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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2023

Wenn die Vergangenheit mit der Gegenwart zu einem berührenden Ganzen verschmilzt ...

Die Halligfischerin
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Warum ist Ines so offensichtlich mürrisch gegenüber dem Ornithologen Brar, als dieser von Bord der Fähre geht, die ihn zu seiner neuen Arbeitsstelle auf der Hallig gebracht hat? Sie ist doch sonst nicht ...

Warum ist Ines so offensichtlich mürrisch gegenüber dem Ornithologen Brar, als dieser von Bord der Fähre geht, die ihn zu seiner neuen Arbeitsstelle auf der Hallig gebracht hat? Sie ist doch sonst nicht so? Doch Brar lässt sich nicht beirren und versucht, zusammen mit seiner Freundin, in den neuen Gefilden heimisch zu werden. Schnell merkt er jedoch, dass das Leben auf der einsamen Hallig nicht für jedermann das richtige ist und so streicht Freundin Annika nach kurzer Zeit die Segel und verschwindet wieder aufs Festland und aus seinem Leben. Brar hingegen fühlt sich trotz des Alleinseins wohl und geht in seinem Beruf, den er schon fast als Berufung empfindet, ganz und gar auf. Gesellschaft leisten im ab und zu seine Jugendliebe Lena, vor allem aber seine Nachbarin Ines, zu der er sich irgendwie hingezogen fühlt. Auch sie genießt inzwischen seine Gesellschaft und so entwickelt sich zwischen den Beiden eine eigenwillige Freundschaft. Nach und nach offenbart Ines Brar ihre Vergangenheit, eine Vergangenheit, die das Leben des Ornithologen bald gehörig durcheinander wirbeln wird …
Wie schon im ersten Teil - Die Halligprinzessin -, der von mir mit fünf Sternen die Bestnote bekam, verzauberte mich die Autorin auch diesmal wieder mit ihrem anschaulichen Erzählstil. Beide Zeitebenen hatten ihren ganz besonderen Charme, der die Seiten beim Lesen wie von alleine umblättern ließ. Das emotionale aber keinesfalls kitschige Ende setzte dem Ganzen dann noch ein Krönchen auf und so vergebe ich hier gerne auch diesmal wieder knapp die Bestnote und spreche eine absolute Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 28.06.2023

Eva will mehr vom Leben ...

Wunder gibt es immer wieder
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Was für uns, die wir im Jahr 2023 leben, verstaubt und altmodisch klingt, ist für Eva, die in einem konservativen Haushalt der 50er Jahre aufwächst, täglich Brot. Ihr Vater fühlt sich als Patriarch und ...

Was für uns, die wir im Jahr 2023 leben, verstaubt und altmodisch klingt, ist für Eva, die in einem konservativen Haushalt der 50er Jahre aufwächst, täglich Brot. Ihr Vater fühlt sich als Patriarch und Bestimmer über die Belange aller Familienmitglieder und nimmt sich alle Rechte raus, die ihm seiner Meinung nach zustehen. Während ihre Mutter dies mehr oder weniger stillschweigend in Kauf nimmt, fühlt Eva selbst sich zu Recht missverstanden und kämpft dagegen an. Sie möchte Kostümbildnerin und nicht Sekretärin und anschließend Mutter und Hausfrau werden, aber ihr Vater legt ihr nicht nur Steine, sondern ganz Felsbrocken in den Weg. Doch Eva denkt nicht daran aufzugeben und geht tapfer ihren Weg. Wird sie am Ende als Siegerin hervortreten?

Die Autorin Beate Sauer hat es mit ihrem Roman schnell geschafft meine volle Aufmerksamkeit zu erregen. Die Krönung der jungen Elisabeth von England und die Verfilmung von Sissi waren kleine Trigger, die mich schnell in die Story reinzogen und mich schließlich das Buch in fast einem Rutsch auslesen ließen. Die 50er Jahre kamen für mich absolut authentisch rüber und der Bezug zu tatsächlichen Ereignissen und Personen aus den 50er Jahren haben mich häufig zum Nachlesen im Internet angeregt. Ich für meinen Teil freue mich heute schon auf die beiden Folgebände und für diesen ersten Teil vergebe ich gerne 4,5 von 5 Sterne verbunden mit einer wärmsten Empfehlung.

Veröffentlicht am 14.06.2023

Ein Kochkurs der besonderen Art oder "Früher war alles besser"?

Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau
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Klasse, genau meine Art von schwarzem Humor! Ich durfte mit den todsicheren Rezepten zwei eigentlich ganz normale Frauen begleiten, deren Leben nach und nach eine interessante, ja man kann schon sagen ...

Klasse, genau meine Art von schwarzem Humor! Ich durfte mit den todsicheren Rezepten zwei eigentlich ganz normale Frauen begleiten, deren Leben nach und nach eine interessante, ja man kann schon sagen eine tödliche Wende nimmt. In der Gegenwart treffen wir auf Alice, die auf Drängen ihres Ehemanns eher widerwillig in den schicken Vorort im Norden New Yorks zieht. Ohne Job und schwer gelangweilt beschäftigt sie sich schließlich mit dem Kochbuch von Nellie, der Vorbesitzerin ihres Hauses. Es scheint eine Sogwirkung bei Alice zu entwickeln, die sich intensiv mit dem Leben von Nellie und vor allem auch deren Rezepten zu befassen beginnt … bald wirkt sich das auf ihre Ehe aus und nichts scheint mehr so zu sein, wie es mal war …

Man nehme zwei Hausfrauen und die lebhafte Fantasie einer talentierten Autorin et voilá, raus kommt eine bitterböse Geschichte, die mir persönlich richtig Spaß gemacht hat. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und rate insbesondere Fans von Ingrid Noll Karma Brown eine Chance zu geben.

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Veröffentlicht am 08.06.2023

Mord auf der Insel ...

Die Tote in der Sommerfrische
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Dank der jungen, energischen Victoria, darf ich mich auf eine Reise auf die schöne Insel Norderney begeben, die auch schon vor über hundert Jahren absolut en vogue war. Ihr großzügiger Vater, der ihr einfach ...

Dank der jungen, energischen Victoria, darf ich mich auf eine Reise auf die schöne Insel Norderney begeben, die auch schon vor über hundert Jahren absolut en vogue war. Ihr großzügiger Vater, der ihr einfach keinen Wunsch abschlagen kann, hat ihr diese Fahrt ermöglicht, damit sie noch ein wenig ausspannen kann, bevor sie den großen Schritt ins Berufsleben wagt. Heiraten steht nicht auf ihrem Plan, sie will frei sein! Auch der junge Journalist Christian Hinrichs hängt an seiner Freiheit und hat sich deshalb so weit weg wie möglich, hoch in den Norden, begeben. Er will eine Reportage über die Sommerfrische der gehobenen Gesellschaft schreiben, an eine Tote hat dabei natürlich niemand gedacht. Ehe es sich Victoria und Christian versehen, stecken sie mitten drin in den Mordermittlungen, denn sie haben ihre berechtigten Zweifel an den Methoden der örtlichen Polizei …

Die aus Norddeutschland stammende Autorin Elsa Dix, die sich nach eigenen Angaben stets zu Hause fühlt auf der Insel, hat mit „Die Tote in der Sommerfrische“ einen ganz wunderbaren Serienauftakt geschaffen. Atmosphärisch dicht und absolut authentisch beschreibt sie die damalige Zeit, in der die Dienstboten noch unsichtbar waren und es sich die Gutbetuchten im Urlaub an so gar nichts mangeln ließen. Man gab sich gern ein wenig prüde, doch hinter den Kulissen ging es oft hoch her. Dieser erste Teil war für mich eine absolute Punktlandung, und ich freue mich schon auf die nächsten Bände der Norderney Reihe mit Christian und Victoria. Von mir gibt es satte 4,5 Punkte verbunden mit einer unbedingten Leseempfehlung. Norderney … meine Neugier ist geweckt. Vielleicht sollte ich mir diese Insel mal ein wenig genauer anschauen …

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Veröffentlicht am 21.04.2023

Das Sonntagskind Leopoldine ...

Der grüne Palast
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Aha, ein ganzer Roman in Briefform. Mmmmhh, so gar nicht meins, dachte ich. Doch ich hatte das Buch einer lieben Freundin versprochen und da musste ich nun durch. Umso überraschter war ich dann, als ich ...

Aha, ein ganzer Roman in Briefform. Mmmmhh, so gar nicht meins, dachte ich. Doch ich hatte das Buch einer lieben Freundin versprochen und da musste ich nun durch. Umso überraschter war ich dann, als ich nach wenigen Seiten ganz fasziniert war von diesem Schreibstil und vor allem von der wunderbaren Wahl der Worte. Die Autorin Peggy Hohmann ließ mich teilhaben am Leben im frühen 19. Jahrhundert, und zwar auf eine ganz charmante Weise, die sich anfühlte, als hätte ich mich direkt selbst in eine Zeitmaschine gesetzt. Der Roman ist eine gelungene Mischung aus Wahrheit und Fiktion und befasst sich im Hauptaugenmerk mit der jungen Erzherzogin Leopoldine, einer Tochter Kaiser Franz I., die von den Wienern liebevoll Poldi genannt wurde. Und nun soll eben diese junge, aufgeweckte und intelligente Frau verheiratet werden. Natürlich zum Wohle Österreichs. Man hat den portugiesischen Thronfolger Pedro von Bragança und eine Reise nach Brasilien, wohin dessen Familie ins Exil geflüchtet ist, steht auf dem Plan. Während Leopoldine zu Anfang noch voller Zuversicht und Liebe ist, dreht sich die Schicksalsschraube bald immer schneller und schneller in Grund und Boden und reißt die junge Kaiserin mit in den Abgrund …

Wie schon erwähnt, vermischt sich Reales mit dazu Gedachtem und so ist dieser Roman gespickt mit allerlei bekannten Namen, allen voran Graf Klemens Wenzel Lothar von Metternich, ein österreichischer Diplomat, Politiker und Staatsmann. Er war bekannt für seine zahlreichen Affären, vor denen sogar die Gräfin Lazansky, die Poldi nach Brasilien begleitet, nicht ganz gefeit ist. Gastauftritte haben aber auch diverse reale Wiener Künstler und Künstlerinnen der Zeit und sogar Napoleon, der mit der Schwester der Erzherzogin verheiratet ist, gibt ein Debüt. Der überaus interessante Briefwechsel, der einen spannenden Einblick in die damalige Zeit gibt, besteht immer im Wechsel zwischen der Gräfin, der Erzherzogin, dem Kaiser, Metternich und vielen anderen und ist wirklich an keiner Stelle langatmig oder gar langweilig. Gewünscht hätte ich mir, dass die Briefe ein Datum getragen hätten, um die Zeitabstände besser einschätzen zu können, ohne ist für mich das Buch haarscharf an der Bestnote vorbeischrammt. Ich vergebe jedoch sehr, sehr gerne 4,5 von 5 Sternen und kann zukünftigen Lesekandidaten nur empfehlen: traut euch ran an das Buch. Ihr werdet vielleicht genauso begeistert sein wie ich.

Noch eine kleine Anmerkung in eigener Sache: In „Der grüne Palast“ trifft man sich unter anderem in dem venezianischen Caffé de Florian, nach dem die Protagonistin Marthe de Florian aus dem Buch „Ein Zimmer aus Samt“ – welches ich kürzlich gelesen hatte - ihren Künstlernamen wählte. Das zauberte doch glatt ein Lächeln auf mein Gesicht.

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