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Veröffentlicht am 21.08.2020

Ein Augen- und Ohrenschmaus

Lia Sturmgold – Teil 1: Die Macht der Kristalle
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Die 11 jährige Lia zieht mit ihrer Mutter ständig um, so dass sie eigentlich nie die Zeit hat, richtig gute Freundinnen zu finden. Was stets bleibt ist ihre Liebe zum Hockey und dabei ist sie brandgefährlich ...

Die 11 jährige Lia zieht mit ihrer Mutter ständig um, so dass sie eigentlich nie die Zeit hat, richtig gute Freundinnen zu finden. Was stets bleibt ist ihre Liebe zum Hockey und dabei ist sie brandgefährlich und flink! Als sie im Park für die Aufnahme in das beste Team der Stadt übt, wird ihr schwindelig und kaum, dass sie die Augen öffnet, sieht sie sich selbst! Ups, da ist Elfenprinzessin Asalia beim Körperdopplungszauber wohl was misslungen und es wurde ein Körpertausch! Die Elfenprinzessin, die die Menschen so faszinierend findet, steckt nun im Mädchenkörper und Lia sieht aus, wie eine kleine zarte Elfenprinzessin. Daher muss sie nun auch in das moderne Elfeninternat Springwasser, dem Asalia mit der Aktion entkommen wollte. Davon ist Lia überhaupt nicht begeistert und will den Körpertausch möglichst bald rückgängig machen, immerhin hat sie furchtbare Höhenangst, wie soll sie denn so fliegen? Das ist gar nicht so einfach, denn dazu benötigt sie magische Kristalle, die Asalia in ihrem Gepäck fürs Internat vergessen hat. Zu ihrem Erstaunen überrascht Springwasser sie positiv, es ist ganz anders als erwartet, magisch, aber auch sehr offen, will es jedem eine Chance gegen. Als Prinzessin hat sie nicht nur Freunde, doch wie sie bald bemerkt, steckt in ihren Wabenmitbewohnerinnen echtes Potenzial! Kann sie ihnen auch vertrauen?

Das beste Elfeninternat des Andersreichs ist auf Gleichheit ausgerichtet, wer hätte das gedacht? Ein sehr interessanter Gedanke, ebenso wie eine Hockeyspielerin mit Höhenangst. Keine abgedroschenen Klischees, dafür ein paar wirklich neue Einfälle, nicht nur, denn was wären Elfen, ohne spitze Ohren? Dabei lernt Lia, dass ihr Prinzessinnenstatus nicht nur Luxus, sondern auch Verantwortung mit sich bringt. Sie steht nämlich unter ganz besonderer Beobachtung und benimmt sich dummerweise nicht immer so, wie man es von ihr erwarten würde. Für sie bringt jeder Moment neue Herausforderungen, was besonders schwierig ist, wenn man die Spielregeln nicht kennt und ständig von hinterhältigen Neidern beobachtet wird. Immerhin weiß Asalias Bruder, der Elfenprinz Dorient Bescheid und nach anfänglichen Missverständnissen verstehen sich das Menschenmädchen und der Elf unglaublich gut, viel besser als Bruder und Schwester. Kein Wunder, denn Asalia ist ganz schön zickig und verwöhnt, ganz anders als Lia. Die Prinzessin finde ich bis zum Schluss echt anstrengend, aber sie ist ja auch nicht die Hauptfigur und so hebt sich Lia auch besonders positiv von ihr ab! An ihr kann man immer wieder ablesen, was die anderen in Springwasser eigentlich von ihr erwarten würden... So staunt nicht nur sie, über das ihr völlig unbekannte Andersreich, nein, dieses staunt auch über diese handfeste, forsche und entschlossene Prinzessin ohne Allüren! Entsprechend finde ich die Themen auch viel fortschrittlicher und zeitgemäßer als erwartet! Ja, die Elfen haben süße Gesichter und wunderschöne Kleider und Haare, aber unter einigen von ihnen verstecken sich echt fiese Charaktere mit reaktionärem Gedankengut! Dabei sind auch die Menschenthemen wirklich aktuell, da Asalia wild entschlossenen ist, alles den Elfen Unbekannte auszuprobieren und ist damit Social Media-mäßig schwer aktiv. Das ist wirklich witzig! Durch die Intrigen, die sich nach und nach abzeichnen und Lias Angst vor Enttarnung wird es aber auch spannend, allerdings ohne einen fiesen Cliffhanger. Das findet meine Zielgruppentochter ganz besonders gut! Das Anderreich ist tatsächlich nicht nur anders, sondern auch aufregend und facettenreich. Es gibt viel zu entdecken und neue Regeln zu begreifen, die Dorient zum Glück für Lia und die Zuhörer aber erklärt. Doch nicht nur Lia und Dorient sind in ihrer Persönlichkeit vielschichtig ausgearbeitet, sondern auch Lias neue Mitbewohnerinnen, die ihr so manches Rätsel aufgeben.

Aniela Ley ist eine wunderschöne und zeitgemäße Körpertausch-Elfengeschichte gelungen, direkt mit ihrem ersten Kinderbuch. Ihr Erzählstil ist angenehm unaufdringlich und selbstverständlich. Man wird schnell in die Geschichte mithineingezogen und hört gebannt zu. Das liegt aber auch an der jungen, frischen Stimme von Yvonne Greitzke, oder besser bekannt als „Anna“ aus Walt Disneys „Eiskönigin“. Meiner großen Tochter ist das natürlich mal wieder sofort aufgefallen, mir nicht. Viele junge Hörerinnen von 10 – 12 Jahren dürften also ein positives Aha-Erlebnis beim Hören haben. Diejenigen, denen es wie mir entgeht, können sich dennoch freuen, denn sie ist wirklich eine elfenmäßig starke Wahl, die richtig Leben in ihre Lesung bringt, deren stimmliche Emotionen die Hörer mitnehmen und in eine fremde Welt, eben das Anderreich entführen.
Auch wenn dieser Auftakt nicht mit einem Cliffhanger endet, ist es nicht weniger spannend, denn ganz klar ist, dass Lias Abenteuer noch lange nicht zu Ende ist! Da wird noch einiges auf sie und ihre neuen Freunde zukommen. Vor allem freuen wir uns, das Lia endlich erfahren darf, wie schön und unverzichtbar wahre Freunde sind!

Tja, was soll ich sagen, ich kenne immerhin dank meiner Töchter jede einzelne Folge von Mia & Me seit dem Erscheinen. Beide Töchter sind somit in Elfenwelten groß geworden, da mussten wir Lia Sturmgold doch auch in unser Herz lassen. Es ist reifer, kritischer und stärker mit dem Alltag der jungen Hörerinnen verwoben, dank Asalia, die die Menschenwelt in vollen Zügen auskostet. Auch wenn wir Lia deutlich lieber mögen als sie, sind ihre Allüren zwar anstrengend, aber auch lustig und unterhaltsam. Vor allem stellen sie aber eine emotionale Verbindung für die Hörer mit der Realität und diesem Abenteuer dar.

Wir bleiben auf jeden Fall dran und wer Disney und Mia und Me mag, ist hier richtig, wer nicht, dem kann es dennoch gefallen. Wem aber das Cover schon nicht zusagt, der sollte wohl besser ein anderes Hörbuch wählen ;) Wir finden es einen echten Hingucker!

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Veröffentlicht am 10.08.2020

Großer Spaß für kleine Leute!

Hokuspokus Hamsterqualle - Dieses Klipp-Klapp-Buch verzaubert alle - Ab 4 Jahren
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Endlich Ferien! Die Zauberschüler Julius und Julika sind glücklich über viel freie Zeit und erfüllt von jeder Menge Ideen, die sie umsetzen wollen. So schwingen sie begeistert ihre Zauberstäbe und probieren ...

Endlich Ferien! Die Zauberschüler Julius und Julika sind glücklich über viel freie Zeit und erfüllt von jeder Menge Ideen, die sie umsetzen wollen. So schwingen sie begeistert ihre Zauberstäbe und probieren aus, was sie schon alles gelernt haben und können. Es wird wild probiert, experimentiert und gereimt. Dabei entstehen die lustigsten Tiere, Gerichte und jede Menge Durcheinander!

Dieses Bilderbuch richtet sich an Kinder ab 4 Jahren. Die Texte sind gereimt und fördern so den spielerischen Umgang mit Sprache, aber auch die sprachliche Entwicklung. Immerhin ist es in der deutschen Sprache ja möglich, alle erdenklichen Wörter miteinander zu kombinieren, so wie hier der wilde Mix aus den unterschiedlichsten Tieren wie Nashorn-Spatz oder sogar ein Kaktus-König oder ein Gurken-Geist entstehen. Wenn da nicht die Fantasie Funken sprüht! Zwischen den einzelnen Teilen gibt es jeweils einen kurzen Zwischenpart mit Julius und Julika, die am Ende ihres Zauberabenteuers erschöpft mit ihren Zauberstäben ins Bett sinken und glücklich einschlafen! Somit eignet es sich auch sehr gut als Ritual für abends vor dem Schlafengehen, um zur Ruhe zu kommen oder anhand der witzigen Kombinationen noch mal über Erlebtes zu sprechen.

Die Pappseiten sind sehr stabil, ebenso wie die Spiralbindung. Diese hakt nicht, sondern lässt das Umblättern exakt gleiten, so wie auch die Bildkombinationen exakt aufeinander passen. Wir hatten als Kinder auch ein solches Buch, allerdings, war die Bindung nicht so stabil und die Bilder dreigeteilt. Durch die Zweiteilung ist es gerade für jüngere Kindergartenkinder einfacher die Bild-Wort-Reimkombinationen zu begreifen und geistig zu verarbeiten. Immerhin erobern Julius und Julika verschiedene auch für kleine Kinder bekannte Orte, wie Küche und Zoo und einfach alles durcheinander, was die Kinderwelt so kennt!

Kinder lieben Klappen in Büchern und ich weiß, dass meine Schwester und ich, unser derartiges Buch geliebt haben und stundenlang darin versinken konnten. Meine Jüngste (11) findet die Hamsterqualle immer noch super und hat es immer wieder genommen, um neue witzige Kombinationen zu schaffen. Die Rahmengeschichte gefiel ihr, ebenso wie die kurzen Reimtexte. Die Bilder laden ein darin zu versinken, sie sind so herrlich bunt und fröhlich! Was sie aber schade fand war, dass sie es nicht behalten durfte, weil es an Patenkind Lasse ging. Lasse bekam es von Emma (9) vorgelesen. Diese suchte vergeblich nach einem tieferen Sinn, nach einer Botschaft, die sie nicht finden konnte. Hier liegt der Sinn in dem Spaß zu probieren und entdecken, am Kombinieren und der Freude am Reimen. Das ist für kleine Kinder auch schon Sinn genug! Es erstaunte mich, dass Emma sich nicht einfach in die Geschichte fallen lassen konnte, immerhin hat sie selbst einen kleinen Bruder. Sie staunte über den wenigen Text und die Kürze der Geschichte, aber genau diese Kriterien ermöglichen es Kindern schon besonders früh sich länger mit diesem Buch, notfalls auch mal alleine zu beschäftigen. Es ist aber vielleicht auch eine Frage der Fantasie des jeweiligen Kindes und über diese verfügt meine Jüngste tonnenweise, ebenso wie Lasses große Brüder, die nun die Vorleser sind... Durch die Kürze der Texte können auch schon Leseanfänger dieses Buch gemeinsam mit ihren jüngeren Geschwistern durchstöbern und ihnen Vorlesen und mit ihnen gemeinsam Lachen und Reimen. Das ist nicht nur gut für die elterlichen Nerven, sondern stärkt auch die Bindung unter den Geschwistern.

Gerade weil die Seiten lediglich zweigeteilt sind und die Texte so kurz, ist dieses Buch auch für jüngere Kinder als 4 Jahre geeignet, sofern sie bucherprobt sind. Die Seiten halten einiges aus, sind auch begrenzt abwaschbar, sollte mal darauf gesabbert werden oder ähnliches und reißen auch an der Bindung nicht so schnell ein. Die Illustrationen sind plakativ genug, dass auch kleine Kinder zwar genug zu entdecken finden, sich aber nicht von der Fülle an Details „erschlagen“ fühlen.

Ein sehr liebevoll gestaltetes Buch zum Spaß haben, Entdecken, Probieren und Lachen, an dem man lange mit seinem Kind bzw. seinen Kindern Freude haben kann!

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Veröffentlicht am 10.08.2020

Es geht spannend und witzig weiter!

Bitte nicht öffnen 5: Magic!
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Dies ist bereits der 5. Band der „Bitte nicht öffnen“ Reihe, in der Nemo stets ein Päckchen mit lebendig werdendem Spielzeug erhält, das ihn und seine Freunde Fred und Oda ganz schön auf Trab hält. Doch ...

Dies ist bereits der 5. Band der „Bitte nicht öffnen“ Reihe, in der Nemo stets ein Päckchen mit lebendig werdendem Spielzeug erhält, das ihn und seine Freunde Fred und Oda ganz schön auf Trab hält. Doch dieses Mal fängt es anders an. Endlich Schulferien und es wurde kein Paket für Nemo abgegeben. Dafür hat er sich einen traumhaften Ferienjob besorgt: für 1 Woche soll er als Hundesitter für Ozzy den Hund der kleinen Tessa einspringen. Der erste Versuch geht aber schon mal in die Hose, denn Ozzy, schnappt sich Tessas Plüscheinhorn Magic und brennt damit durch. Als Nemo ihn später wiederfindet ist er zwar erleichtert, von Magic ist aber keine Spur zu entdecken. Er fürchtet schon, ihn erst wieder finden zu können, wenn das nächste „Bitte nicht öffnen“-Paket für ihn abgegeben wird. Tatsächlich, am nächsten Morgen wird das nächste Paket zugestellt und Magic hüpft heraus, quietschlebendig, glitzerig, selbstbewusst und etwas dreist. Allerdings zeigt es sich ziemlich schnell, dass er Wünsche erfüllen kann, wenn auch nur materielle. Die Freunde können ihr Glück nicht fassen und wollen sofort ihr Leben und das der Boringer Bürger zu verbessern. Doch ganz ohne Nebenwirkungen ist auch dieses Paket nicht. Wie kommen sie aus der Nummer nur wieder heraus und das am Besten noch, ehe Tessa mit ihren Eltern zurückkommt!

Wenn Wünsche wahr werden, ist es oft nicht frei von Nebenwirkungen, aber das fällt Nemo, Fred und Oda zuerst nicht auf. Dafür erhofft sich Nemo eine neue Chance den Spielzeugdieb endlich zu stellen und diese Geschichte mit den „Bitte nicht öffnen“-Paketen endlich zu beenden. Sie sind auch wirklich auf einer heißen Spur, aber.... oft verlaufen sich solche Spuren ja im Sande. Aber den Versuch war es wert! Die Spur ist so heiß, dass ich tatsächlich dachte, ich würde mit dem Ende der Reihe einsteigen! Das ist ziemlich spannend und geheimnisvoll, aber noch nicht das Ende!

Für mich war es der Einstieg in die Reihe, meine jüngste Tochter kennt sie alle (als Hörbuch) und Band 1 haben wir mal dem Nachbarsohn zum 8. Geburtstag geschenkt und er hat es sofort durchgelesen. Netterweise hat meine Tochter mir eine Kurzeinführung in die Reihe gegeben, aber ich denke, ich hätte es auch so gut verstanden und hätte hineingefunden. Klar, war es für meine Tochter witziger, da einige Situationen Dauerbrenner in der Reihe sind und so die Vorfreude und das Wiedererkennen größer sind. Natürlich bekommt man die Entwicklung der Kinder so besser mit. Denn auch wenn es running gags gibt, geht es nicht nur um Wiederholung, sondern auch um Entwicklung, auch wenn diese nicht im Mittelpunkt steht, sondern Freundschaft, Spannung und Spaß. Hier wird mit dem Klischeebruch des lieben, süßen Glitzereinhorns gespielt, dass sich als knallharter Egomane entpuppt und auch das Leben mit Hund, von dem Nemo immer geträumt hat, hat so seine Tücken (sehr schön, dass hier nicht auf die ewige Tierhaarallergie zurück gegriffen wird, sondern sich durchaus noch andere Probleme ergeben). Ich fand es aber auch sehr witzig zu hören, was sich denn die Kinder so als erstes wünschten und dass es doch eine Weile dauerte, bis sie die Grenzen dieser Fähigkeit entdeckten. Ach ja, diese wunderbare Fähigkeit von Magic hat auch so ihre Tücken, aber das bleibt vorerst streng geheim. Meine Tochter fand es genauso spannend und witzig wie die Vorgängerbände und ist schon auf das nächste Paket mit der Aufschrift „Bitte nicht öffnen“ gespannt, denn das kündigt sich zum Schluss bereits an.... Übrigens ist es nicht nur einfach spannend und spaßig, man kann auch wunderbar über Konsum, Gier und Umweltbelastung und die Konsequenzen des eigenen Tuns nachdenken, wenn man mitbekommt, wozu die Boringer Wünsche so alles führen....

Ja, ich muss gestehen, ich mag stimmlich beide Mues Brüder sehr gerne. Wanja Mues besitzt eine für mich sehr angenehme Stimmlage und Stimmfarbe, durch die er recht jung klingt, was sich gerade bei Kinder- und Jugendhörbüchern anbietet. Das alleine würde mir aber noch nicht wirklich reichen. Er spricht sehr variabel und klingt dadurch sehr lebendig. Er fühlt sich gekonnt in die Stimmung der jungen Helden und des absolut dreist nervigen Einhorns hinein. Man kann richtig hören, wie viel Spaß ihm gerade der Part von Magic bereitet hat. So ist dieser nicht einfach ein puschelig glitzeriges Einhorn, nein, er verbirgt Untiefen und perfide, egozentrische Verlangen, die den netten Kindern, trotz ihrer Erfahrungen in der Vergangenheit, so erstmal nicht in den Sinn gekommen sind! Dabei spricht er klar und deutlich und variiert lediglich den Stimmausdruck und nicht die Lautstärke. Das empfinde ich immer als ganz wichtig, weil es mich nervt, wenn das Hörbuch plötzlich lauter oder leiser wird. Sehr gut gemacht.

Eine gelungene Fortsetzung der Reihe, findet meine Tochter (ich kenne die anderen Bände ja nicht), die witzig und spannend ist, aber auch kritische Töne enthält. Ein Dauerbrenner bei Jungs und Mädchen.

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Veröffentlicht am 07.08.2020

Magisch schön!

Ruby Fairygale. Die Hüter der magischen Bucht
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Ruby Fairygale lebt auf der windumtosten, kleinen irischen Insel Patch Island, in deren kleine, abgeschiedene Bucht im Norden sie als Baby angespült und von der alleinstehenden Tierärztin Cleo gerettet ...

Ruby Fairygale lebt auf der windumtosten, kleinen irischen Insel Patch Island, in deren kleine, abgeschiedene Bucht im Norden sie als Baby angespült und von der alleinstehenden Tierärztin Cleo gerettet und aufgenommen wurde. Seither lebt Ruby bei ihr und ist rundum glücklich, vor allem, nachdem Cleo nun auch noch den etwa gleichaltrigen Noah beherbergt, so dass sie nicht mehr die einzige Jugendliche in dieser eingeschworenen Gemeinschaft ist. Gemeinsam kümmern sich die drei nicht nur um die Tiere der Inselbewohner, sondern betreiben in aller Heimlichkeit eine Pflegestation für verletzte Tiere und magische Wesen. Alles scheint wie immer, abgesehen von einer Fee mit Heuschnupfen, die zum Dank für ihre Heilung ein Pergament mit geheimnisvollen Prophezeiungen hinterlässt. Dann machen sich bei Cleo während einer Walrettungsaktion schwere gesundheitliche Probleme bemerkbar und sie muss sofort zur OP und anschließenden Reha aufs Festland geflogen werden. Die schnell herbei gerufene Vertretungstierärztin stellt erst mal die ganze Praxis und das Haus auf den Kopf. Während die Insulaner von ihr alle begeistert zu sein scheinen, wird sie Ruby, Noah und dem Wolfshund Schmuggel immer unheimlicher. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr und sie werden es herausfinden und sie stoppen! Doch auch mit Ruby scheint irgendetwas nicht so ganz normal zu sein...

Es beginnt ganz normal, mit dem üblichen liebevollen Gezänk der Inselbewohner bei der Postverteilung. Die einzige Sorge die Ruby und Noah quält, ist die, dass Noah befürchten muss von seinem Vater in ein Nobelinternat gesteckt zu werden. Doch die magischen Geschöpfe in der Pflegestation und eine Schule gestrandeter Wale lenken sie immer wieder ab. Bis ihre Welt plötzlich Kopf steht! Sobald keiner hinsieht, zeigt die elegante Vertretungstierärztin ihr wahres Gesicht und das ist alles andere als liebenswürdig! Dies gemeinsam mit den ahnungsschwangeren Prophezeiungen der Fee Florabella sorgt schnell für eine aufgeladene Atmosphäre voller Spannung und Magie. Es geschehen unheimliche Dinge und diese betreffen auch Ruby, die im Laufe der Geschichte ein Stückchen mehr über ihre unbekannte Herkunft und eine absolut sensationelle Wahrheit über ihre eigene Natur erfährt! So etwas ist eben nur in ganz abgeschiedenen Orten in Irland möglich! Die keltische Musik untermalt dies stimmungsvoll und lässt die jungen Zuhörerinnen ab 10 Jahren nie vergessen, dass man sich ja gerade auf einem irischen Eiland befindet, wo alles möglich ist. Leider gehören dazu aber nicht nur weiße Magie, sondern auch schlechte Menschen, denn Ruby und Noah sind sich ziemlich bald sicher, dass Dr. Silverton ein solcher Mensch ist. Die liebenswürdig schrulligen Insulaner mit ihren ganz persönlichen Eigenheiten, sind jedoch offensichtlich selbst zu gutherzig, um der Frau Doktor etwas Böses zuzutrauen. Dieses Mal lernt man sie alle noch etwas besser kennen, jeden auf seine Art, so wachsen sie einem ans Herz, auch wenn ich zeitweise etwas empört war, über ihren fehlenden Argwohn. Ruby ist inzwischen 13 und kann wie Noah auch schon richtig bei der Tierpflege mitanpacken, was beide selbstverständlich gerne tun, wobei so langsam die gegenseitige Nähe auch ihre Herzen klopfen lässt und nicht nur die anstrengende Arbeit. Das ist aber nur ganz zart, denn dieses märchenhaft magische Abenteuer richtet sich ja an Hörerinnen ab 10 Jahren.
Es sind aber diese persönlichen Entwicklungen, die es empfehlenswert machen, die Bände der Reihe nach zu hören, da sie aufeinander aufbauen. Die Bände sind in sich abgeschlossen, so dass man jede Geschichte auch für sich alleine genießen könnte, gemeinsam der Reihe nach ist es aber noch viel schöner. Denn wenn man Band 2 liebt und sich dann entschließt auch noch Band 1 hören zu wollen, weiß man leider schon zu viel...

Julia Nachtmann entführt gemeinsam mit dem Celtic Tradition-Ensemble mit ihrer wandlungsfähigen Stimme in die magiedurchtränkte Welt in der irischen See. Sie klingt als Ruby jung und frisch, wechselt aber gekonnt in allerlei andere Stimmfarben, sobald die Kobolde ihre frechen Kommentar reimen, der alte Fergus knurrig die Stimme erhebt oder Brenda ihm Widerworte gibt. So wird das gehörte Wort lebendig und lässt die magisch abgelegene Welt mit seinen vielfältigen Geheimnisse vor dem inneren Auge entstehen. Sie klingt glasklar und schafft es Stimmungen einzufangen, ohne die Lautstärke variieren zu müssen, so dass die Hörer sie gleichbleibend gut verstehen können und nie aus ihrem Kopfkino gerissen werden.

Magisch schön ab 10 Jahren.

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Irre stark!

Wörter an den Wänden
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Adam Petrazelli, 16 Jahre, ist seit kurzem schizophren. Mit den üblichen Mitteln lassen sich die Symptome nicht abstellen. Also richtet es sein Stiefvater Paul, ein unerschütterlicher, erfolgreicher Anwalt, ...

Adam Petrazelli, 16 Jahre, ist seit kurzem schizophren. Mit den üblichen Mitteln lassen sich die Symptome nicht abstellen. Also richtet es sein Stiefvater Paul, ein unerschütterlicher, erfolgreicher Anwalt, ein, dass Adam an einer experimentellen Medikamentenstudie mit begleitender Therapie teilnehmen kann. Jeden Mittwoch muss er nun in Therapie, aber Adam weigert sich mit dem Doc zu sprechen. Er hört sich seine Fragen eine Stunde lang an, schweigt und schreibt seine Antworten und Erlebnisse für ihn auf. Zudem wechselt Adam die Schule, da seine ehemaligen Freunde nun Angst vor ihm haben. Nun besucht er als „der Neue“ die katholische St. Agatha Schule, wo die meisten sich bereits seit dem Kindergarten kennen. Sein ihm zugeteilter Schulpate Ian, entpuppt sich innerhalb nach 5 Minuten als A. und Maya, das schönste Mädchen, das er je gesehen hat, zeigt ihm dann denn Weg zum Klassenraum. In der Klasse nimmt er den erstbesten Platz ein und landet neben dem uncoolen, schlauen Dauerquassler Dwight. In Adams Therapietagebuch lernt man nicht nur seine immer wiederkehrenden Halluzinationsbegleiter kennen und folgt den Dosissteigerungen und Nebenwirkungen, sondern erlebt auch, dass Maya und Dwight für Adam ein echter Glücksfall sind.

Wenn Deine Freunde plötzlich Angst vor Dir haben und Du Dir selbst nicht mehr traust, dann greifst Du nach jedem Strohhalm! So nimmt Adam an der Medikamentenstudie teil und wechselt auf eine Schule, auf der niemand ihn und seine Diagnose kennt. Wer hat schon groß Ahnung von paranoider Schizophrenie? Das sind doch die gefährlichen Verrückten, die Amok laufen, und vor denen man sich fürchten muss! Doch stimmt das? Wie fühlt sich das an und was bedeutet es für die Betroffenen? Das kann man ganz eindrücklich aus Adams Quasi-Tagebuch erfahren. Während Bridget Jones fürchtet als alte Jungfer einsam und verlassen zu sterben und den Hunden zum Fraß zu fallen, fürchtet Adam ein Ende in Armut und Obdachlosigkeit. Denn was soll aus einem Menschen werden, der sich und seinen eigenen Sinnen nicht traut? Jemand, der nicht weiß was real und was Halluzination ist? Jemand der sein Leben lang auf starke Medikamente mit zum Teil heftigen Nebenwirkungen angewiesen sein wird? Diese Sorge hat mich etwas verblüfft, aber nicht lange, denn als ich darüber nachdachte, musste ich ihm recht geben. Tatsächlich leiden viele Obdachlose unter Schizophrenie, bzw. werden Schizophrene obdachlos. Woran das liegt? An der Hilflosigkeit ihrer Familien im Umgang mit dieser Krankheit? An der Unverträglichkeit der Medikamente, deren heimliches Absetzen die Nebenwirkungen abstellt, die Schübe aber zurückkehren lässt? Keine Ahnung, aber diese Krankheit ist gnadenlos, da nicht heilbar und mit einem schlechten Image behaftet. Mit Krebspatienten hat man Mitleid, vor den gefährlichen Irren fürchtet man sich. Es ist ein Stigma und so wundert es nicht, dass Adam, als er jemanden trifft, der ihm wirklich was bedeutet, die Wahrheit über sich nicht verrät. Aus Angst vor den Folgen, weil er nicht glauben kann, dass es Menschen geben kann, die ihn so nehmen wie er ist. Das macht ihn misstrauisch. Allenfalls seiner Mutter traut er zu, ihntrotz allem zu lieben, dabei wäre es doch sicher auch für sie besser, wenn es ihn nicht gäbe. Wenn er es mit sich selbst nicht aushält, wie soll das anderen denn gelingen? Manchmal hält er Selbstmord für die einzige Lösung, doch das kann er seiner Mutter nicht antun. Dank des neuen Medikaments scheint er sein Leben wieder zurückzubekommen, doch so ganz traut er dem sich langsam einstellenden Glück nicht und da kommen auch schon Zweifel an der Wirksamkeit und der Gefahr der Nebenwirkungen auf!

Adam hat Pech, denn mit 16 tritt diese Krankheit normalerweise noch nicht auf, selbst bei bestehender Disposition nicht. Es gibt Menschen mit dieser Disposition, da tritt sie nie zu Tage, bei anderen tritt sie erstmals nach erstmaligem Drogenmissbrauch (ja, auch bei „weichen“ Drogen, das steht jetzt nicht im Text, das ist meine berufliche Erfahrung) auf. Es ist wie eine tickende Zeitbombe im Körper, von der man keine Ahnung hat, mit unvorstellbaren Folgen. Adam kennt den Auslöser nicht, es ist einfach so passiert. Aber er stellt die Stimmen und Personen vor, die nur ihn persönlich begleiten und das Leben teils zur Hölle machen. Das ist absolut bewegend und irgendwie erschütternd, aber auch witzig. Denn Adam erzählt mit einer gewissen Distanz zu sich und seinem Leben. Doch wenn es um die winzige Maya geht, weicht sie manchmal auf. Dabei ist Maya selbst zwar klein und zart, aber alles andere als ein liebes Püppchen, sondern rein rational, analytisch. Dwight ist schräg, aber ihm ist es egal, er ist wie er ist, Punkt. Mit dieser Einstellung hat er mich schon ganz schnell erobert, ebenso wie Maya mit ihrer Warnung vor Ian, dem Sohn eines der einflussreichsten Gönner der Schule. Man lernt sie aus Adams Sicht kennen, der in Ich-Form die Fragen seines Therapeuten beantwortet. Der Therapeut kommt kaum zu Wort, doch Gerhard Garbers nennt in jeder Sitzung die aktuelle Dosierung und so verfolgt man, wie sie stetig steigt und fragt sich, ob bei ihm eine Gewöhnung eintritt? Jeder Track ist so lange, wie Adams Aufzeichnungen pro Sitzung. Dadurch sind sie bisweilen ziemlich lang, zu lang für meinen Geschmack, da die Hörspielfunktion nicht immer funktioniert. Doch der Inhalt und sein Sprecher haben mich so gepackt, dass ich es in Kauf genommen habe. Jonas Minthe nehme ich die 16 Jahre locker ab. Er reflektiert schonungslos, aber einfühlsam, was um ihn herum vorgeht. Dabei scheint er kein Blatt vor den Mund zu nehmen und macht auch die jeweiligen Stimmungsschwankungen hörbar. Sein Glück, an das er nicht glauben mag und seine Schicksalsgemeinschaft mit Dwight, der einfach zufällig am ersten Tag in der ersten Stunde da war, weil der Platz neben ihm frei war.... Er erzählt so direkt und unmittelbar, dass ich beim Hören die Blumen mit Salzwasser goß, als alles versagte. Damit hatte ich so in dieser Klarheit nicht gerechnet. Dabei gibt es kein direktes Ende, denn Adam ist ja erst 16, aber es gibt eine neue Einstellung bei Adam, der lernen muss Dinge zu akzeptieren, mit denen er so nie gerechnet hat und dass Menschen bisweilen ganz anders reagieren, als er es erwartet hat. Nein, es ist kein strahlendes Happy End, der Schulchor singt nicht für ihn, aber Adam hat dennoch gelernt sich zu akzeptieren und nicht aufzugeben. Richtig stark, das geht ins Ohr, direkt unter die Haut! Absolut Hörenswert! Dabei nie kitschig!

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