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Veröffentlicht am 09.05.2020

Weihnachtlicher Mordfall der Extraklasse

Mord unterm Mistelzweig
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Liebe Daisy,
Liebe Daffy,
schön, dass ihr euch zu unserer kleinen Weihnachtsfeier mitten im Frühling kommen konntet. Vielleicht erzählt ihr einmal selbst, warum wir nun alle mit Lametta im Haar vor unseren ...

Liebe Daisy,
Liebe Daffy,
schön, dass ihr euch zu unserer kleinen Weihnachtsfeier mitten im Frühling kommen konntet. Vielleicht erzählt ihr einmal selbst, warum wir nun alle mit Lametta im Haar vor unseren Ostereiern sitzen?
Daffy: Nachdem wir das Rätsel rund um die ungeheuerlichen Vorkommnisse am Guy Fawkes Day gelöst hatten, wussten wir, dass es zu Weihnachten hoch hergehen würde. Daisy und Hazel wollten sich schließlich auf einen Ausflug nach Cambridge begeben. Uns war sofort klar, dass die Detektei Wells und Wong auch dort nicht untätig bleiben würde und so sind wir natürlich mit den beiden gereist. Da Weihnachten noch gar weit weg ist, haben wir das nächstbeste Fest bei den Ohren- äh beim Schopf gepackt, um uns in’s Getümmel zu stürzen.
Daisy: Wo andere Christmas in July zelebrieren, hauen wir das große Fest schon zu Ostern in die Pfanne und futtern unsere Ostereier mit einer Tasse Kinderpunsch.

Wir erleben mit Hazel und Daisy also ein richtiges Weihnachtsabenteuer in Cambridge. Könnt ihr uns ein bisschen von dem Schausplatz berichten?
Daisy: Die Autorin selbst hat tolle Texte vor und nach ihrer Geschichte angestellt. Ihr persönlicher Bezug hat dem Buch eine tolle Note gegeben, wie ich finde. Man spürte beim Lesen, dass ihr dieser Ort wichtig ist. Und dass sie ihn so gut kennt, sodass sie kleine Änderungen vornehmen konnte, die ich als Nichtkennerin aber keineswegs in Frage gestellt habe, weil alles schlüssig klang. Ich war gefühlsmäßig direkt an der Seite von Daisy und Hazel und habe Weihnachtsgeschenke eingekauft, umgeben von StudentInnen und hoheitlichen Gebäuden.
Daffy: Gemeinsam mit den beiden machen wir nämlich diese altehrwürdige Universitätsstadt unsicher. Ich habe das Glück sie selbst nicht nur aus Filmen, wie der Entdeckung der Unendlichkeit, zu kennen, sondern persönlich dort gewesen zu sein. Mit den beiden Detektivinnen und ihren Freunden durch die historischen Gemäuer zu streifen, Chelseaschnecken zu schnabulieren und jeden Winkel der Stadt unter die Lupe zu nehmen, hat meine Zeit in dieser wunderbaren Stadt direkt noch einmal aufleben lassen. Ich habe direkt Sehnsucht bekommen, Cambridge wieder zu besuchen: am liebsten bei Schneefall, wie im Buch. Bei den Beschreibungen werden Kleinmädchenträume direkt wieder wach.

Daisy und Hazel treffen ja nun so richtig auf eine andere Detektei. Wie war die Dynamik zwischen den Jungen und Mädchen und hat es den Ermittlungen vielleicht auch gut getan?
Daisy: Das war in der Tat höchst interessant. Alexander kannten wir ja nun schon, doch seinen Kumpel lernen wir erst in dieser Geschichte kennen. Plötzlich wurden aus vier Augen acht, die die Geschehnisse bemerken und bewerten. Es findet ein reger Austausch statt, wodurch wir immer wissen, was wer denkt und kombiniert hat. Das hat mir richtig gut gefallen.
Daffy: Es war tatsächlich ganz anders, als ich erwartet hatte. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber nachdem ich den vorherigen Band gelesen hatte, dachte ich, dass die Beziehungen der Figuren zu einander ganz klar abgesteckt wären. Es war erfrischend, dass sich hier doch neue Dynamiken ergeben haben. Wir kennen die beiden Mädchen nun doch schon sehr gut und lasst mich eins vorweg nehmen: Daisy hat ihren Traum, die beste Detektivin zu sein, längst noch nicht abgeschrieben und läuft durch die neugewonnene Konkurrenz zu neuen Höchstformen auf. Hazel ist natürlich an ihrer Seite dabei; obgleich sich die Dynamik zwischen den beiden ebenfalls weiterentwickelt hat und die Fronten nicht mehr so klar sind, wie sie einmal schienen.
Daisy: Da kann ich nur beipflichten uns sagen, dass es eine sehr gelungene Nebenhandlung geworden ist. Im letzten Buch haben Hazel und Daisy ihre Haltung und Ansichten neu ausgelotet und hier tritt es in Kraft. Auch eine kleine Wette zwischen den Detekteien bringt Würze ins Spiel und entfacht in mir als Leserin geradezu Konkurrenzdenken, weil ich selbstverständlich Wells und Wong für immer bin.

Wo wir gerade über Jungen und Mädchen sprachen: Wie geht die Autorin denn allgemein mit Rollenbildern und -klischees um?
Daffy: Dadurch, dass in die Ermittlungen dieses Mal beide Geschlechter verwickelt waren, wurden die vorherrschenden Ungerechtigkeiten auf Grund von Geschlechterdifferenzen in Cambridge der 30er Jahre schnell ersichtlich. Leider keineswegs nur im Bezug auf die Detektei, sondern auch auf die gesellschaftlichen und bildungsrechtlichen Bedingungen für Frauen der Zeit. Erschreckend eigentlich, wenn man bedenkt, wie kurz diese Epoche erst zurück liegt und für wie selbstverständlich wir unsere Privilegien heute nehmen. Hier hat die Autorin wieder ganze Arbeit geleistet, Ungerechtigkeiten aufzudecken, ohne jedoch mit dem erhobenen Zeigefinger dazustehen. Dadurch, dass wir die Geschichte aus Hazels Sicht erleben und daran teilhaben, wie selbstverständlich einige Restriktionen für sie sind, während andere Dinge sie doch zum Nachdenken bewegen, kommt man nämlich ganz automatisch selbst in’s Grübeln.
Daisy: Wie Daffy schon sagt, empfinde ich es auch als ganz große Bereicherung, dass wir diese Geschichten aus der Sicht von Hazel erleben. So vieles, was die Autorin aufgreift, sei es Hazels Herkunft und ihr Zurechtfinden in einer neuen Kultur, die Judenverfolgung, Homosexualität oder Verweigerung der Frauenbildung erleben wir durch Hazels Augen und wie sie direkt auf die Informationen, die sie bekommt, reagiert. Hazel und auch Daisy hinterfragen die Dinge und die Haltung, die die Gesellschaft zu der Zeit vertreten hat. Es wird aber sehr jugendlich aufbereitet, dabei jedoch nie klein gespielt oder gar verniedlicht. Diese Bücher greifen relevante Themen auf, stellen sie in einen Kontext und hinterfragen sie.

Das klingt sehr beeindruckend. Kommen wir noch einmal konkret auf diesen Fall zu sprechen. Ihr hattet bei den letzten Ermittlungen bemängelt, dass die Hinweise geradezu auf der Straße lagen. Wie hat euch diese Ermittlung gefallen?
Daisy: So viel besser als der vorherige Fall! Ich hatte das Gefühl, die möglichen Täterinnen bei “Feuerwerk mit Todesfall” gar nicht richtig zu kennen und ihre Motive empfand ich auch nicht als triftig genug, um einen Mord zu begehen (wobei…ist Mord jemals zu rechtfertigen?). In diesem Fall haben wir zuerst alle Figuren kennen gelernt und schon kombinieren können, wer in welcher Beziehung zu wem stehen könnte. Ich muss gestehen, ich hatte von Anfang an eine Person fest im Blick und war der Meinung, hier genau richtig zu liegen. Daisy wäre schwer enttäuscht von mir - ich hätte ihrer Detektei keinen Erfolg eingefahren, denn das hat sich als völlig falsch erwiesen. Daffy und ich haben währenddessen auch viel hin und her überlegt, was einen Wells und Wong Fall einfach noch großartiger macht!
Daffy: Ausgezeichnet. Es hat sehr viel Spaß gemacht, diesen neuen Schauplatz mit unseren beiden liebsten Protagonistinnen zu erkunden. Es gab viele versteckte Hinweise zu sammeln und Theorien aufzustellen. Obwohl ich mit einigen dieser, so wie Daisy mit ihrer/m Verdächtigen, völlig daneben lag, war es aufregend zu versuchen, alle möglichen Figuren zu durchschauen. Der Fall war so verzwickt, dass ich zwischenzeitlich jede und jeden für verdächtig befunden habe. Ein wahrer Knobelspaß also.

Weil wir natürlich absolut gespannt sind wie es weiter geht, vielleicht noch ein paar Worte über die Zukunft? Wann werdet ihr zu Daisy und Hazel zurückkehren und was erwartet ihr vom nächsten Fall?
Daisy: Das Allerbeste natürlich! Nein, nur ein kleiner Spaß. Obwohl ich schon einige Hoffnungen in eine Reise nach Asien setze. Das könnte höchst, höchst, höchst spannend werden.
Daffy: Und natürlich hoffen wir, möglichst bald starten zu können! Es ist so wunderbar, Zeit mit den beiden zu verbringen! Was ich gehört habe, verschlägt uns unser nächster Fall in Hazels Heimat: Hongkong. Was sie dort wohl erwarten wird? Hoffentlich gibt es bald wieder internationale Flüge, damit wir direkt losstarten können!

Darauf stoßen wir mit unserem Kinderpunsch an und wünschen euch ein wundervolles Weihnachtsfest mitten im Frühjahr. Wir danken für eure Zeit und verabschieden uns für dieses Mal.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Packende Zeitreise

Zeitenzauber
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Liebe Daisy,

heute melde ich mich von einem spektakulären Abenteuer zurück. Ich bin nämlich mit Hilfe von Eva Völlers Zeitenzauber. Die magische Gondel, das 2011 bei Baumhaus erschienen ist, gereist. ...

Liebe Daisy,

heute melde ich mich von einem spektakulären Abenteuer zurück. Ich bin nämlich mit Hilfe von Eva Völlers Zeitenzauber. Die magische Gondel, das 2011 bei Baumhaus erschienen ist, gereist. Wohin? Nach Venedig. Seite an Seite mit der Protagonistin Anna. Aber es wird noch besser.

Eigentlich dachte Anna nämlich, dass es sich um einen ganz gewöhnlichen Familienurlaub handelt, als sie mit ihren Eltern, die dort beruflich zu tun haben, nach Venedig gereist ist. Doch bereits nach wenigen Tagen des Herumschlenderns und Tramezzini Essens, wird ihre Welt auf den Kopf gestellt: Durch ein Missgeschick stolpert Anna in einen der Kanäle und wird bei dem Versuch wieder an’s Ufer zu kommen prompt in’s Jahr 1499 geschleudert. Das Leben, wie sie es kannte, ist verschwunden. Wird Anna den Weg dorthin zurückfinden? Und wer ist dieser junge Mann, der mit ihr in der Vergangenheit gelandet ist?

Du merkst schon, es handelt sich um ein abenteuerliches Buch. Ich hatte es vor einigen Jahren tatsächlich schon einmal gelesen und auch dieses Mal wieder große Freude, die Vergangenheit an der Seite von Anna zu erkunden. Sie ist eine ausgesprochen sympathische Protagonistin und ich konnte mich trotz des mittlerweile vorhandenen Altersunterschiedes oft mit ihr identifizieren, als sie von einem Fettnäpfchen in’s nächste stolperte.
Allgemein fand ich die Figuren und ihre verschiedenen Entwicklungen sehr gelungen. Nicht nur die beiden Protagonisten, sondern auch die Nebenfiguren waren vielschichtig erarbeitet. Es haben sich zunehmend mehr Aspekte offenbart, die neue Schlüsse auf Intrigen zuließen. Ich hatte erneut viel Spaß daran zu kombinieren, wer wirklich die Fäden in der Hand hat und worauf alles hinauslaufen könnte.

Auch dem Schreibstil war ich sehr zugetan. Eva Völler schreibt einfach, aber nicht trivial. Man fliegt förmlich durch die Seiten, ohne sich an bewusst kunstvollen Formulierungen zu stören. Dies passt auch hervorragend dazu, dass das Buch aus der Sicht von Anna geschrieben ist. Flapsige Ausdrücke in ihren Gedanken und viele Referenzen zur Populärkultur der Zeit, an denen ich ganz besonders große Freude habe, weil ich mit genau diesen Dingen groß geworden bin, machen diese Erzählperspektive authentisch.

Wie ich schon erwähnt habe, hatte ich das Buch vor einigen Jahren schon einmal gelesen. Ich konnte mich allerdings kaum erinnern und habe mich nun gefragt, warum. Das Buch kriegt von mir volle fünf Sterne und damals hat es vier bekommen. Ich glaube also, dass die fehlende Erinnerung an meinem Lesetempo liegt: Die Erzählung ist so mitreißend, dass ich kaum innegehalten und reflektiert, sondern immer weiter und weitergelesen habe.
Es ist ein Buch, das ein herrliches Lesegefühl auslöst und einem direkt das Gefühl gibt, mit Anna auf den Straßen Venedigs unterwegs zu sein. Und wer wäre das (momentan) nicht gerne?

Ich werde mich jedenfalls direkt in den zweiten Band stürzen und sehen, was für Abenteuer da auf Anna warten.

Deine Daffy

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Famoser dritter Fall der Detektei Wells&Wong

Mord erster Klasse
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Liebe Daffy,
Liebe Daisy,
wilkommen zurück! Könnt ihr es glauben, dass wir uns so schnell zu einem weiteren Interview treffen? Dieses Mal werden wir über Robin Stevens dritten “Wells & Wong” Fall sprechen. ...

Liebe Daffy,
Liebe Daisy,
wilkommen zurück! Könnt ihr es glauben, dass wir uns so schnell zu einem weiteren Interview treffen? Dieses Mal werden wir über Robin Stevens dritten “Wells & Wong” Fall sprechen. Was hat euch denn in dieser Geschichte erwartet?
Daffy: Nach dem unvergesslichen Geburtstag von Daisy ging es für uns zurück an die Deepdean. Doch obwohl dort alles ruhig verläuft, ist Hazels Vater besorgt, dass Daisy einen schlechten Einfluss auf seine Tochter hat. Sie sollen die Sommerferien somit gemeinsam mit ihm verbringen: auf einer Zugreise quer durch Europa. Aber wie das eben so ist, kann eine Detektei nie wirklich Urlaub machen…
Daisy: Als könnte Daisy jemals einen schlechten Einfluss auf Hazel haben, also bitte. Doch, ich kann zu Daffys Worten nicht mehr viel hinzufügen. Mehr Information würde schon den ganzen Lesespaß vorweg nehmen. Allerdings darf ich schon verraten, dass wir dieses Mal sehr viel hin und her gerätselt haben, weil es ein recht kniffeliger Fall war und wir uns teilweise völlig auf dem falschen Gleis befanden.

Das klingt nach einem wahren Abenteuer. Mit dem Orientexpress quer durch Europa zu reisen muss ein wahres Vergnügen gewesen sein. Moment…Orientexpress, da klingt es doch gleich. Hat Agatha Christie nicht auch schon einen Mord in eben diesen Zug katapultiert?
Daffy: Das ist absolut goldrichtig. Ich habe das Buch von Frau Christie, im Gegensatz zu Daisy, noch immer nicht gelesen, aber kürzlich das Theaterstück gesehen. Natürlich haben Daisy und ich beim Lesen immer wieder versucht Parallelen aufzudecken - manchmal mehr und manchmal weniger erfolgreich. Nichts ist, wie es scheint und es gibt mindestens so viele Irrungen und Wirrungen wie bei Frau Christie.
Daisy: Ich möchte noch hinzufügen, dass es mich regelrecht hat hüpfen lassen, dass die Autorin sogar auf Agatha Christie eingeht. Es ist jedes Mal eine wahre Wonne, wenn AutorInnen um ihr Genre wissen und auf geschickte Art und Weise einbauen, was sie inspiriert hat. Das nenne ich wahre Größe!

Wie ausgesprochen vielversprechend. Was sagt ihr denn zu den Figuren in diesem neuen Fall? Alte Gesichter, neue Freunde? Erzält uns ein bisschen von euren Mitreisenden.
Daffy: Es gab überraschend viele alte Gesichter in diesem Band. Das war sehr erfreulich - allen voran sind mir Daisy und Hazel mit all ihren Eigenheiten und Macken mittlerweile natürlich sehr an’s Herz gewachsen und ich hatte große Freude daran, sie noch besser kennenzulernen. Sie haben in diesem Band so gut zusammengearbeitet wie noch nie zuvor, das war wunderbar zu beobachten. Aber auch die neuen Figuren waren spannend zu lesen. Durch das Verbrechen stand man natürlich allen erst mal skeptisch gegenüber - jeder schien etwas zu verbergen zu haben und es hat den allergrößten Spaß gemacht, herauszufinden, wer bösartige Hintergedanken hegt und wer bloß zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Daisy: Ich fand auch, die Mischung hat es letztendlich ausgemacht. Als die Figuren nach und nach vorgestellt wurden, wirkten sie auf mich nicht so unterschiedlich und vielschichtig wie sie letztendlich waren. Was das angeht, für mich bisher der meist gelungene Teil der Reihe.

Es fällt auf, dass Robin Stevens ihre Protagonistinnen durch das Europa der 1930er Jahre schickt. Wie wir alle wissen, war das leider eine sehr dunkle Stunde unserer Vergangenheit. Wird das in diesem Buch ersichtlich und wie baut die Autorin die Ereignisse in ihre Geschichte ein?
Daffy: Ich muss sagen, dass ich sehr positiv von dem Umgang der Autorin mit der Epoche war. Schon im ersten Band der Reihe habe ich überlegt, inwiefern sie die Geschehnisse der Zeit aufgreifen bzw. sie vermeiden wird. Insbesondere durch das Unwissen, aber auch die verschiedenen Erfahrungen mit Rassismus der beiden Protagonistinnen hat sie einen gelungenen Zugang zu den Konflikten der Zeit gewählt. Dadurch hat sie es geschafft, diese ohne erhobenen Zeigefinger zu thematisieren. Besonders die damals in der Gesellschaft allgemein verbreitete Naivität wird spürbar, was ich sehr beeindruckend fand.
Daisy: Daffy spricht es schon an, die Figuren, allen voran die beiden Mädchen, waren doch gut naiv und nicht auf die Grausamkeiten, die noch kommen würden, vorbereitet. Es hat mir gut gefallen, dass man hier zwei Jugendliche hat, die von den politischen Umständen wohl noch beschützt wurden und daher unfreiwillig unwissend waren. Aus heutiger Sicht ist es sehr spannend und wahrscheinlich auch recht realitisch zu lesen.

Welch’ eine großartige Leistung. Wir wollen das Interview jedoch damit noch nicht beenden, sondern einmal einen Blick in die Zukunft von Daisy und Hazel werfen. Was erwartet ihr vom vierten Fall der beiden?
Daffy: Schon während des Lesens dieses Bandes habe ich eine kleine Bestellung für die folgenden aufgegeben. Es macht so viel Spaß diese Fälle zu zweit zu lösen. Ich habe auch schon einen Blick auf den Klappentext geworfen: Scheinbar steht ein Kriminalfall, der sich in der Guy Fawkes Night ereignet im Mittelpunkt. Klingt sehr vielversprechend - so wie die Sherlock Folge zu eben dieser Nacht.
Daisy: Wir werden auch ins Internat zurück kehren. Hier hat sich ja einiges verändert und viele der Lehrerinnen sind gar nicht mehr da. Wie wird die Stimmung sein, wie nehmen Daisy und Hazel die Schule nun wahr? Und dann wird es ganz sicher auch wieder einen Todesfall aufzuklären geben. Ich kann es echt gar nicht erwarten, mich mit einem Tee in die Ecke zu setzen und zu lesen.

Und damit wären wir schon wieder am Ende unseres kleinen Gespräches angelangt. Wir danken euch recht herzlich für eure Zeit und offenen Worte. Wahrscheinlich sehen wir uns schon sehr bald wieder, wenn es wieder heißt: Was passierte bei Hazel Wong und Daisy Wells?

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Phänomenaler Auftakt

Mord ist nichts für junge Damen
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Liebe ZeitgenossInnen,
wir haben uns wieder einmal mit den beiden jungen Damen Daffy und Daisy getroffen, um ihren neusten Lesefall zu besprechen. Es handelt sich um ein ausgesprochen spannendes Projekt ...

Liebe ZeitgenossInnen,
wir haben uns wieder einmal mit den beiden jungen Damen Daffy und Daisy getroffen, um ihren neusten Lesefall zu besprechen. Es handelt sich um ein ausgesprochen spannendes Projekt mit dem Namen “Ein Fall für Wells & Wong. Mord ist nichts für junge Damen” (Robin Stevens, Knesebeck (2016) / Carlsen (2018).), welches unsere beiden Interviewgäste in einer privaten Leserunde gemeinsam gelesen haben.

Nun ihr Zwei, wie seid ihr denn an diesen kleinen Kriminalfall gekommen?
Daisy: Nun, das ist wahrhaftig ein ausgezeichneter Fall der großen Überraschung gewesen. Wie sich vielleicht der und die ein(e) oder andere erinnert, feierten Daffy und ich unser einjähriges Jubiläum auf Instagram. Zu diesem Ereignis hatte mir meine liebe Daffy etwas zugespielt, mit der Anweisung, nicht vor dem besagten Jubiläum in das Päckchen zu schauen. Meine Neugier war riesig, doch ich hielt durch. Und so fand ich diese großartige Geschichte, als ich endlich luschern durfte.
Daffy: Ich selbst stieß bereits vor einiger Zeit, bei einem meiner Ausflüge in die Buchhandlung meines Vertrauens, auf dieses wunderschöne Buch. Damals versuchte ich noch an meinem Vorsatz, keine neuen Bücher zu kaufen, festzuhalten (obgleich sich natürlich die Frage aufdrängt, weshalb ich mich dann überhaupt in einer Buchhandlung aufhielt. Doch das ist ein anderer Fall, der gelöst werden möchte.) Als sich dann unser Jubiläum näherte, sah ich meine Chance: Was wäre spektakulärer, als gemeinsam einen Fall zu lösen? Und damit war es beschlossene Sache, dass dieses Buch unser gemeinsamer Leseeinstieg in das Jahr 2020 werden sollte.

Bevor wir zu den einzelnen Beweisstücken der Großartigkeit dieses Fallbuches kommen, wäre es sicher hilfreich, wenn ihr einmal eine Zusammenfassung liefern würdet.
Daffy: Wir befinden uns in den 1930er Jahren in England. Auf dem Internat Deadpean, an der Seite der Schülerinnen Hazel und Daisy. Nach einigen gescheiterten Versuchen eines geheimen Clubs, gründen die beiden eine Detektei. Als sich ein unerwartet ein Mord ereignet, sind sie natürlich sofort zur Stelle, um den oder die Täter/in zur Rechenschaft zu ziehen. Oder es zumindest zu versuchen.

Ihr sagt, der Fall ereignet sich in den 1930er Jahren. Schlägt sich das auf den Schreibstil aus?
Daisy: Auf jeden Fall. Die Autorin hat in ihrer Danksagung erwähnt, dass sie sich Unterstützung geholt hat, um eine zeitgenössische Sprache beizubehalten. Ich kann nicht anders, als sagen, dass es für mich ein Jugendbuch ist, das seinesgleichen sucht. Das Lesen macht so viel Freude und unterscheidet sich doch sehr von der momentanen Literatur im gleichen Genre. Wo andere besonders hip sein wollen, taucht hier auf jeder Seite ein fabelhaftes Wort auf, das nichts mit Anglizismen zu tun hat.
Daffy: Ich kann mich Daisy nur anschließen. Es war eine wahre Freude, dieses Buch zu lesen und innerhalb kürzester Zeit war man in die Zeit der Erzählung eingetaucht. Dadurch, dass Sprache hier so bewusst eingesetzt wird, wurde die Geschichte noch lebendiger und gewann an Authentizität. Nicht zuletzt gebührt hier ein großes Lob Nadine Mannchen für die flüssige Übersetzung.

Das klingt sehr vielversprechend. Doch was unsere LeserInnen nun sicher in den Fingern juckt: Daffy & Daisy - Daisy & Hazel. Erzählt uns mehr von den Figuren und wie ihr zu ihnen steht.
Daisy: Ich schätze, es würde den Rahmen sprengen, wenn ich erst einmal anfange, ausführlich über diese beiden Figuren zu sprechen. Robin Stevens hat hier phänomenale Arbeit geleistet, als sie die beiden Mädchen schuf. Und ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich nicht gänzlich unvoreingenommen bin, weil eine von ihnen Daisy heißt und zufällig ein riesengroßer Sherlock Holmes Fan ist. Über die Länge dieses Romans verteilt, lernen wir Hazel und Daisy Stück für Stück kennen, erfahren mehr über ihre Hintergründe und wie sie Freundinnen wurden. Das fand ich ganz prächtig ausgearbeitet und gut durchdacht. Ich vermute auch, dass wir sie noch viel näher kennen lernen werden. Darauf bin ich sehr gespannt, vor allem, weil sie Daffy und mir in einigen Belangen gar nicht mal so unähnlich sind. Was unser gemeinsames Lesen dieses Buches noch hundert Mal aufregender gemacht hat.
Daffy: Besonders beeindruckt hat mich die Vielschichtigkeit der Figuren und ihrer Motive. Wirken einige von ihnen anfangs wie klischeemäßige Charaktere, die man zu kennen meint, so stellt sich diese Annahme bald als falsch heraus. Die Figuren, insbesondere die beiden Protagonistinnen, zeigen im Laufe des Romanes unterschiedlichste Facetten und entwickeln sich weiter, wodurch sie greifbar werden. Dadurch, dass die Mädchen jedoch gleichzeitig so verschieden sind, bieten sie zudem ein breites Identifikationspotential.

Eine letzte Frage: Wer sollte Hazels Aufzeichnungen unbedingt lesen und wie steht ihr dazu, dass es der Auftakt einer Reihe ist?
Daisy: Das ist ohen Frage das allerbeste an dieser Geschichte: Wir werden noch viele unterschiedliche Abenteuer mit Hazel und Daisy erleben dürfen. Nach momentanem deutschsprachigen Stand, sind sieben Bücher erhältlich, im englischen Original spricht man schon über den achten Teil. Was für Aussichten! Die Geschichte ist auch so vielseitig, dass sie nicht nur die Leserschaft mit einer bestimmten Vorliebe begeistern kann. Natürlich ist es ein Jugendbuch und unsere Protagonistinnen sind noch recht jung mit ihren vierzehn Jahren. Doch hier wird so viel mehr geboten, als eine Geschichte für Kinder. Ein spannender Krimifall zum Miträtseln, ein Internat im England der 1930er Jahre, eine der Zeit angepasste Sprache in einem herrlichen Stil verfasst, eine wunderbar ausgearbeitete Cast und hier rede ich nicht nur von den beiden Protagonistinnen und ein sehr guter Plotaufbau. Wenn nur ein Punkt davon ansprechend wirkt, sollte man in dieses feine Buch einmal hineinlesen und sich mitreißen lassen.
Daffy: Ich kann mich Daisy nur anschließen. Es handelt sich um einen vielversprechenden Auftakt einer Reihe mit spannenden Frauenfiguren in den Hauptrollen. Ein Buch, das nicht nur von einem abwechslungsreichen Rhythmus mit viel Spannung geprägt ist, sondern auch eine wunderbare Geschichte über Freundschaft, inklusive aller Auf und Abs dieser, erzählt. Ein Roman also, der genau die richtige Mischung aus den vorkommenden Genres findet.

Wir bedanken uns auf das Herzlichste für diese kleine Stellungnahme.

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Der zweite spektakuläre Fall für Wells und Wong

Teestunde mit Todesfall
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Liebe Daisy, liebe Daffy,
schön euch beide wiederzusehen. Es ist ja schon wieder etwas Zeit seit unserem letzten Treffen vergangen und wir freuen uns, dass ihr unserer heutigen Einladung zu einem gemeinsamen ...

Liebe Daisy, liebe Daffy,
schön euch beide wiederzusehen. Es ist ja schon wieder etwas Zeit seit unserem letzten Treffen vergangen und wir freuen uns, dass ihr unserer heutigen Einladung zu einem gemeinsamen Teekränzchen gefolgt seid. Erzählt doch mal, wie ihr zu eurem neuesten Fall, Teestunde mit Todesfall, gekommen seid.

Daffy: Nachdem Daisy und meine Wenigkeit die beiden Mädels vom Deapdean Internat in Mord ist nichts für junge Damen kennen und lieben lernen durften, war für uns klar, dass wir unbedingt weitere Abenteuer mit ihnen verbringen wollen. Die gemeinsame Leserunde zum ersten Band der Reihe hat uns solchen Spaß gemacht, dass wir beschloßen haben, eine kleine Tradition daraus zu machen und gemeinsam den nächsten Fall zu entschlüsseln - oder es zumindest zu versuchen. Ich muss gestehen, dass Daisy, ganz wie ihre Namensvetterin im Roman, einen sehr guten Riecher hat.
Daisy: Was würde DIE Daisy sagen? Ich danke vielmals und poliere nun meine Plakette.

Du sprichst die Figuren an, wie haben sich diese denn im Vergleich zum ersten Band entwickelt?
Daffy: Ich habe es bereits während des Lesens mit Daisy besprochen: Es war toll zu sehen, wie sich die beiden Protagonistinnen weiterentwickeln. Die Figuren haben so viele Eigenheiten, dass sie sich ausgesprochen authentisch lesen. Nicht zuletzt, weil man nun auch mehr über das familiäre Umfeld von Daisy erfährt. Ich habe mir die Freiheit genommen, schon auf den Klappentext vom nächsten Band zu schauen und bin sehr gespannt, was wir in diesem über Hazel erfahren werden.
Daisy: Seit dem letzten Buch ist circa ein Vierteljahr vergangen und wir feiern nun Daisys 14. Geburtstag in ihrem Elternhaus. Dieses andere Setting bringt natürlich auch andere Facetten der Figuren zu Tage. Wie Daffy schon sagte, erfahren wir einiges über Daisys Familie, da wir diese auch kennen (und verdächtigen) lernen. Das bringt eine tolle emotionale Komponente für Daisy mit sich und Hazel muss den kühlen Kopf bewahren, um die Aufklärung des Mordfalls voranzutreiben. Daffy sprach es schon an, wir werden das familiäre Umfeld von Hazel auch noch kennen lernen und ich bin gespannt, was das mit den Figuren macht.
Und wenn wir schon bei den Figuren sind, möchte ich noch ein Wort über die anderen Geburtstagsgäste verlieren. Ich habe großen Spaß daran gehabt, zusammen mit der Detektei den Mordhergang nachzustellen und so die unterschiedlichen Beweggründe gegeneinander abzuwägen, welche zu dem Mord geführt haben könnten. Jede Figur wurde mit einem Hintergrund ausgestattet, der ihnen ein Motiv gibt und sie verdächtig erscheinen lässt. Es gibt hier nicht nur die Guten und die Bösen, jeder Mensch vereint beides in sich und das wird in diesem Fallbuch ausgezeichnet aufgezeigt.

Und wie steht es mit dem Kriminalfall? So wie ich euch kenne, ward ihr an vorderster Front dabei, ihn zu lösen?
Daisy: Selbstverständlich! Kaum waren wir in Fallingford, ging das Ohren spitzen und Augen offen halten los. Jede/r wurde inspiziert und jedes Detail registriert. Da war der Mord noch gar nicht passiert. Wer sterben würde, stand ja von Seite 1 an fest, da Hazel ihr Fallbuch nach diesem Mordfall benennt. Somit wurde alles rund um diese Figur im Blick behalten. Als dann der Tote zu betrauern war, ging die eigentliche Arbeit los. Anders als beim ersten Fall lernen wir den Toten nämlich zunächst einmal kennen. Dadurch konnten schon Fäden gesponnen werden, wer zu wem wie steht. Dass draußen ein Sturm mit Hochwasser tobt, begrenzt den Handlungsrahmen rein auf das Anwesen von Daisys Familie. Der Täterkreis ist somit übersichtlich, was aber nicht heißt, dass man sofort weiß, was passierte und ob nicht noch mehr Tote zu beklagen sein werden.
Daffy: Ich kann mich Daisy absolut anschließen: ich änderte (wie sie erster Hand erfahren musste) nach gefühlt jedem dritten Satz meine These, wer der/die Verbrecher/in sein könnte. Vieles scheint wahrscheinlich und nichts ist so wie es scheint. Es hat großen Spaß gemacht zu versuchen, uns nicht in die Irre führen zu lassen.

Was zeichnet diese Serie denn für euch aus?
Daffy: Ich habe bisher kaum Kriminalromane im Bereich der Jugendbücher entdeckt. Um so begeisterter war ich, über diese Reihe zu stolpern: sie hat nicht nur zwei wunderbare weibliche Protagonistinnen, sondern spielt auch noch in einem historischen Umfeld. Es fühlt sich an, als wäre man direkt in die Zeit von Miss Maple und Sherlock Holmes hineinversetzt worden - nicht nur durch die cleveren Anspielungen. Die Autorin sorgt dafür, dass beim Lesen gefühlt alle Sinne beansprucht werden, wodurch das Ganze beinahe zu einer tatsächlichen Zeitreise wird. Nicht zuletzt durch die wunderbare Visualisierung von Hinweisen, aber auch von dem jeweiligen Ort des Geschehens.
Daisy: Daffy hat schon die wichtigsten Punkte genannt und ich kann mich mehr oder weniger nur anschließen. Die Figuren - allen voran die Protagonistinnen - sind komplex, witzig, emotional und gerissen. Ich empfinde sie als starke Identifikationsfiguren und habe unheimlich großen Spaß daran, Teil dieser Reise(n) zu sein. Besonders der Schreibstil zieht mich hier mitten ins Geschehen. Die Übersetzung empfinde ich als überaus gelungen (Nadine Mannchen, Sie sind ein Pfundskerl!) und mit Worten gespickt, die genau die richtige Atmosphäre aufbauen. Die Geschichten sind nicht vorhersehbar aufgebaut, was Daffy und mir viel Potenzial zur Verdächtigung jeder Figur gibt. Und ich denke, das macht mir am allermeisten Spaß an dieser Reihe: Dass wir sie zusammen lesen, uns Abschnitte zuteilen und nach jedem erst einmal diskutieren. Diese Bücher laden zu so einem Vorgehen einfach ein.

Danke euch beiden für das Gespräch. Ich bin mir sicher, dass wir einander bald wiedersehen werden - ich habe gehört, als nächstes geht es auf große Zugreise durch Europa für euch. Gute Fahrt!

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