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Veröffentlicht am 29.01.2022

Solider Pietmontkrimi mit glaubwürdigen Figuren

Acqua Mortale
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Zum 3. Mal ermittelt der Deutsch-Italienische Journalist Simon Strasser (55) am Lago d'Orta. Eigentlich hatte sich Simon schon auf den Besuch seiner Freundin Luisa zu Ostern gefreut, als sie kurzfristig ...

Zum 3. Mal ermittelt der Deutsch-Italienische Journalist Simon Strasser (55) am Lago d'Orta. Eigentlich hatte sich Simon schon auf den Besuch seiner Freundin Luisa zu Ostern gefreut, als sie kurzfristig absagt. Als er dann auch noch verletzungsbedingt den Halbmarathon nicht mitlaufen kann, wird er knurrig und sieht ihn sich nur seiner Ziehtochter Nicola zuliebe an. Als in der Hitze des Tages ein bekannter Reisunternehmer zusammenbricht, ist er fast froh über seine eigene Verletzung. Doch dann stellt sich heraus, dass er vergiftet wurde. Steckten die Umweltaktivisten dahinter, die ihn wegen der Verwendung unerlaubter Pflanzenschutzmittel anprangern, oder doch eher seine betrogene Ehefrau? Weiß die deutsche Geliebte des Toten mehr? Kommissarin Carla nimmt ihn als Übersetzer mit zum Haus des Opfers, in welches offensichtlich eingebrochen und die Geliebte entführt wurde. Seine Ehefrau gibt sich erstaunlich gelassen und interessiert sich mehr für ihre Pferde. Dann taucht auch noch ein überehrgeiziger Kollege aus Deutschland auf und behauptet, dass der Unternehmer in die Fänge der Mafia geraten sei und mit seiner Hilfe aussteigen wollte. Mit der Mafia mag Simon nichts zu tun haben – zu Recht, wie er kurz danach feststellen muss.

Der Lago d'Orta, der besonders bei Deutschen und Schweizern sehr beliebt ist, ist auch in der Osterzeit eine wunderschöne Kulisse und wieder steht der Reisanbau im Blick der Ermittlungen, aber nicht nur dieser, sondern auch Verwicklungen der klassischen Mafia mit organisierten kriminellen Strukturen in Nigeria. Da dies nun der zweite Krimi ist, der in Italien spielt, in dem auf die enge Verknüpfung der italienischen und nigerianischen organisierten Kriminalität hingewiesen wird (von verschiedenen Autoren) scheint dies ein ganz akutes Problem zu sein. Hier wird es nicht ganz so sehr vertieft und nicht auf die historischen Gründe eingegangen, da dies hier nur ein Nebenerzählstrang ist. Das Leid, dass aus diesen Verbindungen hervorgeht, gerät hier dennoch nicht in Vergessenheit.

Simon ist Journalist und steckt daher gerne seine Nase in Dinge, die ihn nichts angehen und interessiert sich auch für Hintergründe. Dennoch, bei der Mafia macht seine Neugierde Halt, das ist auch für ihn zu gefährlich. Er hat eigentlich ein untrügliches Gespür für Gefahr, auch wenn er diesem nicht immer folgt, aber hier ist seine persönliche Grenze erreicht. Das gefällt mir sehr gut und verleiht dem Krimi Glaubwürdigkeit. Natürlich bringt er sich letztendlich doch in Lebensgefahr, allerdings geht es zu dem Zeitpunkt auch um die Journalistenehre. Diese entspricht leider nicht immer den polizeilichen Richtlinien, so dass es in diesem Band zwischen Simon und Carla nicht nur knistert, sondern auch knirscht. Luisas Abwesenheit macht sich schmerzhaft bemerkbar und Simon spürt deutlich, wie sehr ihre Lebendigkeit und übersprudelnde Lebensfreude nicht nur ihm fehlt. Ansonsten sind aber alle liebgewonnenen Personen wieder mitdabei, egal ob menschlich oder tierisch. Während Nicolas Hund Buffon dieser treu zur Seite steht, bereitet Katzendame Daphne Simon dieses Mal Kopfschmerzen. Doch nicht nur für Daphne gilt: nichts ist wie es scheint! So tappen sowohl Simon als auch Carla lange im Dunkeln, was Täter und Motiv anbelangt. Es spricht für sie und ihren Charakter, dass ihnen so tiefe charakterliche Abgründe wie sie sich ihnen letztendlich auftun, nicht in den Sinn kommen.

Natürlich kommt kein seriöser Italienkrimi ohne kulinarische Versuchungen daher, die den Hörern das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen! Simon ist ein Genießer und schwingt daher auch gerne einmal selbst den Kochlöffel, aber nur für feinste Zutaten.

Tetje Mierendorf hat eine angenehme Stimme, die kurzweilig zu erzählen weiß und von der Stimmlage her, sowohl Männer, als auch Frauenstimmen glaubwürdig interpretieren kann. Die Tracks sind leider sehr lang, im Schnitt eine halbe Stunde. Man sollte daher ein Abspielgerät mit Hörbuchfunktion/Memoryfunktion verwenden.

Ein solider Krimi mit sympathischen und glaubhaften Figuren in traumhafter Umgebung.

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Veröffentlicht am 22.01.2022

Winterliches Wohlfühlhörbuch

Das Inselweihnachtswunder
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Carola (35) ist die Pastorin des Friesendoms auf Föhr. Sie liebt ihren Beruf und ganz besonders die Weihnachtszeit und dennoch fürchtet sie auch nichts so sehr wie diese, wenn alle glücklich aus der Kirche ...

Carola (35) ist die Pastorin des Friesendoms auf Föhr. Sie liebt ihren Beruf und ganz besonders die Weihnachtszeit und dennoch fürchtet sie auch nichts so sehr wie diese, wenn alle glücklich aus der Kirche zu oder mit ihren Familien strömen und auf sie nur ihr leeres Reetdachhäuschen wartet. Warum kann für sie nicht mal ein Wunder geschehen? Geht es nicht vielen anderen auch so? Wäre es nicht schön gemeinsam z.B. in der gemütlichen kleinen Buchhandlung zu feiern? Doch alle, die sie begeistert dazu einladen möchte, lehnen dankend ab! Da ruft sie überraschend der Kollege von der gegenüberliegenden Hallig an, der es nicht rechtzeitig zum Gottesdienst auf die Hallig schafft, ob sie ihn vertreten könnte? Nach der Andacht bittet sie dort der junge Organist Torin, ob sie nicht für seine sterbende Urgroßmutter, die nur noch ihrem Geburtstag an Heiligabend entgegen fiebert, ihn aber wohl nicht mehr erleben wird, jetzt eine Christmette abhalten könne. Erstaunt kommt sie seiner ungewöhnlichen Bitte nach und wird von seiner Großfamilie herzlich aufgenommen. Verblüfft stellt sie fest, wie sehr sie dieses „Weihnachtsfest“ genießt und diese Schummelei ihr kein schlechtes Gewissen bereitet. Auf der Rückfahrt übers Meer, entdeckt sie den erfolgreichen Inselmakler in Seenot und hilft bei seiner Rettung. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse und Carola muss mehr als einmal ihrem Gewissen folgen, um die Dinge gerade zu biegen und einigen Insulanern das schönste Weihnachtsfest zu bereitet. Doch nicht nur kleine Sünden, erkennt der liebe Gott sofort...

Auch wenn Carola gerne ihre sinnliche Seite betont, ist dies ein Wohlfühlhörbuch und keine erotische Geschichte. Sie richtet sich auch eher an ein gesetzteres, reiferes Klientel. Zwar ist Carola durchaus spontan und romantisch und lässt sich auch gerne zu fragwürdigen Aktionen hinreißen, gleichzeitig ist sie aber auch bodenständig und folgt ihrem inneren Kompass. Sie ist jugendlich genug, um nicht flippig, oder als Pastorin unglaubwürdig zu sein, aber nicht bieder und dröge. Sie ist durchaus eine Pastorin, der man wünscht ihr privates Glück endlich zu finden und Weihnachten nicht mehr alleine feiern zu müssen. Wenn sie ihrem moralischem Kompass folgt, hat sich die Juristin in mir teilweise heftig gewehrt, sie findet dann aber doch noch eine sogar für diese akzeptable Lösung, die sich letztendlich auch als absolut fair herausstellt. Als sich der Betroffene schließlich mit ihren Scharaden einverstanden erklärt und sogar mitmacht, wird sogar Gott als oberster Richter an ihren Wegen nichts auszusetzen haben. Warum sollte ich mich also daran stören?

Hier darf auch die Pastorin ihre menschlichen Seiten zeigen und zwar ganz normale Wünsche und Bedürfnisse, ohne dass sie gleich in eine Schmuddelecke gestellt wird. Das gefällt mir sehr gut, ebenso wie die Andeutung des Weihnachtsgottesdienstes zur Erlösung einer sterbenden Seele. Manchmal muss man halt 5 gerade sein lassen. Aber so gut sie es auch meint, so will sich niemand von ihrer Fürsorglichkeit bevormunden lassen und sich zu ihrer Weihnachtsfeier der einsamen Herzen einladen lassen – egal wie nötig sie eine solche Einladung haben mögen. Immerhin ist es ja kein Zufall, dass zu keinem Zeitpunkt im Jahr so viele Selbstmorde versucht werden, wie an Weihnachten. Auch diese Verzweiflung greift Janne Mommsen auf, wenn auch nicht in Person von Carola, sondern von Birgit, der allein erziehenden Putzfrau der Kirche (ja, ich finde es auch ganz wunderbar, dass Birgits Beruf einfach so benannt, und nicht schöngefärbt wird, als wäre es eine Schande gegen Bezahlung sauber zu machen!). Diese hat zwar ihren Kampf ums Glück eigentlich schon aufgegeben, möchte aber dennoch Carolas Einladung nicht annehmen. Es ist wie verhext, doch sie merkt, dass sie ihre Schäfchen mit einem kleinen Kniff dann doch noch zu dem schönsten Weihnachtsfest auf der Insel verhelfen kann, dass sie alle je gefeiert haben und hoffentlich nächstes Jahr wiederholen werden. Am Ende ist wirklich alles gut, so gut, dass es wirklich das Ende sein darf!

Bei dem Tosen der Urgewalten um und auf der Insel, ist man schon sehr froh, sich im Warmen aufzuhalten. Die Besonderheiten des Lebens auf der Insel, die im Winter sehr viel leerer als im Sommer ist, kommt hier sehr gut zum Ausdruck. Ebenso wie die steigenden Immobilienpreise durch reiche Festland-Teilzeitbewohner, die der Inselbevölkerung das Leben schwer machen. Da wird die Inselatmosphäre im Winter sehr gut eingefangen.

Sabine Kaacks warme und reifere Stimme, passt sehr gut zu Carola. Würde sie jünger, flippiger klingen, würden ihre Schäfchen wohl nicht so auf Distanz gehen und sich als Bedürftige fühlen, bei ihrer Einladung. Sie klingt bodenständig und geerdet, aber jung genug, um sich nach Liebe und Geborgenheit zu sehnen. Dieses Widerstreiten zwischen der seriösen Pastorin und der jungen Frau in Carola bringt Sabine Kaacks mit ihrer lebendigen Art sehr gut zum Ausdruck.

Ein wirklich schönes Wohlfühlhörbuch, dass auch nach Weihnachten die Stimmung noch hebt.

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Veröffentlicht am 11.01.2022

Backen mit Wow-Effekt!

Meine Backbox - Das Buch
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Meine Backbox ist eine Erfolgsstory: Backbegeisterte können Überraschungspakete mit mind. 6 hochwertigen Backzutaten/Backzubehör und dem dazu passenden Rezept zum Backen, wahrscheinlich ähnlich wie „Hello ...

Meine Backbox ist eine Erfolgsstory: Backbegeisterte können Überraschungspakete mit mind. 6 hochwertigen Backzutaten/Backzubehör und dem dazu passenden Rezept zum Backen, wahrscheinlich ähnlich wie „Hello Fresh“ fürs Kochen (kenne ich nur, weil es unsere Nachbarn haben) bestellen und sofort nachbacken.

Hier gibt es absolute Rezepthighlights aus dem Angebot, untergliedert in: 1. Einmal um die Welt, 2. Auf die Hand, in den Mund, 3. Der Osterhase kommt, 4. Große Klassiker ganz klein, 5. Beerenstark & tropisch lecker, 6. Herzhaft schlemmen, 7. Advent, Advent...

Die Aufmachung empfinde ich als sehr hochwertig und ansprechend, was sich schon daran zeigt, dass meine jüngste Tochter fast alles nachbacken will, was bei uns tatsächlich aber teilweise an den Zutaten scheitert. Farblich ist das Buch genau auf die beliebten Backboxen abgestimmt, so dass der Wiedererkennungseffekt sofort da ist. Beim Durchblättern lief mir schon das Wasser im Mund zusammen und ich staunte nicht schlecht, so bunt war vieles und sogar glitzerig! Besonders gut gefiel mir, dass es auch saisonale Rezepte wie für Weihnachten und Ostern gibt, aber eben auch Dauerbrenner wie Mini-Bananenbrote, herzhaftes und internationales.

Ich wollte sofort losbacken, stellte aber fest, dass es gerade mal zu dem Brotrezept reichte, weil sonst immer eine Zutat fehlte. Das schnelle Sauerteigbrot war wirklich sehr schnell (denn ich habe immer angesetzten Sauerteig im Kühlschrank) und die Kniffe für die besonders knusprige Kruste waren mir dennoch neu. Es funktionierte super, ich war begeistert. Meine Kinder fanden die Kruste leider zu knusprig, also demnächst wird es gebacken wie immer....

Der Glühwein-Tannenbaumkuchen war solch ein Hingucker, der musste sofort gebacken werden, passt ja super in die Jahreszeit, aber ich hatte so spontan einfach keine 6 Eier mehr übrig.... Ich durfte ihn auch nicht mit Glühwein backen (das ist im Rezept aber auch nicht zwingend vorgesehen), aber dafür waren meine Testesser alle sehr begeistert. Fazit: sehr lecker, aber sehr mächtig. Er war leicht zu backen, meine Tochter hat das Dekorieren übernommen, nachdem ich im Schweiße meines Angesichts den Puderzucker für den grünen Tannenbaumguss gesiebt hatte. Der Kuchen wurde sehr bewundert, aber keiner hatte anschließend mehr ein Bedürfnis fürs Abendessen (es geht auch ohne, Hauptsache der Kuchen schmeckt).

Die glitzernden Chai-Zimtkugeln hatten es mir als Weihnachtsgeschenke angetan. Aber auch hier war das Problem, dass mir die Zutaten fehlten. Chaitee haben wir nicht im Haus, Goldpulver zum Backen auch nicht und schwarzen Johannisbeergelee auch nicht. Dank der Weihnachtszeit bekam ich alles, wenn auch in silbern... dennoch hatte mein Dekogirl bisher noch keine Zeit...

Bei den Mini-Bananenbroten fehlte es mir sowohl an den kleinen Backförmchen, als auch am Kokosmehl und Pflanzendrink... Ich habe dann eine große Kastenform genommen und normales Mehl und Milch und es hat sehr gut geschmeckt. Andere in der Lese- und Backrunde fanden die verwendeten Zutaten Standard, aber so viel Platz habe ich tatsächlich nicht. Ich empfinde Kokosmehl schon als sehr moderne Zutat, die sicherlich zubekommen ist, die ich dann aber wahrscheinlich nur noch für dieses Rezept benötigen werde.

Es sind wirklich ganz köstliche Rezepte im Buch und das Spaghettieis werde ich in der warmen Jahreszeit ganz sicher ausprobieren, aber zum Spontanbacken sind mir viele Zutaten zu modern.
Auch den Japanischen Käsekuchen mit Chai- und Zitrusnote werde ich für mein Mangagirl noch backen, allerdings habe ich Orangenmarmelade und Chaigewürz nicht im Haus. Ich überlege ernsthaft die Marmelade entweder selbst zu kochen oder sie durch andere zu ersetzen... denn bei uns isst niemand Orangenmarmelade, aber wir haben halt einen Japanfan im Haus...

Bei den Rezepten ahne ich meistens welche Zutaten/Zubehör sich wohl in den Backboxen befinden dürften z.B. der Spritzbeutel mit Spaghettitülle für das Eis oder das Goldpulver und Gewürze für die Chai- und Zimtkugeln, oder kleine Mengen der benötigten Marmeladen/Konfitüren.

Die Rezepte sind wirklich so gut erklärt, so wunderschön fotografiert und die Tipps so hilfreich, dass ich die zusätzlichen digitalen Appfunktionen gar nicht benötigt habe. Die Tipps sind auch wirklich vielfältig und da war so einiges dabei, was mir so auch nicht bewusst war und das ich nicht so kannte, obwohl ich gerne und viel backe und gerne Rezepte lese.

Es schmeckte köstlich, wenn auch etwas mächtig und alles sah auch richtig appetitlich aus. Die Ergebnisse sind etwas besonderes (bis auf das Brot, aber das ist für viele ja auch nicht alltäglich), echte Hingucker, aber dadurch auch etwas aufwendiger, wenn auch nicht kompliziert. Die perfekte Deko braucht halt ihre Zeit. Für Fans der Backboxen, werden viele Zutaten selbstverständlich sein, viele waren für meinen Vorrat aber etwas zu modern oder ausgefallen. Sie ließen sich aber kaufen, oder ersetzen, wenn es schnell gehen sollte.

Meine Tochter ist ganz begeistert und so ist es so was wie unser gemeinsames Belohnungsprojekt, die schönsten Rezepte gemeinsam nachzubacken.

Ein abwechslungsreiches Backbuch mit 55 Rezepten mit Wow-Effekt. Für all jene, die auch beim Backen Wert auf Deko und Trends legen.

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Veröffentlicht am 09.01.2022

Winterlich, geheimnisvoll, märchenhaft!

Stella und der Mondscheinvogel
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Nach dem Tod ihrer Eltern wächst Stella freudlos im Waisenhaus auf, bis sie zu einer mürrischen Großtante kommt. Doch auch diese stirbt und nun meldet sich ihr unbekannter Patenonkel, und lädt sie in sein ...

Nach dem Tod ihrer Eltern wächst Stella freudlos im Waisenhaus auf, bis sie zu einer mürrischen Großtante kommt. Doch auch diese stirbt und nun meldet sich ihr unbekannter Patenonkel, und lädt sie in sein Herrenhaus in Wales ein. Stella ist ganz aufgeregt, denn solange sie sich erinnern kann hat sie noch nie in einer Familie gelebt und freut sich besonders auf Sohn Tomos. Am Bahnsteig vertraut ihr ein seltsamer dürrer Mann ein Paket an, dass sie auf keinen Fall öffnen darf und das sie bis zu seiner Rückkehr hüten soll. Als er nicht wieder auftaucht nimmt sie es mit nach Wales. Dort trifft sie einen gedrückten Haushalt in Trauer an. Über Tomos wird geschwiegen, die verbliebenen Dienstboten tragen Trauer und der Admiral und seine Frau weilen in London. Von festlicher Weihnachtsstimmung ist nichts zu spüren. Stella ist tief enttäuscht und öffnet das verbotene Paket. Sie setzt aus ihm einen mechanischen Vogel zusammen, der behauptet ein verzauberter Prinz zu sein. Trotz seiner Warnungen begibt sich Stella auf die Suche nach Tomos, da die Zeit ihn zu retten an Weihnachten endet. Mutig taucht sie in eine magische und gefährliche Welt ein, gefolgt vom zeternden Mondscheinvogel.
Oft empfinde ich Geschichten über abgelehnte Waisenkinder als sehr trostlos, mit Ausnahme der unerschütterlichen Anne Shirley. Aber auch wenn alles nicht so nach Stellas Wünschen und Hoffnungen abläuft, ist sie doch widerborstig und einfallsreich genug, als dass ich die Atmosphäre zwar düster, aber nie deprimierend empfand. Klar, Stella ist eine begeisterte Leserin und vor allem Verehrerin von Sherlock Holmes und möchte eines Tages Schriftstellerin werden. Auch als armes Waisenmädchen fordert sie energisch ihr Recht auf Bildung ein und sucht noch verzweifelt nach ihrem Platz in dieser für sie bisher freudlosen Welt. Kein Wunder also, dass sie anfängt den mysteriösen Verbleib von Tomos zu untersuchen. Auch wenn es gefährlich ist, was bleibt ihr sonst in dieser Einsamkeit zu tun? Das finde ich ausgesprochen sympathisch, auch wenn die Haushälterin sie ständig wegen ihrer forschen, etwas widerspenstigen Art tadelt, bleibt sie sich treu.
Der Anfang ist wirklich sehr vielversprechend und geheimnisvoll, als dieses einsame Mädchen verlassen auf dem kalten Bahnsteig steht. Leider fand ich gerade den Teil in welchem sie sich in Begleitung des ständig meckernden, eingebildeten Mondscheinvogels in die verborgene Welt der magischen Feenwesen eindringt, etwas kurz im Verhältnis zu dem atmosphärisch sehr dichten „Vorgeplänkel“. Dieser Teil ist nicht nur besonders winterlich und geheimnisvoll, sondern auch besonders spannend. Hier werden sämtliche Handlungsfäden miteinander verknüpft und Stellas Fragen, die ihr bislang ständig im Kopf herumschwirrten endlich beantwortet. Ihre Hartnäckigkeit hat sie nicht nur ans Ziel gebraucht, sondern auch wirklich belohnt. Endlich hat sie ihr Glück gefunden! Auch wenn sie natürlich am Ende keinen Prinzen heiratet, wie in einem Märchen, ist aber gerade die Auflösung zum Schluss absolut märchenhaft.
Uve Teschner klingt natürlich nicht wie ein junges Waisenmädchen, doch seine angenehme, besonnene Stimme, gibt der Geschichte etwas märchenhaftes und lässt besonders die eigenartig frostigen Hausangestellten zu Leben erwecken, ebenso wie den krähenkrächzigen Mondscheinvogel. Sobald er den Part der Kinder übernimmt verjüngt sich seine Stimme und wird mal verträumt, mal trotzig, mal entschieden. Seine lebendige Interpretation empfand ich als sehr kurzweilig.
Catherine Fisher entführt klar und verständlich und dennoch bildhaft die jungen Hörerinnen ab 9 Jahren in eine andere Zeit mit knisternden Feuern, Kutschen, Dienstboten, Privatlehrern und in der Bildung für Mädchen nicht selbstverständlich war, sondern ein Privileg. Ihre junge Heldin ist in ihren modernen Einstellungen ihrer Zeit weit voraus! Sie beschwört ein winterliches Ambiente herauf, dessen Kälte nicht nur von Eis und Schnee, sondern auch von Trauer und Verzweiflung genährt wird.
Die Gestaltung des Hörbuchs finde ich wunderschön: winterlich verträumt und doch unkitschig, gleichzeitig auch fantasievoll. Da war ich sofort gebannt und wollte es hören. Ich mag das dunkle, ruhige Grün.
Ein geheimnisvoll magisches Wintermärchen ab 9 Jahren.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Rasant, spannend, aber manchmal zu schnell um schlüssig zu sein!

Auf verlorenen Wegen
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Dies ist der 8. Fall für Jan Tommen, aber wie sich in der Lovelybooksrunde herausstellte, kann man ihn auch ohne Vorkenntnisse gut lesen. Ich kenne einige der Fälle, aber nicht alle:

Jan und Lan sind ...

Dies ist der 8. Fall für Jan Tommen, aber wie sich in der Lovelybooksrunde herausstellte, kann man ihn auch ohne Vorkenntnisse gut lesen. Ich kenne einige der Fälle, aber nicht alle:

Jan und Lan sind frisch verheiratet und eigentlich ist es ein geruhsamer Wintertag in Berlin, als Jan einen Notruf von seinem Hackerfreund Max erhält: er ist auf der Flucht vor der Polizei auf Rügen! Während seines Urlaubs wollte er mit seinen zwei Krimi-Dinner-Kumpels auf der Insel zwei Cold Cases aufklären. Doch ihre Ermittlungen scheinen schlafende Hunde geweckt zu haben. Kriminalkommissar Jan, Pathologin Zoe und Unterweltkenner und Hobbykoch Chandu packen sofort ihre Sachen, um Max zu entlasten. Hierfür steigen sie auch tiefer in Max Ermittlungen ein, die auch heute noch brisant zu sein scheinen. Bereits nach kurzer Zeit ist Max zwar entlastet, aber eine Leiche und ein abgetrennter Arm tauchen in dem sonst so beschaulich, winterlichen Rügen auf. Die Ermittler vor Ort sind nur allzu froh über die inoffizielle Unterstützung aus der Hauptstadt.

Geheimnisvoll und verwirrend geht es los und dieses Grundgefühl zieht sich wie ein roter Faden durch diesen 8. Fall. Ich mag das eigenwillige Team rund um Jan Tommen ja sehr gerne, auch wenn sie nicht immer nach dem Handbuch für brave Polizeibeamte vorgehen. Sie haben interessante Personenkonstellationen, ein hohes Tempo und gerne mal einen überraschenden Twist. Ich finde es sehr amüsant, wie die chice Großstädterin Zoe maulend, über die unwirtliche, ziemlich verlassene Insel jenseits der Saison stapft und Chandu versucht seine Freunde kochend bei Laune zu halten, während Max bedauert, dass es auf der Insel doch nicht so viel technischen Schnickschnack der neuesten Generation gibt, wie er es gewohnt ist. Jan fühlt sich eingeengt in seinem Schaffen, weil er keinerlei polizeiliche Befugnisse auf Rügen hat, einfach nicht sein Revier. Dazu kommt ein Fall in dessen Mittelpunkt 4 jugendliche Außenseiter stehen, von denen einer 2002 unter noch ungeklärten Umständen in einem Naturschutzgebiet, während eines Sturms, ermordet wurde und von den drei anderen seither jede Spur fehlt. Immer wieder scheint alles auf diesen Cold Case zu zeigen, den Max willkürlich ausgegraben hat, nur so als Freizeitbeschäftigung. Wie schaffen es drei Minderjährige sich in Luft aufzulösen, vor allem da sie schulisch keine Leuchten waren? Wovon sollen sie seither leben? Wer könnte hinter ihnen her sein? Doch bleibt es nicht bei dem einen Mord. Es folgt ein Mordanschlag auf Carina, die zuständige Ermittlerin für Rügen, gefolgt von zwei weiteren Leichenfunden und einer Entführung. Es verdichtet sich, das Tempo zieht an, doch dann überschlagen sich die Ereignisse und die Auflösung kommt mir persönlich zu schnell. Dabei finde ich einen entscheidenden Hinweis leider unmöglich in der Ausführung und das Motiv für all dieses Leid vielleicht nicht ganz überzeugend. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass ich nie in solch einer Situation war. Wenn man relativ privilegiert aufwächst, hat man ein anderes Selbstverständnis und blickt auch zuversichtlicher in die Zukunft. Zum Glück für Jan und seine Freunde, ist ihnen eine derartige Kindheit und Jugend auch erspart geblieben. Wobei, wenn ich mich recht erinnere, hat es Zoes Familie und Vergangenheit auch in sich, wenn auch anders....

Spannend, kurzweilig, aber leider auch nicht immer ganz schlüssig.

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