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Veröffentlicht am 25.06.2021

Mutig, widerspenstig ... lesenswert ...

Bis wieder ein Tag erwacht
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Die Bücher von Charlotte Roth scheinen mich immer wie magisch anzuziehen, so kam ich natürlich auch an „Bis wieder ein Tag erwacht“ nicht ungestreift vorbei. Ein ganz schöner Wälzer mit knapp 750 Seiten, ...

Die Bücher von Charlotte Roth scheinen mich immer wie magisch anzuziehen, so kam ich natürlich auch an „Bis wieder ein Tag erwacht“ nicht ungestreift vorbei. Ein ganz schöner Wälzer mit knapp 750 Seiten, doch das Thema der Résistance Bewegung in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs verdient auf jeden Fall diese Beachtung. Vielen Dank an dieser Stelle für das Aufgreifen eines wichtigen Themas. In diesem Roman verbirgt sich jedoch noch so viel mehr. Deutlich zeigt er an den „Fingern einer Hand“, wie die fünf Freude sich nennen, die Klassenunterschiede der damaligen Zeit auf. Eine bunte Mischung aus Junkersöhnen, Bürgerstöchtern und dem jungen Algerier namens Salah versuchen dem immer wieder auf ihre Art zu trotzen und müssen verbittert feststellen, dass es kein Entkommen gibt. Zum Ausbruch des Krieges kommt zu den Klassenunterschieden noch die Verfolgung und Vernichtung der Juden und spätestens jetzt, kann niemand mehr die Augen vor der Realität verschließen. Sie alle kämpfen auf ihre Art mit sauberen, aber auch schmutzigen Waffen, doch wirkliche Gewinner kann und wird es auf keiner Seite geben ….
Diesmal brauchte ich ein Weilchen, bis ich mich in die Geschichte eingefunden und mich mit dem Schreibstil vertraut gemacht hatte. Doch als ich drin war, fiel es mir schwer, das Buch wegzulegen. Wie immer zaubert die Autorin auch diesmal mit ihren Beschreibungen feinstes Kopfkino. Ich konnte mich in das französische Küstendorf gedanklich genauso versetzen, wie in die Kriegsschauplätze Berlin und Paris. Einen kleinen Abzug gibt es diesmal von mir, da sich Charlotte für mein Empfinden manchmal einfach zu stark im Detail verliert. Manchmal hätten mir ein paar weniger Einzelheiten genügt, um die Geschichte rund zu machen. Dennoch verdient auch dieses Buch von mir wieder eine Leseempfehlung und ich vergebe wohlverdiente vier von fünf Punkten.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Wunder gibt es immer wieder ...

Die Wunderfrauen
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Geprägt durch den Klappentext machte ich mich hier eigentlich dazu bereit, eine Geschichte vierer Freundinnen zu hören, die sich gemeinsam in der Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders einen Weg noch ...

Geprägt durch den Klappentext machte ich mich hier eigentlich dazu bereit, eine Geschichte vierer Freundinnen zu hören, die sich gemeinsam in der Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders einen Weg noch oben bahnen. Aber mitnichten! In diesem (Hör)buch treffen wir auf vier Frauen, die jede auf ihre eigene Art mit dem Schicksal zu hadern hat. Hauptfigur ist definitiv Luise Dahlmann, die sih ihrem Laden, den sie ihrem Mann mit viel Liebe aber auch ein wenig List abgetrotzt hat. Hier scheinen ultimativ die Fäden zusammen zu laufen und eine Art Kameradschaft, ja vielleicht sogar zarte Freundschaften entstehen zwischen Luise, Anabell, Helga und Marie …

Das Buch gibt einen guten Einblick in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts, als nichts und doch alles möglich schien. Es zeigt mal wieder auf, wie schwer Frauen noch immer zu kämpfen haben und wie es für Männer noch immer ganz selbstverständlich war, das Regiment über Frau und Kinder zu führen. Obwohl ich nun zum gefühlt hundertsten Mal über das Wunder von Bern gehört habe, das wohl in meinem Roman der Nachkriegszeit fehlen darf, freue ich mich auf die nächsten beiden Bände der Trilogie. Bin gespannt, wie es weitergehen wird und vergebe hier vier von fünf möglichen Sternen.

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Veröffentlicht am 28.05.2021

"Wie sich der kleine Moritz die Weltgeschichte vorstellt, genau so ist sie ..." Anton Kuh

Grandhotel Odessa. Der Garten des Fauns
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Noch immer ist das echte Reisen in unserer von der Pandemie geschüttelten Zeit nicht wirklich realisierbar, wenn sich auch kleine Lichtblicke abzuzeichnen scheinen. Umso größer war deshalb meine Freude ...

Noch immer ist das echte Reisen in unserer von der Pandemie geschüttelten Zeit nicht wirklich realisierbar, wenn sich auch kleine Lichtblicke abzuzeichnen scheinen. Umso größer war deshalb meine Freude über Charlotte Roths erneute Einladung ins Grandhotel Odessa. Ich war sofort wieder bereit dort abzutauchen. Empfangen wurde ich wieder von Oda, die Herrin über das Hotel, die die Zügel noch immer fest in der Hand hält – ihr und natürlich dem sprudelnden Faun. Ich fühlte mich sofort wieder zu Hause. Doch der Hauptfocus scheint diesmal eher auf Manon, ihrer Ziehtochter, und Clara, der Tochter von Belles Bruder Bodo zu liegen, die ihre Mutter so jung auf tragische Weise verloren hatte und einen Tapetenwechsel bitter nötig hat. Die Freude über den Besuch aus Berlin ist jedoch bald getrübt, denn Manon, die schon ihr ganzes Leben in Maxim, ihren Stiefbruder, verliebt ist, ist schnell rasend vor Eifersucht. Nicht sie scheint mehr seine Sonne zu sein, sondern die bemerkenswerte Clara lässt sein Herz bald höherschlagen. Schnell wird aber auch klar, dass sich die politische Situation um Odessa zuspitzt und das Hotel bald seine Pforten auch für unliebsame Gäste öffnen muss. Wird Oda es schaffen, ihre Oase am Leben zu erhalten oder wird der Marmorfaun bald für immer trocken bleiben?

Auch dieser zweite Band hatte mich rasch wieder eingefangen, wenn bei mir der Funke auch nicht ganz so heftig wie im ersten Teil übersprang. Manchmal empfand ich die viele Politik als ein wenig niederdrückend, und viel Neid und Missgunst ließen kaum Raum auch mal für ein wenig Leichtigkeit und Liebe. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und spreche auch diesmal spontan wieder eine Leseempfehlung aus. Meine Frage an die Autorin ob noch ein dritter Band in Planung sein, wurde verneint, und im Nachhinein finde ich auch, dass sie meine Reise nach Odessa zu einem würdigen Abschluss gebracht hat. Ich freue mich schon auf neue Werke aus Charlottes Feder und vergebe bei diesem Werk solide vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Einfühlsam und lehrreich zugleich ... eine tolle Kombination ...

Zwei bemerkenswerte Frauen
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Und wieder einmal war mir das Vergnügen beschert etwas über die Welt und vor allem ihre wunderbar talentierten Frauen zu lernen. Diesmal liefen mir im frühen 19. Jahrhundert die beiden Engländerinnen Mary ...

Und wieder einmal war mir das Vergnügen beschert etwas über die Welt und vor allem ihre wunderbar talentierten Frauen zu lernen. Diesmal liefen mir im frühen 19. Jahrhundert die beiden Engländerinnen Mary Anning und Elizabeth Philpot am Strand von Lyme über den Weg. Während das Klima oft rau war auf meiner Reise, so war es doch keinen Moment langweilig. Die beiden ehrgeizigen Frauen führten mich ein in die Welt der Paläontologie - vielen besser bekannt als die der Fossiliensammler. Sie waren ein ungleiches Gespann. Mary, das Kind aus armen Verhältnissen war Hunger und Arbeit gewohnt, seit sie denken konnte. Elizabeth hingegen war einige Jahre älter und stammte aus gutem Hause, war aber durch die Launen der Zeit mehr oder weniger genötigt worden, mit ihren beiden Schwestern in ein Haus in Lyme Regis, einer Kleinstadt in der südwestenglischen Grafschaft Dorset zu ziehen. Obwohl als "Perle von Dorset" bekannt, war es doch ein abgelegenes Örtchen und sicher nicht immer einfach für die London verwöhnten drei Schwestern.

Durch den ganzen Roman zieht sich nicht nur das Leben der Beiden sondern auch ein breite Spur von Wahnsinnsfossilienfunden. In der Männerwelt wurden sie nie anerkannt, doch sie gaben nicht auf. Zwei bemerkenswerte Frauen, die stolz auf sich sein konnten.

Der Klappentext bringt es durch die Worte eines Reporters der WAZ ganz wunderbar auf den Punkt: "Ein wenig Jane Austen, die Landschaft von Rosamunde Pilcher und auch noch etwas über Geschichte lernen. Was will man mehr?"

Von mir gibt es nicht ganz die Höchstpunktzahl aber dennoch ein Leseempfehlung, für alle, die mal mal "off the beaten path" lesen wollen.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Wunderschönes Binz ... ein Traum in Weiß ...

Das Grand Hotel - Die mit dem Feuer spielen
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Bernadette von Plesow … das ist doch mal ein Name, der nur so von der Zunge rollt! So hatte ich mich dann auch sehr auf diesen zweiten Teil der schönen Geschichte rund um das Grand Hotel in Binz gefreut. ...

Bernadette von Plesow … das ist doch mal ein Name, der nur so von der Zunge rollt! So hatte ich mich dann auch sehr auf diesen zweiten Teil der schönen Geschichte rund um das Grand Hotel in Binz gefreut. Schade, dass ich nicht alle Familienmitglieder wiedersehen durfte, denn Bernadettes Sohn Alexander verstarb einem schrecklichen Unfall. Während die Frau Mama von Trauer zerfressen wird, wird sein Bruder Constantin, der sich die Schuld am Tod von Alexander gibt, von Wut und Rachsucht heimgesucht. Und er wird im wahrsten Sinne zu dem, der mit dem Feuer spielt … aber auch neue Personen treten in Erscheinung. So wird Bernadette von der Vergangenheit eingeholt und findet sich auf einmal einem Mann gegenüber, der ihr seltsam bekannt vorkommt …
Auch dieser zweite Teil entwickelt sich zu einer netten Geschichte, die hervorragend vorgetragen von der talentierten Anne Moll an die Ohren ihrer Hörer gelangt. Die schönen Landschaftsbeschreibungen ließen mich in Gedanken auf der Seebrücke spazieren und Meeresluft einatmen. Dennoch fehlte mir diesmal das gewisse Etwas, der Kick, der ein Buch von „nett“ in „fesselnd“ verwandelt. Es plätscherte an vielen Stellen einfach ein bisschen zu sehr. Ich vergebe hier deswegen nur vier von fünf Sternen und stelle noch eine kleine Frage in den Raum: wird sie weitergehen, die Geschichte um Familie von Plesow? Ich wäre ja wieder dabei … ;)

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