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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2021

Authentisch, vielschichtig, spannend

Die Farbe des Vergessens
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Wenn es um Leichen geht, ist die junge Münchenerin Juli als Präparatorin einiges gewöhnt. Nichts kann sie so leicht aus der Fassung bringen, fast nichts. Doch als sie ihr Ebenbild auf dem Seziertisch sieht, ...

Wenn es um Leichen geht, ist die junge Münchenerin Juli als Präparatorin einiges gewöhnt. Nichts kann sie so leicht aus der Fassung bringen, fast nichts. Doch als sie ihr Ebenbild auf dem Seziertisch sieht, bricht von ihr mühevoll erbautes Leben in sich zusammen. Warum hat die junge Frau sich umgebracht? Ist sie ihre verlorene Tochter? Juli macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und stellt ihre Vergangenheit auf dem Obduktionstisch. Je tiefer sie schnitt, desto unheimlicher wird es...

Mir fällt der Einstieg nicht leicht, denn die Autorin hat mich mit ihrer sehr bildhaften Sprache mitten ein Sektionssaal katapultiert. Gnadenlos und ungeschönt beschreibt sie die Obduktion so detailreich, sodass ich das Buch erst mal zu Seite legen musste, um mich zu sammeln. Doch wenn man den ersten Schock überwindet, erwartet einem eine spannungsvolle Geschichte, ohne Blut. Durch viele geschickt eingebauten Wendungen bleibt der Spannungsbogen bis zum Ende Hoch.

Die Charaktere sind vielschichtig und abwechslungsreich. Besonders Juli als Protagonistin sehr vielfältig. Wegem ihrem jahrelangen Drogenkonsum, die sie fast zwei Jahrzehnten hinter sich hat, wirkt sie manchmal zerbrechlich und instabil aber gleichzeitig ist ihre Stärke und Wille ist beeindruckend. Ich habe mit ihr mitgelitten, gehofft, gekämpft... Neben Juli spielt ihrer beste Freund Ömer aus dem Kindertagen auch eine große Rolle. Durch ihm wirkt die Story noch authentische, denn die Autorin hat die türkische Kultur sehr gut recherchiert.

Mit dem viele schwierige Themen, wie Drogensucht, Rassismus, Migration hat die Autorin ein sehr spannendes Buch mit Sogwirkung geschrieben, welches die ich nur weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Magisch, berührend, mitreißend. Großartige Leseerlebnis.

Kleine Wunder um Mitternacht
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Atsuya, Shota, Kohei... drei junge kleinkriminelle brechen in einem Gemischtwarenladen ein, um nach ihrem Raubzug unterzutauchen. Doch dann passiert etwas sehr Seltsameres: Ein Brief landet von außen durch ...

Atsuya, Shota, Kohei... drei junge kleinkriminelle brechen in einem Gemischtwarenladen ein, um nach ihrem Raubzug unterzutauchen. Doch dann passiert etwas sehr Seltsameres: Ein Brief landet von außen durch einen Schlitz im Rollladen ins Geschäft. Die Verfasserin ist eine gewisse „Mondhase“ die dringend und verzweifelt einen Rat sucht. Als die Jungs den Brief mehrfach lesen, verstehen die nicht worum es geht. Erst nach dem Durchsuchung des Ladens stoßen die auf eine alte Zeitschrift, in dem vor vielen Jahren über das „Namiya Gemischtwaren“ berichtet wurde: Wer am abends bei Namiya Gemischtwaren einen Brief durch den Schlitz einwerft, wartet am nächsten Morgen eine Antwort im Milchkasten hinter dem Haus. Als Kohei eine Antwort an der Mondhase in den Milchkasten legt, verschwindet diese und fast gleichzeitig landet die Antwort dazu ins Geschäft, obwohl da draußen kein Mensch zu sehen war. Nun, es ist nur der Beginn eines kleinen Wunders, das viele Menschen das Leben ändern wird...

Und so fängt eine magisch-berührende Geschichte an. Es geht hier nicht nur um die drei Jungs und die geheimnisvolle Mondhase, sondern laufe des Buches habe ich auch noch weitere Menschen kennengelernt, die mich mit deren Schicksal zu Tiefs berührt hatten. Kapitel für Kapitel wechselt es sich die Sicht ab, sodass man sich mit jeden einzelnen Charakteren befreunden kann. Mal war ich mit denen in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart und nach und nach offenbart sich, was all die Personen miteinander verbindet.

Tod und viele andere schwierige Themen spielen hier eine große Rolle doch der Autor mit seinem einfühlsamen Schreibstil geht so behutsam und gefühlvoll damit um, sodass man beim Lesen Hoffnung schöpft und Glück empfindet. Eine mystische, bewegende Geschichte die ich nur empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 09.05.2021

Feinfühlig, intensiv und authentisch

So wie du mich kennst
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Karla und Marie. Ein Leib und eine Seele. Schwestern die nicht unterschiedliche seien können. Wo die Lokaljournalistin Karla ihr beschauliches Leben in einer unterfränkischen Kleinstadt liebt, lebt die ...

Karla und Marie. Ein Leib und eine Seele. Schwestern die nicht unterschiedliche seien können. Wo die Lokaljournalistin Karla ihr beschauliches Leben in einer unterfränkischen Kleinstadt liebt, lebt die erfolgreiche Fotografin Marie in New York. Was heißt Entfernung, wenn man mit jemanden unzertrennlich ist? Die Schwestern sind Tagtäglich im Verbindung, tauschen sie sich über alles ohne Geheimnisse aus, dachte zumindest Karla, bis Marie bei einem tragischen Autounfall ums Leben kommt und Karla nach dem Tod ihre Schwester nach New York reist, um ihre Wohnung aufzuräumen. Was weiß Karla wirklich über ihre Schwester? Warum hat Marie einen Ordner voller schockierende Bilder von ihrer Nachbarin?

Mit ihrem feinfühligen und eindringlichen Schreibstil hat mich die Autorin nach New York geführt und mit ihrer bildhaften Schilderungen mich die pulsierende Weltstadt miterleben lassen. Ich war mit Marie joggen, auf dem Feuertreppe um eine zu rauchen, hab mit Karla getrauert, gezweifelt. Sehr realistische, vielschichtige Figuren haben mich mit ihrer eigenen Art und Weise total mitgenommen.

Anika Landsteiner erzählt abwechselnd, ergreifend und lebensnah aus der Sicht von Karla und Marie über Gewalt an Frauen, Trauerbewältigung, Schwesterliebe und über Scham und unterdrückte Gefühle. Sehr intensive Geschichte, welche die ich nur weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Authentisch und gefühlvoll

Die Frauen von Kilcarrion
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Die Mitte 30-jährige Journalistin Kate hatte nie eine innige Beziehung mit ihrer Eltern. Schwanger mit 18 Jahren hatte sie damals ihre Heimat Irland verlassen und seitdem herrscht fast totenstille in der ...

Die Mitte 30-jährige Journalistin Kate hatte nie eine innige Beziehung mit ihrer Eltern. Schwanger mit 18 Jahren hatte sie damals ihre Heimat Irland verlassen und seitdem herrscht fast totenstille in der Familie. Sie versucht für ihre 16-jährige Tochter Sabine eine bessere Mutter zu sein als ihre eigene Mutter für sie, doch als Kate ihren langjährigen Freund für einen neuen verlässt, kriselt zwischen die Mutter-Tochter mehr den je. In der Hoffnung, dass sie die heikle Situation etwas mildern zu können, schickt sie Sabine nach Irland zu ihrer Großeltern, die sie in ihrem Leben nur zweimal getroffen hat. Kaum ist Sabine In Kilcarrion angekommen, fühlt sie sich wie in ein Gefängnis, wollte so schnell wie möglich wieder zurück nach England. Doch als sie eines Tages die alten Familienfotos findet, findet sie auch Zugang zu ihrer Großmutter Joy. Joy, die sich erstmals Ereignissen der Vergangenheit zu stellen muss, erzählt zu ihrem Enkelin Stück für Stück aus der britischen Kronkolonie Zeit in den 50/60er in Hongkong...

„Die Frauen von Kilcarrion“ ist eine Neuübersetzung von Jojo Moyes Debütroman und mittlerweile mein 12. Roman, welches ich von ihr gelesen habe. Obwohl ich ein Moyes Fan bin, brauche ich jedes Mal etwas Zeit und Geduld bei dem Einstieg und auch hier war es leider nicht anders. Doch wer am Ball bleibt, wird es mit einer gefühlvollen Familiengeschichte und mit exzellent bearbeiteten, authentischen Charakteren belohnt. Es geht hier über Generationen hinweg Mutter-Tochter-Konflikte, Kommunikationsschwierigkeiten und Missverständnisse zwischen Altersklassen.
Leise aber tiefgründig hat mich Moyes von Hongkong, mit einem Zwischenstopp in England, nach Irland mit genommenen und hat mir gezeigt, wie wichtig die ehrliche Bindung zwischen Müttern und Töchtern sind.

Sehr gefühlvoll geschriebene wichtige Thematik, tiefgründiger leichter Schreibstil, authentische Figuren und ein wunderschönes Setting mit viel Natur. Persönlich brauche ich nicht mehr und dieses Buch hat all meine Wünsche erfüllt. Ich kann es nur weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 02.05.2021

Grandios!!!

Der Verdacht
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Blythe's eigene Kindheit ist mit Gleichgültigkeit und Kälte von ihrer Mutter getränt. Als sie selbst schwanger wurde, möchte sie die liebevolle Mutter sein, die sie nie hatte. Doch als sie ihre neugeborene ...

Blythe's eigene Kindheit ist mit Gleichgültigkeit und Kälte von ihrer Mutter getränt. Als sie selbst schwanger wurde, möchte sie die liebevolle Mutter sein, die sie nie hatte. Doch als sie ihre neugeborene Tochter Violet in den Arm hält, fühlt sich alles falsch an. Je größer Violet wurde, desto mehr wächst das Unwohlsein in ihr. Ihr Mann Fox, der seine Tochter vergöttert, versteht die verhalten von seiner Frau nicht und beobachtet sie mit wachsendem Misstrauen. Bis eines Tages durch eine Tragödie die Traurigkeit der kleinen Familie wie Nebel umhüllt...

Bedeutet Muttersein immer bedingungslose Liebe? Wie fühlt man sich, wenn man eigene Kind schon Geburt an nicht lieben kann? Welche Rolle spielt dabei eigene Vergangenheit? Mit ihrem Debütroman antwortet Ashley Audrain ungeschönt, mal gefühlsvoll mal düster und total ehrlich diese Fragen. Blythe, als Ich-Erzählerin schildert ihre Gefühle und Gedanken wie in einem Brief an ihr Mann und ich war die Leserin. Mit eingehaltenen Atem, Fassungslos, bin ich zwischen den Seiten geflogen und nach jedem Kapitel wusste ich nicht, was ich Empfinden sollte. Hass und Mitleid haben mich bis zum Ende des Buches begleitet.

Die Geschichte ist düster, ergreifend, schockierend und gleichzeitig so gut, dass man nur weiter Lesen möchte. Allerdings für Schwangere und frischgebackene Mamas rate ich das Buch ab, denn die Geschehnisse haben psychischen Nachhall. Highlight! Absolute Leseempfehlung von mir.

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