Besser als Teil 1
Gläsernes Schwert (Die Farben des Blutes 2)"Gläsernes Schwert" macht das besser, was mich im ersten Teil der Reihe am meisten gestört hat: Das World-Building. Man wusste schon zu Beginn des Buches worauf man sich einlässt und konnte sich in Mares ...
"Gläsernes Schwert" macht das besser, was mich im ersten Teil der Reihe am meisten gestört hat: Das World-Building. Man wusste schon zu Beginn des Buches worauf man sich einlässt und konnte sich in Mares Welt viel besser zurechtfinden.
Die Handlung war insgesamt sehr spannend, es gab kaum eine Seite zum Durchatmen, weil so viel passiert ist. Mare gefällt mir entgegen anderer Meinungen sehr gut. Sie ist alles andere als perfekt und manchmal trifft sie Entscheidungen, die der Leser als Außenstehender vielleicht anders getroffen hätte. Aber sie ist unfreiwillig und unvorbereitet in dieser Situation gelandet und versucht das Beste daraus zu machen. Sie erlangt dadurch und durch die Beschreibung ihrer Gedanken und Gefühle eine ungeheure Tiefe, sodass man das Gefühl hatte sie richtig zu kennen.
Leider ist das bei vielen anderen Charakteren meiner Meinung nach etwas untergegangen. Man lernt in dem Buch so viele neue Leute kennen, die allesamt einzigartig sind und ich hätte mir gewünscht, mehr über ihren Hintergrund und ihre Beweggründe zu erfahren. Aber vielleicht wird das in den Nachfolgern auch noch aufgeholt.
Was mir sehr gefallen hat, ist, dass das Buch neben der offensichtlichen Storyline auch, zumindest im Ansatz, tiefgründigere Fragen behandelt hat. Der Umgang mit Schuld und Verantwortung zieht sich durch das gesamte Werk. Zum Nachdenken gebracht hat mich die Frage, wie lange und mit welchen Mitteln man Unrecht bekämpfen kann, bis man selbst Unrecht übt. Dafür muss man ein wenig zwischen den Zeilen lesen, was bei dem sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil jedoch gut möglich ist.
Kritik gibt es von mir aber noch dafür, dass der Schreibstil besonders zur Mitte des Buches zwischendurch etwas gezwungen wirkte. Das hat mich teilweise aus der Story geholt. Man findet aber schnell wieder rein. Außerdem konnte ich die Reaktionen von Mares Wegbegleitern auf ihre Entscheidungen häufig nicht nachvollziehen. Keiner hat wirklich Verständnis für ihre Situation gezeigt, obwohl sie wussten, was sie bis dahin durchmachen musste. Dadurch war sie sehr allein, was ich an einigen Stellen sehr schade fand.