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Veröffentlicht am 05.04.2024

Ein turbulenter Urlaubs-Roman

Keine Spaghetti sind auch keine Lösung
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Sowohl Cover und als auch der Buchtitel versprechen Unterhaltung mit italienischem Flair, mit viel Spaghetti und anderen Köstlichkeiten der Toskana. Assoziationen an Urlaubsfeeling werden geweckt. Die ...

Sowohl Cover und als auch der Buchtitel versprechen Unterhaltung mit italienischem Flair, mit viel Spaghetti und anderen Köstlichkeiten der Toskana. Assoziationen an Urlaubsfeeling werden geweckt. Die Szenarien spielen in Hamburg und in einem Dorf nahe Buonconvento und Siena.Thematisiert wird eine turbulente Freundschaftsgeschichte mit vier Frauen knapp über 50 Jahre alt. Die Enthüllung einiger Geheimnisse und gegenseitig verborgener Lebenslügen stellt ihre lange Freundschaft auf die Probe, hält aber trotz Schwankungen letztendlich allen Belastungen stand. Landschaftsbeschreibungen wie z.B. die versteckten, heißen Quellen, oder auch Urlaubsflirts lassen die vier Frauen nicht nur eingetretene Pfade verlassen, sondern auch ihr bisheriges Leben überdenken und Neues ausprobieren. Die jeweiligen Charaktere sind beruflich und im Privatleben verschieden dargestellt, sorgen somit für interessante Typen mit verschiedenen Ecken, reichlich Reibungspunkten und Kanten. Der Schreibstil ist erfrischend und angenehm unterhaltend.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Spannung durch eine Legende – kreativ.

Waiseninsel
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Das Cover zeigt den roten Großbuchstaben W stellvertretend wohl für den Buchtitel WAISENINSEL, zusätzlich am unteren Rand eine moderne Brücke über Wasser führend, vielleicht zu einer der Åland-Inseln – ...

Das Cover zeigt den roten Großbuchstaben W stellvertretend wohl für den Buchtitel WAISENINSEL, zusätzlich am unteren Rand eine moderne Brücke über Wasser führend, vielleicht zu einer der Åland-Inseln – passend zum Krimi. Auf drei Zeitschienen, nämlich 1946, 1982, 2020, verlaufen mysteriöse Begebenheiten auf einer dieser Inseln zwischen Finnland und Schweden. Das Szenarium ist örtlich, aber auch hinsichtlich der in Frage kommenden Serienmörder sehr überschaubar. Kommissarin Jessica Niemi mit feinem Gespür für abwegig Menschliches, jedoch auch von Visionen, Erinnerungen, Schizophrenie und Halluzinationen verfolgt, kämpft sich durch eine jahrzehnte alte Legende als spannenden Handlungsfaden. Die Dialoge zwischen Niemi und dem legendären Mädchen im blauen Mantel wirken etwas unwirklich, zu konstruiert. Durch schlüssige Rückblenden auf obige Zeitebenen ergeben sich wichtige Puzzlestücke zu Morden, die nach verdächtig gleichen Schemata verlaufen sind. Historisch interessant sind kurze Einblicke in die Kriegsjahre um 1946 in Finnland mit der Kinderverschickung. Atmosphärische Spannung kommt vor allem auf durch Jessicas Alleingänge bei widrigen Wetterbedingungen, oft nachts, ohne voll funktionierenden Zugriff auf das Internet. Der Schreibstil gefällt, auch wenn die Weiterentwicklung der wichtigen Charaktere im Ermittlungsverlauf dürftig ist.

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Veröffentlicht am 28.03.2024

Überleben in Gefangenenlagern – prägend im weiteren Leben.

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Die norwegischen Hauptfiguren Konrad, Sverre und Sigrid sind fiktiv eingebunden in eine Geschichte über den zweiten Weltkrieg von 1943 bis 1947, mit japanischen Gefangenenlagern für Männer getrennt von ...

Die norwegischen Hauptfiguren Konrad, Sverre und Sigrid sind fiktiv eingebunden in eine Geschichte über den zweiten Weltkrieg von 1943 bis 1947, mit japanischen Gefangenenlagern für Männer getrennt von Frauen und Kindern. Darin beschriebene Lebensverhältnisse und Grausamkeiten auf Java basieren auf umfangreichem Recherchematerial aus Archiven, Tagebüchern etc. Thematisiert werden Traumata, tiefste Schuldgefühle neben wahrer Menschlichkeit, endloser Hilfsbereitschaft, aufbereitet in einem warmherzigen Schreibstil. Die Charaktere sind menschlich überzeugend porträtiert. Durch ihre Authentizität ist man als Leser emotional ergriffen, auch durch die passende Wortwahl des Übersetzers. Die historischen Fakten rund um Indonesien mit seiner Kolonisierung durch die Holländer, Eroberung durch die Japaner und schließlich mit der Befreiung durch Revolution im Land sind sehr aufschlussreich. Die schwierige und gefährliche Rolle von Frauen in diesen Kriegsjahren auf Java wird eindrucksvoll herausgestellt. Allein die Hoffnung auf Freiheit und Frieden verleiht solchen Menschen in extremer Not genug Kraft zum Überleben.
Ein sehr lesenswerter Roman!

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Veröffentlicht am 21.03.2024

Die schwierige Suche nach einer neuen Heimat

Das Jahr ohne Sommer
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Das Cover zeigt eine schaukelnde junge Frau mit losem längerem Haar vor einer Häuserreihe im fernen Hintergrund. Das Bild wirkt befreiend bei so viel Schwung im grauen Alltag in Moll. Oberflächlich betrachtet ...

Das Cover zeigt eine schaukelnde junge Frau mit losem längerem Haar vor einer Häuserreihe im fernen Hintergrund. Das Bild wirkt befreiend bei so viel Schwung im grauen Alltag in Moll. Oberflächlich betrachtet geht es in diesem Roman um das Weggehen aus Leipzig, DDR und das Ankommen in Aachen, BRD. Doch die Lebensgeschichte der Autorin ab 1977 spiegelt eine Zerrissenheit wieder. Das detailliert beschriebene Familienleben in Leipzig beginnt mit der Dreijährigen und ihren veränderten Lebensbedingungen durch die missglückte Flucht der im Gefängnis einsitzenden Eltern. Kurz vor ihrer Einschulung in Aachen mit sechs Jahren glückt endlich die Familienzusammenführung, die Jobsuche des Vaters, die Wohnungssuche etc. – eigentlich ein äußerlich geglückter Neuanfang im Westen. Die Schulzeit bis ins Teenie-Alter und auch die vielen Urlaube besonders mit und ohne die Leipziger Großmutter nehmen viel Raum ein neben gesellschaftlichen Detail wie z.B. zum Quelle-Katalog, Bertelsmann-Buchclub und gängigen Kaufhäusern dieser Zeit. Die politischen Veränderungen zwischen der DDR und BRD zeichnen ein Bild von angstvoller Erinnerung besonders beim Vater. Das allgemeine Festhalten der Eltern an den alten DDR-Kontakten zeugt von Heimweh und weiterhin bestehender innerer Entwurzelung in der BRD. Das oft negative Umdenken der Gesamtbevölkerung nach dem Mauerfall ist realistisch geschildert. Mit dem Auszug aus dem Elternhaus macht sich bei der Autorin als Erwachsene eine Depression im Roman breit, eine Leere und innerer Zerrissenheit bis zum lückenhaften Epilog mit etwas diffusen Schilderungen von Krankenhausaufenthalten, auf den sich vielleicht der Buchtitel bezieht. Der an sich nüchterne Schreibstil gibt besonders bei den Zugfahrten vor den Grenzkontrollen der DDR die jeweilige angsterfüllte Situation wieder, wirkt aber ansonsten distanziert. In beide Welten in Leipzig und Aachen konnte die Autorin schlüpfen, doch sie konnte sie nicht für sich zusammenfügen.

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Veröffentlicht am 19.03.2024

Für junge Erwachsene

That Girl
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Das Cover zeigt in fünfzehn gleich großen, farblich verschieden unterlegten Quadraten je einen Großbuchstaben des Buchtitels, sowie eine aufgeschnittene Avocado, einen Café Latte und das gemalte Porträt ...

Das Cover zeigt in fünfzehn gleich großen, farblich verschieden unterlegten Quadraten je einen Großbuchstaben des Buchtitels, sowie eine aufgeschnittene Avocado, einen Café Latte und das gemalte Porträt einer jungen Frau, vielleicht das der Hauptfigur namens Tess Raabe, 25 Jahre alt. Dieses Buch über Männer, Tinder Dating voller Hoffnungen beschreibt Bewältigungsstrategien und Routinen wie z.B. Yogaeinheiten oder das Führen von Dankbarkeitstagebüchern nach Enttäuschungen mit viel Offenheit und Ehrlichkeit, besonders wenn es nur um das Äußerliche und Sex, fast nie ums Innerliche in einer liebevollen Beziehung geht. That Girl wie Tess – dieses Vorbild – wird durch ihre verschiedenen Freundinnen in ihrer Selbstfindung und Selbstliebe überzeugend aufgefangen. Dieser Blick hinter den Vorhang der Selbstinszenierung auf Social-Media-Plattformen ist ernüchternd hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes. Dieses aktuelle Thema der heuchlerischen digitalen Selbstdarstellung als erfolgreiche Influencerin spricht sicher die jüngere Generation an. Allein schon das verarbeitete Vokabular wie Body Positivity, Self-Care-Culture, Diet Culture, Social-Media-Stalking oder Körpergefühl deutet darauf hin. Die literarische Abrechnung im letzten Teil verleiht dem eher depressiv gefärbten Roman mehr Tiefe durch Appelle zum Kampf gegen weibliche Minderwertigkeitskomplexe und deren Schönheitswahn. Zu empfehlen für junge Leser:innen.

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