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dear_fearn

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2020

Lehrreich, aber auch etwas deprimierend

Unkraut vergeht nicht
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Ach du meine Güte, die ersten Kapitel dieses Buchs haben mich echt auf dem falschen Fuß erwischt. Achtung: Nicht entmutigen lassen!

Peter Hakenjos schreibt von seinen Erfahrung mit dem Anlegen seines ...

Ach du meine Güte, die ersten Kapitel dieses Buchs haben mich echt auf dem falschen Fuß erwischt. Achtung: Nicht entmutigen lassen!

Peter Hakenjos schreibt von seinen Erfahrung mit dem Anlegen seines Gartens. Dabei geht unheimlich viel schief und auch seine Fazits am Ende eines jeden Kapitels haben mich dabei ganz schön runtergezogen. Ich wollte eigentlich ein paar Tipps abstauben, fühlte mich dann aber teilweise nur noch demotiviert. Heißt das etwa, egal, was man versucht, es wird schief gehen? Na prima, das sind ja gute Aussichten für unser Gartenprojekt...

Aber nein, dranbleiben lohnt sich und das Ganze mit Humor zu betrachten, hilft dabei. Schließlich lässt sich doch aus allen Fehlern lernen: Sagt das Pflanzenetikett "schnellwüchsig" bedeutet es "wuchernd", das Anlegen eines Teichs kann ganz schnell ein ohrenbetäubendes Froschkonzert mit sich bringen und brillanten Bildern in Hochglanzgartenbüchern ist nun wirklich überhaupt nicht zu trauen!

Nun gut, schlechte Stimmung beiseite schieben und die Ratschläge zu Herzen nehmen! Nachdenken, belesen und genau überlegen, was man möchte. Und dann: machen!

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Kapuuut?

QualityLand 2.0 (QualityLand 2)
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Den ersten QualityLand-Teil habe ich geliebt. Ich habe die helle Ausgabe und hatte zwischenzeitlich mit einer Freundin getauscht, die die dunkle hat. Das Buch ist bissig, witzig, etwas schockierend, aber ...

Den ersten QualityLand-Teil habe ich geliebt. Ich habe die helle Ausgabe und hatte zwischenzeitlich mit einer Freundin getauscht, die die dunkle hat. Das Buch ist bissig, witzig, etwas schockierend, aber vor allem schlau. Weniger witziger Schlagabtausch als beim Känguru zwar, aber trotzdem auf seine eigene Art genauso gut. Teil 1 sollte man unbedingt gelesen haben, bevor man hiermit startet.

Nach den ersten 2.0-Seiten war ich schon überzeugt und all die Figuren aus dem ersten Teil mit ihren Charaktereigenschaften kamen mir wieder in den Sinn, auch ohne die Auffrischung zu Beginn. Allerdings rücken sie in eine andere Konstallation, da Peter nun wieder als Maschinentherapeut arbeiten darf und unter anderem Mickey therapiert, Sandra Admin einen neuen Arbeitsplatz hat und Henryk Ingenieur sich nun auch freiwillig mit Peter abgibt.
Die Geschichte hat mehrere Schauplätze, was mir persönlich sehr gut gefällt. Das bringt richtig Spannung rein, da jeder seine ganz eigene Story verfolgt. Zufälle und Nicht-Zufälle verbinden alles miteinander.

Super gelungen finde ich die Figur des Puppenspielers. Böse, aber mit Verbindungsproblemen. Außerdem gelingt es Marc-Uwe immer wieder so toll, auch die unwichtigen Nebenfiguren wie die Anzugheinis in Szene zu setzen und mit einzubeziehen.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Sehen können

Der Winter des Bären
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Mila lebt mit ihren zwei Schwestern und ihrem Bruder in einem Häuschen im Wald. Seit ihre Mutter gestorben und ihr Vater fortgegangen ist, leben die vier Kinder allein im seitdem herrschenden Winter. Der ...

Mila lebt mit ihren zwei Schwestern und ihrem Bruder in einem Häuschen im Wald. Seit ihre Mutter gestorben und ihr Vater fortgegangen ist, leben die vier Kinder allein im seitdem herrschenden Winter. Der Frühling will einfach nicht wiederkommen und während des Ausharrens und Wartens wird die Nahrung immer knapper, da der Wald kaum noch etwas zu geben hat.

Als einige Männer das Häuschen der Kinder aufsuchen, verschwindet Oskar über Nacht, ohne Vorwarnung. Sanna vermutet, dass ihr großer Bruder sie willentlich verlassen hat, doch Mila hat in der Nacht etwas gesehen und zudem Eigenartiges an den Männern bemerkt, wie zum Beispiel eine goldene Schnur, die um Stiefel der Männer gewickelt war. Als sie sich am Morgen auf die Suche nach Oskar begeben, findet Mila eine solche Schnur. Sie reisen in die nächstgelegene Stadt, um sich dort nach ihrem Bruder zu erkundigen, und als Mila dort vom Zauberer Runde angesprochen wird, beginnt eine abenteuerliche Reise.

Schon die ersten Seiten haben mich gefangen genommen, allein durch die wunderbar bildreiche Sprache bei der Beschreibung der Natur. Die Namen der Kinder sind sehr schön nordisch angehaucht (Mila, Pípa, Oskar und Sanna) und die beschriebene Umgebung macht einen skandinavisch-rauen Eindruck. Der Erzählstil ist geradlinig, einfach verständlich, aber spannend. Zwar ist es eine Geschichte für Kinder, aber auch ich als Erwachsene konnte ihr viel abgewinnen, denn es geht um Mut, Zusammenhalt, wachsame Beobachtungen und das Vertrauen in sich selbst. Es ist ein Wintermärchen, das mit den Einstieg in die dunkle Jahreszeit leicht gemacht hat.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Wanderfüße

Zugvögel
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Franny Stone hat Wanderfüße. Sie hat sie von ihrer Mutter geerbt, weshalb sie die Bürde trägt, nie lange an einem Ort verweilen zu können, ob sie will oder nicht. Die Wanderung, die in diesem Buch beschrieben ...

Franny Stone hat Wanderfüße. Sie hat sie von ihrer Mutter geerbt, weshalb sie die Bürde trägt, nie lange an einem Ort verweilen zu können, ob sie will oder nicht. Die Wanderung, die in diesem Buch beschrieben wird, ist allerdings eher eine Seereise. Franny reist mit den letzten Zugvögeln, den Seeschwalben. Sie will ihre Reise in den Süden verfolgen, um sie vor dem Aussterben bewahren zu können, denn sie sind die letzten lebenden Zugvögel. Alle anderen Vögel sind ebenfalls dabei, auszusterben.

Charlotte McConaghy ist sehr wortgewandt und erzeugt mit ihren Worten eine einmalige Kulisse. Den Fjord, die bunten Holzhäuschen, die Kälte - da beschreibt jemand Grönland von seiner schönsten Seite und vor allem so eindrucksvoll, dass man die eisige Salzluft fast schmecken kann.

Aber lang ist von Grönland nicht die Rede, da Frannys Reise dort nur beginnt. Sie überzeugt den Kapitän eines Fischereischiffes, den Zugvögeln zu folgen. Fische gibt es schon lange kaum noch, entsprechend niedrig sind die Fangquoten. Franny verspricht, dass die Zugvögel auf ihrer Reise gen Süden bei ihrer Nahrungssuche ganze Fischschwärme ausfindig machen werden und Ennis, der Käpt'n, endlich den "Goldenen Fang" machen wird.

Allerdings ahnt weder Franny, auf welche verdrehte Crew sie sich einlässt, noch weiß die Crew, wie beschädigt Franny eigentlich ist. Sie hatte kein leichtes Leben, hat vieles verdrängt, spricht wenig (und selten die Wahrheit), weil sie viel schlimmes erlebt hat. Von einem spricht sie jedenfalls oft: Von ihrem Mann Niall.

Anfangs ist alles ein einziges Rätsel. Frannys Vergangenheit wird in Rückblenden Stück für Stück offenbart. Sie ist grausam, blutig, teilweise liebevoll und zärtlich, aber vor allem holt sie sie Stück für Stück ein, bis beide Erzählstränge miteinander im Ende der Geschichte münden, das mich als Leserin ziemlich sprachlos zurückgelassen hat. Klare Leseempfehlung für dieses spannende und düstere Buch!

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Herzwärme in arktischer Kälte

Kalmann
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Dieses Buch hätte ich gern langsamer gelesen. Ich hätte gerne noch mehr Kalmann, noch mehr Island... ach, einfach noch mehr von allem gehabt!

Am Anfang habe ich nicht so richtig verstanden, worum es ...

Dieses Buch hätte ich gern langsamer gelesen. Ich hätte gerne noch mehr Kalmann, noch mehr Island... ach, einfach noch mehr von allem gehabt!

Am Anfang habe ich nicht so richtig verstanden, worum es im Buch eigentlich gehen wird. Kalmann ist ein erwachsener, aber durch seine Behinderung auch ein besonderer Mann. Er ist der Ich-Erzähler und mit ihm erlebt man als Leser nicht nur die Ereignisse in der Geschichte, sondern auch all seine Gedanken, die nicht immer bei der Sache bleiben, sondern abschweifen und noch so viel mehr offenbaren, als einen simplen Erzählstrang. Aufgewachsen ist Kalmann bei seiner viel-arbeitenden Mutter, erzogen wurde er deshalb von seinem Großvater, der ihm mehr beibrachte, als die Schule es konnte. Er kann jagen, über 500 Jahre alte Gröndlandhaie fangen, Gammelhai einlegen und weiß genau Bescheid über die Welt! Sein Leben im verschlafenen, isländischen Nest Raufarhöfn ist geregelt und gleichmäßig. Er hat seinen besten Freund Noí und Magga, die ihn regelmäßig in Großvaters Heim fährt. Sein amerikanischer Vater hat ihm ein paar wenige Dinge vermacht, unter anderem eine alte Mauser (Pistole), einen Sheriffstern und einen Cowboyhut, die Kalmann voller Stolz trägt. Er ist der Sheriff von Raufarhöfn.

Dieser Sheriff wird auch gebraucht, denn bei einem seiner einsamen Streifzüge durch die isländische Natur auf der Jagd nach einem unruhestiftenden Polarfuchs, stößt Kalmann auf eine Blutlache am Arctic Henge. In kürzester Zeit wird das verschlafene Raufarhöfn von Polizei und Presse wachgerüttelt, Suchaktionen und Befragungen der Bewohner werden unter Leitung von Polizistin Birna durchgeführt. Aber keine Sorge, Kalmann ist da.

Dieses Buch ist so hübsch geschrieben. Kalmann ist unbedarft und einfach, aber dabei auch ausgesprochen weise. Er weiß genau Bescheid, das merkt man gleich. Sein kindlicher Blick auf die Welt hat mir gut gefallen. Oft musste ich durch seinen möglicherweise unbeabsichtigten Humor beim Lesen laut lachen. Selbst wenn im eigentlich sehr spannenden und rätselhaften Kriminalfall mal streckenweise nichts außergewöhnliches passiert ist, hatte mich Kalmanns Gedankenwelt trotzdem im Bann.

Kalmann mínn, du hast diese Geschichte zu meinem Lesehighlight 2020 gemacht.

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