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Veröffentlicht am 06.09.2022

Hochspannung bis zum Schluss und eine Mordserie voller Blut und Rätsel

Stille blutet
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Atemlos – nicht nur durch die Nacht sondern durch jede einzelne Seite und jedes Kapitel. Bis zum schaurigen Ende voll Überraschungen!
Der Thriller hält alles und noch viel mehr, was ich als treue Anhängerin ...

Atemlos – nicht nur durch die Nacht sondern durch jede einzelne Seite und jedes Kapitel. Bis zum schaurigen Ende voll Überraschungen!
Der Thriller hält alles und noch viel mehr, was ich als treue Anhängerin von Ursula Poznanski von ihren Büchern kenne, erwarte und inzwischen auch gewohnt bin: Eine raffiniert und dabei gut nachvollziehbar und zugänglich konstruierte Geschichte, interessant und glaubhaft ausgearbeitete Figuren und vor allem ein Plot, bei dem mir regelmäßig und immer und immer wieder der Atem stockt.
Mit „Stille blutet“ stellt Poznanski uns ein neue Ermittlerin vor. Fina Plank ist nicht die typische Heldin. Von ihrem Kollegen gemobbt und selbst kritisch und unzufrieden mit ihrem Äußeren muss sie ihren Platz in dem Kommissariat erst finden und sich mit ihren Fähigkeiten und einem guten Instinkt unter Beweis stellen. Die aktuelle Mordserie bietet ihr hierfür Möglichkeiten und Herausforderung genug, denn die Fälle erscheinen in ihren Motiven und Zusammenhängen undurchsichtig, das Vorgehen des Täters mehr als rätselhaft.
Und diese Fragezeichen gepaart mit einer nicht enden wollenden Spannung und einem Lesevergnügen, das durch die Seiten treibt und über die Zeilen fliegen lässt, hält sich durchgängig und auf hohem Niveau bis zum großen Finale. Auch, wenn nicht alle Rätsel gelöst zu sein scheinen und zugleich Lust auf mehr und den Folgeband machen, steht eines für mich doch ohne Frage fest: Poznanski ist auch mit „Stille blutet“ ein Pageturner gelungen – und zugleich ein neues Lieblingsbuch für all diejenigen, die von ihren guten Geschichten verwöhnt sind und Nerven wie Drahtseile haben.

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Veröffentlicht am 06.08.2022

Schillernd, humorvoll und ein Ermittler, der ins Herz geht

Der letzte Schrei
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Schrill, fesselnd und mit viel Esprit und Wortwitz – Yonatan Sagivs „Der letzte Schrei“ ist ein Fest! Und sich gemeinsam mit dem Privatermittler Oded Chefer auf die Spur des Mörders zu begeben, gleicht ...

Schrill, fesselnd und mit viel Esprit und Wortwitz – Yonatan Sagivs „Der letzte Schrei“ ist ein Fest! Und sich gemeinsam mit dem Privatermittler Oded Chefer auf die Spur des Mörders zu begeben, gleicht einem wilden Ritt durch die Höhen und Tiefen der Tel Aviver Gesellschaft, deren oberen Zehntausend, ihre queeren Communitys und auch ihre sozialen und moralischen Abgründe.
Ein Popsternchen wieder zum Strahlen zu bringen und den Grund für ihre tiefe Traurigkeit zu ermitteln, ist denn schon als Auftrag durchaus ungewöhnlich für einen Detektiv. Chefer selbst ist dies ebenso mit wenig Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten, analytisch und chaotisch zugleich in seinem Vorgehen und mit einer Identität als queere Person, über sich selbst in der weiblichen Person sprechend. Emotionen, soziale Beziehungen und seine Rolle in diesen beschäftigen ihn sehr und lenken ihn kurzzeitig immer wieder von seinen Ermittlungen ab, lassen ihn sein Ziel jedoch nie aus dem Auge verlieren.
Fernab des üblichen ist auch das Milieu, in dem Chefer seine Ermittlungen aufnimmt. Im Dunstkreis eines PR-Moguls und einer alternden Popdiva stößt er auf allerlei Ungereimtheiten und darauf, dass viel zu viel Geld auch viel zu viele Schlupflöcher vor Recht und Gesetz und Raum für ein Wertesystem des Hedonismus und Selbstbezugs bietet.
Die Figuren und deren Umfeld des LGBTI-Sternchen mag für einen Kriminalroman ebenso schillernd sein, wie es die Figuren zum Teil selbst sind. Auch heute ist Transsexualität noch mit vielerlei Klischees und Vorurteilen belegt, die Sagiv augenzwinkernd aufnimmt, verwirft und soziakritisch einen Blick hinter die Fassade aus Schminke und schönem Schein richtet. Die Dialoge und Ausführungen über Gendertheorie und die Möglichkeiten und Fragen, die sich auftun, gesellschaftlich geschaffene Zuweisungen als reines Konstrukt anzuerkennen, sind dabei ebenso klug wie humorvoll. Den mahnenden Zeigefinger erhebt Sagiv jedoch nie, Geschichte und Charaktere wirken für sich selbst.
„Der letzte Schrei“ hat auch bei mir seine Wirkung nicht verfehlt – gerade auch, weil er so viel mehr ist als ein gut konstruierter Krimi. Er ist ein Spiel mit den Geschlechtern und ihren Rollen, ein Blick auf das, was so selbstverständlich sein sollte. Und es doch häufig noch nicht ist. Vor allem aber ist er ungewöhnlich witzig, ungewöhnlich unterhaltsam und eine große Freude von der ersten bis zur letzten Seite.

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Veröffentlicht am 23.07.2022

Eine Welt der Dunkelheit – Kämpfe, Schlachten und Vampire

Das Reich der Vampire
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Ein Ritt in die Hölle und zurück – das war es, wie sich die Geschichte für mich anfühlte. Und der Ritt war gut, sehr gut sogar!
Jay Kristoff entwirft eine Welt, in der die Menschen die Vorherrschaft verloren ...

Ein Ritt in die Hölle und zurück – das war es, wie sich die Geschichte für mich anfühlte. Und der Ritt war gut, sehr gut sogar!
Jay Kristoff entwirft eine Welt, in der die Menschen die Vorherrschaft verloren haben. Der Tagestod, die verminderte Strahlkraft der Sonne, hat sie zu Gejagten gemacht und zu Futter – für die Vampire und weitere Geschöpfe und Wesen der Dunkelheit. Diesen Kreaturen und dem nahenden Ende der Menschheit stellt sich der Orden der Silberwächter entgegen, deren Brüder – halb Mensch, halb Vampir – über sagenumwobene Fähigkeiten und den unbändigen Willen zu Kampf und Sieg verfügen. Und dabei geht es dann auch schon mal – oder vielmehr: beständig – blutig und grausam zu. Schwachen Gemütern oder Lesern mit einem empfindlichen Magen sei die Lektüre daher nicht angeraten.
Da Horror und Gedärme mich allerdings so gar nicht schrecken – ganz im Gegenteil! –, war die Geschichte ein Riesenspaß, eine großartige Unterhaltung und ein episches Lesevergnügen für mich. Mit Gabriel und seinem stotternden Schwert Flammenzunge durch die Welt aus Dunkelheit und Schrecken zu reisen, bedeutete für mich Spannung, völlig überraschende und unerwartete Wendungen und Kämpfe und Schlachten, die sich gegenseitig überboten – an Anzahl und Qualität der Gegnern, Kreativität der Verletzungen und Orten und Kulissen des Blutvergießens.
Dazu passend ist auch die Sprache der Figuren häufig hart, direkt und ja, ich möchte sagen, auch vulgär. Passt zudem Setting und tat meinen Ohren nicht weh, überrumpelte sie zu Beginn allerdings ein wenig. Das schaffte allerdings auch die Leichtigkeit, mit der Jay Kristoff es sich gestattete, sich von liebgewonnenen Charakteren zu trennen – und so auch den Leser*innen Schmerz zuzufügen. Oder anders: Es wird nicht nur gelitten, sondern auch gestorben. Und zwar kräftig. Doch manchmal bewahrheitet sich auch das Sprichwort: Totgesagte leben länger.
Jay Kristoff hat 1157 g oder auch 1019 Seiten beste Dark Fantasy geschaffen! Ich habe mit Gabriel gelitten, gehofft und hätte am liebsten noch mein imaginäres Schwert gezogen – so sehr hat mich die Geschichte gefesselt, begeistert und in ihren Bann gezogen. Das Buch war jede Seite, jedes einzelne Gramm wert. Und auch, wenn meine Hände noch schmerzen von dieser monumentalen Lektüre, kann ich es schon jetzt kaum erwarten, den nächsten Band in eben diesen zu halten.

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Die Flucht in die Wildnis – back to the roots als letzter Ausweg

Die neue Wildnis
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Ein bequemes Bett oder ein Schlafplatz auf dem Waldboden? Der Gang in den Supermarkt oder die Jagd auf wilde Tiere? Das Siechtum Deines Kindes oder eine letzte Chance auf sein Überleben?
Um das Leben ihrer ...

Ein bequemes Bett oder ein Schlafplatz auf dem Waldboden? Der Gang in den Supermarkt oder die Jagd auf wilde Tiere? Das Siechtum Deines Kindes oder eine letzte Chance auf sein Überleben?
Um das Leben ihrer Tochter zu retten, entscheiden sich Bea und Glen zu einem ungewöhnlichen Schritt: Als Teilnehmer einer Studie lassen sie die Stadt mit ihren krankmachenden Lebensbedingungen hinter sich und durchwandern als Teil einer Gruppe die schier endlose Weite des Wildnisstaates. Das Leben als Nomaden verlangt ihnen dabei alles ab, und neben Unterernährung, Verletzungen und Todesfällen sind es vor allem die sozialen Konflikte, die den Mitgliedern zusetzen und einen Großteil ihrer Gedanken und Kräfte einnehmen.
Trotz all der Widrigkeiten scheinen Bea und Glen ihr ursprüngliches Ziel erreicht zu haben: Ihre Tochter Agnes wächst zu einem starken, selbstbewussten Mädchen heran, wird Teil der sie umgebenden Natur und Ordnung, emotional dabei verschlossen und abweisend ihrer Mutter gegenüber.
Bestimmt wird das Leben der Gruppe jedoch nicht nur von der Wildnis und den Lebensbedingungen, welche diese ihnen bietet, sondern auch von den Rangern als Vertreter des Staates, die mit Vorgaben, Regelungen und Sanktionen die Menschen sowohl auf deren Wanderungen lenken als auch deren Annehmlichkeiten auf ein absolutes Minimum beschränken – und sie dabei scheinbar zunehmend ihrer Willkür aussetzen.
Der Einbruch der Außenwelt in das abgeschottete Leben der Gruppe lässt zunehmend Fragen nach dem Fortbestand der Studie wie auch nach Vorgängen in dem Wildnisstaat aufkommen, welche darauf hindeuten, dass zentrale Informationen und Entwicklungen deren Mitgliedern vorenthalten werden. Doch wie soll es für die Menschen weitergehen, wenn sie tatsächlich die Wildnis verlassen müssen? Die Ungewissheit über die eigene Zukunft zerrt nicht nur an den Nerven der einzelnen sondern scheint sie in dieser zentralen Frage auch als Gruppe zu spalten.
Dass wir Menschen in den Industrieländern verschwenderisch mit unseren Ressourcen umgehen, ist uns bekannt, die Auswirkungen dessen mögen sich viele von uns aber nur ungern vor Augen führen. Diane Cook scheut sich nicht davor, ein mögliches Szenario aufzuzeigen, wohin uns Klimawandel, Umweltverschmutzung und Überbevölkerung führen können. Das alles gelingt ihr, ganz ohne den „mahnenden Zeigefinger“ zu erheben sondern ausschließlich in Form eines packenden Pageturners – der vielleicht nicht mehr lange im Bereich der Science Fiction bleiben wird.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Eine Schnitzeljagd, die uns den Atem stocken lässt

RABBITS. Spiel um dein Leben
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Ein Hase, der uns auf eine rasante Jagd durch Zeit und Raum schickt und dabei neckisch sein Spiel mit uns treibt – das gibt es in der Tierwelt wohl nur selten. Und in der der Fantasy- und Spannungsliteratur ...

Ein Hase, der uns auf eine rasante Jagd durch Zeit und Raum schickt und dabei neckisch sein Spiel mit uns treibt – das gibt es in der Tierwelt wohl nur selten. Und in der der Fantasy- und Spannungsliteratur sicherlich auch. Und wenn es Meister Lampe dann noch schafft, meine Nacht zum Tag und das Frühlingswochenende zu einem Lesemarathon zu machen, bin ich schwer beeindruckt.
Doch Terry Miles zeigt mit „Rabbits“ nicht nur, dass er es vermag, seine Leserinnen und Leser mit seiner intelligent konstruierten, raffiniert verschachtelten Geschichte an das Buch zu fesseln, er besitzt zudem auch eine ganz besondere Fähigkeit: der Logik und Physik zu misstrauen und seinen eigenen Verstand infrage zu stellen. Denn seine Figuren müssen sich auf ihrer Schnitzeljagd in einer Welt mit ihren scheinbar ganz eigenen Naturgesetzen zurechtfinden, und wenn der Zufall durch eine Kette von Hinweisen abgelöst wird, erhält auch die Uhrzeit 4.44 ihre ganz eigene Bedeutung.
Was dem Spaß dann noch die virtuelle Krone aufsetzt, sind die wunderbar nerdigen Figuren, die Miles für seine Hasenjagd geschaffen hat: äußerst verschroben, extrem cool und jetzt schon kultverdächtig. Und ans Herz wachsen sie den Leserinnen und Lesern zudem – auch, wenn deren Rolle, die sie in dem geheimnisvollen Spiel sowie zueinander einnehmen, teils undurchsichtig und vor allem dem steten Wandel unterworfen ist. Denn: Nichts ist wie es scheint.
Neben all der atemlosen Spannung schafft es „Rabbits“ mit viel Mysteriösem und scheinbar Metaphysischem jedoch auch, Fans von „Akte X“ zu überzeugen, also diejenigen unter uns, welche die Wahrheit hinter dem Offensichtlichen vermuten und sich eben kein Kaninchen für einen Hasen vormachen lassen. Denn wie sagten schon Mulder und Scully so schön: „The truth is out there“. Und bis diese für Rätselraten und zahlreiche Spielrunden als Gewinn und Krönung der Geschichte lockt, erwartet die aufmerksamen Leserinnen und Leser ein tierisches Vergnügen, ein schiere Flut an Kreativität und Fantasie und sicherlich auch die eine oder andere durchwachte Nacht. Und pünktlich um 4.44 Uhr klingelt der Wecker.

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