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Veröffentlicht am 16.03.2024

Falsches Spiel

Der Wald
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Mira Bunting gehört einer Gruppe von Umweltaktivisten an, welche Pflanzen auf öffentlichem Grund aussät und erntet, aber durchaus auch auf ungenutzten privaten Flächen - die Ernte ist für gute Zwecke vorgesehen. ...

Mira Bunting gehört einer Gruppe von Umweltaktivisten an, welche Pflanzen auf öffentlichem Grund aussät und erntet, aber durchaus auch auf ungenutzten privaten Flächen - die Ernte ist für gute Zwecke vorgesehen. In völligem Gegensatz zu diesen Idealisten steht Robert Lemoine, ein Milliardär, der ein wertvolles Grundstück in einem Erdbebengebiet erwerben möchte. Ob seiner lauteren Beweggründe dürfen Zweifel bestehen. Und genau dieses Grundstück hat Mira kürzlich als großartige Anbaufläche auserkoren. Was wird passieren, wenn Mira und Lemoine aufeinandertreffen?

Ein phantastisches, sehr dynamisches Titelbild in Schwarz-Weiß lässt, ebenso wie der Klappentext, auf eine spannende Geschichte hoffen. Auch die Leseprobe wirkt überzeugend auf mich – der Schreibstil ist gekennzeichnet von strukturierten, teils recht langen Sätzen, welche das Geschehen gut widerspiegeln. Leider kommt es dann über weite Strecken zu langatmigen Szenen, es dauert (zu) sehr, bis Spannung aufkommt und die Handlung mich als Leser endlich abholt. Trotz der vielen Seiten, welche den einzelnen Personen gewidmet werden, bleiben diese eher oberflächlich und austauschbar, berühren konnte mich keine von ihnen, was ich doch recht schade finde. So ist das Lesen trotz der überaus interessanten Themenkonstellation bis zum letzten Drittel hin eher mühsam und beschwerlich, Umweltschutz, Prepper, Hacken von Handys oder Überwachung per Drohne hätten möglicherweise mehr hergeben können.

Der Wald, Birnam Wood, ein Buch, das mich auf der Stelle angelacht hat, letztendlich aber nicht meine Erwartungen getroffen hat. Aufgrund der vielen sehr positiven Rezensionen empfehle ich aber durchaus, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Grundthema ist in dieser Art und Weise nicht bereits in zahllosen anderen Büchern vertreten und der Schreibstil spricht für sich.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Schein statt Sein

Küstenwahn
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Eine einsame Insel, Widow Peak, darauf eine verrufene Psychiatrie, verschwundene Patienten, zuletzt sogar vermisste Mitarbeiter – Klinikchef Bedingfield ruft Privatdetektiv Liam Hopkins zu Hilfe, um die ...

Eine einsame Insel, Widow Peak, darauf eine verrufene Psychiatrie, verschwundene Patienten, zuletzt sogar vermisste Mitarbeiter – Klinikchef Bedingfield ruft Privatdetektiv Liam Hopkins zu Hilfe, um die mysteriösen Vorfälle aufzuklären. Da dieser jedoch hoch verschuldet ist, wird er von einer Geldeintreiberin begleitet.

Ein Titelbild, das Aufmerksamkeit erregt, ein Klappentext, der Spannung verspricht, ein Ort, der Gänsehaut hervorruft. Das alles darf man erwarten bei diesem Buch, allerdings kommt nicht alles, wie erhofft. Ebenso, wie die Figuren im Psychothriller nicht jene sind, welche sie vorgeben zu sein, verhält es sich auch mit der Handlung selbst. Erst dauert es ziemlich viele Seiten, bis Liam tatsächlich auf Widow Peak ankommt, dies ist durchaus in Ordnung, lernt man hier doch den Hauptcharakter kennen und die Umstände, welche ihn zu diesem Auftrag geführt haben. Dann aber wird es wirklich chaotisch. Während einzelne Szenen durchaus glaubwürdig sind und Spannung aufkommen lassen, gibt es zahlreiche andere, welche nur drastisch überzeichnet sind und völlig unrealistisch daherkommen. Auch der Schreibstil mag nicht wirklich fesseln und Gänsehaut aufkommen lassen, mehrfach erwähnter bestialischer Gestank reicht dafür nicht aus. So gibt es ein stetes Auf und Ab von spannenden und eher lähmenden Kapiteln. Das Ende wiederum kann durch Logik punkten und deutet eine Fortsetzung an.

Fazit: einerseits hebt sich dieser Thriller angenehm ab von der breiten Masse, andererseits kommen recht viele eher groteske Episoden vor, die vieles schon ins Reich der Fantasie abdriften lassen. Wer das mag, wird hiermit ein passendes Buch finden.

Veröffentlicht am 15.02.2024

Auswege

Krummes Holz
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Erst spät, zu spät (?), kehrt der 19jährige Jirka nach mehrfacher Aufforderung aus dem Internat zurück auf den heruntergewirtschafteten elterlichen Bauernhof in Südwestfalen. Dort erwarten ihn seine Schwester ...

Erst spät, zu spät (?), kehrt der 19jährige Jirka nach mehrfacher Aufforderung aus dem Internat zurück auf den heruntergewirtschafteten elterlichen Bauernhof in Südwestfalen. Dort erwarten ihn seine Schwester Malene, welche ihn mit tiefem Schweigen straft und seine demente Großmutter. Lediglich Leander, der Sohn des letzten Verwalters, interessiert sich für Jirka, der schreckliche Bilder aus seiner Kindheit mit dem hiesigen Gut verbindet. Wird er Auswege finden aus dieser Hoffnungslosigkeit? Bietet die Rückkehr Chancen auf eine bessere Zukunft?

Anhand des Klappentextes und des Titelbildes erwarte ich hoffnungsfrohe Antworten auf viele Fragen, ein Entrinnen aus glücklosen Kindertagen. Beim Lesen stellt sich jedoch schon bald heraus, dass Melancholie und düstere, nebelverhangene Erinnerungen an Früher die gegenwärtige Heimkehr Jirkas überschatten, der „Sog, dem man sich nicht entziehen kann“, ist – für mich – nicht vorhanden. Vielmehr lösen deprimierende Bilder einander ab, ohne in irgendeine Art von konkreter Handlung zu fließen, neben eher angedeuteten als klar ausgesprochenen Misshandlungen durch den Vater und das Wegschauen der Mutter bieten homosexuelle Gedanken und Handlungen möglicherweise eine Art Ausflucht in Richtung Liebe. Ein verwirrendes Hin und Her zwischen Jetzt und Damals, ein Versuch, generationenübergreifende Traumata darzustellen, die Botschaft der Autorin kann mich allerdings mit dieser Geschichte nicht wirklich erreichen.

Auch wenn sich viel Wahres verbirgt in diesem Buch, bleiben mir die Figuren und deren Schicksale distanziert und fremd. Meine Erwartungen waren wohl in die falsche Richtung gehend.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 04.12.2023

Mystisches Kloster

Das Buch Eva
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Zur Zeit der Renaissance: Beatrice ist Bibliothekarin in einem italienischen Kloster, jede Minute, ob Arbeit oder Freizeit, verbringt die junge Frau umgeben von Büchern, den Mitschwestern geht sie eher ...

Zur Zeit der Renaissance: Beatrice ist Bibliothekarin in einem italienischen Kloster, jede Minute, ob Arbeit oder Freizeit, verbringt die junge Frau umgeben von Büchern, den Mitschwestern geht sie eher aus dem Weg. Als zwei Frauen hinter den geheiligten Mauern Zuflucht suchen, gelangt Beatrice in den Besitz des Buches Eva, eines geheimnisvollen Werkes mit mystischem Eigenleben. Gleichzeitig wird der ketzerische Text bereits von Inquisitoren gesucht.

Ein überaus ansprechendes Titelbild und ein Klappentext, der Neugierde weckt – so bin ich auf das Buch aufmerksam geworden. Der Beginn liest sich spannend, der Schreibstil ist angenehm und flüssig. Bald jedoch wird die Handlung verwirrend und schwer nachvollziehbar. Die verschiedenen Schwestern im Nonnenhaus haben kein deutliches Profil, immer wieder schleichen sich Beatrices Gedanken und Erinnerungen an früher in die Handlung ein, sodass man mitunter nicht weiß, wo man gerade ist. Aus der Stiefmutter wird bisweilen eine Schwiegermutter, möglicherweise hat mich aber auch die Langatmigkeit mancher Szenen benebelt oder ich habe schlicht einen wichtigen Hinweis übersehen. Echte Spannung kommt bei mir nicht auf, die mystischen Elemente tragen nicht zum Erkenntnisgewinn bei.

Leider konnte mich diese Geschichte nicht in ihren Bann ziehen und fesseln, obwohl ich Historische Romane sehr gerne lese. Das ist allerdings mein ganz persönlicher Eindruck. Neugierige Leser sind eingeladen, sich selbst ein Urteil zu bilden.

Veröffentlicht am 23.11.2023

Sei glücklich

Was ein gutes Leben ausmacht
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Gladys hat großartige 102 Jahre an Lebenserfahrung gesammelt, sie sie in diesem Buch mit ihren Lesern teilt. Als Ärztin mit Blick auf den gesamten Menschen hat sie vielerlei Tipps im Gepäck.

Ein lebendiger ...

Gladys hat großartige 102 Jahre an Lebenserfahrung gesammelt, sie sie in diesem Buch mit ihren Lesern teilt. Als Ärztin mit Blick auf den gesamten Menschen hat sie vielerlei Tipps im Gepäck.

Ein lebendiger Baum mit weit verzweigten Ästen ziert den Umschlag dieses Buchs und auch im Inneren findet sich ein Teil dieses Symbols am Anfang jedes Kapitels wieder. Übersichtlich gestaltet erzählt Dr. McGarey von ihren sechs Geheimnissen, welche ihr zu einem erfüllten und glücklichen Leben verholfen haben und das immer noch tun. „Sei glücklich!“ empfiehlt sie ihren Patienten und Lesern und demonstriert ihre Strategie an etlichen Beispielen aus ihrer jahrzehntelangen Praxis und nicht zuletzt aus ihrem eigenen Leben. Durch diese autobiographischen Szenen schweift die Autorin allerdings immer wieder weit ab und gibt einer gewissen Langatmigkeit Raum, ihre Fallbeispiele sind durchaus interessant, wiederholen sich aber des Öfteren und verlieren sich ebenfalls in anderen Geschichten, welche in irgendeiner Art und Weise dazu passen. Insgesamt sind es klassische Tipps für ein zufriedenes Leben, bekanntes Wissen, neu zusammengestellt.

Die positive Stimmung von Gladys McGarey ist in jeder Zeile spürbar, trotzdem kann sie mich nicht wirklich berühren. Die Übungen am Ende jedes Kapitels erscheinen mir sinnvoll, so richtig weitergebracht haben sie mich aber noch nicht. Ein interessantes Buch, das mich möglicherweise zum falschen Zeitpunkt erreicht hat. Vielleicht kann es mich später einmal inspirieren und mir zu mehr „Freude, Neugier und Mut“ (Umschlagseite) verhelfen.