt Nicola Hölderle mit viel Einfallsreichtum und Einfühlungsvermögen, und auch die Figuren, denen Skurka im realen Konstanz begegnet, sind glaubwürdig und machen Spaß, genau wie die freche Skurka selbst und auch der anfangs schüchterne Rasmus, der sich Hinter dem Spiegel beweisen muss. Kapitelweise abwechselnd begleite ich Skurka und Rasmus, die Geschichte bleibt auf beiden Ebenen durch überraschende Wendungen und den mal bissigen, mal augenzwinkernden Humor sehr unterhaltsam, der Schreibstil ist lebendig, ausdrucksstark und bildhaft, flüssig und sehr angenehm zu lesen, die Sprache sehr gelungen den jeweiligen Charakteren angepasst.
Skurka Stormbrygger hat mich sehr gut unterhalten und gern empfehle ich das Buch anderen Lesern von origineller Urban Fantasy. Nicola Hölderles Debütroman ist absolut geglückt, ich gratuliere und wünsche mir weitere Bücher der Autorin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere