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Veröffentlicht am 22.04.2024

Ein interessantes Zeitgemälde

Der Flug des Feuervogels
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Ein sehr spannender historischer Roman, der hauptsächlich die Stadt Rothenburg ob der Tauber am Ende des 14. Jahrhunderts zum Schauplatz hat. Nebenschauplätze sind Nürnberg, Bozen und Venedig zurzeit ...

Ein sehr spannender historischer Roman, der hauptsächlich die Stadt Rothenburg ob der Tauber am Ende des 14. Jahrhunderts zum Schauplatz hat. Nebenschauplätze sind Nürnberg, Bozen und Venedig zurzeit des Karnevals und der Pest. Neben den Hauptfiguren Judith Süßkind, Jüdin und Attila Toppler, Christ als Verliebte spielt der Franziskaner Bruder Barnabas eine wichtige Rolle als Brandaufklärer. Thematisiert werden religiöse Fragestellungen zum jüdischen und christlichen Glauben sowie das wachsende Interesse an naturwissenschaftlichen und medizinischen Vorgängen. Die Inquisition in Saragossa und Nürnberg spielen ebenso eine teuflische Rolle wie die Machtverhältnisse zwischen dem Bürgermeister einer freien Stadt, der katholischen Kirche, dem Adel und König Wenzel. Das Leben innerhalb Rothenburgs Stadtmauern mit seinem stinkenden Borstenvieh wird in deftigem Sprachstil anschaulich, sehr lebendig beschrieben. Die lateinischen Textstellen, meist Bibelsprüche der katholischen Geistlichkeit und des reichen Juden Süßkind, sorgen mit ihrer deutschen Übersetzung in den Dialogen für Interpretationsbedarf zwischen betroffenen Religionen. Neben Naphta (sehr gut brennbares Rohbenzin) sorgt die verbotene Liebesgeschichte zwischen der ehrgeizigen, schönen Judith und dem eher zurückhaltenden Attila für reichlich Spannung. Die Charaktere, ob jung ob alt, sind in ihrer Diversität überzeugend gezeichnet. Die detailliert beschriebene Handlung wird insgesamt mit vielen interessanten Fakten dieser Zeit geschickt untermauert. Ein Lesegenuss!

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Die „Fuggerstadt“ Augsburg und sein Textilhandel

Die Herrin der Farben
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Das Cover, in Gold und Brauntönen gehalten mit einem Ausschnitt einer mittelalterlichen Stadt am Fluss, gefällt als Hinführung zu diesem historischen Roman. Im Augsburg des 18. Jahrhunderts mit ihrer bedeutenden ...

Das Cover, in Gold und Brauntönen gehalten mit einem Ausschnitt einer mittelalterlichen Stadt am Fluss, gefällt als Hinführung zu diesem historischen Roman. Im Augsburg des 18. Jahrhunderts mit ihrer bedeutenden Weber-, Färber- und Kattundruckindustrie wächst eine intelligente Frau, Anna Barbara Koppmair, auf, die viele Konventionen bricht, angefangen mit ihrem Wunsch der freien Gattenwahl statt vom Vater bestimmt. Als verheiratete Anna Barbara Gignoux kämpft sie gegen die Widerstände der Männerbünde im Stadtrat und in den Weberzünften an. Ihre unternehmerischen Tätigkeiten mit den Finanzen bilden hauptsächlich den Schwerpunkt des Romans statt die Farbenherstellung und Drucktechniken. Die fiktive Figur des Vorarbeiters Hallbacher, Annas Gewissen und Korrektor, wirkt am positivsten, während die Hauptperson Anna von ehrgeiziger, liebender Ehefrau mutiert zu einer durchhaltefähigen, cleveren, aber auch menschlich arroganten, hartherzigen Unternehmerin, weil das Schicksal es nicht gut mit ihr gemeint hat. Eine nachvollziehbare Wandlung! Der Tagebuch ähnliche Schreibstil mit unregelmäßigen Zeitsprüngen lassen einen straffen roten Faden vermissen, immer nur einen schnell verfliegenden Spannungsbogen. Interessante Informationen zur Handwerkskunst der Drucker, Färber, Modelschneider mit ihren Druckergerechtigkeiten im unflexiblen Zunftwesen sind gekoppelt mit den Anfängen der Industrialisierung. Auch wie ein Scheidungsverfahren auf Antrag einer Frau betrieben wurde, ist aufschlussreich. Weitere historische Moden und Ereignisse wie z.B. Soirées, die Revolution in Frankreich oder die Erfindung des Luftballons mit einem Durchmesser von10 Schuhen des Herrn Mongolfier geben diesem Jahrhundert mehr Couleur neben dem überwiegenden Hunger und Elend der Arbeiter. Etwas langatmig!

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Veröffentlicht am 17.04.2024

Was für eine beeindruckende Persönlichkeit!

Gussie
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Das Cover zeigt einen Ausschnitt aus einem Gemälde von Gussie, der zweiten Ehefrau von Dr. Konrad Adenauer, im Nachtrag als Vollbild angehängt. Auf zwei Zeitebenen wird rund um diese Hauptfigur das Leben ...

Das Cover zeigt einen Ausschnitt aus einem Gemälde von Gussie, der zweiten Ehefrau von Dr. Konrad Adenauer, im Nachtrag als Vollbild angehängt. Auf zwei Zeitebenen wird rund um diese Hauptfigur das Leben der Familie Adenauer in einem Zeitraum ab 1915 bis 1948 beleuchtet. Zwischen Kapiteln mit der sterbenden Gussie im Krankenhausbett, mit schmerzhaften Szenen im Verlauf ihres stillen Sterbens erfolgt ein Rückblick auf ihr bewegtes Leben voller Verantwortung, Angst und Unsicherheit. Jedem Kapitel ist ein kurzer Briefausschnitt meist zwischen Gussie und ihrem Vater vorgelagert, hilfreich bei der zeitlichen Orientierung und der emotionalen Atmosphäre der jeweiligen Zeitspanne. Die sehr gegensätzlichen Charaktere des Ehepaars Adenauer werden wortgewandt dargestellt. Der hervorragende, teils philosophische Schreibstil und die Wortgewandtheit Christoph Wortbergs erschaffen ausgezeichnet das atmosphärisch bedrückende Klima besonders während der Nazidiktatur, aber auch neben der großen Trauer, Schuldgefühlen und Schwermut die tiefe Liebe des Ehepaars füreinander. Entstanden ist ein berührendes Porträt einer politisch und sozial engagierten, starken Frau mit viel Durchhaltevermögen für ihren Ehemann und ihre Kinder. Berührend und informativ zugleich!

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Veröffentlicht am 16.04.2024

Ein spannender Auftakt einer neuen Krimireihe am Gardasee.

Was der See birgt
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Der Gardasee und seine Umgebung werden vorgestellt als Schauplatz eines überregional tätigen Geheimbundes, touristisch auch interessant. Mit der jungen Gianna Pitti, Polizeireporterin der Lokalzeitung ...

Der Gardasee und seine Umgebung werden vorgestellt als Schauplatz eines überregional tätigen Geheimbundes, touristisch auch interessant. Mit der jungen Gianna Pitti, Polizeireporterin der Lokalzeitung Messaggero di Riva, sowie mit ihrem Vater, dem legendären Investigativ-Journalisten Arnaldo, der vor einem Jahr spurlos verschwand und ihrem schrulligen, vergesslichen Onkel Francesco Marchese Pitti-Sanbaldi, italienischer Alt-Adel, wird ein ungeklärtes Familiendrama aufgearbeitet. Die Rollen der Chefredakteurin Elvira Sondrini und von Giorgio Foscolo, dem Staatsanwalt aus Trient, sind ebenso gewichtig im Ermittlungsprozess. Italienisches kulturelles Flair kommt auf durch den Schriftsteller Gabriele D’Annunzio, seine ehemalige Residenz, dem prunkvollen Anwesen, das heute ein Museum ist, in dem geheimnisvolle Feste ausgerichtet werden, bei denen es nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Der Sänger Vasco Rossi findet in Gianna einen treuen Fan. Innerhalb von drei langen, turbulenten Tagen erfolgt nachvollziehbare Aufklärung über den Goldenen Fisch, die Jünger D’Annunzios und die Rilke-Villa. Interessante Informationen über die Freimaurer und geheimnisvolle Bruderschaften, verpackt in spannendem Schreibstil mit charaktervollen Figuren.

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Ein komplexes Familiendrama

Zuckerbrot
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Das Cover zeigt dunkelhäutige, zueinander gewandte Gesichter von Mutter und Tochter. Der Titel ZUCKERBROT nimmt Bezug auf ein im Buch beschriebenes Rezept. Beide Indikatoren führen angenehm zum Roman hin, ...

Das Cover zeigt dunkelhäutige, zueinander gewandte Gesichter von Mutter und Tochter. Der Titel ZUCKERBROT nimmt Bezug auf ein im Buch beschriebenes Rezept. Beide Indikatoren führen angenehm zum Roman hin, dessen erste Entwürfe bereits während der Schulzeit der Autorin entstanden sind. In zwei Zeitebenen, in vier Teilen wird das religiös gestaltete, multikulturelle Miteinander einer indischen Sikh-Familie in Singapur beschrieben. Die Hauptfigur Parveen, also die Tochter Pin, erzählt zunächst von ihrem Schul-und Alltagsleben als Punjabi in Singapurs` engen Blockwohnungen in den Jahren 1990 und 1991. Abwechselnd rückblickend dazu eingeflochten wird über die Jahre 1967 und 1970 die belastete Kindheit und Jugendzeit von Jini, der Mutter der Hauptfigur Pin beschrieben. Dieser Vielvölkerstadtstaat mit vielen Gerüchen, Religionen und Sprachen propagiert Toleranz. Doch das Zusammenleben zwischen Moderne und Tradition – z.B. Singvogelwettbewerbe - selbst in dieser indischen Gemeinde ist schmerzhaft. Die Sozialgeschichte Singapurs wird kurz angesprochen, angehängt ist ein hilfreiches, übersichtliches Glossar. Erwähnungen von Geheimnissen aus der Vergangenheit der Familie bis zur schmerzhaften Aufklärung durch die Mutter sorgen für Spannung. Thematisiert werden auch Freundschaft und die Zwiesprache mit Gott aus jugendlicher Sicht.

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