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Veröffentlicht am 04.01.2018

Schöner christlicher Adventskalender

Der Schlunz und das Rätsel im Weihnachtskeks
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Der Schlunz ist ein Junge, der von Familie Schmidtsteiner im Wald gefunden wurde. Er leidet unter Gedächtnisverlust und kann sich einfach nicht mehr erinnern, auch nicht an seinen Namen, daher wird er ...

Der Schlunz ist ein Junge, der von Familie Schmidtsteiner im Wald gefunden wurde. Er leidet unter Gedächtnisverlust und kann sich einfach nicht mehr erinnern, auch nicht an seinen Namen, daher wird er Schlunz genannt. Dies ermöglicht auch viele kindgerechte Erklärungen innerhalb der Geschichten, das sein Gehirn ganz vieles neu lernen muß, auch Glaube und Bibelkenntnisse, denn Familie Schmidtsteiner ist nicht nur sehr christlich, sondern praktiziert ihren Glauben auch. So, wie die Dame vom Jugendamt ihre Aufgabe ernst nimmt und regelmäßig nach dem „Jungen aus dem Wald“ schaut. Dieser hat immer eine Menge unterhaltsamer Ideen im Kopf, stellt Fragen und hinterfragt.

Dies ist eine Adventsgeschichte, die am 1. Dezember beginnt. Die Kinder haben in der Schule gewichtelt und jeder soll seinem Wichtel ein kleines Geschenk rund um Weihnachten machen. Der Schlunz hat das natürlich wieder total vergessen und denkt erst wieder daran, als er auf der Türschwelle einen Weihnachtskeks mit seinem Namen, aber ohne Absender findet. In dem Keks ist ein Zettel mit einem Bibelspruch eingebacken. Das bringt ihn zum Grübeln, über den Spruch und die Identität des Wichtels. Fortan findet er jeden Tag an ganz verschiedenen Stellen, aber eben meist in der Schule, einen neuen Bibelvers. Das ist für ihn sehr spannend und er will mal wieder den Dingen und der Bedeutung auf den Grund gehen. Neben dieser Ermittlungstätigkeit passieren ihm natürlich wieder einige Pannen, er unterhält seine Mitmenschen mit seinen verrückten Ideen, über die sich nicht alle gleich freuen und manchmal bringt er Mutter Schmidtsteiner auch zur Verzweiflung oder nervt den Onkel. Aber er hat das Herz am rechten Fleck und so kann man ihm nie lange böse sein.

Es sind 24 einzelne Geschichten, die z.T. aufeinander aufbauen, aber nicht immer. Sie spielen nunmal alle innerhalb der gleichen Adventszeit. Die Geschichten sind recht kurz und daher auch für Grundschüler geeignet.

Ich hatte aufgrund der bisherigen Rezensionen mehr Chaos durch den Schlunz erwartet, so etwa im Sinne von Michel aus Lönneberga, aber so schlimm ist er gar nicht und wie Michel gilt auch bei dem Schlunz: Unfug plant man nicht, das wird es schon ganz von alleine! Er ist ein liebenswerter Kerl und seine typischen Kindererlebnisse kommen in einigen Kapiteln mehr und in anderen weniger stark vor. Auf jeden Fall hat er mich zum Schmunzeln und Nachdenken gebracht. Es bleiben aber immer die Bibelverse, die zum Nachdenken anregen. Einige fand ich für Kinder schon sehr ungewöhnlich schwer zugänglich und habe gestaunt, wie locker flockig der Schlunz da einen Berührungspunkt zu seinem Leben fand, mir ist da nicht immer auf Anhieb was eingefallen. Aber der Schlunz ist halt wirklich sehr aufgeschlossen für alles, vielleicht, weil er nicht durch bestehende Erinnerungen festgefahren ist. Ganz ohne Vorbehalte geht er daher auf seinen muslimischen Mitschüler zu und erkundigt sich nach seinem Glauben und der Bedeutung von Weihnachten für den Islam. Da er so offen und freundlich ist, nimmt man ihm das nicht krumm, sondern lernt noch selbst dazu.

Unser Nachbarsjunge Jonathan war wieder völlig begeistert und flog so durch die Seiten und auch seine Mutter hatte große Freude an der Geschichte. Ich persönlich hätte mir noch etwas mehr Schlunzchaos gewünscht, habe ihn aber wirklich für seinen Mut und seine Unbekümmertheit bewundert.

Ein tolles Buch für alle Familien, die gerne in der Weihnachtszeit ein Adventskalenderbuch lesen möchten, das wirklich sich mit den Weihnachten zugrundeliegenden Gedanken und dem Glauben beschäftigen wollen. Für solche, für die Weihnachten inzwischen schon völlig losgelöst von Christi Geburt ist, wohl eher ungeeignet, sofern sie nicht über einen so offenen Geist wie der Schlunz verfügen.


Veröffentlicht am 26.12.2017

Dieser Teil ist noch spannender!

Alea Aquarius 3 Teil 2. Das Geheimnis der Ozeane
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Schweren Herzens hat Alea ihren Vater zurückgelassen. Nachdem sie lange auf diese Begegnung hingefiebert hatte, ist sie von der Kolonie der überlebenden Meermenschen an Land sehr enttäuscht. Sie hält es ...

Schweren Herzens hat Alea ihren Vater zurückgelassen. Nachdem sie lange auf diese Begegnung hingefiebert hatte, ist sie von der Kolonie der überlebenden Meermenschen an Land sehr enttäuscht. Sie hält es dort nicht aus, da es für sie kein Leben, sondern eher ein dahinvegetieren ist. Daher setzt sie all ihre Hoffnungen in Dr. Orion, der wie sie Halbmensch/Halbmeermensch ist und sowohl Medizin an renommierten Menschenuniversitäten studiert hat, als auch als Roix die Heilkünste der Meermenschen beherrscht. Sie hofft, daß er es schafft ein Gegenmittel gegen das für die Meermenschen tödliche Virus in den Meeren zu entwickeln und will sich ihm als Versuchsperson anbieten, immerhin ist sie gegen das Virus komplett immun. Als sie Dr. Orion endlich finden, erleben sie mehr als eine Überraschung, nicht nur was den legendären Doktor anbelangt, auch die Stimmung innerhalb der Alpha Cru scheint irgendwie zu kippen und was verschweigt Lennox ihr? Hat ihre Liebe überhaupt eine Chance?
Dieses Hörbuch wird ab 10 Jahren empfohlen. Fast alle Mädchen lieben Nixen und Meerjungfrauen und das Cover lässt eigentlich jedes weibliche Herz höher schlagen, aber die Empfehlung hat auf Grund des Themas Liebe durchaus seine Berechtigung. In diesem Hörbuch küssen sie sich! Ihhhhh! Meine 8 jährige Tochter liebt Alea auch, aber dieses Küssen ist schon ekelig! Dennoch unschädlich und auch jüngere Geschwister können gefahrlos mithören, ohne vorzeitig zu pubertieren. Da es ab 10 Jahren empfohlen wird, heißt es auch Küsschen und Händchenhalten ja, aber das war es dann auch schon, es ist ja auch nicht das alleinige Thema dieser magischen Abenteuergeschichte! In diesem Band geht es hoch her und er ist noch spannender als Teil 1 von Band 3.
Schon beim Lesen des Buches hatte ich mich schon sehr über Aleas Naivität gewundert, aber der Blick in die Augen meiner kindlichen Zuhörer bestätigte mir, nur die Mütter sind so verdorben, die Zielgruppe ist ebenso arglos und vertrauensvoll wie Alea, was ich ja eigentlich auch sehr schön und beruhigend finde. Somit trifft es auch genau den Nerv der jungen Mädchen.
Neben der Spannung und dem Gefühl kommt aber auch die Botschaft der Autorin nicht zu kurz, daß jeder etwas zum Erhalt und Schutz unserer Umwelt und der Meere tun kann und es auch dringend tun sollte. Die Lage der Ozeane ist ernst und die Verwendung von Plastiktüten kann jedes Kind einschränken und sollte es einmal dennoch unvermeidbar erscheinen, sollten diese fachgerecht entsorgt werden. Aber Achtung: es gibt eine Müllmafia, die die ordnungsgemäße Müllverwertung zu lästig findet und lieber ohne Arbeit reich wird. Daher ist es ganz wichtig, an der Vermeidung von Plastikmüll anzusetzen. All dies wird altersgerecht eingebettet und beeindruckt nachhaltig. Tanya Stewner findet genau die richtigen und verständlichen Worte für ihre jungen Fans. Ja, die Autorin hat viele junge Fans, nicht nur Dank Alea Aquarius, sondern auch schon Jüngere durch ihre Liliane Susewind Reihe. Allerdings hat Tanya Stewner noch viele weitere schöne Bücher für Kinder und Jugendliche geschrieben, dies sind nur ihre bekanntesten Reihen.
Laura Maire ist zu Recht eine preisgekrönte Hörbuchsprecherin. Ihre junge frische Stimme hält einem während dieses wirklich spannenden Abenteuers in Atem. Gebannt lauscht man ihrer wohlmodulierten und angenehmen Stimme. Sie ist weiblich warm, aber weder piepsig noch kreischend, selbst in den aufregendsten Szenen weiß sie einen zu packen und das auf angenehmste Weise.
Gegen Ostern haben wir das Buch gelesen und relativ kurz danach Teil 1 gehört. Bei Teil 2 war ich schon wieder erstaunt, wie viel ich schon wieder vergessen hatte und war sehr froh über diese Auffrischung meiner Kenntnisse des Alea Reichs, bevor es im Frühjahr mit Band 4 weitergeht. Ich bin mir ganz sicher, daß wir vorher alle 4 bisher erschienenen Hörbücher noch einmal durchhören. Aleas Welt ist sehr komplex und so ist es wie bei Harry Potter sehr ratsam, sich vor dem Erscheinen des neuen Bandes, sämtliche „Fakten“ nochmals in Erinnerung zu rufen.
Das Hörbuch ist wirklich toll und hat meine Große während ihrer zweiwöchigen Erkrankung wunderbar von den Schmerzen abgelenkt, aber auch hier gilt der gleiche Abzug wie bei Teil 1: ich finde es sehr schade, daß der 3. Band in zwei getrennte Hörbücher mit jeweils 4 CD’s aufgeteilt wurde, dennoch finde ich es so besser, als die Geschichte auf kostengünstige MP3 zu brennen. CD sind einfach für Kinderhörbücher das weitaus bessere Medium. Sehr gut finde ich allerdings, daß im Beiheftchen eine ziemlich gute Zusammenfassung dessen enthalten ist, was bisher geschah. Das hilft gerade denen, die die übrigen Hörbücher nicht kennen oder deren Lektüre der Bücher schon etwas länger zurückliegt. Auch eine vollständige Trackliste jeder CD ist in dem Beiheft aufgeführt.
Ein tolles Hörbuch, das wir uns aber in einem in einem Teil gewünscht hätten mit 8 CDs.

Veröffentlicht am 22.12.2017

Sehr sensibler Umgang mit wichtigen Eltern-Kind-Themen

Bluma und das Gummischlangengeheimnis
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Die 9 jährige Bluma steht mit Mathe auf Kriegsfuß und wünscht sich sehnlichst ein Haustier. Doch ihre Eltern meinen, daß sie alle viel zu wenig zu Hause wären und keine Zeit für ein Tier hätten, das ginge ...

Die 9 jährige Bluma steht mit Mathe auf Kriegsfuß und wünscht sich sehnlichst ein Haustier. Doch ihre Eltern meinen, daß sie alle viel zu wenig zu Hause wären und keine Zeit für ein Tier hätten, das ginge nicht. Ausgerechnet als Bluma sowie schon grübelt, weil sie nicht weiß, wie sie ihren Eltern die 5 in der Mathearbeit beibringen soll, entdeckt sie ein Schild am Nachbarszaun, daß der süße Hund Flocki in gute Hände abzugeben ist, weil sein Frauchen ins Altersheim muß. Ein Hund mit allem Drum und Dran, für umsonst da könnten ihre Eltern eigentlich nicht nein sagen, wenn da bloß die 5 nicht wäre. Spontan besucht sie die Besitzerin und stellt sich vor, Flocki mag sie sofort. Ihre Freundin Rosa scheint ihre Sorgen jedoch nicht zu verstehen und will unbedingt mit ihr am Ameisenprojekt arbeiten, aber da hat Bluma keinen Kopf vor. Als sie zu ihrer Lieblingsnachbarin Alice geht, hat diese erstmals kein offenes Ohr für sie und hört nicht richtig zu. Als Alice kurz zum Telefonieren die Küche verlässt, nimmt sich Bluma heimlich eine von Alice magischen handgefertigten Gummischlangen aus dem Glas. Sie sind Alice spezielles Sorgenfressergeheimnis, wenn man sie ganz langsam kaut, findet man für jedes Problem eine Lösung. Nur bei Bluma klappt das nicht, kaum hat sie den Kopf von ihrem Diebesgut abgebissen, fühlt sie sich noch elender, da sie das schlechte Gewissen plagt. Sie sucht Rat bei ihrer Mutter, doch die hat keine Zeit, weil sie für eine 14-tägige Dienstreise packt und reist ab, ohne mit Bluma zu sprechen. Ihre Probleme scheinen unlösbar zu werden.
Dieses Buch stieß bei uns auf geteiltes Echo. Meine eine Tochter mag prinzipiell keine Bücher, bei denen ihr der Name der Heldin nicht gefällt und wir konnten uns auf keinen Alternativnamen einigen. Außerdem hat sie kein Verständnis für eine Fünf in Mathe, das ist doch einfach, Englisch ist schwer. Und was die Gummischlange anbelangte, da fühlte sie sich wohl noch ertappter. Für dieses Kind wäre das Buch eigentlich optimal gewesen, aber ich denke, da stand einfach das schlechte Gewissen im Weg.
Die andere Tochter mag keine Bücher, in denen gestohlen wird, das ist nicht das erste Mal, daß sie diese Bedenken gegen ein Buch hegt. Da dies der Grund ist, warum ich die „Unendliche Geschichte“ nicht weitergelesen habe, weil man doch keine Bücher stehlen darf, habe ich dafür Verständnis.
Mir hat das Buch eigentlich sehr gut gefallen, ich hatte allerdings ein Problem, das ich häufiger mal habe: Die Eltern haben überhaupt keine Zeit für ihre Tochter! Wie kann ich denn so naiv sein zu glauben, daß eine Neunjährige Mathe lernt, nur weil man schimpft und es quasi befiehlt?! Die schauen noch nicht einmal die Hausaufgaben nach und wundern sich dann, daß ein Grundschulkind, das schon sehr früh, sehr selbstständig sein muß, die Fächer meidet, die es nicht mag. Das ist vorprogrammiert. Auf die Idee ihrer Tochter Mathe zu erklären, kommen beide Eltern nicht, obwohl der Vater Psychologe ist und die Mutter Sprachwissenschaftlerin.
Sehr gerne mochte ich Alice, die Nachbarin, eine Rechtsanwältin im Ruhestand, die ihr Leben nun gestaltet, wie es ihr gefällt und daher malt. Sie ist eigentlich die Ruhe in Person und sehr einfühlsam. Sie macht sich die Sorgen und Beobachtungen, die Blumas Eltern anstellen sollten.
Das Buch behandelt das sehr wichtige Thema, daß Sorgen, Nöte und ein schlechtes Gewissen bis ins unermessliche zu wachsen scheinen, wenn man nicht über sie spricht. Gemeinsam lassen sich Probleme besser lösen und einige lösen sich sogar in Luft auf, weil sie sich im Gespräch als reine Missverständnisse entpuppen.
Sehr schön finde ich Blumas und Rosas Forschergeist, die sich für Insekten und die Natur interessieren. Leider zeigen auch hierfür Blumas Eltern nur wenig Verständnis. Vielleicht bin ich da etwas hart, aber da ich als Selbstständige vollberufstätig bin und mein Mann viel unterwegs, weiß ich, daß das man in solchen Situationen Prioritäten setzen muss, aber die sollten für mich beim Kind liegen und nicht beim Haushalt.
Sprachlich ist Blumas Geschichte sehr kindgerecht abgefasst und mit der nötigen Prise Humor verpackt. Die Erlebnisse von Vater und Tochter alleine zu Hause werden sicher für einige Lacher sorgen. Da ich auch die Geschichten von Pernilla kenne, war es für mich sehr schön, daß Bluma Pernillas Cousine ist, auch wenn diese Vorkenntnis für dieses Buch ohne Belang ist. Der kleine Hinweis zwischen den Zeilen ist nur ein nettes Bonbon für Pernilla Fans.
Zeitmangel zum Zuhören, ist für mich das eigentlich zentrale Problem, das dieses Buch behandelt und sehr wichtig. Denn auch Bluma nimmt sich zu wenig Zeit für ihre Freundin Rosa, weil sie viel zu sehr mit sich selbst und ihren Problemen beschäftigt ist. Sie erlebt es zu Hause selbst nicht anders. Zum Glück gibt es Nachbarin Alice und so findet das Buch noch ein gutes Ende, bei dem alle Beteiligten einsehen, daß sie an ihrem Verhalten arbeiten müssen und auch tatsächlich etwas daran ändern.
Die Illustrationen von Ulrike Möltgen sind sehr außergewöhnlich und erinnern mich an japanische Tuschezeichnungen. Meine Töchter hatten leider dennoch keinen Blick für sie, obwohl sie ein japanisches Bilderbuch haben, dass sie sehr mögen, sie waren wahrscheinlich einfach schon zu voreingenommen gegen das Buch.
Dieses Buch sollten Eltern unbedingt gemeinsam mit ihren Kindern lesen, damit sie sich von Zeit zu Zeit auch mal selbst an die eigene Nase fassen können und ihr eigenes Verhalten überdenken.
Ein gutes Buch, das zum Nachdenken und Diskutieren anregt und sicherlich die Leser nicht gleichgültig lässt. Ich überstimme diesmal meine Töchter mit 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Jane Austens Anti-Heldin!

Lady Susan
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Lady Susan ist eine für ihre Schönheit, ihre Anmut und ihren Charme gepriesene Schönheit, trotz ihrer reifen 35 Jahre sieht sie mindestens 10 Jahre jünger aus. Doch so schön und anmutig ist auch ist, so ...

Lady Susan ist eine für ihre Schönheit, ihre Anmut und ihren Charme gepriesene Schönheit, trotz ihrer reifen 35 Jahre sieht sie mindestens 10 Jahre jünger aus. Doch so schön und anmutig ist auch ist, so zweifelhaft ist auch ihr Ruf, sie ist nicht nur ein gesellschaftlich akzeptabler Flirt. Frisch verwitwet zieht die verarmte Lady mit ihrer 16 jährigen Tochter Frederica zu ihrer Freundin Alicia, die mit einem reichen, aber älteren und gesundheitlich sehr eingeschränkten Mann verheiratet ist. Dort verdreht sie sowohl dem Ehemann des Mündels ihres Gastgebers, als auch dem Verlobten von dessen Schwester den Kopf. Letzterer ist ein reicher junger Mann von Stand, mit besserem Seh- als Urteilsvermögen, der daraufhin Frederica einen Heiratsantrag macht, sehr zum Gefallen von Lady Susan und zum Missfallen der Erwählten. Ehe sie vor die Tür gesetzt werden kann, lädt sie sich bei ihrem Schwager ein, dessen Vermählung sie vor 6 Jahren zu verhindern versuchte und bringt ihre Tochter, die ihre Liebe zu Intrigen und Affairen nicht teilt, in ein Pensionat für höhere Töchter. Auf dem Sitz ihres Schwagers droht Langeweile, bis der jüngere, schneidige Bruder ihrer Schwägerin auftaucht, der schon von ihrem Ruf so einiges gehört hatte.
Lady Susan sticht aus dem Werk der Autorin wirklich heraus. Anders als ihre sonstigen Heldinnen ist sie nicht sympathisch und schon gar nicht naiv oder ungestüm. Ich bin froh, daß ich es nicht wie Northanger Abby mit Anfang 20 gelesen habe, sondern sehr viel später. Emma fand ich damals auch anfangs ziemlich unsympathisch, wie selbstgerecht sie mit dem Schicksal ihrer Freunde und Bekannten spielt! Aber als ich älter wurde, bekam ich Verständnis, sowohl für ihre Langeweile, als auch ihr wohlmeinenden Absichten. Diese kann man Lady Susan beim besten Willen nicht unterstellen. Auch sie taktiert und manipuliert, aber stets mit ihrem eigenen Wohl im Blick und völlig blind gegenüber den Bedürfnissen und Wünschen ihrer Mitmenschen, allen voran ihrer Tochter, die sie verabscheut, da sie ihr nicht ähnelt, außer daß auch sie ausgesprochen hübsch ist, aber nach ihrem Vater kommt. Die Doppelzüngigkeit und Intrigen machen Spaß, aber mögen kann man Lady Susan nicht. Da hat es ihre Gegenspielerin, ihre Schwägerin beim Zuhörer deutlich leichter, ebenso wie Frederica, die in ein schlechtes Licht zu rücken, Lady Susan sich in ihrem Briefen, äußerst bemüht. Sprachlich finde ich Jane Austen wieder brillant, auch in der Übersetzung macht ihre äußerst differenzierende und treffende Ausdrucksweise Spaß. Gerade die Briefwechsel zwischen Lady Susan und Alicia Johnson bereiten in ihrer Boshaftigkeit viel Vergnügen, so nahm Jane Austen eigentlich schon die alternativen Tatsachen vorweg, als sie Alicia erkennen ließ: „Tatsachen sind einfach schreckliche Spielverderber!“. Allerdings hat Lady Susan in ihrer Schwägerin eine ebenbürtige Gegnerin gefunden, die aufgrund der Erfordernisse ebenfalls ums Taktieren und Ränkeschmieden nicht umhinkommt, wenn auch mit deutlich edleren Motiven.
Leider endet der Briefwechsel etwas abrupt, zum einen, weil ihrer Freundin Alicia der Kontakt zu Lady Susan untersagt wird und zum anderen, weil die übrigen Protagonisten an einem Ort vereint sind und somit keinen Anlass mehr haben, miteinander zu korrespondieren. Da hat sich Jane Austen wohl selbst in ein Dilemma gebracht, obwohl sie durchaus einen Plan für den Ausgang des Romans hatte. Dieses Ende des Romans wird dann auch, anders als der Haupteil, erzählt. Das Ende ist auch durchaus befriedigend, da jeder erhält, was er verdient.
Sehr gut gefällt mir die Aufmachung dieses Hörbuches, das als Klassiker ein Booklet enthält, daß auch Jane Austen Neulingen einen Überblick über deren Leben und Wirken vermittelt, als auch dieses für die Autorin sehr untypische Werk zeitlich und inhaltlich zu positionieren versucht. Allerdings hätte ich mir gewünscht, daß auf der Rückseite des Booklets, dessen Cover ein sehr herrschaftliches Anwesen zeigt, ein Personenverzeichnis abgedruckt wäre. Diese Rückseite ist frei und da es sich um einen Briefroman handelt, der somit zu Beginn keine Einführung in die Personen und ihre Beziehungen enthält, wäre ein solches Kurzverzeichnis sehr hilfreich. Nach mehrmaligem Hören konnte ich alle Briefe gut einordnen, aber sofern man nicht auf dem Sofa liegend das Hörbuch hört, sondern nebenbei noch Auto fährt oder etwas anderes macht, kann man beim ersten und zweiten Hören etwas durcheinander kommen, was einfach an der Natur des Genres liegt.
Eva Mattes überrascht mich stets beim Hören. So empfinde ich sie als Schauspielerin oft als recht kühl und bisweilen schroff, während ihre Stimme sowohl warme Stimmungen und Persönlichkeiten, als auch die hinterlistige Perfidie und Doppelzüngigkeit von Lady Susan sehr gut zur Geltung bringt. Sie wird Jane Austens Werk absolut gerecht.
Ich liebe Jane Austen und ihre Sprache bereitet mir immer wieder von neuem Vergnügen, egal, wie oft ich ihre Werke lese, höre oder sehe. Dennoch gibt es einen Punktabzug, da der Wechsel von Briefwechsel zu recht kurzer Zusammenfassung des Romanendes doch etwas abrupt ist und nicht von ihrer üblichen Eleganz. Auch wäre eine Vorstellung der Protagonisten auf Grund der Erzählform hilfreich gewesen, für diejenigen, die dieses Werk noch nicht kennen.
Eine Autorin, die auch 200 Jahre nach ihrem Tod ihren Reiz nicht verloren hat und zu recht unsterblich wurde, durch ihr Werk. Ich bin sehr froh, über diesen Neuzugang in meinem CD-Regal, da der Roman wirklich toll umgesetzt wurde. 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Richtig schöne Freundschaftsgeschichte aus dem hohen Norden

Aklak, der kleine Eskimo - Ein Wal für alle Fälle
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Dies ist das 3. Abenteuer des kleinen Eskimojungen Aklak, seinem Schlittenhund Tuktuk, seiner Freundin Iklik und all den anderen Kindern aus der kleinen Dorfschule, sowie ihren tierischen Freunden vom ...

Dies ist das 3. Abenteuer des kleinen Eskimojungen Aklak, seinem Schlittenhund Tuktuk, seiner Freundin Iklik und all den anderen Kindern aus der kleinen Dorfschule, sowie ihren tierischen Freunden vom Glatzkopffelsen. Dem Scheehasen Ole, der nicht ganz so schlau ist, Robbe Ramona, Schneehuhn Ilse, der Ole immer auf die Füße tritt und natürlich Walkind Norbert, der in diesem Band groß raus kommt.
Im hohen Norden, im ewigen Eis ist es Sommer, dennoch liegt dort mehr Schnee, als bei uns im Winter und ohne Handschuhe sollte man nicht vor die Tür. Stiefel und dicke Jacken sind selbstverständlich! In der Zwergschule im Dorf ist die Aufregung groß: Ein Schulausflug steht an und die nette Lehrerin hat eine besondere Überraschung angekündigt. Als Aklak und Iklik den Tieren nach der Schule von dem bevorstehenden Ausflug erzählen, sind diese ganz traurig. Ihre Tierschulen unternehmen so spannende Ausflüge nie! Aklak hat nun ein schlechtes Gewissen und bekommt einen Albtraum. Am nächsten Tag scheint sich der Traum zu erfüllen und Aklak wird ganz traurig, bis Iklik ihm den Kopf zu recht rückt.
Auch in diesem 3. Band findet man bei den Verlagshinweisen, die Erläuterung zum Wort Eskimo, daß dieses definitiv kein diskriminierendes oder hässliches Wort ist. Es ist es altes Nordamerikanisches Wort, dessen eigentliche Bedeutung noch nicht zweifelsfrei feststeht. Da es nicht diskriminierend gemeint ist, benutzen es auch viele Eskimos selbst.
Da die Kinder in diesem Buch alle Klassen von der 1. Bis zur 3. Klasse besuchen, eignet es sich sehr gut zum Vorlesen, als auch für geübte junge Leser zum Selbstlesen. Die reichhaltigen farbigen Bilder lockern den Text auf, der relativ groß gedruckt ist, allerdings nicht in Fibelschrift, also dem Schrifttypus von Schulfibeln. Die Bilder strahlen eine große Freundlichkeit aus und Henrike Wilson schafft es, dass die Kinder durchaus alle unterscheidbar sind, obwohl sie alle in dicke Felljacken, Stiefel und Handschuhe tragen.
Meine jüngste Tochter 8 Jahre, mag diese Reihe sehr gerne, wegen der verhaltenen Spannung und der freundlichen Verbundenheit unter den Kindern und Tieren. Alle halten zusammen und niemand wird gejagt, bis auf die namenlosen Fische die für den scharfen Fischeintopf benötigt werden. Es ist eher ein Buch für ruhigere Kinder, mit Fantasie und Harmoniebedürfnis. Die ganze Gruppe erlebt eine abenteuerliche Schnitzeljagd, mit Pannen. Nur dank ihrer ganz unterschiedlichen Begabungen können sie das Rätsel lösen. Die Kinder verstehen die Sprache der Tiere, aber ansonsten gibt es nur ganz normale Abenteuer. Aklak erfreut sich an der Spannung des Alltags, ganz ohne Drachen oder Bösewichte. Auch das Gute kann durchaus aufregend sein und ist für die Zielgruppe auch als Gute-Nacht-Geschichte so besser geeignet. Hoch im Norden ist die Welt noch in Ordnung.
Anu Stohner weiß, wovon sie schreibt, sie wurde immerhin in Helsinki geboren, lebt aber mittlerweile als frei Autorin und Übersetzerin am Rhein. Für ihre Übersetzungen aus dem Englischen, Schwedischen und Finnischen wurde sie vielfach ausgezeichnet. Zu ihren bekanntesten Büchern gehört „Das Schaf Charlotte“, „die kleine Schusselhexe“ oder „Der kleine Weihnachtsmann“, die alle in Zusammenarbeit mit Henrike Wilson entstanden.
Henrike Wilson selbst studierte in Washington D.C. und Köln Malerei und Grafikdesign. 2007 wurde sie für ihre Illustrationen mit dem New-York-Times-Award ausgezeichnet.
Ein wirklich schönes Buch zum Vorlesen und Selberlesen dem wir gerne 4 von 5 Sternen geben.