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Veröffentlicht am 14.04.2022

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Ostseekreuz
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Nach traumatischen Erlebnissen bucht Kommissarin Pia Korittki unter falschem Namen einige Tage in einem beschaulichen Ostsee-Kloster, um unerkannt zur Ruhe zu kommen. Aber wie das Leben so spielt, wird ...

Nach traumatischen Erlebnissen bucht Kommissarin Pia Korittki unter falschem Namen einige Tage in einem beschaulichen Ostsee-Kloster, um unerkannt zur Ruhe zu kommen. Aber wie das Leben so spielt, wird alsbald ein lebloser Mönch in den Reihen der Kirchenbänke aufgefunden. Hat er einen Herzstillstand erlitten oder liegt Fremdeinwirkung vor? Während Pia noch ihre wahre Identität geheim hält, befällt sie Sorge um einen verschwundenen Gast. Jetzt muss sie handeln, bevor es zu spät ist.

Als Korittki-Krimi-Neuling findet man sofort den Anschluss in die Geschichte, Almstädt verpackt knappe, aber völlig ausreichende Hinweise auf die Vergangenheit. Schnell erkennt der Leser, dass Pia so nicht weiter arbeiten kann. Sie braucht psychologische Unterstützung, oder zumindest Abstand und Ruhe, damit sie auch künftig als gewissenhafte und zuverlässige Ermittlerin eingesetzt werden kann.

Nach einem kurzen, aufreibenden Zwischenfall geht die Geschichte erst einmal ruhig weiter, der Leser erfährt einiges über Pia, ihren Vorgesetzten und ihr familiäres Umfeld. Das Leben im Kloster ist dem Grundsatz „ora et labora“ gewidmet, die Zahl der anderen Gäste überschaubar. Und dann der Tote – es geht los mit dem Ausschließen von Verdächtigen, der Suche nach Alibis und Motiven. Ohne es zu wollen, steckt Pia ganz plötzlich in einem neuen Fall.

Interessant gewählt hat Autorin Eva Almstädt nicht nur die betuliche Klosteratmosphäre als Rahmen, sondern auch Pias Zwiespalt zwischen unauffälligem Gast und Ermittlerin. Dadurch ergeben sich natürlich ganz andere Aspekte und Handlungsmöglichkeiten für die Kommissarin als bei ihren bisherigen Einsätzen. Der Spagat zwischen der lebhaften Polizistin Pia Korittki und dem unbedarften Gast Pia Cordes wird zunehmends schwieriger. Dazu fließen immer wieder private Szenen ins Geschehen ein.

Bildlich vorstellbar zeichnet Almstädt nicht nur das Kloster in seiner Umgebung am Ostseeufer, sondern auch Pias Kollegen, sowie die anderen, sehr unterschiedlichen Gäste und die Mönche unter ihren dunklen Gewändern. Während über etliche Kapitel viel Information an den Leser weitergegeben wird und die Polizei routinemäßig ihre Arbeit aufnimmt, kommt es insbesondere im letzten Drittel zu einer drastischen Spannungssteigerung. Das Tempo legt deutlich zu, die Seiten fliegen immer rascher dahin. Atemberaubende Szenen münden schließlich in einer nachvollziehbaren Auflösung, die nun wiederum neugierig werden lässt, wie es mit Pia künftig weitergehen wird. Auf einen 18. Band darf jedenfalls gehofft werden.

Fazit: ein sehr unterhaltsamer und abwechslungsreicher Krimi, nach dem man sehr gerne von vorne beginnen möchte mit „Kalter Grund“, um Pia Korittkis Vorgeschichte auch noch kennen zu lernen.



Titel Ostseekreuz

Autor Eva Almstädt

ISBN 978-3-404-18573-3

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 416 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Reihe Pia Korittki, Teil 17

Erscheinungsdatum 25. März 2022

Verlag Lübbe

Veröffentlicht am 12.04.2022

Religion und Philosophie

Das undenkbare Universum: Meister Eckhart und die Erfindung des Jetzt
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Esse est Deus (Eckhart)

Als Zwölfjähriger klopft Eckhart zögerlich ans Tor des Dominikanerklosters in Erfurt. Sein Entschluss, Wissen zu erlangen, weicht kurz der Unsicherheit, was ihn wohl hinter diesen ...

Esse est Deus (Eckhart)

Als Zwölfjähriger klopft Eckhart zögerlich ans Tor des Dominikanerklosters in Erfurt. Sein Entschluss, Wissen zu erlangen, weicht kurz der Unsicherheit, was ihn wohl hinter diesen Mauern erwartet. Wird das Leben mit den Mönchen seinen Drang, die Welt zu erkennen, Gott zu erleben, tatsächlich stillen?

Hervorragend recherchiert, präsentiert Autor Thomas Hohn das Leben und Schaffen Eckharts, vom bildungshungrigen Kind bis zum weisen Alten. Viele romanhafte Details fließen mit tatsächlichen Begebenheiten zusammen und lassen so eine wunderbare Geschichte entstehen, die flüssig und interessant zu lesen ist.

Während einige Mönche Eckhart rasch unter ihre Fittiche nehmen und ihm Mentor sind, gibt es aber auch Neider und Widersacher im Kloster. Und auch außerhalb lockt die Stadt mit allerhand Verführungen. Der Drang, alles Wissen zu sammeln und das Göttliche zu erfahren, bleibt aber lebenslang sein innerster und unumstößlicher Wunsch. So verwundert es nicht, dass Eckhart schon in jungen Jahren Sprachen lernt und schwierige Schriften studiert, Fleiß und Ehrgeiz ihn rasch auch ins Ausland reisen lassen, wo er nicht nur in Paris und Köln mit bekannten Persönlichkeiten diskutiert. Von Beginn an bis ins hohe Alter jedoch, muss er immer wieder und immer öfter seine Theorien verteidigen. Die Heilige Inquisition macht auch vor den Lehren des Meister Eckhart nicht Halt, insbesondere, weil er Religion und Philosophie zu verständlichen Denkmustern verquickt und auch das „einfache Volk“ an seinen Erkenntnissen teilhaben lässt, in deutscher Sprache seine Predigten abhält.

In lebendigen und anschaulichen Szenen dürfen wir als Leser Meister Eckhart begleiten, seinen Demütigungen ebenso beiwohnen wie seinen großen Erfolgen, seine applaudierenden Anhänger kennenlernen und mitfiebern, ob er weltlichen Verführungen widerstehen kann, wie er mit Intrigen und Verleumdungen umgeht.

Thomas Hohn versteht es meisterlich, aus geschichtlichen Tatsachen und alten Aufzeichnungen und Überlieferungen einen fesselnden Roman zu zaubern, der allen diesbezüglich interessierten Lesern nur ans Herz gelegt werden kann.



Titel Das undenkbare Universum: Meister Eckhart und die Erfindung des Jetzt

Autor Thomas Hohn

ISBN 978-3-86282-821-0

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 384 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Erscheinungsdatum 28. März 2022

Verlag Acabus

Veröffentlicht am 10.04.2022

Die nächste Generation

Der Weg der Teehändlerin
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Etliche Jahre sind vergangen, dem Teegeschäft Ronnefeldt steht in den 1850er Jahren ein älterer Prokurist vor, der Friederikes Modernisierungspläne immer wieder mit seinen bisher bewährten Geschäftsideen ...

Etliche Jahre sind vergangen, dem Teegeschäft Ronnefeldt steht in den 1850er Jahren ein älterer Prokurist vor, der Friederikes Modernisierungspläne immer wieder mit seinen bisher bewährten Geschäftsideen und konservativen Ansichten ignoriert. Auch die fünf Kinder, großteils erwachsen, entziehen sich mehr und mehr der mütterlichen Führung, die ja doch nur das Beste für ihre Lieben will, dabei aber deren Wünsche nur schwerlich respektieren kann.

Mit einer imposanten Beschreibung des Hochwassers in Frankfurt im Jahre 1853 beginnt „Der Weg der Teehändlerin“, die Fortsetzung der Ronnefeldt-Saga. Auch wenn es in den darauffolgenden Kapiteln wieder etwas ruhiger zugeht, so erwartet den Leser ein Zeitbild voller detailreicher Einzelheiten. Die Schauplätze Frankfurt, Hamburg, Bonn und Baden-Baden stellen eine abwechslungsreiche und interessante Kulisse dar für etliche historische Fakten, die bestens recherchiert in diese Geschichte einfließen. Ein übersichtliches Figurenverzeichnis, das zu Beginn des Buches reale und fiktive Personen auflistet, passt hervorragend in dieses Konzept.

Sprachlich am Punkt der Zeit, beschreibt die Autorin Kleidung, Wohnverhältnisse und Arbeitsbedingungen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, zeigt auf, was sich schickt und was verboten ist. Dabei muss Friederike sich immer wieder eingestehen, dass ihr als Frau etliche Grenzen gesetzt sind und erkennen, wie sich ihr eigener Freiheitsdrang in den Wünschen und Bestrebungen ihrer Kinder widerspiegelt. Liebevoll und klar beschriebene Charaktere begleiten den Leser durch eine ereignisreiche Geschichte, lassen einen mitfiebern bei Berufsplänen und Hochzeitsarrangements.

Ob alles so kommt, wie sich Friederike das vorstellt? Nach spannenden Jahren mit ihren beiden Töchtern und drei Söhnen weist der Epilog schon wieder den Weg in eine ferne Zukunft. Gespannt darf man auf eine Fortsetzung warten, in der möglicherweise Messmer die Geschicke des Hauses Ronnefeldt in Frankfurt beeinflussen wird.



Titel Der Weg der Teehändlerin

Autor Susanne Popp

ISBN 978-3-596-70604-4

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 512 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Reihe Die Ronnefeldt-Saga, Band 2

Erscheinungsdatum 30. März 2022

Verlag Fischer

Veröffentlicht am 04.04.2022

Sybille Thalheim

Der 7. Tag
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Eine erfolgreiche Karriere, eine glückliche Ehe und nun noch guter Hoffnung. So scheint Sybille Thalheims Leben perfekt zu laufen, aber – eines Freitag abends verschwindet ihr Ehemann Michael spurlos. ...

Eine erfolgreiche Karriere, eine glückliche Ehe und nun noch guter Hoffnung. So scheint Sybille Thalheims Leben perfekt zu laufen, aber – eines Freitag abends verschwindet ihr Ehemann Michael spurlos. Als dieser knapp zwei Jahre später erstochen in einem Hotel aufgefunden wird, deuten alle Spuren auf eine blutverschmierte Sybille, die sich an nichts mehr erinnern kann. Vor Gericht vertritt sie Freund Ulli, gleichzeitig ehemaliger Anwaltspartner von Michael. Seine Ausführungen sind sehr geschickt gestaltet, sodass Sybille mit keiner langdauernden Haftstrafe rechnen muss. Während sie all den Zeugen zuhört, trifft sie am siebenten Tag eine erschütternde Erkenntnis.
Geschickt in mehrere Teile gegliedert, schildert Nika Lubitsch erst den Prozess und das bisherige Leben von Sybille, darauf die Tat aus Sybilles Sicht und schlussendlich eine nicht ganz überraschende, aber dennoch nicht minder passende Auflösung. Die einzelnen Szenen sind gekonnt miteinander verwoben, kurze Kapitel und flott dahingleitende Sätze wandeln diesen Kriminalroman schnell in ein wahres Lesevergnügen. Auch wenn ein und dieselbe Geschichte mehrfach präsentiert wird, so geht es doch um die unterschiedlichen Blickwinkel, die andere Herangehensweise zur Aufarbeitung des Mordfalles, und genau das ist es, was schlussendlich den Reiz dieses Falles bewirkt.
Die Autorin versteht es, in kurzen Andeutungen Lösungsmöglichkeiten beim Leser durchs Gehirn rattern zu lassen. Diesmal war ich schon recht früh dem Mörder auf der Spur, aber dennoch bleibt das Gefühl, dass es ja wiederum eine Finte sein könnte und tatsächlich alles ganz anders. Sybilles Geistesgegenwart reißt letztendlich das Ruder der Verteidigung herum und verblüfft – nicht nur den Leser.
Pointiert, raffiniert und in gewohnter Kürze unterhält Nika Lubitsch wieder einmal köstlich. Erfrischend anders – für all jene eine Leseempfehlung, die eine Abwechslung zu „herkömmlichen Krimis“ suchen!

Titel Der 7. Tag
Autor Nika Lubitsch
ISBN 978-3-86882-447-6
Sprache Deutsch
Ausgabe Flexibler Einband, 192 Seiten
ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch
Erscheinungsdatum 23. Oktober 2017
Reihe Ein Sybille Thalheim-Krimi, Band 1
Verlag mvg

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Lesenswerter Auftakt zur Südtirol-Saga

Das Land, von dem wir träumen
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„Eine Nacht mag noch so trostlos und finster sein, am nächsten Morgen geht doch die Sonne wieder auf.“ (kindle, Pos. 3583)

Franni, Franziska Bruggmoser, ist eben erst von ihrer Ausbildung zur Lehrerin ...

„Eine Nacht mag noch so trostlos und finster sein, am nächsten Morgen geht doch die Sonne wieder auf.“ (kindle, Pos. 3583)

Franni, Franziska Bruggmoser, ist eben erst von ihrer Ausbildung zur Lehrerin aus Innsbruck auf den Familienhof nahe Meran zurückgekehrt, da mehren sich die Anzeichen, dass Südtirol sich anpassen muss. Familie Bruggmoser hat ab sofort den Namen Ponte zu tragen, Schulunterricht findet auf Italienisch statt, Deutsch oder gar Ladinisch werden generell immer weniger akzeptiert. Somit darf Franziska nicht unterrichten. Der Erste Weltkrieg hat aber nicht nur diese Veränderungen hervorgerufen, nein, auf den Bruggmoser-Hof sind zwei Söhne gar nicht mehr zurückgekehrt aus dem Krieg, von den anderen beiden möchte einer Ingenieur werden, der Älteste verliert sich im Alkohol. Während Familienvater Ludwig möglichst nicht auffallen will und beginnt, sich zu fügen, sträuben sich Franziska und der Knecht Wilhelm gegen die Zwänge. Die jahrhundertealte Tradition der Viehwirtschaft auf dem Bauernhof droht dem Ende zuzugehen.

Mit frühlingshaften weißen Kirschblüten, dem Plätschern der Passer und in der Nase kitzelnden Sonnenstrahlen beginnt Anna Thaler sehr harmonisch diesen wunderbaren Roman. Leider ist die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg nicht ganz so friedvoll und leichtfüßig wie die Natur, so meint es das Schicksal nicht so gut mit der Familie Bruggmoser.

Flüssig und mit vielen Landschaftsbildern dekoriert schildert die Autorin auf etwa 350 kurzweiligen Seiten das Leben Franziskas und dem ihrer Gefährten am bewährten Hof, beschreibt eingängig die überschaubare Schar an Figuren (die zusätzlich sehr übersichtlich in einer eigenen Auflistung genannt werden) und versetzt den Leser in die Jahre 1925 – 1928 zurück. Durch detailreiche Recherche wird die Zeit des damaligen Südtirol in verschiedensten Facetten wieder lebendig, werden unbeschwerte Momente ebenso erwähnt wie die Schwierigkeiten der Juden und der strikten Kontrollen des deutschsprachigen Volkes durch die unerbittlichen Carabinieri. Auch wenn die Handlung oftmals ausschweifend ist oder nur ruhig dahingleitet, so wird dieser Roman dennoch niemals langweilig, durch viele liebevolle Details lernen wir Land und Leute sehr genau kennen, stellen uns vielleicht vor, wie wir selbst in der ein oder anderen Situation reagiert hätten und fühlen Verständnis, wenn uns eine Vorgehensweise komisch vorkommt.

Dieser erste Band ist jedenfalls absolut gelungen und lässt mit Spannung auf die baldige Fortsetzung mit „Der Duft von Erde nach dem Regen“ hoffen. Leseempfehlung!



Titel Das Land, von dem wir träumen

Autor Anna Thaler

ISBN 978-3-426-52783-2

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 352 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 1. April 2022

Reihe Die Südtirol-Saga, Band 1

Verlag Knaur

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