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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.02.2023

Highlight

Ohne mich
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MEINUNG:

Ich bin durch Zufall durch eine Freundin auf das Buch aufmerksam geworden. Mir stand momentan der Sinn nach Geschichten von jungen Frauen von Autorinnen, die versuchen ihren Platz im Leben zu ...

MEINUNG:

Ich bin durch Zufall durch eine Freundin auf das Buch aufmerksam geworden. Mir stand momentan der Sinn nach Geschichten von jungen Frauen von Autorinnen, die versuchen ihren Platz im Leben zu finden und deren Geschichten einen ganz eigenen Sound haben. Genau das habe ich mir von Ohne mich erhofft und auch bekommen.

Die namenlosen Ich-Erzählerin ist gerade mit ihrem Jura-Studium fertig und befindet sich bereits mit Mitte 20 auf dem Weg in ihre erste Scheidung und damit auch Trennung. Die junge Frau versucht herauszubekommen, wie es zu dieser Trennung kommen konnte und ob die Heirat nicht an sich schon eine totale Schnapsidee war. Auf diesem Weg muss sie auch herausfinden, wie sie zukünftig ihr Leben nach dem Studium gestalten möchte.

Ich muss sagen, dass der Schreibstil für mich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig war, aber gleichzeitig gilt der Autorin auch meine komplette Bewunderung dafür diesen Stil komplett beizubehalten. Die Sätze kurz, fast schon rhythmisch wie bei Gedichten bzw. Song-Texten und häufig sehr pointiert. Der ganze Text ist praktisch der Gedankenfluss der Ich-Erzählerin. Dadurch fühlte ich mich der Protagonistin sehr nahe, obwohl sie häufig eher distanziert wirkt und auch nicht gerne Nähe zulässt. Viele Stelle fand ich auch sehr lustig, eben gerade weil die Autorin vieles so klug beobachtet und auf den Punkt bringt. Sie beherrscht sehr gut Show and don't tell und so ergibt sich vieles zwischen den Worten.

Mit Mitte 20 gehört die Ich-Erzählerin der Generation Z an. Sie lebt in Münster und hat vergleichsweise früh geheiratet. Zunächst erweckte es den Anschein, dass die Heirat eine wenig durchdachte Art Übersprungshandlung, aber nach und nach merkt man, dass von beiden Seiten auch viel Gefühl noch füreinander da ist. Umso drängender stellte sich die Frage, warum die beiden sich überhaupt getrennt haben. Es ist keine Liebesgeschichte, aber die Geschichte einer Annäherung auch zu sich selbst. Das gelingt der Protagonistin nicht immer so gut. Für meinen Geschmack versucht sie viel zu häufig Probleme, Gefühle und Sorgen mit Alkohol wegzuspülen. Möglicherweise ist es aber ein Stück weit normal in diesem Lebensabschnitt. Es ist allerdings klar, dass die Studienzeit vorbei ist und auch ihre Freunde neue Wege einschlagen. Ich kann gut nachvollziehen, dass es ein Punkt im Leben ist, an dem sich einige Wege trennen und man für sich selbst schauen muss, was im Leben machen möchte und mit wem man es teilen möchte.

FAZIT:

Ohne mich ist von mir eine Leseempfehlung für alle, die Geschichten mit eigener Stimme mögen, für junge Frauen und Männer, aber für auch alle, die manchmal am Leben zweifeln und hier merken, man ist damit nicht allein. Ich bin gespannt, was wir von der Autorin noch lesen werden.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Herzensbuch

Alle Farben meines Lebens
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MEINUNG:

Cecelia Ahern hat vor 20 Jahren P.S. Ich liebe dich veröffentlich und wurde kurzerhand zum Star. Daraufhin sind viele weitere Bücher gefolgt. Ich finde, dass sie sich enorm weiter entwickelt ...

MEINUNG:

Cecelia Ahern hat vor 20 Jahren P.S. Ich liebe dich veröffentlich und wurde kurzerhand zum Star. Daraufhin sind viele weitere Bücher gefolgt. Ich finde, dass sie sich enorm weiter entwickelt hat und nicht nur klassische Familienromane schreibt. Jedes Buch hat eine neue Geschichte, so auch Alle Farben meines Lebens.

Alice ist besonders. Sie stellt in ihrer Kindheit fest, dass sie anders ist als die anderen. Sie kann den Gemütszustand von anderen Menschen anhand von Farben erkennen. Diese Farben umgeben die Menschen, wie Auren. Diese "Gabe" wird für Alice schnell zu Last. Hinzu kommen recht schwierige Familienverhältnisse. Der Vater hat die Familie verlassen. Alice kümmert sich um ihren jüngeren Bruder Ollie, der immer weiter auf die schiefe Bahn gerät. Halt gibt ihr großer Bruder Hugh, aber der verlässt bald das Zuhause. Der Roman schildert Alice' komplettes Leben und wie sie versucht ihren Platz im Leben zu finden.

Mich hat das Buch sofort in seinen Bann gezogen. Alice habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen. Die Geschichte beginnt als sie 8 Jahre alt ist. Sie muss sehr schnell Verantwortung übernehmen für ihren kleineren Bruder und in meinen Augen bleibt ihr eine Kindheit verwehrt. Später kümmert sie sich um die Mutter, pflegt diese, weil diese an Krebs erkrankt war und so hat Alice kaum Möglichkeiten ihren eigenen Weg zu gehen. Mich hat es wirklich wütend gemacht, wie ihre Mutter teilweise mit ihr umgeht. Auf der anderen Seite habe ich Alice über das ganze Buch dafür bewundert, dass sie trotz des Verhaltens der Mutter immer zu ihr hält, sich kümmert und später Kontakt hält. Cecelia Ahern schildert diese dysfunktionale sehr drastisch und ungeschönt. Alice' Gabe macht sie hochsensibel und gibt Einblick, wie unwägbar das eigene Leben wird, wenn man deutlich sensibler ist und auf vieles reagiert. Einige Situationen sind skurril, gefährlich oder einfach nur lustig. Die Autorin hat das wirklich fantastisch umgesetzt. Mich hat hier sie hier in jeglicher Hinsicht emotional mitgenommen - von Anfang bis zum Ende, wo ich wirklich fast geweint habe.

FAZIT:

Alle Farben meines Lebens ist ein absolutes Highlight und gleichzeitig Herzensbuch in 2023. Ich lese schon seit einigen Jahren die Bücher von Cecelia Ahern und sie schreibt immer wieder neue Geschichten, aber mit dieser hat sie sich selbst übertroffen. Ich hoffe, das Buch findet noch viele LeseInnen!

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Veröffentlicht am 02.12.2022

Wieder toll!

Feldpost
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MEINUNG:

Seit Trümmerkind bin ich begeisterter Fan von Mechtild Borrmann Romane und habe schon einiges von ihr gelesen, wie z.B. Glück hat einen langsam Takt . Ich liebe ihre sachliche, nüchterne Art, ...

MEINUNG:

Seit Trümmerkind bin ich begeisterter Fan von Mechtild Borrmann Romane und habe schon einiges von ihr gelesen, wie z.B. Glück hat einen langsam Takt . Ich liebe ihre sachliche, nüchterne Art, die aber gleichzeitig so viel Emotionen überträgt. Die Geschichten spielen immer auf zwei Zeitebenen und beinhalten immer auch ein spannenden Teil, so auch Feldpost.

Alles beginnt damit, dass Cara eine Fremde in einem Café trifft, die ihr eine Tasche mit Unterlagen hinterlässt und dann spurlos verschwindet. Cara weiß nur, dass sie auf der Suche nach einer gewissen Adele Kuhn war. Cara lässt die Geschichte nicht in Ruhe und sie beginnt Nachforschungen anzustellen. In der Tasche sind u.a. Feldpost-Briefe aus dem 2. Weltkrieg enthalten, die auf eine große Liebesgeschichte hin deuten. Außerdem stößt Cara auf eine Villa in Kassel, die auch Teil der ganzen Geschichte ist. 

Der Schreibstil von Mechtild Borrmann ist wie gewohnt schnörkellos und auf den Punkt gebracht ohne dabei aber total nüchtern zu sein. Ganz im Gegenteil hat diesen Geschichte wieder viele Emotionen in mir wach gerufen. Es ist die Geschichte zweier Liebenden, aber gleichzeitig auch die Geschichte zweier Familie. Familie Kuhn, die aus Adele, ihrer Bruder Albert und deren Eltern besteht, steht allerdings im Mittelpunkt des Geschehens. Als Leser verfolgen wir die Familie beginnend mit dem Ende der 1930er Jahre im Vergangenheitsteil und Cara und weitere Personen in der Gegenwart, die erfahren wollen, was mit Familie Kuhn, insbesondere Adele passiert ist. Beide Handlungsstränge laufen dann am Ende zusammen.

Es fiel mir mit zunehmenden Verlauf der Geschichte schwer das Buch aus der Hand zu legen, denn irgendwann wird die Frage immer drängender, was nun wirklich passiert ist. Es gibt wieder einige spannende Wendungen, die Geschichte eine ganze andere Richtung geben. Die Liebesgeschichte hat mich sehr berührt und auch das viele Dinge in dieser Zeit einfach unter den Teppich gekehrt worden sind. So müssen einige Protagonisten mit lebenslanger Schuld leben und einige andere erfahren spät Wahrheiten, die alles verändern. Am Ende war ich einfach wütend, dass die zweier Leute, die sich alles bedeutend haben und die vieles ertragen haben, in der Hoffnung sich eines Tages wiedersehen zu können, einfach an den falschen Entscheidungen aus egoistischen Gründen anderer Leute zerbrochen ist. Es spricht für die Autorin, dass sie mich hier so mitreißen konnte. 

FAZIT:

Feldpost ist ein großes Familiendrama und ein typischer historischer Roman mit Spannungselementen von Mechtild Borrmann, den ich wieder sehr genossen habe und kaum aus der Hand legen konnte, auch wenn mich das Ende wirklich emotional etwas wütend gemacht hat - wütend über so viel Ungerechtigkeit und Tragik auf Grund von menschlichen Entscheidungen, aber das ist das Leben. Jetzt heißt es wieder warten.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Highlight!

Lügen über meine Mutter
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MEINUNG:

Lügen über meine Mutter ist mir schon bevor das Buch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2023 erschienen ist, aufgefallen, aber ich hatte ein paar Hemmungen das Buch zu beginnen. Ich hatte ...

MEINUNG:

Lügen über meine Mutter ist mir schon bevor das Buch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2023 erschienen ist, aufgefallen, aber ich hatte ein paar Hemmungen das Buch zu beginnen. Ich hatte große Befürchtungen, dass es eine Geschichte wird, die wirklich weh tun wird beim Lesen. Schlussendlich hat aber die Neugier gesiegt und habe zu dem Buch gegriffen.

Daniela Dröschers Roman ist die Erzählung einer Kindheit in den 1980er Jahren, welche im Hunsrück stattfand. Der Roman erzählt die Geschichte einer Familie, der Familie der Autorin, vor allem ist die Geschichte einer Ehe mit besonderem Fokus auf die Mutter. Diese muss einiges ertragen, in einer Ehe, die sie zu einem Zeitpunkt in der Geschichte sicher nicht eingegangen wäre. Sie ist ständig, den Anfeindungen des eigenen Ehemanns ausgesetzt, der ihr wegen ihrem Gewicht die Schuld an allem gibt, was in seinem Leben schief läuft. Über Jahr muss die Demütigungen und Beleidigungen ertragen.

Ich denke, es ist klar, dass Daniela Dröscher hier zu großen Teilen ihre eigene Familiengeschichte erzählt, auch es keine Biographie ist. Ich denke, dass man es als autofiktionalen Roman beschreiben kann. Oft kritisiere ich bei solchen Romanen, dass die Reflexion dieser Lebensgeschichten fehlt und eine Einordnung, wie man es vielleicht später als Erwachsener sieht. Das ist hier richtig gut gelungen, denn zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder kursive Kapitel, in denen die Autorin genau das tut und zwar in einer Art Gespräch mit ihrer Mutter. Sie stellt ihr auch Fragen, an die sie damals nie gedacht hätte, um das ganze Geschehen zu verstehen und so kann der Leser vieles auch nachvollziehen. Bei dieser Geschichte darf man nie vergessen, dass sie aus der Sicht von Daniela Dröscher als Kind oder Jugendliche. Sie beleuchtet ihre Kindheit und die Ehe der Eltern aus heutiger Perspektive.

Ich bin wirklich froh gewesen, dass sich die Mutter immer wieder anfängt zur Wehr zu setzen, auch wenn sie sich erst sehr spät aus der Ehe befreien kann. Das Schlimmste ist, dass sie niemanden hat, der zu ihr steht. Ganz im Gegensatz muss sie sich auch von der Schwiegermutter und der dörflichen Enge für weitere Dinge anfeinden lassen, u.a. weil sie nicht aus dem Dorf kommt und ihre Eltern aus Gebieten aus dem heutigen Polen nach Deutschland gekommen sind. Die unfassbare Einsamkeit und Hilflosigkeit war manchmal schwer zu ertragen. Der Vater ist für mich durch und durch ein schwacher Mensch gewesen, der seine Frau versucht ständig klein zu halten, obwohl diese wesentlich mehr Schneit als er hat. Ihr Gewicht ist ein ständiger Aufhänger, für alles, was er im Leben nicht hinbekommt. Er gibt ihr das Gefühl, dass sie nichts wert ist, wenn sie nicht schlank und vorzeigbar ist. Das zu lesen, war wirklich manchmal hart zu ertragen. Schlimm wird es, als es auf Daniela überschwappt, die es in ihrem kindlichen Leichtsinn wiederholt vom Vater.

FAZIT:

Lügen über meine Mutter habe ich in einem Rutsch gelesen. Der Sog des Erzählten war so groß, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Es ist das Kammerspiel einer Ehe in den 1980er Jahren in Westdeutschland. Natürlich ist es eine Geschichte, die aufrüttelt, die schockiert und die mich auch ganz häufig an die Ehe meiner Eltern auf andere Weise erinnert hat, aber es ist ein absolut lesenswertes, wichtiges Buch und eine absolute Empfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Soo spannend!

Winterland
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MEINUNG:

Winterland ist der erste Teil der Juncker und Kristiansen Trilogie. Alle drei Teile sind bereits erscheinen. Der zweite Band heißt Todland und der dritte Teil Blutland. Es ist dringend zu empfehlen ...

MEINUNG:

Winterland ist der erste Teil der Juncker und Kristiansen Trilogie. Alle drei Teile sind bereits erscheinen. Der zweite Band heißt Todland und der dritte Teil Blutland. Es ist dringend zu empfehlen die Bücher in der korrekten Reihenfolge zu lesen, da sie aufeinander aufbauen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Signe Kristiansen und Martin Junckersen, genannt Juncker, erzählt. Signe wird kurz vor Heiligabend aus ihrem Urlaub herausgeholt, da sich in Kopenhagen ein Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt ereignet hat. 19 Menschen und Kinder sterben dabei. Juncker, der ehemalige Kollege von Signe wurde nach Sandsted, seinem Heimatort versetzt und leitet dort jetzt das örtliche Polizeibüro. Hier kümmert er sich zu dem um seinen dementen Vater. Die Idylle ist recht schnell vorbei, da ein brutaler Mord an einem Ehepaar in Sandsted verübt wird. Signe und Juncker sehen sich schneller wieder als geplant als sie die Spuren zu beiden Fällen verbinden.

Winterland ist ein typischer skandinavischer Thriller, der bereits ab den ersten Seiten richtig spannend ist. Die knapp 600 Seiten haben sich wie im Flug lesen lassen, weil es natürlich die für Thriller typischen kurzen Kapitel gibt. Signe und Juncken bringen auch privat wieder einiges an Gepäck mit, was wirklich nicht unproblematisch ist und man bleibt nicht verschont von menschlichen Abgründen. Sie haben ihre typischen Ecken und Kanten, die natürlich auch bei der Arbeit mal im Weg stehen können. Das Autorenduo lässt uns Leser hautnah am Gefühlsleben der beiden Ermittler teilnehmen und so fühlt man sich ihnen auch sehr nahbar. Die Story ist relativ komplex aufgebaut und bewegt sich im politischen Umfeld. Die beiden Autoren haben hier sehr gute Recherchearbeit geleistet und man bekommt einen guten Einblick in die dänische Gesellschaft und deren strukturelle Konfliktfelder, die ähnlich sind wie in Deutschland. Das finde ich jedes Mal spannend zu erfahren. 

FAZIT:

Winterland war für mich ein richtiger Pagerturner, den ich innerhalb kürzester Zeit sehr gern gelesen habe.  Der Thriller enthält für mich alles, was ich an skandinavischer Spannungsliteratur so gerne mag. Ich kann es kaum erwarten hier weiterzulesen, denn es ist am Ende bereits klar, dass es hier noch offenen Konflikte gibt.

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