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Veröffentlicht am 05.10.2018

Die Ermittler von der Kriminalpolizei Unna im Kampf gegen eine gewissenlose Organisation

Enkeltrick
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Mit diesem Kriminalroman legt die Autorin Astrid Plötner den zweiten Band der Reihe um die Kommissare Maike Graf und Max Teubner von der Kriminalpolizei Unna vor, den man aber auch ohne Vorkenntnisse aus ...

Mit diesem Kriminalroman legt die Autorin Astrid Plötner den zweiten Band der Reihe um die Kommissare Maike Graf und Max Teubner von der Kriminalpolizei Unna vor, den man aber auch ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Band problemlos lesen und verstehen kann.
Wie schon der erste Auftritt der beiden Kommissare konnte mich auch dieser Band wieder auf ganzer Linie überzeugen und mir dabei ein paar spannende Stunden bescheren.

Hier rückt nun Max Teubner selber in das Zentrum der polizeilichen Ermittlungen, als mit seiner Dienstwaffe ein Mann erschossen wird und er selber zusammen mit einer jungen Frau namens Paula, die er von früher zu kennen scheint, spurlos verschwindet.
Maike Graf und ihr Kollege Sören Reinders dürfen diesmal der zuständigen Mordkommission aus dem benachbarten Dortmund nur zuarbeiten, lassen dabei aber natürlich nichts unversucht, die Unschuld von Max zu beweisen und ihn vor allem erst einmal zu finden. Die Spuren führen zurück in Max Vergangenheit, als er in Köln erfolgreich gegen die dortige Enkeltrickmafia ermittelt hat. Hat diese nun zum großen Gegenschlag ausgeholt ?

In diesem Kriminalroman steht weniger die Tätersuche im Mittelpunkt des Geschehens, die Autorin legt vielmehr eine atmosphärisch dichte Geschichte vor, die tief in die Strukturen einer gewissenlosen Organisation eindringt und abwechselnd aus der Sicht der Täter, der Opfer und der Ermittler erzählt wird. Mit einem packenden Schreibstil, einem hohen Erzähltempo und vielschichtig angelegten Charakteren konnte mich das Buch dabei schnell in seinen Bann ziehen und mit seinen Figuren mitfiebern lassen.

Den Untertitel "Ruhrpott-Krimi" trägt das Buch dabei vollkommen zu recht. Auch wenn Teile der Geschichte in Köln spielen, verströmt die Geschichte doch viel vom typischen Ruhrgebietscharme und lässt die Region damit quasi zu einem weiteren Protagonisten werden.

Ein spannender und überzeugender Krimi mit einem Ermittlerteam, von dem ich sehr gerne noch mehr lesen würde. Potential dafür ist in den Figuren auf jeden Fall ausreichend vorhanden.

Veröffentlicht am 02.10.2018

Überzeugende Fortsetzung von "Totenweg", dem ersten Fall mit Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn

Bluthaus
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Das Buch "Totenweg" von Romy Fölck, der erste Fall mit Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn, gehörte zu meine absoluten Lesehighlights aus dem Jahr 2017.
Und so war ich auf den zweiten Fall der beiden Ermittler ...

Das Buch "Totenweg" von Romy Fölck, der erste Fall mit Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn, gehörte zu meine absoluten Lesehighlights aus dem Jahr 2017.
Und so war ich auf den zweiten Fall der beiden Ermittler schon sehr gespannt, zumal ja auch die Privatdetektivin Johanna "Jo" Arndt, die im ersten Band nur ein paar kurze, aber besonders einprägsame Auftritte hatte, diesmal eine größere Rolle spielen sollte.
Meine hohe Erwartungshaltung, mit der daher an dieses Buch herangegangen bin, wurde am Ende dann auch auf ganzer Linie befriedigt.

Eigentlich erholt sich Frida noch auf dem Apfelhof ihrer Eltern von den Folgen des letzten Falles, als sie einen mehr als seltsamen Besuch ihrer alten Freundin Jo erhält. Kurz danach findet diese eine Leiche und gerät durch ihr rätselhaftes Verhalten schnell ins Visier des zuständigen Kommissares Bjarne Haverkorn. Als Jo dann auch noch untertaucht, macht sich Frida auf, ihrer Freundin zu helfen und Licht in die undurchsichtige Angelegenheit zu bringen. Die Spuren führen weit in die Vergangenheit ...

Romy Fölck gelingt es hier wieder ganz hervorragend, die Stimmung in der Elbmarsch einzufangen und in ihre gut aufgebaute Geschichte einzubinden. Mit ihrem packenden Schreibstil und den sehr bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino ordentlich ankurbeln, erzählt sie eine atmosphärisch dichte Geschichte mit einer am Ende absolut schlüssigen und überzeugenden Auflösung. Die vielschichtig angelegten Charaktere lassen das Geschehen dabei absolut stimmig und lebendig erscheinen.
Neben der Kriminalgeschichte kommt aber auch das Privatleben ihrer Ermittler, diesmal in erster Linie das von Bjarne Haverkorn, nicht zu kurz. Dieser Strang fügt sich dabei aber gut in das Hauptgeschehen ein und trägt seinen Beitrag zum überzeugenden Gesamtbild bei, ohne die Geschichte in Sachen Spannung auszubremsen.

Wer auf Spannung aus dem hohen Norden steht, wird hier bestens unterhalten und bedient.
Auf die bereites ankündigten weiteren Auftritte von Frida, Bjarne & Co. bin ich schon ziemlich gespannt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 26.09.2018

Wichtiges Buch über die erschreckende Symbiose von Islamisten und Rechtsextremisten

Wut
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Der gebürtigen Österreicherin Julia Ebner, die aber seit vielen Jahren in London lebt und dort auf dem Gebiet der Extremismus- und Terrorismusforschung arbeitet, ist hier ein wichtiges Buch gelungen, ...

Der gebürtigen Österreicherin Julia Ebner, die aber seit vielen Jahren in London lebt und dort auf dem Gebiet der Extremismus- und Terrorismusforschung arbeitet, ist hier ein wichtiges Buch gelungen, das ich jedem politisch interessierten Leser nur wärmstens ans Herz legen kann.
Obwohl im englischen Original bereits im Jahr 2017 erschienen, hat das Buch bis heute nichts von seiner Aktualität verloren, ganz im Gegenteil.

In einem eindringlichen und zugleich packenden Schreibstil zeigt die Autorin erschreckende Parallelen zwischen dem Verhalten und der Kommunikation von islamistischen und rechtsextremischtischen bzw. rechtspopulischtischen Strukturen auf.
Beide Parteien arbeiten nach dem gleichen Muster. Zunächst geht es darum, Verunsicherung in der jeweiligen Zielgruppe zu schüren, aus der dann nach und nach Angst wird, die dann schließlich in einer unkontrollierten Wut mündet, die uns blind für die wahren Hintergründe und empfänglich für die einfachen Parolen der entsprechenden Gruppierung machen soll. Und diese System funktioniert inzwischen mit einer fast schon erschreckenden Perfektion.
Auch die Rolle der Medien in diesem perfiden Spiel ist dabei nicht zu unterschätzen. Teils aus kühler Berechnung und teils aus reiner Sensationsgier leisten sie hier sie einen nicht zu unterschätzenden Beitrag.
In der Summe ergibt sich so eine fast schon perfekte Symbiose, aus der beide Seiten eine Menge an Kraft und Zustimmung ihrer Anhänger beziehen. Die gegenseitige Abhängigkeit ist vielfach bereits so groß, das die eine Seite ohne die andere eigentlich kaum noch denkbar wäre.

Neben den Beschreibungen der Strukturen und Abläufe zeigt die Autorin aber auch Möglichkeiten auf, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, über die absolute und alleinige Wahrheit zu verfügen.
Am Ende bleibt es daher jedem Leser für sich überlassen, seinen eigenen Standpunkt zu finden und anschließend die entsprechenden Konsequenzen für das eigenen Verhalten und die eigene Wahrnehmung zu ziehen.
Denn wenn wir uns weiter auf den jetzt eingeschlagenen Weg treiben lassen, wird uns das alle irgendwann in den Abgrund reißen.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Lesenswerte und angenehm ausgewogene Aufarbeitung des "Falles Özil"

Der Fall Özil
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Als sich die türkischstämmigen Fußballer Mesut Özil und Ilkay Gündogan im Vorfeld der WM 2018 mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan haben fotografieren lassen und dieses Bild im Internet schnell ...

Als sich die türkischstämmigen Fußballer Mesut Özil und Ilkay Gündogan im Vorfeld der WM 2018 mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan haben fotografieren lassen und dieses Bild im Internet schnell die Runde machte, brach ein wahrer Orkan an Protesten und Vorwürfen über den beiden Spieler herein.
Die Diskussion, die sich vom ersten Moment an insbesondere auf Mesut Özil eingeschossen hatte, nahm dabei sehr schnell Züge an, bei denen man nur noch mit dem Kopf schütteln konnte. Schnell hatten sich hier die deutschen Stammtische, die Rechtspopulisten von der AfD und eine Armada ehemaliger Fußballgrößen die Meinungshoheit gesichert und so wurden insbesondere die einschlägigen Boulevardzeitungen bzw. -magazine und auch die eine oder andere Talkshow mit einer wahren Flut von mehr als fragwürdigen Aussagen überschwemmt.
Das ganze absurde Theater gipfelte schließlich in dem unterschwelligen Vorwurf, das Özil ganz alleine die Verantwortung für das frühzeitige Ausscheiden seiner Mannschaft zu tragen habe.

Der renomierte Fußballautor Dietrich Schulze-Marmeling fiel schon während der WM durch seine ausgewogenen und erfreulich differenzierten Beiträge zu diesem Thema auf, er war in diesem tosenden Sturm fast schon so etwas wie ein Fels in der Brandung.
In diesem Buch arbeitet er nun den gesamtem Fall noch einmal auf, beleuchtet dabei auch die Hintergründe der Geschichte und zeigt zudem den Werdegang von Özil von seinem ersten Länderspiel bis zum aufsehenerregenden Rücktritt nach der WM auf. Auch die Frage nach den sportlichen Gründen für das historisch frühe Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft kommt dabei nicht zu kurz.

Einige Gastbeiträge, z.B. vom Bruder von Ilkay Gündogan, runden das Ganze zudem noch hervorragend ab, auch die dreiteiligen Ausführungen zum Rücktritt von Özil, die vermutlich aus der Feder seiner Berater stammen, kann man hier in einer deutschen Übersetzung des englischsprachigen Originals noch einmal nachlesen.

Wer sich für dieses Thema interessiert, findet hier eine lesenswerte und angenehm ausgewogene Aufarbeitung der Geschehnisse, nach der man sich dann wirklich eine eigene fundierte Meinung bilden kann.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Spannender Kriminalroman mit einem überzeugenden Stück Zeitgeschichte aus dem Jahr 1968

Die Tote im Wannsee
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Mit diesem Kriminalroman führt uns das Autorentrio Martin Lutz, Uwe Wilhelm und Sven Felix Kellerhoff zurück in das Jahr 1968 und präsentiert uns ein Berlin, das sich in politisch aufgeregten Zeiten als ...

Mit diesem Kriminalroman führt uns das Autorentrio Martin Lutz, Uwe Wilhelm und Sven Felix Kellerhoff zurück in das Jahr 1968 und präsentiert uns ein Berlin, das sich in politisch aufgeregten Zeiten als wahres Pulverfass entpuppt, in dem die unterschiedlichsten Parteien mit allen Mitteln versuchen, das unübersichtliche Geschehen in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Kommissar Wolf Heller, der mit diesem ganzen Irrsinn eigentlich gar nichts zu tun haben möchte. Als eine tote Frau im Wannsee gefunden und ihm der Fall zugeteilt wird, führen ihn seine Ermittlungem mitten hinein in dieses Auge des Tornados. Bald weiß er nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist und vor allem nicht mehr, wem er hier noch trauen kann.

Die beiden Journalisten und der erfahrene Schriftsteller und Drehbuchautor haben hier eine atmosphärisch dichte Geschichte geschaffen, die den Zeitgeist des Jahres 1968 gekonnt einfängt und in Form einer gut aufgebauten und hochspannenden Geschichte transportiert. Ein packender Schreibstil, eine Riege an vielschichtig angelegten Charakteren und die bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino auf Hochtouren laufen lassen, sorgen dafür, das man das Buch beim Lesen gar nicht mehr aus der Hand legen will bzw. kann.
Die zahlreichen Anspielungen auf tatsächliche Begebenheiten und real existierende Personen der damaligen Zeit, die geschickt in die Geschichte eingebaut werden, ohne sie dabei zu überfrachten, zeugen zudem von einer sorgfältigen Recherchearbeit.

Ein überzeugendes Stück Zeitgeschichte mit einer tollen Geschichte, die das Krimiherz höher schlagen lässt. Eine Fortsetzung ist hier mehr als erwünscht.