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Veröffentlicht am 06.03.2021

Am Anfang braucht man etwas Geduld

Jedes Jahr im Juni
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Ein roter Luftballon samt einer Nachricht und E-Mail-Adresse überquert das Meer zwischen England und Frankreich. In die Lüfte geschickt von: 16-jährigen Highschool Schülerin Emmie Blue. Gefunden von: ebenfalls ...

Ein roter Luftballon samt einer Nachricht und E-Mail-Adresse überquert das Meer zwischen England und Frankreich. In die Lüfte geschickt von: 16-jährigen Highschool Schülerin Emmie Blue. Gefunden von: ebenfalls 16-jähriger Lucas Moreau. Seitdem der Lucas ihr zum ersten Mal geschrieben hat, sind die beiden ein Herz und eine Seele. Keine kennt die so gut wie die aneinander. Doch für Emmie ist Lucas mehr als ein bester Freund …

Das Buch ist mehr als eine Liebesgeschichte, denn die Autorin hat viele verschiedene Themen, wie Freundschaft, traumatisierte Erlebnisse, Selbstfindung, ausgesucht und hat sie am Ende alles gut zusammen verbindet. Und genau damit hatte ich meine Probleme. Am Anfang springen die Erzählstränge zwischen die Themen und zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu oft, auch den Schreibstil fand sehr holprig und bis Seite 170 bin ich sehr langsam vorangekommen. Doch kurz vor Mitte des Buches geht es bergauf, sodass ich es nicht aus der Hand legen wollte. Die Charaktere sind vielschichtig, sympathisch und authentisch, besonders Emmie mit ihrer Art und Weise wächst einen an Herz.

Obwohl es am Anfang für mich etwas verwirrend war, ist es im Großen und Ganzen eine wunderschöne, ruhige und stellenweise humorvolle Geschichte.

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Veröffentlicht am 27.02.2021

Warmherzig, Sprachgewaltig, Liebeswert

Die Erfindung der Sprache
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Adam... Sohn von eine Norddeutsche Deeren und ein Bayer und geboren auf der nordfriesischen Insel Platteoog. Er ist ein ganz besonderer Junge, denn er fängt erst mit zwei Jahren an, auf einem Tag zu den ...

Adam... Sohn von eine Norddeutsche Deeren und ein Bayer und geboren auf der nordfriesischen Insel Platteoog. Er ist ein ganz besonderer Junge, denn er fängt erst mit zwei Jahren an, auf einem Tag zu den anderen, zu reden. Die Sprache und wie die seine Mitmenschen miteinander klarkommen, ist für ihm ein Rätsel. Dafür hat er eine Vorliebe für die Zahl 7, die für ihn ein Fels in der Brandung ist. Adam wächst, besonders verwöhnt von seiner tschechischen Oma und seinem Vater Hubert sehr liebevoll im kleinen Kreisen auf der Insel auf. Doch kurz nach seinem 13. Geburtstag bricht Adams Welt zusammen. Sein Vater verschwindet spurlos, seine Mutter verstummt aus Trauer.

Viele Jahre später ist Adam Dozent für Sprachwissenschaften an einer Berliner Uni, lebt zurückgezogen und allein mit einer Sprachassistentin. Eines Tages erhält er einen Anruf von seiner Oma, die sehr aufgebraucht ihm von einem Buch erzählt, welches einen Hinweis von seinem verschwundenen Vater enthält. Ab hier fängt die Adams ungewöhnliche Reise an...

Es ist mein erstes Buch von der Autorin und ich bin begeistert von ihrem Schreibstil! Denn es ist auf richtigen stellen poetisch, lustig, berührend und mitreißend. Was mir sehr gut gefallen hat: Anja Baumheier hat viele Nordfriesische und Tschechische Wörter/Sprichwörter hineingebaut und die mithilfe der Fußnoten übersetzt, sodass man nicht ahnungslos durchblättern muss. Die Gedichte von dem österreichischen Lyriker Rilke und die vielschichtige, liebenswerte und etwas skurrile Charaktere runden die gesamte Geschichte. Besonders Adam und seine Oma Leska wächst einem sofort ans Herz.

Durch Adams Reise zeigt uns die Autorin wie wichtig es ist, egal was kommt, immer Ruhe zu bewahren und Mut haben.
Einen Schritt zurücktreten
Einatmen
Ausatmen
Systematisieren.

Es ist eine herzerwärmende Geschichte über Heimat, Familienzusammenhalt und Freundschaft.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Melancholisch, Poetisch, Einzigartig

Die Jahre ohne uns
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Eine einsame Dame in ihren Sechzigern. Ihre Tage sind stets gleich, ihre Leben ist voll mit unerfüllter Träume. Ein ehemaliger Schauspieler, ebenfalls in seinen Sechzigern. Seine Geschichte ist die einer ...

Eine einsame Dame in ihren Sechzigern. Ihre Tage sind stets gleich, ihre Leben ist voll mit unerfüllter Träume. Ein ehemaliger Schauspieler, ebenfalls in seinen Sechzigern. Seine Geschichte ist die einer endloser Suche nach jemandem, den er verloren hat. Durch Zufall treffen sie sich zwei fremde Menschen in einer Hotelbar in einer kleinen englischen Stadt und erzählen die einander ihre Lebensgeschichten. Doch diese Begegnung wird sie beide verändern...

„Dies ist nicht mein wahres Leben und ich glaube auch nicht, dass es das sein wird. Wahrscheinlich wird es Zeit für mich zu akzeptieren, dass mein wahres Leben niemals stattfinden wird.“

Mit diesem berührende Wörter fängt die Protagonistin von ihrem Leben, von ihrem über sechzig Jahre Erfahrungen und Versäumnissen zu erzählen. Ihre Einsamkeit und Enttäuschung spürt man zwischen den Zeilen.

In dem zweiten Teil des Buches übernimmt der Mann den Erzählung und führt uns mit seinem surrealen Lebensgeschichte etwas zu irre.

Obwohl der Satzbau stellenweise verschachtelt war, hat es mir Norris' leise aber eindringlicher Erzählton besonders gut gefallen.

Eine melancholische Geschichte, welche mich zum Nachdenken angeregt hat.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Wortgewaltig

Krass
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Ralph Krass... ein großzügiger Geschäftsmann, der niemals Zeit hat aber dafür einen unendlich erscheinende Vermögen besitzt. Ein voluminöser, opulenter Mann, der nicht viel redet, aber dafür mit seiner ...

Ralph Krass... ein großzügiger Geschäftsmann, der niemals Zeit hat aber dafür einen unendlich erscheinende Vermögen besitzt. Ein voluminöser, opulenter Mann, der nicht viel redet, aber dafür mit seiner schweigen alles unter Kontrolle hält. Wenn es um Manipulationen geht, ist er ein Genie.
Im Jahr 1988 genießt er sein Leben in Neapel mit ausreichend Champagne, Langusten und mit dem für ihm vorteilhaften Menschen. Mit dabei; Dr. Jüngel, sein neuer Buchhalter, der Pechvogel mit blasser Haut und mit ein Koffer voller Geld in der Hand. Woher der Geld stammt? Wahrscheinlich da spielt paar Anzugmänner eine Rolle, so genau weiß man als Leser nicht.

Herr Jüngel... ein magere, arbeitslose Kunsthistoriker, der viele Sprachen spricht und nicht nur die Rechnungen für Herr Krass bezahlt. Er führt die hochinteressante, kleine Reisegruppe, die aus Deutschland, Frankreich und Italien stammen, ins Museum, zum feinsten Restaurants und zum Bootsausflügen und übersetzt dabei all die Sprachen. Die kleine Gruppe versteht sich bravourös, keine fragt oder jammert sich über irgendetwas, Hauptsache die Bäuchlein sind voll und die Köpfe beschwipst. Bis eines Tages die Abenteuerlustige, Zauberkünstler Assistentin Lidewine in die Gruppe eintritt...

Martin Mosebach nimmt seiner Leser*in mit seiner Wortgewaltigen Darbietungen auf die pompöse, skurrile Reisen. Die Reisen teilt sich auf drei Abschnitten. In den ersten Teil erlebte ich den Schönheit von Neapel mit Herrn Krass und mit seinen kuriosen Reisebegleitern. In den zweiten war ich nach einem Jahr mit mittellosen, oft durcheinander wirkenden Jüngel in Frankreich und in der dritte Reise habe ich mich auf Wiedersehen mit Lidewine, Krass und Jüngel in Kairo gefreut. Drei große Kapitel, die nicht vorhersehbar waren.

Mosebachs Charaktere sind wie Karikatur Figuren. Die sind entweder zu dick, zu klein oder haben eine Faible für irgendetwas und genau damit hatte ich meine Probleme. Denn egal was die Männer taten, wirkten mir wie die Helden, Gegensatz zu den Frauen. Ob die Frauen Haupt oder Nebencharaktere sind, die sind Geld und Sexbesessen dargestellt, was mich sehr gestört hat.

Mit einer bildhafte Sprache, mitreißende Stimmungen und kuriose Charaktere hat mich Martin Mosebach auf eine „Krasser“ Reise mitgenommen. Für die Literaturliebhaber ist eine genussvolle Reise...

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Veröffentlicht am 28.01.2021

Sehr berührend

Vor mir nichts als Meer – Meine langsame Rückkehr vom Rande des Abgrunds
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Die Fotografin Tamsin lässt das hektische Londoner Leben hinter sich und zieht gemeinsam mit ihrem Mann auf die Äußeren Hebriden. Die kaufen einen großen Grundstück mit einer Ruine von einer Croft darauf ...

Die Fotografin Tamsin lässt das hektische Londoner Leben hinter sich und zieht gemeinsam mit ihrem Mann auf die Äußeren Hebriden. Die kaufen einen großen Grundstück mit einer Ruine von einer Croft darauf und sie versuchen ein neues, selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Eine Weile leben sie das erhoffte Idyll. Doch ein autarkes Leben auf die Beine stellen, braucht neben viel Geld auch viel Kraft und Energie und noch dazu bekommen die rassistischen Anfeindungen von den Inselbewohnern. Tamsins Mann wird immer unzufriedener, depressiver und als eines Tages seine Aggressionen eskalieren, bleibt Tamsin völlig auf sich gestellt, total mittellos auf eine Insel mit Feindseligkeiten...

Diskriminierungen, Rassismus, häusliche Gewalt, Fehlgeburten... Wie viel erträgt eine Frau, die gerade mal Anfang 30 ist?

Als Tamsin die Insel zum ersten Mal betritt, fühlt sie sich sofort zu Hause und als Leserin habe ich mich mit ihr wohlgefühlt und gefreut. Doch das Schicksal kennt keine Grenzen. Sie erzählt aus ihrem Leben so authentisch, sodass für mich stellenweise nicht so einfach war, alles zu verdauen. Besonderes die erniedrigenden Worte, die von Mitmenschen, weil sie eine Frau ist, hat mich sehr mitgenommen. An ihre Stelle bin ich schreiend weggegangen! Ich habe Tamsins Kraft und Wille total bewundert.

Die Landschaftsbeschreibungen sind kalt, nass, zehrt an Kräften trotzdem waren diese bildhaft und wunderschön. Allerdings habe ich mir manchmal etwas weniger Detail gewünscht.

Obwohl ich diese Autobiografie mit Bewunderung gelesen habe, muss ich eins erwähnen: Es ist keine leichte Kost fürs zwischen durch. Wer mit den Themen nicht umgehen kann, sollte sich erst Mal gut überlegen, das Buch zu lesen.

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