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Veröffentlicht am 18.01.2019

Vielschichtige Ermittlungen in der Künstlerszene

Der Turm der blauen Pferde
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„ Der Turm der blauen Pferde“ von Bernhard Jaumann, erschienen im Verlag Kiepenheuer &Witsch, ist der erste Fall der Kunstdetektei Schleewitz. Ein Industrieller vom Starnberger See, der mit Schrauben reich ...

„ Der Turm der blauen Pferde“ von Bernhard Jaumann, erschienen im Verlag Kiepenheuer &Witsch, ist der erste Fall der Kunstdetektei Schleewitz. Ein Industrieller vom Starnberger See, der mit Schrauben reich geworden ist, wünscht sich einen Provinienznachweis für das von ihm kürzlich erworbene Gemälde „Der Turm der blauen Pferde“ von Franz Marc. Dieser Nachweis dient dazu die Echtheit eines Werkes zu dokumentieren und Fälschungen aufzudecken. Dadurch erhöht sich der Wert eines Werkes auf dem Kunstmarkt ungemein.

Das Original ist seit 1945 verschollen. Sein letzter Besitzer war Hermann Göring. Das Buch erzählt auf zwei Zeitschienen die fiktive Fortsetzung der Geschichte des berühmten Gemäldes, wie sie sich möglicherweise zugetragen hat.

Die erste Ebene verfolgt das Schicksal des Bildes vom Mai 1945, als es auf einem Zug in einem Tunnel in Bayern von zwei Buben entdeckt wurde, bis in die Gegenwart.
Auf der anderen Ebene recherchieren die Mitarbeiter der Kunstdetektei nach dem Verbleib des Bildes seit seiner möglichen letzten Sichtung in Berlin-Wannsee nach Kriegsende. Rupert von Schleewitz und seine beiden Mitarbeitet Klara und Max sind blitzgescheite Spezialisten auf ihren Gebieten und bringen Erstaunliches zu Tage. Theorie und Wahrheit liegen dicht beinander und der Leser kann durch die verschiedenen zeitlichen Ebenen die Recherchen gut verfolgen und werten.

Aufgelockert werden die manchmal etwas zu theoretischen Ermittlungen, durch reichhaltige Informationen zum bunten und phantasievollen Privatleben der Ermittler, die nicht unterschiedlicher sein können. Ein vielschichtiges Kaleidoskop von gut geschilderten und teilweise skurrilen Charakteren lernt der Leser kennen. Satiren auf den Kunstbetrieb werden manchmal zum Selbstzweck und drängen die Untersuchungen in den Hintergrund, wenn es beispielsweise um Klaras Vater und seine Kunstaktionen, die er immer wieder filmisch dokumentiert, geht. Auch verschwimmen beim Chef der Detektei die Suche nach dem Gemälde mit der Suche nach einer flüchtigen Bekannten. Immer wieder muss Klara eingreifen und ihn auf Spur bringen.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig und humorvoll. Unerwartete Wendungen und Überraschungen bereiten Lesevergnügen. Wissenswerte Informationen werden mit leichter Hand vermittelt.

Beide Handlungsstränge werden mit einem überzeugenden Ende zusammen geführt und der Leser kann beurteilen, ob die Detektei ihren Auftrag erfüllt hat.
Für mich war das interessante Finale nachvollziehbar und die erfundene Geschichte über das berühmte Bild nicht abwegig. Manchmal schreibt die Realität die besten Geschichten, wie auch im Fall Gurlitt, der ebenfalls zitiert wurde.

Ich freue mich auf weitere Fälle der Kunstdetektei und gebe eine Leseempfehlung für alle, die einen satirischen Kunstkrimi lesen möchten.
Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.

Veröffentlicht am 14.12.2018

Irrungen, Wirrungen und ein Mord

Mord in Weener. Ostfrieslandkrimi
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„Mord in Weener“ von Susanne Ptak, erschienen 2018 im Klarant-Verlag, ist bereits der 8. Fall mit Dr. Josefine Brenner, einer pensionierten Gerichtsmedizinerin im „Unruhestand“. Alle Teile können eigenständig ...

„Mord in Weener“ von Susanne Ptak, erschienen 2018 im Klarant-Verlag, ist bereits der 8. Fall mit Dr. Josefine Brenner, einer pensionierten Gerichtsmedizinerin im „Unruhestand“. Alle Teile können eigenständig gelesen werden, was ich nur bestätigen kann, denn dieser Krimi war mein „Einstieg“ in die Serie.

In der 1000jährigen Kleinstadt Weener im romantischen Rheiderland findet im September der Michaelismarkt statt. Zu den Ausstellern mittelalterlicher Gewerbe gehört auch Jasmin Hattinga, eine bildschöne jungen Frau. Den anderen Gewerbetreibenden ist sie nicht unbekannt und ihr Ruf ist auch nicht der Beste. Einige Männer aus der Umgebung waren ihre Liebhaber und bei den Frauen ist sie als intrigante und verlogene Person verrufen.

Am frühen Sonntagmorgen wird sie tot am Pranger auf dem mittelalterlichen Friesenmarkt gefunden. Die Polizei hat keinen Mangel an Motiven und möglichen Tätern. Schon die ersten Recherchen bringen Überraschungen ans Licht. Die liebenswerte und scharfsinnige Ermittlerin Dr. Brenner, die auch den Michaelismarkt besucht, ist zufällig wieder zur Stelle. Mit ihr ist der Autorin eine tolle Protagonistin gelungen. Als ehemalige Rechtsmedizinerin lässt sie sich keine Chance entgehen, den leitenden Ermittlern tatkräftig unter die Arme zu greifen. Ihre Berufserfahrung und Menschenkenntnis bringt die Untersuchungen immer wieder voran. Sie hat ein untrügliches Gespür für Menschen und deren Psyche.

Ich hatte keine Schwierigkeiten sofort ins Geschehen einzutauchen. Doch die vielen Personen die gerade am Beginn auftauchten und sich alle kannten, waren für mich etwas verwirrend. Der Schreibstil ist flüssig, spannend und unterhaltsam.

Bald überschlagen sich die Ereignisse, denn die befragten Personen aus dem Markt- und dem familiären Umfeld des Opfers sind auch keine Unschuldslämmer. Manche habe es faustdick hinter den Ohren. Neue Erkenntnisse lassen die Spannung immer wieder ansteigen bis zu einem actionreichen und für Dr. Josefine Brenner gefährlichen Finale, das von den Ermittlern noch einmal alle Kräfte fordert.

Die Lösung des Mordfalls ist schlüssig und in sich stimmig. Der Leser hat viel über die Schicksale und Lebenswege von Menschen erfahren. Mit der Protagonistin Dr. Josefine Brenner und ihrem Mops Sir Toby erobert die Autorin schnell die Herzen der Leser.Mich hat dieser mit 160 Seiten relativ kurze Ostfrieslandkrimi gefesselt und mir eine spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich eine klare und eindeutige Leseempfehlung.

Mein Dank gehrt an den Klarant-Verlag, der mir kostenlos ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine ehrliche Lesermeinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Unheimliche Geschehnisse

Eine Handvoll Asche
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„Eine Handvoll Asche“ erschienen im März 2018 im Aufbau Taschenbuchverlag, ist der dritte Teil der von Marsali Taylor erschaffenen Cass Lynch und Gavin Macrae Reihe. Bereits 2014 wurde das Original ...

„Eine Handvoll Asche“ erschienen im März 2018 im Aufbau Taschenbuchverlag, ist der dritte Teil der von Marsali Taylor erschaffenen Cass Lynch und Gavin Macrae Reihe. Bereits 2014 wurde das Original mit einem neuen Kriminalfall um die passionierte Seglerin Cass veröffentlicht.

Die Inhaltsangabe ist dem Umschlagtext des Buches entnommen:
„Es ist kurz vor Halloween und die Teenager in Scalloway auf Shetland scheinen den Hexenkult etwas zu ernst zu nehmen. Es gibt einen Hexenzirkel, geführt vom Teufel persönlich. Cass Lynch, leidenschaftliche Seglerin, hält das alles für Aberglaube, bis sie die Tochter von Bekannten tot auffindet. War es Mord?
Es wird ziemlich hart für Cass, sich des Hexenwahns zu erwehren und die realen Hintergründe der Geschichte aufzuklären.“

In diesen Fall wird auch Cass persönlich involviert. Als sie beginnt Nachforschungen zu betreiben, wird sie direkt bedroht und gerät in eine recht gefährliche Situation. Hier wird das Buch richtig spannend und als Leser fiebert und rätselt man mit.
Mir persönlich hat dieser Fall nicht ganz so gut gefallen, weil zu viel über mögliche Tathintergründe spekuliert wird und das geschilderte Treiben zu Halloween recht verwirrend ist. Das Handlungsgeflecht war stellenweise zähflüssig gestaltet und schwer durchschaubar.

Aber die beschriebene Segeltour von Cass und Gavin war auch für mich als Laien sehr gut dargestellt. Man merkt, die Autorin segelt selbst und kennt sich nicht nur gut aus, sondern kann dieses Wissen auch gut vermitteln. Sie lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern, einem Segelboot und Shetlandponys seit 1981 auf Shetland.

Weitere Spannung ergab sich aus dem Wiedersehen von Cass mit ihrem norwegischen Freund Anders. Sie muss sich klar werden, ob sie sich mehr zu Gavin oder zu Anders hingezogen fühlt.
Eine Stärke der Autorin sind die grandiosen Beschreibungen von Natur und Landschaft der Shetlands. Die schroffe Schönheit und atemberaubende Küstenlinien werden so geschildert, dass ich mir alles ganz genau vorstellen konnte. Glitzernde Lochs, heidekrautbedeckte Moorlandschaften, dramatische Felsformationen und erhabene Klippe sah ich vor mir und wünschte mir alles einmal mit eigenen Augen zu sehen. Die fundierten historischen Fakten machen das Buch auch zu einem Reiseführer.

Die Auflösung ist in sich stimmig und überraschend. Das ganze Buch ist eine Liebeserklärung an die Shetland-Inseln und hat mir diese abgelegene Gegend näher gebracht. Der Schreibstil ist flüssig und informativ. Die Protagonistin Cass war mir sofort sympathisch, denn sie ist eine ehrliche und sehr nachdenkliche, manchmal ein wenig verschlossene Person.

Aktuell zählt die Reise um Cass und Gavin 6 Bände und ich hoffe, dass die noch fehlenden Teile bald übersetzt werden und der Leser sich auf weitere Abenteuer auf den Shetlands freuen kann.
Von mir gibt es mit den geschilderten Einschränkungen eine Leseempfehlung und 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Gefahr liegt in der Luft

Römische Vergeltung
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„Römische Vergeltung“ ist der 5. Fall für den aus Sizilien stammenden Commissario Caselli, der in Rom tätig ist.

Dieser Krimi ist anders als die bisherigen Fälle, denn besteht Gefahr für den Commissario ...

„Römische Vergeltung“ ist der 5. Fall für den aus Sizilien stammenden Commissario Caselli, der in Rom tätig ist.

Dieser Krimi ist anders als die bisherigen Fälle, denn besteht Gefahr für den Commissario selbst. Bianca Palma erzählt eine ungewöhnliche und beinahe unglaubliche Geschichte um menschliche Abgründe.

Dabei vermittelt sie, wie in ihren anderen Büchern um Caselli, wieder interessantes kulturhistorisches Wissen. Sie integriert auch ihre Liebe zur klassischen Musik gekonnt in die Handlung. Manchmal waren Gespräche zu philosophischen und theologischen Problemen etwas zu ausführlich und die Spannung litt darunter.

Die von ihr geschilderten Personen konnten mich absolut überzeugen. Es gab richtige Bösewichte und andere, die wie der Vize- Questore, ganz neue Seiten zeigten. Einige erschienen vielleicht schrill und fremd. Aber sie werden am Ende zu Menschen, die über sich hinauswachsen und wahre Größe zeigen.

Das unglaublich spannende und actionreichen Finale hat mich begeistert und ich empfehle allen kunst- und geschichtlich interessierten Krimifreunden diesen neuen Fall.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Brillianter Scot-Crime

Whisky mit Mord
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„Whisky mit Mord“ von Melinda Mullett ist der Auftakt einer neuen Krimiserie über das Whiskygeschäft und die Journalistin Abigal, genannt Abi.

Melinda Mullet ist eine amerikanische Autorin mit britischen ...

„Whisky mit Mord“ von Melinda Mullett ist der Auftakt einer neuen Krimiserie über das Whiskygeschäft und die Journalistin Abigal, genannt Abi.

Melinda Mullet ist eine amerikanische Autorin mit britischen Wurzeln. Sie wuchs zwischen Texas und Großbritannien auf. Ihr Mann ist ein leidenschaftlicher Whiskysammler. 2017 kreierte Sie die Abiga-Logen-Serie. Bisher liegen drei Bücher vor.

Abi, eine erfolgreiche Fotojournalistin, die lange im Ausland gelebt hat, erbt eine Whisky-Destillerie. Sie, die sich in den Krisengebieten dieser Welt auskennt, erlebt in den schottischen Highlands Erschreckendes. Irgendjemand will verhindern, dass sie in dieser Branche, die noch immer eine Männerdomaine ist, Fuß fasst.

Die Destillerie Abbey Glen in Balfour ist bekannt für einen ausgezeichneten Single Malt Whisky. Trotz der Drohbriefe, die Abi noch in London erhielt, macht sie sich gemeinsam mit ihrem alten Freund Patrick auf die Reise nach Balfour, um ihr Erbe anzutreten und sich selbst ein Bild von der Kunst der Whiskyherstellung zu machen.

Gemeinsam mit Abi lernt der Leser die genauen Prozess und die Kunst des Brennens kennen und wird in die Betriebsgeheimnisse eingeweiht. Der Autorin gelingt es die Materie gekonnt zu beschreiben und mit leichter Hand zu vermitteln.

Doch Abi erfährt auch vom Vandalismus in der Destillerie. Kurze Zeit später wird ein junger Mann aus dem Dorf tot in einem Gärbottich aufgefunden. Abi hat sich noch nicht von dem Schock erholt, da brennt es in der Mälzscheune.
Wer steckt dahinter? Abi kann als Vollblutjournalistin und Erbin von Abbey Glen diesen Fall nicht allein der Polizei überlassen. Sie muss selbst dahinter kommen, wer ihr schaden will.

So versucht sie zuerst herauszufinden, wie es um die Loyalität ihrer Angestellten steht. Aber sie hat nicht damit gerechnet, dass sie von den attraktive Brennmeister Glen Grant als Mann fasziniert ist. Es entwickelt sich eine widersprüchliche und interessante Beziehung zwischen beiden.

Als Journalistin weiß Abi, wie man Menschen zum Reden bringt. Ihre Recherchen im Umfeld des Toten führen zu interessanten Spuren. Die Spannung entwickelt sich stetig und Melinda Mullet kann immer neue Erkenntnisse und Tatsachen in die Geschichte einzubringen. Aber je mehr Abi erfährt, desto komplexer wird der Fall. Patrick, mit seinen Beziehungen und Computerkenntnissen kann ihr helfen, aber sie selbst muss das Puzzle zusammen setzen.

Melinda Mullet gelingt es durch ihr vielfältiges Personenspektrum und die wunderschönen Landschaftsbeschreibungen schottisches Flair zu vermittelt. Die Personen sind authentisch und ihre Handlungen nachvollziehbar. Abi ist eine sehr sympathische Protagonistin, die offen und ehrlich ist.
Die Lösung des Falls ist in sich schlüssig, wenn auch ziemlich überraschend. Mit diesem Scot-Crime ist Melinda Mullet ein Debut gelungen, welches Lust auf weitere Folgen mit Abi macht.

In den letzten Kapiteln gab es zwar einigen Längen, welches auch der frische und flotte Erzählstil nicht ganz kompensieren konnte. Die Spannung wäre bei kleinen Straffungen größer. Dennoch ist es hochprozentige Unterhaltung in bestem Sinn und ich vergebe gern 4 Sterne.

Wer einen spannenden Krimi mit viel Lokalkolorit und authentischen Charakteren im rauhen Schottland lesen möchte, dem ist „Whisky mit Mord“ zu empfehlen.
Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.