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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2017

Ein toller Roman!

Im ersten Licht des Morgens
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INHALT:
Bevor an einem Morgen im Jahr 1943 die Sonne aufgeht, tritt Chiara im besetzten Rom auf die Straße. Noch ahnt sie nicht, dass sie an diesem Tag einem kleinen Jungen das Leben retten wird. Doch ...

INHALT:
Bevor an einem Morgen im Jahr 1943 die Sonne aufgeht, tritt Chiara im besetzten Rom auf die Straße. Noch ahnt sie nicht, dass sie an diesem Tag einem kleinen Jungen das Leben retten wird. Doch als sie Daniele begegnet, verbinden sich ihre Schicksale unwiderruflich miteinander. Chiara nimmt ihn allen Widrigkeiten zum Trotz an wie einen Sohn. Aus Liebe tut sie fortan alles, um ihn zu schützen – und aus Liebe begeht sie nach Kriegsende einen folgenschweren Verrat …
MEINUNG:
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und zwar um 1943 und dann 1973. Die Kapitel wechseln sich immer ab. Fast ausschließlich spielt die Geschichte in Italien bzw. Rom. Aus dem Klappentext ist nicht so richtig ersichtlich, wie die Geschichte konstruiert ist bzw. hatte ich zumindest eine andere Vorstellung. Daniele Tochter, Maria, die allerdings in Wales lebt ist die Person, die die ganze Geschichte ins Rollen bringt und vor allem auch Chiara zwingt sich wieder mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, denn seit 10 Jahren weiß niemand, wo Daniele ist und ob er noch lebt. Als Maria, 15 Jahre alt, heraus bekommt, dass ihr vermeintlich geglaubter Vater nicht ihr richtiger ist, kommt in ihrer Familie zu einem Eklat und sie macht sich auf den Weg nach Italien.
Maria ist ein typisches pubertierendes Mädchen, die herauszufinden versucht, wer sie wirklich ist. Ich fand es sehr mutig, dass sie ganz alleine in ein ihr fremdes Land fährt, dessen Sprache sie nicht spricht, um ihre Wurzeln zu finden. Manchmal habe ich schnell vergessen, dass die „Gegenwart“ des Buches ja 1973 ist. Von daher scheint es auch kein Problem zu sein, dass man mit 15 schon raucht und scheinbar auch noch nicht fliegt, sondern mit der Bahn fährt.
Daniele lernt man nur indirekt kennen, aber es ist deutlich spürbar, dass er innerlich wohl völlig zerrissen war und auf die schiefe Bahn gerät. Ihm ist auch sehr wohl bewusst, dass Chiara nicht seine leibliche Mutter ist. Das lässt er sie vor allem in der Vergangenheit spüren. So spricht er zum Beispiel ganze drei Monate nicht mit ihr, nachdem sie ihn in ihre Obhut genommen hat, weil seine Mutter deportiert worden ist. Ihm scheint nicht so richtig klar zu sein, dass ihm damit das Leben gerettet worden ist.
Ob er noch lebt oder nicht, weiß Chiara nicht. Eine Verkettung sehr unglücklicher Zustände führte allerdings dazu, was dann so nach und nach raus kommt. Die Suche nach Daniele liegt allerdings nicht im Fokus des Buches, was ich ein wenig schade fand, aber mir ist schnell klar geworden, dass es mehr um das geht, was Chiara getan hat. Was für Auswirkungen es auf Daniele und sein weiteres Leben hat und Chiara damit leben kann. Man muss sich mit der Frage auseinander setzen, wie viel Schuld Chiara trägt und ob, das was sie getan hat nicht zu Daniele Besten war, sondern vor allem zu ihrem Besten.
Chiara mochte ich dennoch sehr gerne. Anfangs habe ich immer rum gerätselt, wie alt sie wohl sein möge, aber an einer Stelle wurde indirekt gesagt, dass sie 60 Jahr alt sei. Mir kam sie deutlich jünger vor. Ich mochte ihre Stärke und zugleich ihre Unsicherheit. Ich mochte ihre Neurosen und Spleens, die vor allem sehr humorvoll von ihrer Putzfrau beschrieben worden sind Man spürt auf das ganze Buch hinweg, dass sie Daniele bedingungslos liebt, auch als er auf die schiefe Bahn gerät und dass sie ihn nicht vergessen kann.



FAZIT:
Virginia Bailey schafft eine großartige Atmosphäre und gestaltet ihre Charaktere so, dass man nach Beendigung des Buches das Gefühl hat sie wirklich zu kennen. Man bekommt nicht nur einen Einblick in das Italien zur Zeit des zweiten Weltkriegs und das Italien der 1970er Jahre, sondern die Autorin fängt auch das italienische Flair einzigartig ein. Ich hätte mir noch ein wenig mehr den Fokus auf der Geschichte von Daniele, späteren Manns, in den 1970er gewünscht, aber ansonsten hatte mich das Buch wirklich begeistern können. Ich freue mich auf weiter Romane von der Autorin!

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 30.01.2017

Ein cleverer und außergewöhnlicher Thriller

Die Gerechte
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INHALT:
Eine Flughafenbar in London. Es ist Abend, und Ted Severson wartet auf seinen Rückflug nach Boston, als eine attraktive Frau sich neben ihn setzt. Kurz darauf vertraut er der geheimnisvollen Fremden ...

INHALT:
Eine Flughafenbar in London. Es ist Abend, und Ted Severson wartet auf seinen Rückflug nach Boston, als eine attraktive Frau sich neben ihn setzt. Kurz darauf vertraut er der geheimnisvollen Fremden an, dass seine Frau ihn betrogen hat. Mit ihrer Reaktion jedoch hat er nicht gerechnet: Sie bietet ihm Hilfe an – beim Mord an seiner Ehefrau. Ein Trick? Ein morbider Scherz? Oder ein finsteres Rachespiel, das nur ein böses Ende nehmen kann?

COVER:
Das Cover und den Titel finde ich sehr treffend ausgewählt, denn beide spielen auf besagte attraktive Frau an, die Ted in der Flughafenbar trifft. Für die meisten Leute wirken rote Haare sehr anziehend und das trifft auch auf dieses Titelbild zu.

MEINUNG:
Der Klappentext verrät nicht besonders viel und aus dem Grund waren auch meine Erwartungen niedrig. Die erste Hälfte des Buches plätschert ein wenig vor sich. Ich war nicht wirklich gelangweilt, aber ich war auch noch nicht richtig gepackt. Ich war in entspannter Erwartungshaltung, wie die beiden nun Teds Ehefrau umbringen wollen. Wir lesen diese erste Hälfte aus den Perspektiven von Ted und der besagten Frau, welche ich aber deutlich spannender fand, denn man wird weit in ihren Vergangenheit geworfen und bekommt einen Einblick, warum sie beschließt Ted zu helfen. Obwohl das Buch in den USA spielt, habe ich es als sehr englisch empfunden, was vermutlich daran liegt, dass die Orte in Neuengland angesiedelt sind. Die englische Atmosphäre ist es was ich sehr gern mag und hier hat es mir gut gefallen.

Auf der zwei Hälfte kommt es zu einer nicht vorhersehbaren, wirklich krassen Wendung, die die ganze Geschichte in eine völlig andere Richtung lenkt und ab da hatte die Geschichte auch meine volle Aufmerksamkeit. Von da an bekommt man ein Gefühl dafür, worum es wirklich geht. Es bleiben immer noch zwei Erzählperspektiven, aber sie sind andere als die im ersten Teil. Auch dieser zweite Teil, zu dem gar nicht mehr verraten möchte, gipfelt in eine weitere Wendungen, die etwas vorsehbarer war, aber bei der ich mich gefragt, wie das ganze enden wird.

Im dritten und letzten Teil werden wieder die Perspektiven gewechselt und man kommt dem Täter langsam auf die Spur. Mit fortschreitendem Lesen habe ich auch innerlich mit mir gehadert, ob ich lieber ein unmoralisch Ende hätte oder ein solches, wo der Täter seine gerechte Strafe bekommt. Der Autor kam mir sehr entgegen, denn er schuf ein Ende, das nur scheinbar ein Ende ist. Die letzten Seiten zeigen allerdings, dass das Ende vermutlich ein anderes sein wird und damit würde ich es schon fast als offen beschreiben. Sehr clever gemacht!

FAZIT:
Der Thriller ist schwer in Worte zu fassen ohne das man zu viel verrät, denn er lebt von seinen ungewöhnlichen Wendungen. Bis auf die fehlende Spannung im ersten Teil, konnte mich dieser Thriller restlos von sich überzeugen, denn er ist einfach mal was anderes und gar nicht bis wenig vorhersehbar. Zum ersten Mal habe ich hier auch erlebt, dass das Ende relativ offen ist und sich nach den letzten Seiten noch seinen Teil denken muss.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.01.2017

Einfühlsame Familiengeschichte

Ich fühle was, was du nicht fühlst
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INHALT:
Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die ...

INHALT:
Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die Welt der Erwachsenen und durchschaut deren Lebenslügen. Ihr Nachbar, ein Musiklehrer, überredet sie zu Klavierstunden und entdeckt ihre große musikalische Begabung. Während ihre Eltern mit einer Ehekrise beschäftigt sind und Che in die Kriminalität abzudriften droht, entsteht zwischen India und ihrem Lehrer eine einzigartige Verbindung, getragen von der Liebe zur Musik. Doch in einem einzigen Moment zerstört er ihr Vertrauen, und India steht vor einer furchtbaren Entscheidung: Ihr Geheimnis öffentlich zu machen – oder für immer zu schweigen.

COVER:
Das Cover ist mir sofort ins Auge gefallen. Vor allem auch deswegen, weil es von typischen Cover von Amelie Frieds Romanen abweicht. Die bunten Farbspritzer erinnern mich an die diversen Holi Colour Festivals, welches sehr gut zu den 1970ern passt, in denen der Roman spielt. Ich bin großer Freund von diesen matten Broschur-Ausgaben, aber es ist fast unmöglich, dass der Rücken des Buches nach dem ersten Lesen nicht schief ist. Für mich als Buchliebhaber immer ein kleiner Wehmutstropfen.

MEINUNG:
Ich habe bisher noch nie einen Roman von Amelie Fried gelesen, auch mir ihr Name schon lange geläufig ist. Die von Amelies Fried bisher geschriebenen Romane werden ja eher dem Bereich der Frauenliteratur (auch wenn ich den Begriff überhaupt nicht mag) zugeordnet und das ist nicht so mein Genre. Umso mehr wurde ich auf dieses Buch aufmerksam, welches ich als Coming-of-Age-Roman bezeichnen und auf Grund des Alters der Protagonistin auch als Jugendbuch einordnen würde.

Weil es aus dem Klappentest nicht hervor geht, war ich überrascht, dass es in den 1970er Jahren spielt. Damit ist es nicht ein Jugendbuch, sondern auch ein gesellschaftlicher Roman, denn er gibt Einblick in die Generation der 68er, zu denen Indias und Ches Eltern zweifelllos gehören. Sie sind eine
Nachkriegsgeneration, die auf der einen Seite immer noch mit nationalsozialistischen Vergangenheit ihrer Eltern zu kämpfen haben und die auf der anderen Seite bei ihren eigenen Kindern völlig mit dem damaligen Erziehungsstil brechen und diese völlig anti-autoritär erziehen. Was für viele Jugendliche der heutigen Generation ein erstrebenswertes Ziel wäre, ist etwas, woran Che und India sehr zu leiden haben.
Bei beiden ist sehr deutlich spürbar, dass sie unter dem Anders sein ihrer Eltern, aber auch mit deren Vernachlässigung, jeder auf seine Art zu kämpfen habe. Beide wünschen sich feste Regeln oder auch mal Bestraffungen für ihr Handeln. Ches und India Eltern ecken auch häufig mit ihrer Lebensweise in der klein-bürgerlichen, christlich geprägten, schwäbischen Kleinstadt an und sorgen damit auch nicht selten bei den beiden für peinliche und unangenehme Momente (India) und Ausrastern (Che). Dennoch gehen beide ganz unterschiedlich mit der familiären Situation um.
Es ist deutlich spürbar, dass bei Che der Leidendruck sehr groß ist und er flüchtet sich während des Verlaufs in zwei völlig konträre Richtungen mit dem deutlich Wunsch irgendwo dazu zu gehören und auch endlich die gewünschten Regeln zu haben, die er bei seinen Eltern so schmerzlich vermisst. Beiden gemeinsam ist, dass nirgendwo wirklich dazu gehören. India ist weitaus klüger und intelligenter als es für ihr Alter üblich ist und wird von ihren Mitschülern nur als Streberin betrachtet. Ich mochte an ihr, dass sie bereits ihr eigenes Verhalten und das der Erwachsenen sehr klug reflektiert. Auch wenn sie lieber normal und durchschnittlich sein würde, hat die Erziehung ihrer Eltern bzw. eher das Fehler auch einen positiven Einfluss auf sie. In meinen Augen ist sie deutlich offener für alternative Lebensweisen. Selbst als die Ehe der Eltern anfängt zu zerbrechen, geht sie damit bewundernswert um. Obwohl ihre Eltern sich eigentlich nur um sich selbst kümmern und nicht mal für das Essen sorgen, spürt man bei India keine Verbitterung gegenüber ihnen (auch wenn ich das gut verstanden hätte).

Der Roman zeigt auch auf, wie Vorwürfe gegenüber einer Person, die einen guten Ruf hat, in einer Kleinstadt gehandhabt werden. Man glaube der anschuldigenden Person einfach nicht und da unterscheiden sich auch Hippies von Nicht-Hippies nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass das in einigen ländlichen Regionen auch noch immer so ist. Es wurde aufgezeigt, dass es dann besser ist zu schweigen bevor sich die Anschuldigungen noch gegen einen richten könnten. Das hat mich wirklich wütend gemacht.

FAZIT:
Mir hat es manchmal etwas an Spannung gefehlt, aber es ist in diesem Genre einer der besten Romane, die ich je gelesen habe. Trotz vieler schwieriger Themen, die Amelie Fried sehr einfühlsam aufgegriffen hat, verliert der Roman niemals an Leichtigkeit und Humor, was vor allem an Ich-Erzählerin India liegt, die ich sehr ins Herz geschlossen habe. Sie trägt diesen Roman als Schlüsselfigur.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Ein etwas anderer Zeitreiseroman

Nie mehr zurück
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INHALT:
Zoe ist anders als alle anderen. Sie hat die besondere Fähigkeit, die Zeit zurückdrehen und dadurch das Geschehene verändern zu können. Als sie bei einem Bankraub miterleben muss, dass ein Mann ...

INHALT:
Zoe ist anders als alle anderen. Sie hat die besondere Fähigkeit, die Zeit zurückdrehen und dadurch das Geschehene verändern zu können. Als sie bei einem Bankraub miterleben muss, dass ein Mann erschossen wird – ausgerechnet der gut aussehende junge Mann, der ihr nur wenige Minuten zuvor in einer schwierigen Situation beigestanden hat – entschließt sie sich dazu, ihn zu retten. Doch ihre Gabe kommt nicht ohne Einschränkungen. Zoe kann nur 23 Minuten in der Zeit zurückspringen, und oft verschlimmert sich die Situation durch ihr Eingreifen. Zoes Entschluss könnte in einer Katastrophe enden. Und er bringt sie in große Gefahr. Denn er lenkt die Aufmerksamkeit des Bankräubers auf sie
MEINUNG:
Ich war sehr gespannt auf diesen Roman, da ich gerne Zeitreise-Romane lese. Als das Buch dann bei mir Zuhause ankam, war über dessen geringe Seitenanzahl dann doch etwas überrascht.
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Zoe geschrieben und umfasst 10 Kapitel, denn zehn Mal kann Zoe die Zeit zurück drehen und hat dann 23 Minuten Zeit, die Vergangenheit so zu verändern, dass es für sie passt und möglichst wenig Menschen zu Schaden kommen. Man ist sofort mitten im Geschehen und Zoe ersten Versuch, den Bankraub und den Tod von weiteren Menschen zu verhindern. Es war für mich nicht ganz klar, ob sie vorn herein wusste, dass das passieren wird oder ob sie zufällig in die Situation herein gerutscht ist. Es ist auch nicht ganz klar, woher sie die Fähigkeit hat in der Zeit zu Reisen bzw. ob es nicht vielleicht auch nur eine Einbildung von ihr ist.
Zoe ist ungewöhnliches, aber trotzdem ein normales Mädchen. Wir haben hier keine allmächtige Superheldin, die in der Zeit reisen kann, wie es ihr beliebt, sondern die Zeit und die Versuche sind begrenzt. Familiär gesehen hat sie nicht viel Glück und wächst in einer Jugendeinrichtung auf. Für mich wirkte sie ganze Zeit sehr verloren, was auch mein Mitleid geweckt hat. Auf Grund der Kürze des Buches fehlte mir Zeit einen richtigen Draht zu ihr aufzubauen. Auch Daniel (der Bank-Kunde) fand ich sympathisch, da er Zoe sofort geholfen hat und ihre Geschichte als Zeitreisende nie in Frage gestellt, aber auch er blieb ein wenig blass. Als sich zwischen den beiden eine Art Beziehung zueinander entwickelt, ist das Buch leider schon zu Ende gewesen.
Zu Beginn hatte ich etwas Angst, dass ich jetzt zehn Mal immer wieder das Geschehen der 23 Minuten lesen müsste, aber an sich ist nur der Anfang immer gleich. Zoe optimiert ihre Versuche mit Wissen aus den vorherigen und so nimmt die Geschichte immer einen anderen Verlauf. Damit ist der Roman spannend, aber trotzdem kein richtiger Thriller. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, ist aber dennoch nicht trivial geschrieben. Man merkt deutlich, dass Autorin im Schreiben Erfahrung hat. Ich hatte das Buch innerhalb eines Tages durch.
Der Roman beleuchtet auch den Aspekt, der auch Thema von Terror von Ferdinand von Schirach ist. Sollte man ein Leben riskieren, um dafür mehrere andere retten zu können? Wer hat das Recht darüber zu entscheiden? In dem Fall entscheidet Zoe mit ihren Handlungen darüber und damit lastet eine schwere Verantwortung auf ihr. Es ist spürbar, was das für eine Belastung für sie ist und sie setzt mich diesem Thema auch ein wenig auseinander. Das verleiht dem Buch eine gewisse Tiefe und lässt es zu, sich selbst darüber Gedanken zu machen. Das gefiel mir sehr gut.


FAZIT:
Ein ungewöhnlicher Aufbau eines Zeitreise-Romans, der anders ist als andere Bücher dieses Genres, der aber noch mehr Seiten hätte vertragen können. Leider bleibt der Roman etwas hinter seinen Möglichkeiten. Potential war definitiv vorhanden! Es lohnt sich aber dort mal einen Blick reinzuwerfen.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Interessanter Ausschnitt aus Mata Haris Leben

Die Spionin
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INHALT:
Wer ist die Frau hinter dem schillernden Mythos? Paulo Coelho schlüpft in ihre Haut und lässt sie in einem fiktiven, allerletzten Brief aus dem Gefängnis ihr außergewöhnliches Leben selbst erzählen: ...

INHALT:
Wer ist die Frau hinter dem schillernden Mythos? Paulo Coelho schlüpft in ihre Haut und lässt sie in einem fiktiven, allerletzten Brief aus dem Gefängnis ihr außergewöhnliches Leben selbst erzählen: vom Mädchen Margaretha Zelle aus der holländischen Provinz zur exotischen Tänzerin Mata Hari, die nach ihren eigenen Vorstellungen lebte und liebte und so auf ihre Art zu einer der ersten Feministinnen wurde. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, lässt sie sich auf ein gefährliches Doppelspiel ein.
COVER:
Es ist das erste Mal, dass ich eine gebundene Ausgabe aus dem Diogenes Verlag gelesen habe und das Buch kommt nicht nur mit dem für den Diogenes Verlag üblichen, schlichten Design auf dem Buchumschlag, sondern kann sich auch darunter sehen lassen. Denn darunter sieht es aus, wie die alten Bücher im Buchregal meiner Oma. Das hat nicht nur einen Nostalgie-Faktor, sondern gefiel mir auch ausgesprochen gut und bestärkt mich in meinem Vorhaben für nächstes Jahr mehr Bücher von Diogenes zu lesen (da schlummert ja auch noch das ein oder andere auf meinem SuB ).
MEINUNG:
Für mich war es der erste Roman von Coelho. Mir war bewusst, dass dieser sicherlich weniger vergleichbar ist mit seinen anderen bekannten Bücher Veronika beschließt zu sterben oder Der Alchimist, da es sich hier um einen biographisch geprägten Roman über Mata Hari handelt. Coelho erhebt aber keinen Anspruch darauf, dass es sich um eine vollständige, wahrheitsgemäße Biografie von Mata Hari handelt. Er nimmt sich ganz klar die Freiheiten raus, die Geschichte entsprechend anzupassen und Geschehnisse zusammenzufassen und Aspekte wegzulassen. Bis dahin habe ich zwar schon mal etwas mit Mata Hari gehört, aber wusste absolut gar nicht über die Frau.
Trotz der geringen Seitenanzahl habe ich mir Sorgen gemacht, dass das Buch vom Schreibstil sehr anspruchsvoll sein würde, aber dem war nicht so. Die ersten 100 Seiten sind nur so dahin geflogen und ich war fasziniert von der geheimnisvollen Mata Hari. Mich hat sehr überrascht, dass Coelho es gewagt hat Mata Hari ihre Geschichte selbst in der Ich-Form zu erzählen zu lassen, aber damit ist ihm gelungen so ihre Gefühle und Sichtweise deutlich besser an den Leser zu transportieren.
Ich empfand Mata Hari Erzählweise zunächst als relativ nüchtern. Im ersten Teil des Buches berichtet sie von ihrer Jugend, ihrer frühen Heirat mit einem viel älteren Mann, mit den sie dann nach Niederländisch-Ostindien geht und zwei Kinder bekommt. Man spürt frühzeitig, dass Mata Hari unbedingt raus aus der Kleinstadt und rein in die große Welt möchte. Das sollte ihr die Heirat ermöglichen. Doch Mata Hari, damals noch Margaretha Zell bzw. MacLeod (Name ihres Mannes), hat es in dieser Zeit und in ihrer Ehe nicht leicht. Sie zwingt ihren Mann zurück in die Niederlande zu gehen und beschließt dort ihre Familie zu verlassen, um nach Paris zu gehen und um frei zu sein. Dort wird sie als Tänzerin relativ schnell erfolgreich und erlangt Weltberühmtheit. Sie wird die geliebte von vielen berühmten Männern. Sex ist für sie ein Mittel, um sich ihren hohen Lebensstandard zu finanzieren. Ich finde das an sich nicht verwerflich, aber als in Frankreich der erste Weltkrieg ausbricht, erweist sich Coelhos Mata Hari als wirklich naiv und auch dann ist es ihr wichtiger gut auszusehen als den Ernst der Lage zu begreifen.
Im zweiten Teil ist Mata Hari gezwungen in die Niederland zurückzukehren, um sicher zu sein. Sie ist älter geworden und ihr einstiger Glanz verblasst langsam. Sie wurde mir aber zusehends unsympathischer, denn für sie zählten immer nur ihre Freiheit und der Erhalt ihres Lebensstandards und sie war auch nicht müde dies immer wieder zu betonen. Gefühlt war es nie genug. Natürlich war es auch in Kriegszeiten schwer für als Tänzerin irgendwo Fuß zu fassen, aber das schien sie nicht verstanden zu haben. In meinen Augen war sie unfassbar egoistisch und naiv. Auch wenn das Verlassen ihrer Familie nie wirklich Thema gewesen ist, konnte man auch keine Reue oder ein schlechtes Gewissen bei ihr spüren. Ich empfand sie als relativ gefühlskalt und berechnend. Als ihr das Geld ausgeht, stellt sie sich den Deutschen als Spionin zur Verfügung und gleichzeitig aber auch den Franzosen. Man kann ihr hier unterstellen, dass sie das tat, weil sie Frankreich, für das ihr Herz schlug nicht in den Rücken fallen wollte, aber dumm und unüberlegt war es alle mal.
Sie zum Tode zu verurteilen war in meinen Augen völlig übertrieben, aber in dem Buch wird auch geschildert, dass das Urteil der Zeit geschuldet war. Heute wäre es wahrscheinlich zu keiner Vollstreckung gekommen, denn man konnte ihr praktisch nichts nachweisen, denn Mata Hari hat gar keine aktive Spionage betrieben, sondern wahrscheinlich nur das Geld kassiert.
FAZIT:
Das Buch lädt dazu sich mit der faszinierenden Persönlichkeit Mata Haris auseinander zu setzen, zeigt selbst aber nur einen Teil ihres Lebens. Das hätte gerne noch etwas ausführlicher sein können. Mata Hari, eine Frau die definitiv schuldig war, aber den Tod absolut nicht verdient hat.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.