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Veröffentlicht am 22.05.2024

Mehr als nur Homosexualität in Irland

Die Sache mit Rachel
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Das Cover mit breitem Rahmen und Buchtitel in Pink spricht sicher jüngere Leserschaft an. Zu Beginn des Romans beschreibt Rachel als Redakteurin bei der Hibernian Post, einer Zeitung für Iren in Großbritannien, ...

Das Cover mit breitem Rahmen und Buchtitel in Pink spricht sicher jüngere Leserschaft an. Zu Beginn des Romans beschreibt Rachel als Redakteurin bei der Hibernian Post, einer Zeitung für Iren in Großbritannien, die Toy Show , eine spezielle Ausgabe der irischen Chatshow The Late Late Show. Die Toy Show schweigt jährlich auf RT One Ende November oder Anfang Dezember, um mit der Weihnachtseinkaufssaison zusammenzufallen, und zeigt die beliebten Spielzeuge des Jahres, wie sie vom Gastgeber präsentiert und von verschiedenen Kindern auf der Bühne zusammen mit Auftritten von prominenten Gästen demonstriert werden. Als schwangere Journalistin schreibt sie Artikel über die Abtreibungsdebatte in Irland, interviewt Aktivisten, Menschen von Marie Stopes International für Familienplanung, Menschen, die ihre Töchter und Frauen durch Komplikationen bei der Entbindung verloren hatten. Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und gleichgeschlechtliche Ehe war in Nordirland als einem der letzten Länder in Europa verboten, während in Großbritannien Schwangerschaftsabbrüche seit 1967 und die Ehe gleichgeschlechtlicher Partner seit 2014 legal sind. Auch die Finanzkrise in Irland spielt im Roman eine wichtige Rolle mit 16 Banken und Immobiliengesellschaften auf der Suche nach staatlichen Kapitalspritzen. Neben diesen historischen Fakten geht es um komplexe Beziehungen, enge Freundschaften, Wirren in der ersten Liebe mit interessanten Twists. Der Schreibstil lässt die Entwicklung zwischen den verschiedenen Charakteren subtil erblühen, was auch für spannende Rückblicke im Irischsein generell und im Irischsein im Ausland zulässt. Die Szenerie spielt im katholischen, irischen Cork um 2010 mit seiner homosexuellen Kulturszene und in London und New York ab 2011. Ein interessanter geschichtlicher Rückblick ummantelt von emotionalen und finanziellen Konflikten.

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Veröffentlicht am 21.05.2024

Eine wunderschöne Lektüre.

In den Farben des Dunkels
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Der Pirat und die Bienenzüchterin, beides Sonderlinge, lernen sich im Kindesalter 1975 im Heimatstädtchen Monta Clare im Mittleren Westen der USA kennen und schätzen. Deren Freundschaft reicht über mehr ...

Der Pirat und die Bienenzüchterin, beides Sonderlinge, lernen sich im Kindesalter 1975 im Heimatstädtchen Monta Clare im Mittleren Westen der USA kennen und schätzen. Deren Freundschaft reicht über mehr als 30 Jahre. Nach der Entführung und langer, dunkler Gefangenschaft des 13-jährigen Patch kämpft Saint um ihn und seine Obsession um die geheimnisvolle Grace aus bedingungsloser Liebe zu ihm. Die Erzählweise und die Wortwahl sind ausgesprochen ideal gewählt, einfühlsam, lebendig und voller Atmosphäre durch großartige Detailbeschreibungen. Auch die Nebenfiguren sind liebevoll bzw. dramatisch beschrieben zwischen viel Mitmenschlichkeit, unerwartetem Schicksal und endlich erfüllter Hoffnung. Auch voller Spannung verfolgt man diese grandiose Odyssee quer durch die USA, denn oft geht es – auch auf der Suche nach Grace - um Leben und Tod, Verzweiflung und Ausweglosigkeit. Kurz thematisiert werden auch Reizthemen wie Abtreibung und Homosexualität. Malerei zur Bewältigung von Traumata spielt hier eine Rolle. Sowohl eine feinfühlige Liebesgeschichte als auch ein spannender Kriminalfall um einen Serienmörder erwartet den Leser. Ein vollendeter Lesegenuss!

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Veröffentlicht am 18.05.2024

Was für ein fantasievolles Inselleben mit einem Bären.

Cascadia
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Das Cover wirkt unwirklich, etwas verwirrend mit dem blauen, von links eingeschobenen Detail in der Natur von Kaskadien, die Gebiete des kanadischen British Columbia und der US-Bundesstaaten Washington ...

Das Cover wirkt unwirklich, etwas verwirrend mit dem blauen, von links eingeschobenen Detail in der Natur von Kaskadien, die Gebiete des kanadischen British Columbia und der US-Bundesstaaten Washington und Oregon. umfassend. Inhaltlich erinnert dieser Roman sehr an das Märchen Schneeweißchen und Rosenrot der Gebrüder Grimm. Auch hier sind die Hauptfiguren Elena und Sam (Samantha) als Schwestern einander sehr verbunden trotz ihrer unterschiedlichen Charaktereigenschaften. Während Elena voller Tatendrang und Energie alles managt, – die kranke Mutter, alles Bürokratische, ihren Job - verhält sich Sam eher ruhig, introvertiert, nachdenklich, sogar abweisend. Beide gehen mit den Gefahren rund um den Grizzly-Bären verschieden um, besonders Elena will „helfen“ durch ihre Fütterungsaktionen. Leider ist der Bär hier nicht wie im Märchen der Beschützer der Schwestern, sondern er sorgt für Konflikte und Herausforderungen, die die Schwestern auseinander treibt. Er stellt das zentrale Ereignis und den Wendepunkt der Handlung dar, repräsentiert das Böse, letztendlich alles ohne Happy End. Im Grimms Märchen symbolisiert der Bär Schutz, Stärke und Loyalität. Am Ende dieser Geschichte wird ihm sogar seine wahre Gestalt als Prinz zurückgegeben. Sam träumt sich für Elena in dieses märchenhafte Wunschdenken mit dem Bären als Paar hinein, um ihre Schuldgefühle zu dämpfen. Sie selbst steht für eine unglücklich verlaufene Treue bei grober schwesterlicher Abweisung, bei überzeugender Schwesternliebe ihrerseits, für ein glücklicheres, gemeinsames Leben. In Erwartung eines glücklichen Endes - wie im Märchen - steigt die Spannung auch hier durch einige Twists und Turns. Steht Elena hier als Metapher für Selbstlosigkeit, Mut und Hilfsbereitschaft, die nicht verstanden und ebenso wenig belohnt wird? Welche Rolle spielen in dieser Gesellschaft unterbezahlte Frauen und Mädchen zwischen all den habgierigen und undankbaren Touristen auf der Fähre? Zusammen mit der kranken Mutter geben diese Frauen kritisierende Hinweise auf die dortigen sozialen Strukturen dieser Gesellschaft wider. Ist die Moral im Roman Cascadia für Elena und Sam solcher Art, dass Mitgefühl und Hilfsbereitschaft NICHT belohnt werden (ohne die Erwartung einer Gegenleistung)? Diese guten Eigenschaften führen schließlich nicht zu ihrem Glück. Nein, dies ist kein modernes Märchen, eher fantasievolle Realität in moderatem Erzähltempo.

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Ein spannender Alptraum in idyllischer Landschaft

Das Baumhaus
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Das Cover mit einem schwedischen Holzhaus in abendlicher Natur mit einem Wald und See leitet harmonisch über zu der heilen Welt Romantik aus den Bullerbü-Kindergeschichten, zu einem sicheren Schweden ohne ...

Das Cover mit einem schwedischen Holzhaus in abendlicher Natur mit einem Wald und See leitet harmonisch über zu der heilen Welt Romantik aus den Bullerbü-Kindergeschichten, zu einem sicheren Schweden ohne notwendiges Abschließen der Türen. In drei Teilen verlaufen vier Erzählstränge, die die dunklen Geschehnisse aus der Vergangenheit, aber auch aktuelle Bedrohungen beleuchten. Im Zentrum steht Familie Saunders, deren Sohn Fynn im Wald beim Verstecken spielen verschwindet. Die düstere Atmosphäre rund um den Skuleskogen Nationalpark in Västernorrland ist gelungen. Interessante, sehr unterschiedliche Charaktere, merkwürdige Gestalten wie z. B. der Sonderling Rosa Lundqvist als morbide, forensische Entomologin mit ihrer Beschäftigung mit Totem und ihrer speziellen Forschungsidee bringen Bewegung in Vergangenes, tief Verborgenes. Auch die scheinbare Lügerei von Fynns Vater Henrik sorgt für reichliche Verwirrung und Spannung rund um das alte Baumhaus in der alten Esche. Viele verborgene Geheimnisse über drei Generationen der Familie Saunders werden schlüssig gelüftet.

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Veröffentlicht am 15.05.2024

Ein arg geschütteltes, junges Leben hart am Wind

Windstärke 17
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Das Cover zeigt sehr aufgewühlte See mit zwei Menschen, die sich parallel verengend auf die schäumende Gicht zubewegen – ein passendes, starkes Bild für das wilde, kaum zu bändigende Seelenleben beider ...

Das Cover zeigt sehr aufgewühlte See mit zwei Menschen, die sich parallel verengend auf die schäumende Gicht zubewegen – ein passendes, starkes Bild für das wilde, kaum zu bändigende Seelenleben beider Hauptfiguren Ida und Leif. Thematisiert werden Alkoholismus, Demenz, Krebs mit Chemotherapie, Tod, Schuldgefühle neben dem Beziehungsgeflecht zwischen Tochter, Schwester, Mutter. Die Beschreibung von Trauer und Wut auf sich als Klotz im Bauch, von seelischen Schmerzen mit mindestens 17 Windstärken, von Panikattacken mit anhaltenden Atemproblemen - all das in Ida kommt realistisch und nachfühlbar rüber. Nach dem harschen, traumatischen Familienleben mit der kranken Mutter folgt für Ida ein leichteres, geordneteres Zusammenleben mit dem Ehepaar Marianne und Knut Freese auf Rügen und Leif Jansen, ihrem ebenfalls mental überforderten Freund. Der Spannungsbogen von altem Stadtleben ins neue dörfliche Ambiente an die Ostsee ist dramaturgisch gelungen unter Einbeziehung von dortiger Natur und wechselhaften Wetterbedingungen. Auch der jeweilige Charakter der Figuren wird in Dialogen klar umrissen: Knut auf den Punkt direkt, aber eher wortkarg, Marianne dagegen liebevoll mütterlich umsorgend und offen, Leif mit sich und der Demenz des Großvaters überfordert und wie Ida die Naturgewalten in der Ostsee herausfordernd zwecks Abtötung quälender Gedanken.

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