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Veröffentlicht am 07.09.2021

Lang ersehnte Fortsetzung!

Ein Zwergmammut verschenkt man nicht
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Endlich Neuigkeiten von Kreta-Zwergmammut Norbert, das der elfjährige Henry mit seinen besten Freunden Finn und Zoe nach dem Fund im Wald heimlich auftaute. Inzwischen sind Norbert und Henry berühmt, aber ...

Endlich Neuigkeiten von Kreta-Zwergmammut Norbert, das der elfjährige Henry mit seinen besten Freunden Finn und Zoe nach dem Fund im Wald heimlich auftaute. Inzwischen sind Norbert und Henry berühmt, aber auch Promis brauchen mal eine Pause. Daher fliegen Henry und Norbert mit der coolen, schottischen Granny Scarlett für eine Woche nach Kreta, die Sonne und das Meer und für Norbert natürlich die Zitronen genießen. Schon der Empfang am Flughafen macht ganz deutlich, wie berühmt und beliebt Norbert auf Kreta ist. Jeder will ihn ungefragt anfassen, ihn fotografieren und der rote Teppich ist ausgerollt. Im Hotel erwartet sie dann noch eine Einladung des abgedankten König Konstantin von Griechenland in seine Sommerresidenz. Doch die Aufregung hat auch ihre Schattenseiten, nicht nur dass der König Norbert als würdiges Gastgeschenk behalten möchte, jemand versucht auch ihn zu entführen. Henry fühlt sich ohne Finn und Zoe völlig überfordert, aber zum Glück trifft er im Garten des Königs Aliki, die Tochter des deutschen Gärtners. Schon bald bilden sie ein super Team zur Rettung des Mammuts.

Dieses Buch hat drei Vorgängerbände, in denen Henry und seine zwei besten Freunde je einen ungewöhnlichen tierischen Gefährten finden. Doch Zoe und Finn kommen nicht mit in den Urlaub und so lässt sich dieser Band auch sehr gut ohne jegliche Vorkenntnisse lesen. Wer also restlos begeistert von Norberts Griechenland Abenteuer ist, kann anschließend einfach noch die drei Bände davor lesen, das macht von der Reihenfolge her nichts, sofern man bei dieser Reihe dann mit dem Mammut beginnt und beim Lama endet. Da die Schriftgröße absolut entspannt groß ist, und die Geschichte sowohl witzig, als auch altersgerecht spannend (aber eben nicht grausam), endeckt vielleicht so mancher Leseanfänger/Leseanfängerin ab 8 Jahren ein neues Hobby für sich. Die Vignetten sind hinreißend von der bekannten Illustratorin Eva Schöffmann-Davidov (Liliane Susewind) erschaffen. Jedes Kapitel beginnt mit einem super Mammutbild. Wir finden allerdings, dass Leser ab 8 Jahren gerne noch mehr Illustrationen hätten, insbesondere bei so einem coolen Helden wie Henry. Das griechische Muster zum Seitenabschluss und die kleinen Deko-Zitronen zur Abschnittskennzeichnung sind zwar wirklich liebevoll und stylisch, für die Zielgruppe, die sich ja manchmal noch mit dem Lesen schwer tut, wären mehr Bilder von Henrys, Norberts und Alikis Abenteuer besser gewesen.

Wir waren ja etwas besorgt, dass Henry ganz ohne Freunde seinen Promi-Freund beschützen muss. Granny Scarlett ist zwar eine Wucht, aber bisweilen will sie auch mal entspannt in einem Café sitzen und dann? Ja, dann kommt Aliki ins Spiel und mit ihr eine Identifikations-figur für Leserinnen. Aliki ist so alt wie Henry und dank ihres deutschen Vaters zweisprachig aufgewachsen wie Henry, allerdings mit Griechisch statt Englisch. Dabei ist sie pfiffig und unerschrocken und vor allem richtig gut vernetzt. Als Norbert letztendlich nämlich länger verschwindet, ist nicht nur guter Rat teuer, sondern auch eine große Suchmannschaft gefragt, der man vertrauen kann! Und wem kann man schon besser vertrauen als den Freunden von guten Freunden?! (nein, die guten Freunde trinken keinen Ouzo, diese Spezialität kommt gar nicht vor). Dank ihnen geht auch dieses Abenteuer wieder gut aus, wobei es am Ende nicht nur noch spannender wird, sondern sogar noch etwas gruselig. Allerdings ist es dann für den jungen Helden auch genug und er flieht nahezu von der Insel auf der die Zitronen blühen. Wir sind gespannt, wann sich die Freunde genug erholt haben für ein weiteres irres Abenteuer mit den ungewöhnlichen tierischen Begleitern. Dabei hat uns auch die angesprochene Diskussion sehr gut gefallen „Wem gehört ein Tier? Kann man ein Tier eigentlich wirklich besitzen, oder ist es doch eher eine Beschützerfunktion?“. Für alle, die sich auch ein Haustier wünschen und deren Wunsch an der Tierhaarallergie der Eltern scheitert: Nein, Norbert ist nicht abzugeben, er hat sicherlich noch so einiges vor!

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Furioses Finale

Kingdoms of Smoke – Teil 3: Brennendes Land
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Catherine hat das gesamte Vermögen von Pitoria eingesetzt, um Tzyan aus der Gefangenschaft ihres Vaters König Aloysius freizukaufen. Doch Tzyan ist nach den Folterungen schwer verletzt und seine Heilung ...

Catherine hat das gesamte Vermögen von Pitoria eingesetzt, um Tzyan aus der Gefangenschaft ihres Vaters König Aloysius freizukaufen. Doch Tzyan ist nach den Folterungen schwer verletzt und seine Heilung ungewiss. Also regiert Catherine weiter, aufgrund einer Lüge. Doch wie soll sie eine Armee aufstellen und ausstatten, wenn das Land pleite ist? Sie versucht sich mit ihrem Onkel, dem König von Calidor zu verbünden, allerdings misstrauen ihr dessen Lords. Sie wollen mit Tzyan verhandeln, während Catherine verzweifelt versucht dessen Zustand zu verheimlichen. Tash entdeckt nicht nur, dass sie einen Freund unter den Dämonen gefunden hat, sondern auch, dass sie im unterirdischen Dämonenreich über unglaubliche Fähigkeiten verfügt. Nun gilt es diese klug einzusetzen, doch die Veränderungen im Verhalten der Dämonen machen sie nachdenklich. Ambrose wird von Catherine auf die gefährliche Mission geschickt, den Nachschub an Dämonenrauch der brigantischen Armee zu unterbinden, wobei er Tash wiederfindet. Edyon hingegen scheint am Hofe seines endlich wiedergefundenen Vaters alles falsch zu machen, während March nach einem Anschlagsversuch verbannt wird.



Wirklich klasse finde ich, dass es dieses Mal nicht nur fünf, sondern sechs Sprecher sind, da ein neuer prägender junger Charakter ins Spiel kommt, Prinz Harold, der kleine Bruder von Prinzessin Catherine. Linus Drews übernimmt den Part des überheblichen Jungstrategen, der sich Dank des Dämonenrauchs für unbesiegbar hält. Durch seine teilweise etwas näselnde und stets selbstverliebte Art ist er deutlich von den sympathischen Ambrose, March und Edyon zu unterscheiden. Auch wenn es vier junge, männliche Sprecher sind, kommt keine Verwirrung auf. Zu deutlich unterscheiden sie sich in ihrer Sprechweise und in ihrem Stimmen. Für alle, die kein Gedächtnis für Stimmen haben, wird aber der Perspektivwechsel durch eine Klangeinlage und eine verbale Ankündigung deutlich gemacht. Trotz der epische Länge dieses Epos um Liebe, Macht, Verrat und Magie reicht es, das Hörbuch ein einziges Mal zu hören, um die Feinheiten mitzubekommen. Das finde ich sehr gut gemacht. Mehrmaliges Hören lohnt sich dennoch, weil immer wieder Zitate aus Kriegsstrategiebüchern entnommen werden, die wohl eher fiktiv sind, aber ganz klar, den Kern der Geschichte erfassen. Dieser ist trotz der martialischen Kämpfe tatsächlich pazifistisch und demokratisch. Ich hatte ja etwas Sorge, dass die Geschichte für junge Ohren Drogen oder den Krieg verherrlichen könnten, aber Sally Green hat dieses Problem sehr gekonnt aus dem Weg geräumt und am Ende sollte jedem klar sein, dass weder Krieg noch Drogen geeignet sind eine innere Leere zu füllen oder um seine Ziele zu erreichen. Immer wieder zitiert sie kritisch aus einem Strategiebuch von jemandem der wie M. Thatcher klingt, wobei ich immer wieder unwillkürlich an die Eiserne Lady denken muss. Diese Anspielung ist sicherlich gewollt und wahrscheinlich für britische Hörer auch offensichtlich, wenn auch nicht für europäische Jugendliche. Dennoch hatte ich meine diebische Freude daran!



Ich mag besonders, die wilde unbändige Tash, der dieses Mal eine ganz entscheidende Rolle zukommt, als sie intuitiv die Geheimnisse der Dämonenwelt begreift und mit dem Verstand die entsprechenden Schlussfolgerungen für sich und die ihr wohlgesonnenen zieht. Auch Catherine, die als Tochter eines egozentrischen Vaters als Schachfigur eingesetzt werden soll, deren liebevolle, aber im Stillen rebellische Mutter sie aber zum eigenen Denken und Lernen erzogen hat, mag ich sehr gerne. Ihre Dreiecksgeschichte in der sie sich zwischen Tzayn und Ambrose entscheiden soll, finde ich allerdings etwas traurig, weil es offensichtlich ist, dass sie nicht wirklich für alle gut ausgehen kann. March und Edyon mit ihrer eigentlich verbotenen, zumindest aber unerwünschten Liebe, verdeutlichen den jungen Hörern einmal mehr, dass die Zeit reif ist für Veränderungen, wenn auch nicht in der Gestalt, die Harold sich vorstellt. Dieser ist in seiner Widerwärtigkeit irgendwie schon wieder unterhaltsam.



Die Kriegslisten und Strategien finde ich erstaunlich spannend. Ihre Strategien entsprechen jeweils dem Charakter den Strategen, was ich als besonders reizvoll empfand, den Planer hinter der List zu entdecken. Für Harold geht es allein darum, seine jugendliche Überlegenheit gegenüber Alter und Erfahrung unter Beweis zu stellen, völlig ignorierend, dass er nicht ewig jung und durch den Dämonenrauch gestärkt sein wird. Im Übrigen ist es wohl kaum seine eigene Leistung, wenn der Rauch ihn fast unbesiegbar macht. Die Folgen des Alterns muss Catherine erschreckender Weise feststellen, doch da sie gelernt hat mit Misserfolgen umzugehen, verzweifelt sie nicht.



Die Aufmachung des Hörbuches ist genauso fantastisch und aussagekräftig, wie bei den beiden Vorgängerbänden. Die Klapphülle zeigt eine Karte der Länder, ihrer Grenzen und des nördlichen Plateaus, auf das die Dämonen sich zurück gezogen hatten. Darüber werden die Symbole der 6 Hauptpersonen dargestellt.



Ob ich die Altersempfehlung ab 14 Jahren so optimal finde, wage ich zu bezweifeln, 16 Jahren hätte ich wegen des Dämonenrauchmissbrauchs und der sadistischen Gewalt von Prinz Harold angemessener gefunden.



Ein furioses Finale und ein Aufbruch in neue bessere Zeiten!

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Spannend und mitreißend

Die fremde Spionin (1)
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Dies ist der Auftakt zur Spionin-Triologie, die 3 Jahrzehnte umspannt. Sie beginnt kurz vor der endgültigen Teilung Deutschlands durch den Bau der Berliner Mauer. Die junge Ria Nachtmann hat gerade mit ...

Dies ist der Auftakt zur Spionin-Triologie, die 3 Jahrzehnte umspannt. Sie beginnt kurz vor der endgültigen Teilung Deutschlands durch den Bau der Berliner Mauer. Die junge Ria Nachtmann hat gerade mit 20 ihren Abschluss als Sekretärin bestanden und dank der guten Beziehungen ihrer Adoptiveltern steht sie kurz vor dem Antritt einer Stelle im Außenhandelsministerium der DDR. Vor 10 Jahren kamen Stasi-Offiziere und haben ihre Eltern verhaftet, weil sie trotz ihrer prominenten Stellung in der Regierung kritische Stimmen geäußert haben. Während die Eltern nach Hohen Schönhausen gebracht wurden, wurden Ria und ihre jüngere Schwester voneinander getrennt, um sie dem jeweiligen schlechten Einfluss zu entziehen und sie von linientreuen, kinderlosen Paaren zu sozialistischen jungen Frauen heranziehen zu lassen. Doch Ria ist seither voller Wut und Hass auf diesen Staat, der ihr ihre Familie nahm. Als der BND versucht sie als Spionin anzuwerben, sieht sie darin ihre Chance ihre verlorene Schwester wieder zu finden. Sie hält fortan Augen und Ohren bei der Arbeit offen, während es immer schwieriger wird, scheinbar unbemerkt Informationen in den Westen zu schmuggeln. Denn im BND sitzt ein Maulwurf, dem die Aktivitäten im Ministerium nicht entgehen. Ria steht fortan unter besonderer Beobachtung.

Ich war ja schon länger auf Titus Müllers historische Krimis neugierig, aber eine Reihe über eine Spionin, gelesen von einem Mann, von einem Sprecher von dem ich noch nie gehört hatte? Das hat mich ehrlich gesagt skeptisch und zögerlich gemacht. Oliver Brod hat ein großes Talent die besondere Sprechweise eines Menschen zu imitieren, egal ob Erich Honecker oder Walter Ulbrecht. Reinhard Gehlen. KGB-Killer Fjodor Sorokin oder den berlinernden Alexander Schalck, sie klingen unglaublich lebendig. Wie man an dieser beispielhaften Aufzählung merkt, ist der Anteil männlicher Rollen in der Männerwelt der Spionage und Gegenspionage ausgesprochen hoch. Da dieses Agentenabenteuer teilweise aus Rias Sicht und teilweise aus der sie benutzender Männer geschildert wird, hätte ich es trotz der brillanten Stimmwunders Brod noch besser gefunden, wenn Rias Passagen von einer weiblichen Sprecherin übernommen worden wären. Ich muss aber einräumen, dass ich niemals im Unklaren war, aus wessen Sicht die Geschichte gerade erzählt wird. Das ist jederzeit klar und deutlich. Neben dem Schicksal von Ria geht es nämlich ebenso um das Schicksal des KGB-Killers Fjodor Sorokin, der ebenso wie Ria dank der unangekündigten („niemand hat vor eine Mauer zu errichten!“ sozialistischen Abschottung von seiner Familie getrennt wird. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege. Ria ist auf ungewöhnliche, katzenhafte Weise schön, was ihr bei einigen Männer durchaus zu ihrem Vorteil gereicht. Irgendwie scheinen sie sich für sie verantwortlich zu fühlen, dabei zeigt Ria immer wieder, dass sie eigentlich ganz gut auf sich selbst aufpassen kann.

Sehr gut gefällt mir, dass die Frage nach Gut und Böse nicht ganz so einfach ist. Nach dem 2. Weltkrieg haben teilweise dieselben Menschen in Schlüsselpositionen weitergearbeitet, die bereits unter den Nazis einflussreich waren. So ist es kein Wunder, wenn der ehemalige Nazi-Offizier Gehlen, der erste Leiter des Nachrichtendienstes in Westdeutschland, damals noch Organisation Gehlen, beim Aufbau seiner Strukturen und Durchführung der Missionen kein Pardon kennt. Der BND schneidet nicht so gut ab, aber Geheimdienste sind auch keine Sozialeinrichtungen, sondern eher eine staatlich organisierte Kriminalität. Dabei werden Menschen wie Schachfiguren benutzt, Menschen, deren Schicksale man hier miterlebt. Ria habe ich sofort gemocht, ihren BND Verbindungsoffizier Häner fand ich interessant aber nicht uneingeschränkt sympathisch, da er immer wieder in Konflikt zwischen seinem Gewissen und den Anweisungen seines Dienstherren gelangt. Alexander Schalck, Rias Vorgesetzen im Ministerium ist da schon eine andere Nummer, doch immer wieder, wenn ich dachte „was für ein widerlicher Kerl“ überraschte er mich positiv, indem er sich für Rias Schutz einsetzt, viel stärker als Häner dies jemals vermag.

Ein spannender Spionageschicksalsroman, der mit der Vollendung der Berliner Mauer zu enden scheint und dennoch denkt man, das kann es doch noch nicht gewesen sein. Nein, denn Ria und Sorokin werden noch zwei weitere Bände lang einander immer wieder in schicksalhafter Weise begegnen, schätze ich.

Ich wurde in meiner Neugierde auf diesen Autor nicht enttäuscht und bin gespannt, wie es mit Spionage und Gegenspionage weitergehen wird.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Schicksalshaftes Finale

Meridian Princess 3. Die Macht der Zeit
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Jade ist aufgeregt und besorgt zugleich. Ihr letztes Schuljahr an der Clockmakers Academy in London beginnt, doch sie hat noch nichts von Henry gehört, der bei den Kämpfen am Ende des letzten Schuljahres ...

Jade ist aufgeregt und besorgt zugleich. Ihr letztes Schuljahr an der Clockmakers Academy in London beginnt, doch sie hat noch nichts von Henry gehört, der bei den Kämpfen am Ende des letzten Schuljahres schwer verwundet wurde, als er Jade beistand. Als sie mit ihrer besten Freundin Orla aus Freude über ihr Wiedersehen abends noch ausgeht, müssen Sie auf dem Rückweg beobachten, wie ausgerechnet die Lehrerin für Prophezeiungen mitten auf dem Marktplatz vor ihren Augen mit einem Zeitsprung entführt wird. Sie kann das Ziel gerade noch hören, aber es gibt ihr Rätsel auf. Der sofort informierte Master Gridlock erhöht sofort die Vorsichtsmaßnahmen, ändert die Regeln für den Schulbeginn und nimmt die Verfolgung auf. In seiner Abwesenheit überträgt er dem jungen Peter Polkins statt seiner Stellvertreterin Selda Brice die Leitung der Academy und vertraut seine Prognosemaus Jade an. Selda Brice drangsaliert Jade daraufhin noch mehr als sonst. Dass sie nun mit Orla, Lucy und Henry in einer Art WG zusammenlebt ist da auch kein großer Trost. Lucy und Henry halten sich meistens bei ihrem feindlich gesonnenen Großvater auf und Henry ist völlig verändert und wirkt total kraftlos. Wenigstens Mats Kräfte kehren langsam aber sicher zurück und diese wird er auch dringend brauchen, denn die Jagd nach dem dritten Uhrenzeiger hat gerade erst begonnen und die düsteren Vorzeichen und Angriffe von Cronos Anhängern mehren sich. Die Lage ist mehr als ernst.

Wie ernst es ist, sieht man gleich zu Beginn, als Jade nicht wie sonst mit dem Timeless-Sleeper anreist, sondern von Peter Polkins und Archer Switch mit einem Oldtimer abgeholt wird. Eigentlich nutzen Zeiterben keine Technik, da diese bei Zeitstillständen ausfällt. Aber offensichtlich herrscht ein Ausnahmezustand, der von altgewohnten Pfaden abweichen lässt. Diese Abkehr von inzwischen vertrauten Pfaden finde ich spannend, zieht sie einen immer tiefer in die Geheimnisses der Welt der Zeiterben, diese gespaltene Gesellschaft, von denen die offiziellen Vertreter weiterhin unerkannt unter uns und mit den gewöhnlichen Menschen leben wollen, während Chronos Anhänger diese unterwerfen wollen und die Kontrolle über die Zeit und deren Macht an sich reißen wollen. Eine gruselige Vorstellung, von der wir alle ganz sicher verschont bleiben wollen. Dieser Band ist düsterer und ahnungsschwangerer als die Vorgänger. Geheimnisvolle Prophezeiungen scheinen Jade und ihre Freunde mehr zu verwirren, als ihnen einen Vorsprung vor ihren Gegnern zu verschaffen. Bisher ein für ein Fabelwesen gehaltener Rauchvogel mischt sich nun in den Konflikt ein. Alles steuert auf den finalen Kampf hin, bei dem es immerhin um die Freiheit der Menschheit geht. Die jungen Helden und ihre bisweilen etwas skurrilen Lehrer und Beschützer sind mir immer mehr ans Herz gewachsen. Dabei gefällt mir auch die Aufmachung mit den wunderschönen Illustrationen von Max Meinzold sehr gut! Für Vorbesteller gab es extra ein Zeiterben-Tarot, für die es die Anleitung auf der Homepage der Autorin zum Herunterladen gibt.

Dieser Kampf ist nicht einfach der Kampf zweier für uns normale Menschen unbedeutende Lager. Denn eigentlich geht es um Herrschaftsdenken und Rassismus. Chronos geht es nur um Abstammung und Reinheit von Blutlinien. Vorteile in der Durchmischung der magischen Fähigkeiten, die zur Stärkung der Talente, statt zu deren Abnahme führen kann, zeigt wie wichtig Toleranz und Offenheit sind. Die Bewahrung des Althergebrachten ist nicht stets die Lösung, man muss den Geist offen für alle sich bietenden Möglichkeiten halten. Denn Chronos Gedankengut, ist entsetzlich faschistisch. Hier können sich die jungen Leser mit den Folgen derart eingeschränkter Gedanken- und Verhaltensweisen auseinandersetzen, ohne sich mit deutscher Geschichte auseinandersetzen zu müssen. Kritisches Denken ist auch außerhalb der Schule möglich!

Etwas schade finde ich, dass die romantischen Szenen, die sich im zweiten Band anbahnten, dieses Mal deutlich zurückgefahren wurden und dass Jades romantisches Dilemma auch im Epilog nicht wirklich aufgelöst wird. Darauf hatte ich mich so gefreut, zu erfahren, für wen sich Jade denn nun entscheiden wird. Ich hatte ja einen ganz klaren Favorit. Aufgelöst wird auch der Urspurng des Konfliktes zwischen den zwei Lagern innerhalb der Zeiterbengesellschaft. Hier hat mich leider das Zeitelement nicht überzeugen können, ich bin immer noch mit einigen ungeklärten Fragezeichen zurückgeblieben. Sehr angenehm finde ich, dass am Ende kein kitschiges Happy End steht, sondern es Verluste auf beiden Seiten gibt, die auch Jade herbe treffen. Das macht es deutlich realistischer und zeigt, dass Kämpfe nie wirklich gewonnen werden. Die Verluste sind zu heftig, daher ist es vorher wichtig selbst zu hinterfragen, ob diese nicht vermeidbar sind. Eine schöne Reihe ab 13 Jahren, die in fremde Geheimgesellschaften, mitten unter uns entführt. In mitreißendem Stil werden wir so zu einem Teil einer fremden Schulform mit uns völlig unbekannten Schulfächern, die wir aber sicherlich gerne lernen würden, wenn wir nur könnten!

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Veröffentlicht am 10.06.2021

Intelligent und packend

Ein Bild der Niedertracht
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Langsam gewöhnt sich Karen an ein Leben ohne Phil, vergessen ist er nicht. Hummerfischer ziehen die Leiche eines Mannes aus dem Meer, nachdem seit Jahren wegen des rätselhaften Verschwindens seines Bruders, ...

Langsam gewöhnt sich Karen an ein Leben ohne Phil, vergessen ist er nicht. Hummerfischer ziehen die Leiche eines Mannes aus dem Meer, nachdem seit Jahren wegen des rätselhaften Verschwindens seines Bruders, eines hochrangigen politischen Beamten gefahndet wird. Auch wenn dies ein aktueller Fall ist, landet er auf dem Schreibtisch der Cold Case Unit, da Karen und Jason erst vor zwei Jahren das spurlose Verschwinden des Beamten neu überprüften. Dabei hatten die zwei gerade erst den Fall einer Frau zum Ermitteln bekommen, die in einem Wohnmobil in der Garage ihrer kürzlich verstorbenen Schwester eine skelettierte Leiche fand. Wer ist die Frau und warum wurde sie solange in einer Garage versteckt, statt sie zu vergraben?

In diesem Fall geht auch um Homosexualität, was daran liegen dürfte, dass es die Autorin selbst betrifft. Nun habe ich in der letzten Zeit das Gefühl, dass so ungefähr 50 % aller Bücher die Diversität thematisiert wird, um den Zeitgeist zu treffen. Das ist hier nicht so. Es fühlt sich in diesem Fall nicht nur echt an, sondern hat auch tatsächlich einen zwingenden inneren Zusammenhang, während es im zweiten Fall, einfach nur ein Umstand ohne große Bedeutung ist, der aber eben zeigt, wie unterschiedlich man mit seiner Homosexualität umgehen kann. Gerade diese Umstände, in Verbindung mit dem Zeitelement und den schottischen Besonderheiten gefallen mir besonders gut. Denn Schottland ruft nicht nur nach Unabhängigkeit, das Strafrechtssystem ist ein anderes und auch die Politik ist nicht so konservativ, wie die in London. Das führt tatsächlich auch zu Eigenheiten im Lebensgefühl, man fühlt sich freier, kreativer, innovativer... ganz ähnlich den Bewohnern von Brighton der Hauptstadt der englischen Clubszene, Kunstszene, Drogenszene, Homosexualität.... ach ja, und Studentenstadt. Ein Ort der am Rande von Bedeutung ist, weil dort eine Kunstgalerie abbrannte. Allerdings ist Karen Pirie mit ihrem Assistenten nicht nur in Schottland unterwegs. Der Altfall führt sie nach Frankreich, allerdings nicht mit Assistent Jason, der zwar in seinen Fähigkeiten begrenzt ist, aber absolut loyal, engagiert und bereit und in der Lage, das Beste aus seinen Möglichkeiten herauszuholen. Da Französisch nicht dazu gehört, bekommt Karen dieses Mal Unterstützung von der jungen, eifrigen DS Daisy, die einen Studienabschluss in Französisch hat, für die allerdings einige Begriffe im Studium wohl auch nicht vorkamen. So stutzte ich über den „juge d'instruction“ den Untersuchungsrichter, der ja nicht so geläufig ist und sicherlich beim Hören für ??? im Ohr sorgen wird. Macht nichts, weiter hören, die Erklärung folgt, wenn auch nicht unmittelbar, aber noch vor dem europäischen Haftbefehl. Denn hier geht es um große Zusammenhänge, die Kunstwelt, Identitätsdiebstahl, Geldwäsche, Mord... kein Wunder, dass jemand, dem die akribische Karen Pierie auf den Fersen ist, versucht von der britischen Insel zu fliehen und auf dem Festland unterzutauchen. Sehr komplexe Zusammenhänge, intelligent arrangiert. Ihre Personen haben Ecken und Kanten, die sie mit ihren Grenzen und Stärken einfach menschlich machen, bis auf Karens gefürchtete Chefin aka der Hundekuchen. Eigentlich mag ich es nicht so, wenn Fälle weiblicher Ermittler von Männern gelesen werden. Doch Karen Pierie ist auch eine ungewöhnlich und recht herbe Person. Etwas spröde, hartnäckig, aber irgendwie auch gewinnend. Wolfgang Berger liest sympathisch und abwechslungsreich. Er betont gekonnt, aber natürlich, was ich bei einem Hörbuch dieser Länge sehr angenehm finde. Sehr angenehm empfinde ich nicht nur, dass er den Personen unaufdringliche Stimmcharaktere verleiht, er behält auch die Lautstärke bei, so dass sie gut ausbalanciert ist.

Dieser Fall wurde in der Pandemie geschrieben. Masken und Hygienemaßnahmen kommen nicht darin vor, da die Ermittlungen der Ausbreitung des Virus vorweg eilen. Doch ist die Arbeit ja noch nicht beendet, nur weil man den Schuldigen kennt, es folgen noch die Vorbereitung der Anklage und der Prozess. Hierfür müssen sich die Ermittler in den harten schottischen Lockdown begeben und sich gut überlegen, mit wem sie diesen verbringen möchten, oder ob sie nicht alleine sein wollen. Hier spürt man deutlich das Augenzwinkern der Autorin bei Jasons Wahl und man selbst kann sich noch einmal vor Augen führen, wie gut es uns in Deutschland gegangen ist, wo es lediglich nächtliche Ausgangsbeschränkungen gab.... Es ist der sechste Fall der Cold Case Unit, die man mit jedem Band besser kennenlernt. So knüpft dieser Band an den Vorgänger an, dürfte aber auch ohne Vorkenntnisse gut verständlich sein, da sie kurz zusammen gefasst werden. Hamish tritt selbstverständlicher in Karens Leben, die noch nicht so genau weiß, ob sie dazu schon bereit ist, gerade jetzt wo der Schuldige an Phils Tod nach nur 3 Jahren aus dem Gefängnis frei kommt. Es sind diese Kleinigkeiten, die diesen gekonnt geplotteten Krimi mit Leben erfüllen. Dabei wird Karen immer wieder von Zweifeln geplagt, doch ist sie bereit ihre eigene Position auch in Frage zu stellen. Da ziehe ich meinen Hut. Den deutschen Titel finde ich übrigens sehr gut gewählt...

Ein intelligenter, schlüssig sich entfaltender Krimi, der dieses Mal in ganz andere Bereiche Schottlands und des Verbrechens entführen, den ich wirklich gerne gehört habe und den ich gerne weiterempfehle.

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