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Veröffentlicht am 29.01.2018

Ostfriesenkrimi mit Schmunzeleffekt

Deichfürst
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Auf der Baustelle des Emssperrwerks wird in einer Kiste eine Leiche gefunden.
Von der Lokalreporterin Gertrud Boekhoff bekommt Kommissar Stephan Möllenkamp den Tipp, dass es sich bei dem Toten um den reichen ...

Auf der Baustelle des Emssperrwerks wird in einer Kiste eine Leiche gefunden.
Von der Lokalreporterin Gertrud Boekhoff bekommt Kommissar Stephan Möllenkamp den Tipp, dass es sich bei dem Toten um den reichen Bauer Tadeus de Vries handeln könnte. Es stellt sich dann auch tatsächlich heraus, dass es sich bei dem Toten um den Bauer de Vries handelt.
Verdächtige gibt es viele, da der Bauer keine Freunde, dafür so ziemlich jeden als Feind hatte was die Ermittlung nicht gerade einfach macht.
Deichfürst ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe von Heike van Hoorn. Der Krimi ist in Ostfriesland angesiedelt, die Autorin beschreibt die Landschaft und das raue Klima sehr visuell, man bekommt richtig Lust den nächsten Urlaub an der Nordsee zu verbringen.
Stephan Möllenkamp und seine Frau Meike sind erst vor kurzer Zeit wieder in die Heimat von Meike gezogen. Er hat eine Stelle als Hauptkommissar bei der Kripo in Leer und sie eine Anstellung als Lehrerin an einem Gymnasium bekommen angenommen
Das Paar ist glücklich verheiratet auch wenn es immer wieder zu kleinen, lustigen Kabbeleien kommt und es manchmal so aussieht als ob Stephan resigniert, da er weiß das er sich doch dem Willen seiner Frau fügen muss.
Stephan Möllenkamp versammelt ein großen Team um sich, hier sind nicht nur zwei Ermittler am Werk die den Fall im Alleingang lösen.
Allerdings ist das Team keine Einheit, es kommt immer wieder zu Spannungen und Rangeleien im Team was ich nicht so gut fand. Ich denke bei den Ermittlungen wo sich jeder auf jeden verlassen muss hat das nichts zu suchen.
Aber Stephan hat das Team ja neu übernommen und wird im Laufe der Zeit hier schon Ordnung schaffen.
Die Lokalreporterin Gertrud Boekhoff ist eine resolute und trinkfeste Frau. Sie hat schon lange die Hoffnung aufgegeben, dass sich ein Mann für sie interessieren würde, was vielleicht an ihren 85 Kilo die sie auf die Waage bringt liegen mag. So macht sie auf Kumpel, geht abends gerne in ihre Stammkneipe und schreibt für das Blattje, wie man die Lokalzeitung hier liebevoll nennt.
Bei den Ermittlungen kommt sie Stephan Möllenkamp das ein oder andere Mal in die Quere, wobei sie sich auch manchen Ärger einhandelt.
Die Story spielt im Jahre 1999, das Emsspeerwerk, das nicht nur dem Küstenschutz dienen soll sondern auch der Meyer Werft in Papenburg das Überführen großer Kreuzfahrtschiffe erleichtern soll wird gebaut.
Hier gibt es natürlich viele Gegner die mit den Befürwortern im Streit liegen. De Vries gehörte zu den Befürwortern. Ist der Täter also bei den Gegnern zu suchen? Aber auch sonst hat sich der Bauer mit Landspekulation viele Feinde gemacht. Auch gibt es Gerüchte über eine Vergewaltigung. Ist der Täter in seinem Umfeld zu suchen? Dann gibt es noch einen zweiten Erzählstrang der zurück ins Jahr 1946 führt. De Vries war ein eingeschworener SS Mann gewesen. Jetzt zurück auf dem Hof behandelt er seine Knechte und Mägde wie das letzte Pack. Auch vor Vergewaltigung und Mord macht er nicht halt. Ist der Täter in der Vergangenheit von de Vries zu suchen?
All diese Fragen muss sich der Hauptkommissar stellen, so ist es kein Wunder, dass die Ermittlungen nur langsam voranschreiten und es viele Verdächtige gibt.
Die Spannung wir von Anfang bis Ende aufrechterhalten aber auch der Humor fehlt nicht. Ich habe bei kleinen Anekdoten immer wieder schmunzeln müssen.
Gerne würde ich mehr von Kommissar Stephan Möllenkamp und der Lokalreporterin Gertrud Boekhoff lesen.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Aktuell und beängstigend

In eisiger Nacht
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In London Chinatown wird ein Kühllaster entdeckt. Darin befinden sich 12 junge Frauen.
11 davon sind erfroren, eine junge Frau ist noch am Leben stirbt aber schon bald nach ihrem Auffinden. Im Führerhaus ...

In London Chinatown wird ein Kühllaster entdeckt. Darin befinden sich 12 junge Frauen.
11 davon sind erfroren, eine junge Frau ist noch am Leben stirbt aber schon bald nach ihrem Auffinden. Im Führerhaus des Kühllasters befinden sich 13 Pässe von Frauen, was bedeutet eine Frau konnte sich retten, sie fuhr dem Anschein nach im Führerhaus beim Fahrer mit.
Detective Max Wolfe und sein Team übernehmen die Ermittlungen.
Die Suche nach dem Schleuserring führt sie bis nach Dünkirchen in Frankreich wo sie ein Lager entdecken in dem schlimme Zustände herrschen.
In eisiger Nacht ist das 4. Buch der Krimireihe um den Ermittler Max Wolfe von Tony Parsons.
Die vorherigen Bücher habe ich noch nicht gelesen, dass war aber für das Verständnis auch nicht notwendig.
Erzählt wird das Buch aus der Sicht von Max Wolfe, es gibt keine weiteren Handlungsstrände, keine anderen Schauplätze. Der Leser ist immer auf dem gleichen Wissensstand wie Max Wolfe.
Auch wird wenig vom Privatleben der Ermittler erzählt. Man weiß nur, dass Max mit seiner Tochter alleine lebt. Eine Haushälterin beschäftigt und einen Hund hat, der Sohn von DCI Whitestone seit einem Unfall blind ist und Edie ihre Mutter versorgt.
Am Anfang musste ich mich an den Schreibstil gewöhnen, was aber recht schnell ging. Danach konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
Es behandelt ein leider aktuelles Thema. Flüchtlinge werden in ihrer Not ausgenutzt, sie werden für viel Geld illegal ins Land geschleust, oft überleben sie das nicht.
So führt das Buch bei der Suche nach dem Fahrer des Kühllasters auch in ein Lager in Dünkirchen wo mich die Zustände doch ziemlich erschreckt haben.
Das Ermittlerteam ist sehr engagiert und mir auch gleich sympathisch bis auf die Vorgesetzte von Max, DCI Whitestone.
Sie ist eine sehr harte Frau und geht für den Erfolg ihrer Ermittlungen über Leichen.
Selbst Max kann ihre Entscheidungen nicht immer nachvollziehen.
Ich weiß nicht ob der Unfall ihres Sohnes sie so hart hat werden lassen oder ob sie schon immer so war.
Vielleicht erfährt man das aus den vorherigen Büchern.
In eisiger Nacht ist ein spannender Kriminalroman den man unabhängig der Krimireihe lesen kann aber ich finde es immer sehr schön wenn man eine Reihe von Anfang an kennt, so werde ich jetzt auch die ersten 3 Bücher lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 17.01.2018

Historischer Krimi mit Spannung

Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)
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Januar 1947; der Alteisen- und Schrotthändler Jupp Küppers wird tot aufgefunden, erschlagen. Bei der Untersuchung entdeckt die Polizei ein großes Lager mit Schmuggelware die Jupp Küppers auf dem Schwarzmarkt ...

Januar 1947; der Alteisen- und Schrotthändler Jupp Küppers wird tot aufgefunden, erschlagen. Bei der Untersuchung entdeckt die Polizei ein großes Lager mit Schmuggelware die Jupp Küppers auf dem Schwarzmarkt verkauft. Das Meiste davon stammt aus dem Besitz der britischen Besatzung. Lieutenant Richard Davis von der Royal Military Police übernimmt die Ermittlung.
Ein sechs Jahre alter Junge hat vermutlich die Tat gesehen, er steht unter Schock und spricht mit niemanden. Polizeiassistentenanwärterin Friederike Matthée wird Davis zur Seite gestellt und soll einen Zugang zu dem Jungen finden.
„Echo der Toten“ ist der erste Kriminalroman der Autorin Beate Sauer die durch ihre Historischen Romane schon Bekanntheit erlangt hat. Natürlich spielt der Krimi nicht in der Gegenwart sondern im Jahr 1947 in Köln und in der Eifel.
Die Zeit nach dem Krieg als alles noch in Schutt und Asche lag und die Menschen kaum genug zum Essen hatten um zu überleben wird hier sehr deutlich geschildert.
Polizeiassistentenanwärterin Friederike Matthée eine der Hauptpersonen in diesem Buch ist mir gleich ans Herz gewachsen. Sie hat Angst um ihren Job bei der weiblichen Polizei. Sie rechnet damit, dass ihre Vorgesetzte sie entlässt. Nur wo soll sie dann hin, den mit der Arbeit würde sie auch ihr Zimmer verlieren wo sie mit ihrer Mutter lebt.
Die Arbeit bei der Polizei hat sie nur angenommen um aus dem Lager raus zu kommen in dem sie seit ihrer Flucht aus Ostpreußen lebte. Mit dem Verdienst versucht sie ihre Mutter und sich über Wasser zu halten. Die Mutter ist psychisch krank. Der Leser merkt schnell, dass die Mutter entweder den Verlust ihres Zuhauses nicht verkraften kann oder auf der Flucht schlimmes erlebt hat. Auch Friederike versucht etwas zu vergessen. Oft kommen alte Erinnerungen hoch die aber erst am Ende des Buches Klarheit verschaffen.
Als sie den Auftrag bekommt Lieutenant Richard Davis bei seinen Ermittlungen zur Seite zu stehen sieht sie eine neue Chance die sie nutzen will.
Lieutenant Richard Davis ist am Anfang schwer einzuschätzen. Mal ist er sehr distanziert und dann wieder einfühlsam und nett.
Auch er hat ein Problem mit seiner Vergangenheit. Immer wieder kommen Erinnerungen in ihm hoch die ihn oft wütend machen. Auch hier erfährt der Leser die Hintergründe erst am Ende des Buches.
In diesem Buch wird deutlich, wie ich es auch von Erzählungen meiner Mutter oft gehört habe, dass es während der Nazizeit Menschen gab die den Juden geholfen haben. Aber auch Menschen die einfach weggeschaut haben oder ihre jüdischen Freunde oder Nachbarn einfach nicht mehr gekannt haben. Dies geschah meist aus Angst und zum Selbstschutz. Und dann gab es noch die Menschen die Juden denunziert haben und noch schlimmeres. Auch nach Kriegsende gibt es immer noch „Judenhasser“. All das wird dem Leser deutlich vor Augen geführt und einmal mehr wird einem bewusst in welch einer guten Zeit wir leben dürfen.
„Echo der Toten“ ist ein Buch das wirklich lesenswert ist.
Es ist ein Buch das die Vergangenheit unseres Landes behandelt. Man muss nicht unbedingt ein Fan von Kriminalromanen sein um es zu lesen.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Thriller im Rückwärtsgang

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
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Nic kehrt nach 10 Jahren wieder in ihre Heimatstadt zurück, die sie nach dem Verschwinden ihrer besten Freundin Corinne Hals über Kopf verlassen hat:
Ihr Vater ist krank und lebt im Pflegeheim. Das Geld ...

Nic kehrt nach 10 Jahren wieder in ihre Heimatstadt zurück, die sie nach dem Verschwinden ihrer besten Freundin Corinne Hals über Kopf verlassen hat:
Ihr Vater ist krank und lebt im Pflegeheim. Das Geld wird knapp und das Elternhaus muss verkauft werden. Doch der Vater weigert sich die Papiere zu unterschreiben.
Nic’s Bruder Daniel bittet Nic um Hilfe.
Kaum ist Nic zu Hause angekommen verschwindet wieder ein Mädchen. Annaleise, dass Mädchen das vor 10 Jahren der ganzen Gruppe ein Alibi gegeben hat.
Plötzlich ist die Vergangenheit wieder da.

Tick Tack ist ein spannender Thriller mit einer etwas anderen Erzählweise.
Die Autorin Megan Miranda erzählt die Geschichte rückwärts.
Ich muss sagen damit hatte ich zu Beginn so meine Schwierigkeiten und musste auch öfter noch einmal nachlesen, was ich zuvor gelesen hatte.
Nach einem kurzen einstieg springt die Handlung 14 Tage nach vorne und wird Tag für Tag rückwärts erzählt.
Jetzt darf man aber nicht annehmen, dass dadurch die Spannung fehlt. Nein, es werden ganz bewusst Details ausgespart die man erst an diesem Tag wo es real geschieht liest.
Man wusste also schon, dass eine bestimmte Sache am Tag zuvor geschehen war aber wie genau erfuhr man erst als man dann das Kapitel zum Vortag las.
Als das Mädchen Annaleise verschwindet ist plötzlich die Vergangenheit wieder da.
Vor 10 Jahren ist Nic’s beste Freundin verschwunden und wurde nie gefunden:
Die Gruppe um Nic und Corinne waren Daniel, Tyler, Jackson und Bailey.
Annaleise selber hatte nie zur Gruppe gehört, sie war jünger. Die einzige Verbindung war, sie gab der Gruppe damals ein Alibi.
Je weiter man die die Geschehnisse eintaucht je mehr Details kommen ans Licht. Details was vor 10 Jahren geschehen ist und was jetzt im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Annaleise geschehen ist.
Die Charaktere verändern sich und man hat jeden von der Gruppe mindestens einmal in Verdacht.
Tick Tack ist ein spannender Thriller der die ganze Aufmerksamkeit des Lesers fordert.



Veröffentlicht am 13.09.2017

Die Frau und das Alter

Anfang 40 - Ende offen
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Vera ist Mitte 40, hat eine 18 jährige Tochter die gerade ihr Abitur macht lebt von ihrem Mann getrennt.
Nach mehreren Anläufen hofft sie jetzt endlich die Scheidung durchziehen zu können, doch weit gefehlt, ...

Vera ist Mitte 40, hat eine 18 jährige Tochter die gerade ihr Abitur macht lebt von ihrem Mann getrennt.
Nach mehreren Anläufen hofft sie jetzt endlich die Scheidung durchziehen zu können, doch weit gefehlt, ihr Noch-Ehemann erscheint aus gesundheitlichen Gründen nicht zum Termin. Wie schon vorher wird der Termin wieder auf unbestimmte Zeit verschoben.
Dann lernt Vera den 14 Jahre jüngeren Paul kennen und verliebt sich in ihn. Plötzlich wird ihr Leben viel Turbulenter als sie es sich vorgestellt hat.
Das Buch Anfang 40 Ende offen berichtet in einer humorvollen Art von Älterwerden, im Besonderen dem Älterwerden als Frau. Wer kennt das nicht wenn er erstmal die 40 überschritten hat? Ist da nicht ein graues Haar, ein neues Fältchen? Beim Treppensteigen zwickt es plötzlich im Knie und die Figur ist auch nicht mehr so wie noch vor einigen Jahren.
So geht es auch der Protagonistin Vera. Vera kann es kaum erwarten, dass sie ihre Scheidung so schnell wie möglich hinter sich kriegt, ihre Tochter das Abitur macht und zu Hause auszieht. Dann ist sie endlich frei und kann sich das Leben nach eigenen Wünschen gestalten.
Doch als sie Paul kennenlernt wird plötzlich ihr Leben noch einmal auf den Kopf gestellt.
Franka Bloom erzählt die Geschichte von Vera in einer humorvollen Art auch wenn nicht immer alles zum Lachen ist.
Die Protagonisten waren mir gleich sympathisch, egal ob Vera, ihre Tochter oder Veras Freundinnen. Aber auch Sven den Noch-Ehemann von Vera mochte ich und hatte auch das eine oder andere Mal Mitleid mit ihm.
Der Schreibstil von Franka Bloom ist locker und herrlich erfrischend mit einer Portion Humor.
Anfang 40 Ende offen ist ein Buch das ich allen Frauen empfehlen kann egal welchen Alters.
Und nicht vergessen, Alter ist nur eine Zahl, man ist so jung wie man sich fühlt.