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Veröffentlicht am 17.01.2021

Eis und Blut

18 Grad unter null
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Das Titelbild so schlicht wie schön. Der Klappentext knapp und bündig. Die Vorankündigung im Freundeskreis verheißungsvoll. Der Kauf - ein Volltreffer!

Die Patchworkfamilie der zwölfjährigen Claudia scheint ...

Das Titelbild so schlicht wie schön. Der Klappentext knapp und bündig. Die Vorankündigung im Freundeskreis verheißungsvoll. Der Kauf - ein Volltreffer!

Die Patchworkfamilie der zwölfjährigen Claudia scheint perfekt. Zusammen mit Vater, Mutter, und derem Lebensgefährten genießt das Mädchen den ausklingenden Abend. Doch wenige Stunden nach dem Genuss von Vanilleeis mit Kirschsauce ist sie tot. Schnell geraten alle Anwesenden unter Verdacht, ein Motiv lässt sich für jeden von ihnen konstruieren. Doch die Wahrheit lässt sich sechsunddreißig Jahre lang Zeit…

Nika Lubitsch erzählt in kurzen einfachen Sätzen, auf den ersten Blick fast ein bisschen zu einfach. Der Schreibstil ist erstmals gewöhnungsbedürftig, andererseits liegt es vielleicht genau daran, dass die Geschichte flott dahin fließt und Spannung bietet von Anfang bis zum raffiniert geplanten Ende. Die Figuren sind rasch aufgelistet, ausreichend charakterisiert und so angelegt, dass sich für jeden Einzelnen ein Verdachtsmoment finden lässt. Hinter allen Wendungen und geschickt eingefädelten Schachzügen verbirgt sich bis zum Schluss ein perfider Plan, der sogar eine gebildete Figur im Roman vor den Kopf stößt und dem Leser ein Schmunzeln entlockt.

Die Kürze des Buches passt perfekt zur genialen Handlung, keine unnützen Ausschweifungen, keine langweiligen Details am Rande, um ein paar zusätzliche Seiten zu produzieren. Nika Lubitsch schreibt auf den Punkt und schafft mit „18 Grad unter Null“ gewitzte Unterhaltung, die man nur weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Der Duft von früher

Zeit der Pfirsichblüte
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Ein Mädelsurlaub führt Anna und Carina ins frühlingshafte Barcelona. Allerdings erwarten sie hier nicht nur entspannende Tage inmitten von mediterranem Lebensgefühl und fruchtig duftenden Pfirsichblüten. ...

Ein Mädelsurlaub führt Anna und Carina ins frühlingshafte Barcelona. Allerdings erwarten sie hier nicht nur entspannende Tage inmitten von mediterranem Lebensgefühl und fruchtig duftenden Pfirsichblüten. In Annas Beziehung kriselt es und Erinnerungen an ein Studienjahr vor zwanzig Jahren genau hier in der Hauptstadt der spanischen Region Katalonien werden wach. Sie findet Pablo wieder, der ihr helfen will, einem alten Geheimnis auf die Spur zu kommen, allerdings ist sich Anna unsicher, wie weit sie ihm vertrauen kann.

Ein Wechsel von schmerzhaften Gedanken und heiterer Urlaubsstimmung, Beziehungsproblemen und locker-leichtem Urlaubsflirt durchzieht diesen zauberhaften Roman. Rasch findet man sich in gemütlichen Strandbars wieder, entdeckt mit Anna und Carina die belebte La Rambla und genießt verführerische Tapas und aromatischen Rotwein.

Anja Saskia Beyers Schreibstil liest sich flott, ist aber leider manchmal etwas zu oberflächlich, bringt nicht immer die gewünschte Atmosphäre und Stimmung so zum Ausdruck, wie es vielleicht möglich wäre. Während ich mich problemlos an die vielen schönen Plätze in und rund um Barcelona denken kann, so fällt es mir mitunter schwer, Annas Gefühle nachzuvollziehen. Für mich fehlen hier leider tiefgreifende Emotionen bei diesem so unglaublichen Thema, das auf realen Vorkommnissen beruht und daher umso mehr berührt.

Dennoch ist die Geschichte grundsätzlich gut durchdacht. Die Schauplätze München und Barcelona variieren ebenso wie die Handlung heute und zwanzig Jahre früher. Dadurch wird nicht zu viel verraten und ein gewisses Maß an Spannung bleibt aufrecht, wenngleich auch künftige Wendungen recht vorhersehbar sind. Hervorzuheben ist jedenfalls, dass ein hoch ernstes Thema wunderbar verpackt ist in eine romantische Rahmenhandlung, dass ohne Vorwürfe und Groll vorsichtig an alten Wunden gerührt wird und eine harmonische Kulisse den Roman dominiert.

Zeit der Pfirsichblüte fügt sich wunderbar ein in Beyers Buchreisen nach Italien, Mallorca und Portugal und lässt Lust auf ferne Länder und malerische Plätze aufkommen.

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Fall Nummer Sieben

Als die Nacht begann
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Mitten aus den Hochzeitsvorbereitungen gerissen wird Jan Tommen, als eine Studentin auf offener Straße erschossen wird. War tatsächlich die junge Frau das Ziel oder hat hier jemand einfach nur Lust am ...

Mitten aus den Hochzeitsvorbereitungen gerissen wird Jan Tommen, als eine Studentin auf offener Straße erschossen wird. War tatsächlich die junge Frau das Ziel oder hat hier jemand einfach nur Lust am Töten? Eine Verbindung zu einem weiteren Opfer am Tegeler See ist auch nicht so einfach herzustellen …

Mit seiner Thriller-Reihe „Jan Tommen“ hat Alexander Hartung ein sehr unkonventionelles Ermittlerteam entstehen lassen, das ich bereits bei früheren Fällen kennengelernt habe. So waren mir sämtliche Charaktere im Team mit all ihren Macken und speziellen Fähigkeiten bereits bekannt und das Wiederlesen machte Freude. Die Entwicklung der Figuren ist logisch nachvollziehbar und schön, mitzuerleben. Allerdings kann dieser siebente Band auch ganz ohne Vorwissen gelesen werden.

Die Handlung von „Als die Nacht begann“ ist in sich abgeschlossen und überzeugt durch viele Wendungen und Szenenwechsel. Der gewohnt flotte Schreibstil nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Viertel von Berlin, lässt einem die Pizza im Halse stecken, wenn Zoe rechtsmedizinische Details erläutert und die Haare zu Berge stehen, wenn Chandu wieder einmal mit der Unterwelt verhandelt. Die Geschichte selbst ist gut strukturiert und findet ein passendes und unerwartetes Ende, auch wenn dazwischen manchmal zu viele ablenkende Details eingebaut sind.

Fazit: gute, wenn auch etwas realitätsferne Jan Tommen - typische Unterhaltung, von der es gerne noch weitere Folgen geben darf.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Labyrinth

Aus dem Schatten des Vergessens
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Kurz vor Weihnachten wird Psychologin Judith Harper ermordet aufgefunden, verschwindet Anwalt Nathan Lawson spurlos mit einer uralten Akte, stürzt sich ein Obdachloser vom Dach eines Hochhauses. Hat der ...

Kurz vor Weihnachten wird Psychologin Judith Harper ermordet aufgefunden, verschwindet Anwalt Nathan Lawson spurlos mit einer uralten Akte, stürzt sich ein Obdachloser vom Dach eines Hochhauses. Hat der Penner zuvor die Brieftaschen von Harper und Lawson gestohlen, gibt es irgendwelche Zusammenhänge zwischen diesen Vorfällen? Und woher stammt die Aufnahme mit dem bekannten Satz: „I didn´t shoot anybody, no sir!“?

Für Sergent-Detective Victor Lessard und seine Partnerin Jacinthe Taillon beginnt ein schwieriger Fall, der manipulative Psychologie und ein Stück amerikanischer Geschichte behandelt.

Martin Michaud versteht es großartig, mit seinem Schreibstil zu fesseln und den Leser durch diesen interessanten Kriminalfall zu führen, auch wenn der Anfang ein wenig verwirrend ist mit den vielen verschiedenen Personen und Schauplätzen, die kaum einen Zusammenhang erkennen lassen. Jedes Kapitel für sich ist spannend und weckt Neugier auf das nächste, nach und nach kristallisieren sich Puzzleteile heraus, die tief in die Vergangenheit reichen und mit Verbrechen in der Gegenwart in Verbindung stehen.

Besonders gelungen sind die Profile aller Figuren, insbesondere von Lessard und Taillon, die sehr authentisch wirken und dem Leser das Gefühl geben, direkt bei Besprechungen im Büro oder bei Fahrten im wild gesteuerten Crown Victoria dabei zu sein. Stets ist der Leser ganz nah dran am Geschehen, bei Überlegungen, die nicht immer den Dienstvorschriften entsprechen, aber Denkanstöße liefern und Ansatzpunkte, um irgendwie voranzukommen. So schleppt Lessard seine ganz persönliche Vergangenheit mit sich, private Details fließen informativ und passend in die Handlung mit ein, aber niemals stören diese Ausführungen den Ablauf der Ermittlungen, sondern ergänzen diese durch auflockernde Szenen.

Vielleicht nicht durchgehend auf höchstem Spannungsniveau, aber dennoch mit vielen interessanten Themen durchsetzt, bietet dieser Thriller profunde Unterhaltung bis zum gut durchdachten Ende. Alle angeschnittenen Themen sind ausgezeichnet recherchiert und laufen zu einem logischen Gesamtbild zusammen.

Somit hebt sich dieser erste Band aus der Reihe „Victor Lessard ermittelt“ wohltuend von der breiten Masse ab und bietet außergewöhnliche Lesestunden.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Im Jetzt

Marigolds Töchter
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Als sympathische und freundliche Betreiberin vom Dorfladen mit Postschalter kennt man Marigold. In ihrer Freizeit kümmert sie sich um Gemeinderat, Pfarramt und verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen. ...

Als sympathische und freundliche Betreiberin vom Dorfladen mit Postschalter kennt man Marigold. In ihrer Freizeit kümmert sie sich um Gemeinderat, Pfarramt und verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen. Dennoch nimmt sie sich viel Zeit, um ihre Familie wärmstens zu umsorgen. Ein weinig eng im Häuschen wird es allerdings, als die ältere Tochter Daisy sich vom langjährigen Freund trennt und aus Italien zurückkehrt, ist doch auch die jüngere Suze noch nicht flügge und selbst Großmutter Nan ist kürzlich eingezogen.

Turbulent aber harmonisch wohnen nun fünf Leute unter einem Dach, die beiden Töchter versuchen als Künstlerin und Influencerin etwas Geld zu verdienen und im Dorf wird schon fleißig nach einem neuen Mann für Daisy gesucht. Neben all dem Trubel scheint jedoch Marigold ins Hintertreffen zu geraten. Niemand bemerkt, dass es ihr zunehmend schlechter geht.

Julia Woolf schreibt in bezaubernder, bildhafter Sprache über das kleine englische Dorf, seine so unterschiedlichen Bewohner und insbesondere über die Familie Fane. Sehr einfühlsam sind die Worte gewählt, sanft und gutmütig, wie es auch Marigolds Naturell entspricht. Schnell fühlt man mit ihr als Hauptfigur mit, kann sie gut verstehen und schlüpft gleichsam selbst als Leser in ihre gemütliche Küche. So wie Marigold sind auch alle anderen Figuren sehr genau und detailliert herausgearbeitet, ihre Stärken und Schwächen rasch verdeutlicht.

Natürlich entspricht nicht alles im Roman der harten Realität, dennoch zieht Woolf den Leser in ihren Bann mit ihrer einfühlsamen Geschichte über Familie und Zusammenhalt. Viele kleine Episoden zeigen Marigolds Dankbarkeit für die Schönheit des Lebens, die Natur spielt eine große Rolle und spiegelt eine angenehme Ruhe wider, die sich trotz aller Aufregung durch diese berührende Erzählung zieht.

Ein sehr ernstes Thema, eingebettet in einen stimmungsvollen Rahmen, präsentiert uns Woolf mit „Marigolds Töchter“, zeigt uns, wie wichtig verständnisvolle Menschen rund um uns sind und dass man keine Angst haben muss. „Lass dich treiben. Sei ein Blatt auf dem Wasser. Lass dich stromabwärts tragen.“ (Kindle Pos. 4254)

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