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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2019

Beziehung und Schwangerschaft - völlig unerwartete Sichtweisen

Jesolo
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„Jesolo“ klingt nach dem Klischee, alle Jahre wieder und immer gleich, Lebensfreude pur, Auszeit vom Alltag, glückliche Menschen usw. – der Roman von Tanja Raich allerdings hebt sich deutlich davon ab. ...

„Jesolo“ klingt nach dem Klischee, alle Jahre wieder und immer gleich, Lebensfreude pur, Auszeit vom Alltag, glückliche Menschen usw. – der Roman von Tanja Raich allerdings hebt sich deutlich davon ab. Der Schreibstil ist sehr direkt und schnörkellos, Monologe, Dialoge, Gedanken, direkte Reden werden nicht extra hervorgehoben, sondern sind fließend eingebaut. Zuerst erscheint es etwas ungewöhnlich, aber schon bald habe ich bemerkt, dass es sehr gut zum „Besonderen“, das diesem Buch anhaftet passt. Die Beziehungsgeschichte zwischen Andrea und Georg scheint eingeschlafen und ist zumindest für Andrea nicht so wie sie es sich vorgestellt hätte. Auch die überraschende Schwangerschaft lässt Andrea noch mehr in sich hineinhorchen, was sie möchte, was sie nicht mehr haben und machen kann und sie beschäftigt sich zunehmend mit Themen, die sie niemals für sich in Betracht gezogen hätte. Die Grundstimmung im gesamten Buch ist recht melancholisch, eher traurig, fast schon depressiv, erhellt durch einige, wenige Lichtblicke. Mit der voranschreitenden Schwangerschaft beschäftigt sich Andrea bewusst und unterbewusst in ihren Träumen auch mit ihrer eigenen Mutter, die die Familie verlassen hat, als Andrea erst zehn Jahre alt war und was dies für Andreas Sichtweise über die Mutterschaft bedeutet, kann man sich nur ansatzweise vorstellen. Sehr schön finde ich, dass Andrea sich auf kreative Weise ausdrücken kann und einen besonderen Bezug zum Thema Meer und Meerestiere hat. Dies wird auch in der Gestaltung des Kinderzimmers deutlich, was ich mir wirklich sehr schön und originell vorstelle. Mir hat die völlig unerwartete und konträre Auseinandersetzung zum Thema Schwangerschaft von Andrea und ihrem Umfeld sehr gefallen, allerdings kann ich mich mit dem offenen, frei zu interpretierenden Schluss nicht ganz anfreunden. Das Ende war relativ abrupt und für meinen Geschmack zu offen.

Veröffentlicht am 17.03.2019

ambivalente Trauerbewältigung

Kurt
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Sarah Kuttner wagt sich diesmal fast schon an ein Tabuthema heran: Zuerst lebt Lena zumindest zeitweise mit zwei Kurts zusammen und plötzlich, unerwartet, von einem Moment auf den anderen, ist der kleine ...

Sarah Kuttner wagt sich diesmal fast schon an ein Tabuthema heran: Zuerst lebt Lena zumindest zeitweise mit zwei Kurts zusammen und plötzlich, unerwartet, von einem Moment auf den anderen, ist der kleine Kurt tot. Die Eltern trauern um ihr verstorbenes Kind und dafür hat auch jeder Verständnis. Aber wie sieht es mit Lena aus? Sie ist die neue Lebensgefährtin von Kurts Papa. Darf sie auch um den kleinen Kurt trauern? Wie soll sie sich verhalten? Was wird von ihr erwartet? Was steht ihr nicht zu? Sarah Kuttner beschreibt die unterschiedlichen Zugänge der einzelnen Personen zur Trauerbewältigung und auch die ambivalenten Gefühlslagen. Ist es in Ordnung, wenn man trotzdem lacht oder glücklich ist? Lena muss nach langer Zeit des Verständnisses für die anderen Trauernden und ihrer fast schon heimlichen Trauer ihren eigenen Weg finden um mit ihrem Schmerz und ihren Gefühlen umzugehen.

Veröffentlicht am 11.03.2019

die Suche nach der Wahrheit und ihre Folgen

Das Echo der Wahrheit
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Kurze Inhaltszusammenfassung:
Dr. James Cobb ist ein angesehener Psychiater mit Schwerpunkt Hypnose und Buchautor. Nach einem Vortrag wird er von einem Multimillionär namens Joshua Fleischer angesprochen, ...

Kurze Inhaltszusammenfassung:
Dr. James Cobb ist ein angesehener Psychiater mit Schwerpunkt Hypnose und Buchautor. Nach einem Vortrag wird er von einem Multimillionär namens Joshua Fleischer angesprochen, der unheilbar krank ist und ihm einen finanziell lukrativen Deal anbietet. Nach kurzem Zögern stimmt Dr. Cobb zu und verbringt mehrere Tage mit Joshua, der mittels Hypnose herausfinden möchte, was in einem Hotelzimmer vor vielen Jahren passiert ist.

Meine Meinung zum Buch:
Es ist sehr einfach sich in den Roman und die Charaktere und Situationen hineinzufinden, sogar die teilweise konträren Gedankengänge und Erinnerungen sind schlüssig und gut nachvollziehbar. Schon sehr bald bemerkt man als LeserIn auch, dass es nicht nur primär um das Finden „der Wahrheit“ an sich geht, sondern dass die Beteiligten ihre jeweils eigene Version der Wahrheit für sich konstruiert haben und unterschiedlich mit den Geschehnissen von damals umgehen. Auch nach dem Tod von Joshua lässt die Geschichte Dr. Cobb nicht ruhen und er recherchiert mittels Privatdetektiv und eigenständig weiter. Was damals passiert ist hat Auswirkungen bis in die Gegenwart und durch das erneute Aufrühren der Erlebnisse werden neue Energien in Gang gesetzt. Die damals beteiligten Personen werden wieder damit konfrontiert, aber auch bei Dr. Cobb selbst löst die Suche nach der Wahrheit etwas aus, das ihn selbst dazu veranlasst, in seinem eigenen Leben nachzuforschen und sich seinen unschönen, verdrängten Erlebnissen zu stellen. Am Ende ist nicht so sehr wichtig, was „die Wahrheit“ an sich ist, sondern wie eine Situation die Leben der Beteiligten verändert und was sie bewirken kann, selbst für damals unbeteiligte Personen, die erst jetzt mit ins Spiel kommen.

Mein Fazit:
„Das Echo der Wahrheit“ ist gekonnt konstruiert, aber es kann meiner Meinung nach, nicht ganz mit dem Vorgängerroman „Das Buch der Spiegel“ konkurrieren, das für mich brillant ist.

Veröffentlicht am 04.03.2019

Agentenstory mit Adrenalinkick

SPY (Band 1) - Highspeed London
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Meine Meinung zum Buch:
Ich kannte den Arno Strobel bisher nur als Autor von Psychothrillern für Erwachsene und war daher sehr gespannt, wie mir der Jugendkrimi von ihm gefallen würde. Ich muss zugeben, ...

Meine Meinung zum Buch:
Ich kannte den Arno Strobel bisher nur als Autor von Psychothrillern für Erwachsene und war daher sehr gespannt, wie mir der Jugendkrimi von ihm gefallen würde. Ich muss zugeben, ich bin auch Highspeed durch die Kapitel geflogen. Der Schreibstil ist sehr spannend und verleitet zum zügigen weiterlesen. Die Charaktere sind so aufgebaut, dass man schwer zuordnen kann, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, finde ich super. Nick hat eine schöne Entwicklung hingelegt, das merkt man im Verlauf des Buches deutlich. Zu Beginn war er mir fast zu naiv und hat laufend die gleichen Fragen gestellt, aber durch seine Ausbildung zum Geheimagenten hat er an Stärke und Selbstbewusstsein dazu gewonnen, das gefällt mir gut. Was mir nicht so gefallen hat, ist, dass zwar immer die Rede davon war, dass Nicks Vater nur verschwunden ist und noch lebt, aber es gab absolut gar kein Lebenszeichen von ihm. Das ganze Buch war auf die Suche nach Nicks Vater aufgebaut, aber am Ende war man doch wieder im Ungewissen. Mir ist schon klar, dass dies der Cliffhanger für den nächsten Teil sein soll, aber mir persönlich gefallen in sich abgeschlossene Teile besser.

Mein Fazit:
Eine superspannende Abenteuerjagd mit einem jugendlichen Agenten, der eine besondere Gabe hat und nun versucht mithilfe seiner Ausbildung seinen Vater zu finden. Leider kein in sich abgeschlossener Teil, sondern Beginn einer Reihe.

Veröffentlicht am 18.02.2019

Wer bedroht wen?

Der Verfolger
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Meine Meinung zum Buch:
„Der Verfolger“ ist der 2. Teil mit dem Psychologen Dr. Stark als Hauptakteur. Ich würde empfehlen, den ersten Teil unbedingt vorher zu lesen, damit auch die Zusammenhänge vom Vorgänger-Buch ...

Meine Meinung zum Buch:
„Der Verfolger“ ist der 2. Teil mit dem Psychologen Dr. Stark als Hauptakteur. Ich würde empfehlen, den ersten Teil unbedingt vorher zu lesen, damit auch die Zusammenhänge vom Vorgänger-Buch klarer sind, auf die hier immer nur andeutungsweise und bruchstückhaft eingegangen wird.
Der Verfolger ist anders aufgebaut und Dr. Stark weiß von vorneherein mit wem er sich einlässt und von wem die Bedrohung ausgeht – zumindest im groben, aber dennoch passieren sehr viele unerwartete Wendungen, sodass es am Ende doch noch einige Überraschungseffekte gibt. Was mir nicht so gut gefallen hat, sind, dass einige Handlungsstränge, wie z.B. der Fall mit den alten Anwaltsakten zum Spannungsaufbau eingeführt wurden, dann aber am Ende nicht mit dem Rest verknüpft waren und auch nicht mehr von Bedeutung waren. Ansonsten war der Spannungsbogen fast durchgehend hoch und man fiebert mit Dr. Starks mit, der sich häufig in scheinbar ausweglosen Situationen wiederfindet und immer wieder in gefährliche Positionen gerät, obwohl er seine Gegner eigentlich besser kennen müsste. Ohne mein Vorwissen aus dem ersten Teil über Dr. Stark und seine Bedroher hätte ich das Buch allerdings eher verwirrend und nicht halb so spannend empfunden!


Mein Fazit:
Unbedingt den ersten Teil „Der Patient“ vorher lesen, dann hat man mehr Freude und kann auch die Zusammenhänge schneller und besser herstellen.