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Veröffentlicht am 03.03.2020

Ein Wolf im Schafspelz geht um

Blutige Gnade
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"Der Mensch ist das einzige Tier, das so lange freundlich zu seinen Opfern sein kann, bis es sie frisst." (Samuel Butler der Jüngere)
Ein Einbruch, bei dem nichts gestohlen wird, es jedoch eine Tote gibt. ...

"Der Mensch ist das einzige Tier, das so lange freundlich zu seinen Opfern sein kann, bis es sie frisst." (Samuel Butler der Jüngere)
Ein Einbruch, bei dem nichts gestohlen wird, es jedoch eine Tote gibt. Den Journalisten Peter Johannsen der brutal gefoltert und ermordet wird. Doch hinter welcher Story war er dran, dass ihn jemand so brutal getötet hat? Die extravagante Frankfurter Kommissarin Mara Billinsky bekommt wieder ordentlich was zu tun. Außerdem fällt ihr auf, dass sie in letzter Zeit von jemand beschattet wird. Ist es womöglich Blochin, den sie damals nicht zufassen bekam oder einer seiner Hintermänner? Doch der Schatten stellt sich als jemand aus Maras Vergangenheit heraus, bei dem sie nicht weiß was sie von ihm halten soll. Als dann noch Rafael Makiadi, Maras junger Freund dem sie geholfen hat, spurlos verschwindet, macht sie sich ernsthaft Sorgen. Doch es wird ihr genauso klar, dass alle Fälle eine Verbindung haben und nicht nur sie in großer Gefahr schwebt. Schafft es Mara, rechtzeitig die Hintermänner zu schnappen, um die ganze Wahrheit herauszufinden?

Meine Meinung:
Wieder eine typische Krähe ziert das Cover des vierten Mara Billinsky Thriller aus Frankfurt. Voll erfreut habe ich mich auf den neuen Band von Leo Born gestürzt, da ich einfach von dieser Reihe überzeugt bin. Sein Schreibstil ist bildhaft, flüssig, locker und unkompliziert, sodass ich einmal begonnen das Buch nicht mehr weglegen kann. Besonders da es hier wieder um sehr verzwickte Ermittlungen ging, die alle ineinander zusammenlaufen, wie es nahezu typisch ist bei dieser Reihe. Doch diesmal lerne ich dazu Mara noch ein wenig besser kennen, da jemand aus ihrer Vergangenheit auftaucht. Des Weiteren treffe ich wieder auf Rafael den jungen Straftäter, dem Mara und Sozialarbeiter Hanno geholfen haben. Dass die Vorfälle in der Fleischfabrik, wo er arbeitet, noch Probleme für ihn geben wird, war mir schnell klar. Jedoch das es so gefährlich wird, hat mich schon etwas geschockt. Die Foltermethoden, die an dem toten Journalisten angewendet wurden, fand ich wirklich krass und erschreckend. Dass es nicht bei dem einen Toten bleibt, war mir recht schnell klar. Im Übrigen hatte ich sofort kein gutes Bauchgefühl für den, der im Hintergrund die Fäden zieht. Den mir war schnell klar, dass dieser, was im Schilde führt. Gut gefallen hat mir diesmal wieder die Kooperation mit Jan Rosen. Selbst wenn die beiden so unterschiedlich sind, hat sich der schüchterne, bunte Spatz, wie er von seinen Kollegen genannt wird, wirklich positiv entwickelt. Überhaupt gefällt mir das kollegiale Verhalten des Frankfurter Teams bei Weitem besser als zu Beginn der Reihe. Den ebenfalls positiv verändert hat sich ihr Vorgesetzter Klimmt, der inzwischen zumindest von Mara Arbeit überzeugt ist. Seine cholerische, schroffe Art, die ihn so unsympathisch machte, kommt nun eher selten zum Ausbruch. Jedoch ebenso hat Mara sich verändert, sie scheint langsam ein wenig weicher zu werden, zumindest gegen ihren Vater. Und zusätzlich hat ihr letzter Fall Spuren bei ihr hinterlassen, körperlich und psychisch. Sie wirkt lange nicht mehr so abgebrüht und unnahbar, im Gegenteil manchmal blitzt sogar dieser toughen Ermittlerin die Angst durch, was ihr nicht immer gefällt. Doch für mich wirkt sie dadurch ein wenig menschlicher und nicht mehr so als Superheldin wie am Anfang und ich habe sie und Jan Rosen inzwischen in mein Herz geschlossen. Wie schon in den letzten Büchern hat Leo Born hier wieder viele Ermittlungen, Impulse und Wendungen in diesen Thriller gepackt, damit er spannend bleibt und als Zusatz diesmal noch ein wenig Gefühl. Mich jedenfalls konnte er wieder voll überzeugen, den Mara ist für mich eine der besten deutschen Ermittlerinnen. Deshalb von mir eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne. Weiter so Leo Born, ich möchte noch mehr von Mara Billinsky lesen.

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Veröffentlicht am 24.02.2020

Brüder sind selten eins

Mordskälte (Ein Fall für Anne Kirsch 4)
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"Eine wahre Verbindung zwischen Geschwistern zeigt sich immer in Zeiten des Zusammenhalts." (deavita)
Nachdem Oberkommissarin Anne Kirsch beim letzten Fall wieder einmal im Alleingang ermittelt hat, muss ...

"Eine wahre Verbindung zwischen Geschwistern zeigt sich immer in Zeiten des Zusammenhalts." (deavita)
Nachdem Oberkommissarin Anne Kirsch beim letzten Fall wieder einmal im Alleingang ermittelt hat, muss sie nun extrem aufpassen. Denn sie kann sich keinen erneuten Fehltritt mehr leisten nach ihrer Abmahnung. Da kommt ein Motorradunfall im Sauerland gerade richtig, um sich zu beweisen. Eigentlich sollte es ja eher ein erholsames Wochenende bei Heiko werden, doch so muss sie wieder mal das Private hinten anstellen. Schnell stellt sich heraus, dass der Unfall jedoch kein Unfall, sondern Mord war. Er führt sie zudem zu den Motorradfreunden Sauerland, einer nicht gerade freundlich gesinnten Clique, die das Ganze für Anne und Olivia Esterhazy ihrer Vorgesetzten gefährlich macht. Als dann auch noch Annes Freund Heiko attackiert wird und sogar selbst unter Verdacht steht mit Drogen zu handeln, geraten Annes Ermittlungen immer mehr aus dem Ruder. Dass Heiko ihr dabei einiges über seine Familie verschwiegen hat, setzt ihr zusätzlich zu. Auf der Suche nach Heikos Unschuld und seiner Hündin Stella, gerät sie wieder einmal selbst in große Gefahr.


Meine Meinung:
Riesig habe ich mich auf den vierten Anne-Kirsch Fall gefreut, der lange auf sich warten ließ. Das Cover mit dem Motorrad und dem Hund passt wieder einmal sehr gut zum Inhalt. Der Schreibstil ist ganz nach Mareike Albrechts Manier wieder flüssig, mitreißend, spannend und unterhaltsam geschrieben. So konnte ich das Buch kaum mehr zur Seite legen, da mich Annes Ermittlungen und der private Zusammenhang ihres Freundes Heiko total in den Bann zogen. Besonders da ich ja alle Bücher dieser Krimireihe kannte und alle mir bisher außerordentlich gut gefielen. Diesmal geht es um Annes Freund Heiko, bzw. um seinen Bruder Markus, der nach längerer Zeit wieder einmal bei ihm auftaucht. Markus ist kein einfacher Bruder, er hat Dreck am Stecken, wie man so schön sagt. Doch Brüder sind eben Brüder, sie halten zusammen, auch wenn es schwierig wird und so ist es kein Wunder, das Heiko mit in Markus Probleme gezogen wird. Dass Anne von ihm nichts wusste, macht die Beziehung der beiden nicht gerade einfacher. Doch dann fehlt von Markus jede Spur und Anne befürchtet, dass er etwas mit dem toten Motorradfahrer zu tun hat. Als man dann noch Heiko attackiert, wird der Fall für sie immer persönlicher. Wieder konnte mich die Autorin mit ihrem Regionalkrimi aus dem Sauerland total überzeugen. Dass die Autorin als Besonderheit das ehemalige Gefriergemeinschafthaus von Dreislar miteinfließen lässt, das vor Kurzem wirklich noch existiert hat, fand ich eine tolle Idee. Interessante und spannende Ermittlungen, gepaart mit einem Fall der Anne an die Nieren geht, weil es Heikos Familie betrifft, macht das ganze recht kurzweilig. So fliegen die Seiten nur so dahin und ich war am Ende überrascht, wie das Ganze ausgeht, nicht nur für Anne. Anne Kirsch als toughe Ermittlerin, die nichts anbrennen lässt, im Gegenteil, die sogar oft über ihrer Grenzen hinaus geht, macht das ganze wie immer interessant. Dazu noch ihre dominante, etwas wortkarge Vorgesetzte Olivia, die nach längerer Krankheit wieder ihren ersten Fall übernimmt und dementsprechend profilieren möchte. Auch der arrogante, chauvinistische Chef dieser Motorradfreunde wurde gut dargestellt, sodass ich mehr als einmal Angst um Anne und Heiko hatte. Wie diese Krimireihe weitergeht, bin ich schon sehr gespannt, nach diesem Ende. Ich jedenfalls kann diesen Regionalkrimi wärmstens empfehlen und gebe 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 20.02.2020

Ein Junge erobert alle Herzen und braucht selbst das größte Wunder

Joey-Das Geheimnis von Swake Valley
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"Lasse nie zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist." (Mutter Teresa)
Sandy und ihr Sohn Joey ziehen nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes in seine Heimat. ...

"Lasse nie zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist." (Mutter Teresa)
Sandy und ihr Sohn Joey ziehen nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes in seine Heimat. Doch im winterliche Swake Valley werden sie von einem verbitterten, griesgrämigen Nachbarn nicht gerade nett empfangen. Er hasst Menschen und besonders, wenn sie dunkelhäutig sind. Doch zum Glück gibt es noch andere Bewohner, wie Old Martha, die den Laden des Dorfes führt und sie herzlich empfängt. Als Joey sich im Wald verläuft und zudem der Schneesturm immer heftiger wird, lernt Sandy Marthas Sohn Kevin, einem Arzt der zurzeit aus England auf Besuch ist kennen. Und selbst John Darcy beteiligt sich an der Suche nach Joey, den sie in einer einsamen Hütte bei Sam einem verwirrten Mann finden. Dass er anscheinend Frau und Kind getötet haben soll, mag Joey gar nicht glauben. Nach und nach kann Joey nicht nur das Herz von John erweichen, sondern er erobert die Herzen vieler Bewohner. Jedoch dann brauen sich kurz vor Weihnachten dunkle Wolken über Swake Valley zusammen, immer mehr Geheimnisse tauchen auf die, die einzelnen Bewohner belasten. Und zudem bleibt Joey vor dem Fluch von Swake Valley ebenfalls nicht verschont.

Meine Meinung:
Ein wunderschön, verträumtes Cover und der Klappentext haben mich neugierig auf diese Geschichte gemacht. Der Schreibstil ist flüssig, lebendig und extrem emotional ohne Kapiteleinteilung. Doch der Plot ist gerade durch die berührende Geschichte recht emotional und bewegend. Ich tauche total in die Erlebnisse von Joey und Sandy ein, sodass diese mich schnell zu Tränen rührt. Ob es Johns Geschichte ist, der über den Tod seiner Frau nicht hinwegkommt und deshalb so verbittert wurde. Oder Joeys Ähnlichkeit mit Sams Sohn und dem Verwinden von seiner Familie. Doch heftig wurde es erst als die Probleme selbst vor Sandy und Joey nicht Halt nehmen. Die Charaktere sind sehr gut durchdacht, der grimmige John, den Joeys liebevolle Art zum Schmelzen bringt, und er ihn gerne als seinen Großvater (Poppy) haben möchte. Joey ist sowieso ein ganz besonderer Junge, er sieht in jedem Menschen nur das Gute und vor allem muss er alles, was er sich vornimmt, auch in die Tat umsetzen. Gerade sein Auftreten und wie er mit seinen Mitmenschen umgeht, hat mich total fasziniert und überrascht. Mitunter hatte ich jedoch Zweifel, ob ein 8-Jähriger wirklich so viel Mut hat, so redet oder reagiert wie hier. Doch es tut der ganzen Geschichte keinen Abbruch, da ich so in die Ereignisse von Swake Valley eingetaucht bin, dass mich dies nur wenig gestört hat. Man spürt, dass die Autorin selbst schon viel durch ihr eigenes Schicksal mitgemacht hat. Ich hatte sogar den Eindruck, dass sie ein bisschen den Glauben an Gott bei ihrer Geschichte hineinfließen ließ, was mir auffallend gut gefallen hat. Dass es zu all den Geheimnissen, Schicksalsschlägen auch noch eine nette Liebesgeschichte gibt, passt ungemein gut dazu. Und gerade diese hat ebenfalls Joey in die Wege geleitet. Beeindruckt hat mich besonders, mit wie vielen Gefühlen und Emotionen die Autorin diese Geschichte erdacht hat. Die Autorin werde ich auf alle Fälle weiter im Auge behalten, da mich ihr Buch so stark berührt hat, und gebe gleichzeitig 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 20.01.2020

Man sollte lernen, rechtzeitig loszulassen

Meistens kommt es anders, wenn man denkt
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"Sein Leben in den Griff bekommen kann nur der, der es loslässt" (Anke Maggauer-Kirsche)
Nele Wilkens hat genug von Männern, nachdem sie von ihrem Freund Tobias enttäuscht wurde und deshalb ihren Job wechseln ...

"Sein Leben in den Griff bekommen kann nur der, der es loslässt" (Anke Maggauer-Kirsche)
Nele Wilkens hat genug von Männern, nachdem sie von ihrem Freund Tobias enttäuscht wurde und deshalb ihren Job wechseln musste. Jetzt möchte sie sich erst einmal ganz in ihren neuen Job bei einer PR-Agentur hineinknien. Dort soll Nele eine Kampagne für Politiker Hofmann-Klasing betreuen, dessen Werteskala für die anstehende Wahl nicht gerade positiv ausfällt. Kein Wunder, den der Politiker ist kein einfacher Mensch, wie Nele schnell feststellt. Zum Erstaunen Neles, haben ihre Eltern beschlossen die langen Jahre der wilden Ehe hinter sich zu lassen und zu heiraten. Und dann ist da noch Neles Bruder, der an Trisomie 21 geborene Lenny, der frisch verliebt ist in Mia. Er möchte gerne eine eigene Wohnung und als Tierpfleger arbeiten. Nun soll ausgerechnet Nele hinter dem Rücken ihrer Eltern ihn dabei unterstützen. Bei all diesem Chaos verliebt sich dann Nele ausgerechnet in ihren neuen Chef Claas Maurien. Dabei hatte sie sich doch vorgenommen nie mehr etwas mit jemand von der Arbeit anzufangen.


Meine Meinung:
Das schöne bunte Cover passt sehr gut zu der lebenslustigen Fortsetzungsgeschichte. Der Schreibstil ist flüssig, locker und einfach, sodass ich recht schnell ins Buch eingetaucht bin. Dadurch das dieser Roman die Fortsetzung von "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" ist, kannte ich ja Nele schon ein wenig. Es ist schön, dass ich nun etwas mehr über Nele, Annikas Freundin und Mitbewohnerin aus der WG erfahre. Schade das die Freundschaft mit Tobias so abrupt geendet hat und Nele deshalb einen neuen Job suchen musste. Dass sie einen Bruder hat, mit Downsyndrom wusste ich ja durch den letzten Band noch nicht. Lenny hat es nicht gerade einfach durch seine Behinderung, besonders weil ihn seine Eltern und Nele nicht loslassen möchten. Lenny gehört zu den wenigen Trisomie 21 geborenen Menschen, die recht selbstständig und relativ gut im Leben zurechtkommen. Natürlich braucht er weiter Unterstützung, jedoch spürt man hier, dass er sich selbst vieles zutraut, wenn man ihn nur lässt. Leider sind nicht alle Betroffenen so wie Lenny, es gibt auch einige die gar nicht eigenständig leben können. Von daher darf man sich jetzt hier durch Lenny kein falsches Bild dieses Gendefekts machen. Trotzdem finde ich schön, dass die Autorin in diesem Roman die Themen Behinderung, Inklusion und Selbstständigkeit aufgreift. Zudem finde ich es toll, dass sie hier zeigt, dass diese Menschen ein Recht haben auf Eigenständigkeit und sie sich genauso verlieben dürfen. Dass Eltern dabei aufpassen müssen solche Kindern überzubehüten, ist sicher nicht gerade einfach. Von daher fand ich es bemerkenswert, dass Petra Hülsmann sich so ein Charakter ausgesucht hat. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, das Lenny der Hauptcharaktere Nele den Schneid abkauft. Humorvoll und durchaus auch ernst geht es wieder in diesem Buch zur Sache. Ich habe mich besonders gefreut wieder etwas von Annika, Sebastian und Kai zu erfahren. Auch Knut der knuffige Taxifahrer der für jeden den passenden Spruch auf Lager hatte, durfte diesmal nicht fehlen. Zudem hat mir die Hündin Sally gefallen, die dem ganzen noch einen besonderen Flair gibt. Das schließlich alles auf die Liebe hinausläuft und sich nicht auf das Thema Behinderung war natürlich klar. Nele und Claas fand ich sehr sympathisch dargestellt, genauso wie Lenny. Unsympathisch dagegen war mir sofort Neles Kollege Julius, der sie total ausnützt. Und der Politiker Hofmann-Klasing der gegen Ende bei mir noch Sympathiepunkte sammelte, als er Lenny half. Alles in allem ein netter unbekümmerter Roman, zum Nachdenken, bei dem ich lachen konnte und dem ich 5 von 5 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 17.01.2020

Ich lächle weil ich glücklich bin, weil ich das Leben liebe

Auschwitz # 34207
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"Sie töteten sie, die Kinder ... Hunderte und Hunderte von ihnen. Sie brachte sie einfach um, weil sie keine Verwendung für sie hatten. Sie schlugen sie. Sie töteten sie. So wie Tiere ... das habe ich ...

"Sie töteten sie, die Kinder ... Hunderte und Hunderte von ihnen. Sie brachte sie einfach um, weil sie keine Verwendung für sie hatten. Sie schlugen sie. Sie töteten sie. So wie Tiere ... das habe ich mit eigenen Augen gesehen, was sie da getan haben." (Aussage Joe Rubinstein)
In der Nacht vom 30. April 1942 klopfte es an die Tür der Familie Rubinstein. Als der 21-jährige Joe öffnet, wird er mit hundert anderen Juden nach Auschwitz deportiert. Joe hatte bis dahin niemand etwas getan, er war ein junger Mann wie viele anderen und trotzdem ereilte ihn ein fürchterliches Schicksal. Abtransportiert in einem Viehwaggon muss er Fürchterliches mitmachen, eher er in Auschwitz ankommt und dort die Nummer 34207 verpasst bekommt. Dass er diese damalige Nacht in der Kälte, bekleidet nur mit Unterhemd, Pyjamahose und nackten Beinen überlebt hat, grenzt schon an ein Wunder. Nie verliert er die Hoffnung, auch wenn die Misshandlungen und Qualen noch so schlimm sind. Sein Glaube an Gott, die Zuflucht im Gebet, sein eiserner Lebenswillen und die Liebe zu den Menschen, die er zurücklassen musste, geben ihm in dieser Zeit die Kraft zum Überleben. Doch der Gedanke an seine Familie und was mit ihr geschehen ist, quält ihn noch heute.


Meine Meinung:
Ein nachdenkliches und vom Alter gezeichnetes Gesicht erblickt mich auf dem Cover dieses Lebensberichts. Als ich den Klappentext und die Überschrift las, war mir klar, dieses Buch muss ich unbedingt lesen. Der einfühlsame, emotionale und lebendige Schreibstil macht es mir einfach in die Geschichte von Icek Jakub Rubinsztejn, dem späteren Joe Rubinstein einzutauchen. Eine Lebensgeschichte wie ich sie schon einige gelesen habe, und trotzdem ist jedes Schicksal ein wenig anders und jedes bewegt mich wieder aufs Neue. Ich bin fassungslos, wie man Joe in dieser einen Nacht einfach so abholt, ohne das er sich von seiner Familie verabschieden, geschweige den sich was anziehen durfte. Dass er die Nacht auf dem Lastwagen in der Kälte überlebt hat, war schon für mich ein Eingreifen Gottes. Genauso wie die Zugfahrt, bei denen viele Menschen in seinem Waggon gestorben sind. Wie menschenunwürdig die SS damals war, erschüttert mich jedes Mal aufs Neue. Männer die wahrscheinlich selbst Familie und Kinder zu Hause haben erschlagen Kinder, so das Joe diesen Anblick noch heute vor Augen hat. Was Joe in Auschwitz und anderen Lagern erlebt, ist einfach unfassbar und er stand mehr als einmal kurz vor dem Tod. Doch Gottes Plan für Joe ist ein ganz anderer, sicher hat er ihm deshalb zum richtigen Zeitpunkt geholfen. Seine Gebete und der Gedanke an die Familie zu Hause hat ihm oft die Kraft gegeben weiterzuleben, wenn er eigentlich nicht mehr mochte. Schön ist es, dass er nach Kriegsende gute Freunde gefunden hat und die Familie Gusenda kennenlernt. In diesem Buch bekomme ich Einblick in das Leben von Joe Rubinstein, der durch den Holocaust nicht nur seine gesamte Familie verlor, sondern selbst Schlimmes erleben muss. Nancy Sprowell Geise interviewt Joe, recherchiert vieles zu den Zusammenhängen der Familie und sucht Nachweise. Joes Geschichte beweisen die vielen Nachweise am Ende des Buchs. Dort befinden sich zudem Endnoten, die Chronologie der Familie und eine detaillierte Aufführung von Konzentrationslagern und einigen Personen, die im Buch erwähnt werden. Außerdem ist Bildmaterial vom Museum Yad Vashem und dem Holocaust Memorial Museum im Buch enthalten. Bewegend für Joe war, dass man in diesem Zusammenhang drei Bilder seiner Familie gefunden hat. Der inzwischen hochbetagte Joe lebt mit seiner wunderbaren Familie in den USA, doch die Vergangenheit ist noch immer schmerzlich für ihn. So ist die Autorin bisher eine von wenigen, der Joe einen solchen detaillierten Bericht seiner Vergangenheit erzählt hat. Dass seine Familie wahrscheinlich alle in Treblinka ums Leben gekommen sind, kann man bis heute nicht hundertprozentig nachweisen. Lediglich dass die alle Juden aus den Ghetto in Radom im August 1942 abgeholt und in das Vernichtungslager nach Treblinka gebracht wurden, fand man. Trotz allem, was Joe erlebt hat, ist er ein Mann geblieben, der die Menschen und das Leben liebt. Dieses Buch kann ich nur jedem empfehlen, der sich mit dem Holocaust, KZs und einem starken Glauben an Gott auseinandersetzen möchte. Den nicht nur Joe gibt hier ein Zeugnis seines Glaubens, sondern ebenso die Autorin selbst. Für mich der bewegendsten Lebensberichte, den ich nur empfehlen kann und dem ich 5 von 5 Sterne gebe.

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