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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2016

Trotz einiger Schwächen, ein lesenswerter Thriller

Mädchentod
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MEINUNG:
Man wird relativ unsanft mitten in die Handlung hinein geworfen. Es fehlen hier zunächst eine Menge Erklärungen, die sich erst nach und nach erschließen oder auch gänzlich aus bleiben. Da ich ...

MEINUNG:
Man wird relativ unsanft mitten in die Handlung hinein geworfen. Es fehlen hier zunächst eine Menge Erklärungen, die sich erst nach und nach erschließen oder auch gänzlich aus bleiben. Da ich zu den Leuten gehöre, die den Klappentext meistens gar nicht oder nur flüchtig lesen, bin ich auch immer wieder über die Schwarzköpfigen Susannen bzw. Susannen gestolpert und wusste nicht so recht was damit gemeint ist…bis ich es gegoogelt habe. Auch der Schreibstil von Julia Heaberlin machte es mir deutlich schwerer als sonst bei anderen Thrillern in die Geschichte rein zu kommen. Ich möchte nicht sagen, dass ich mich gequält habe, aber es war vergleichsweise wirklich anstrengend. Die Autorin benutzt viele Metaphern und man muss auch ein wenig geübt sein zwischen den Zeilen lesen zu können. Leider ist auch bis zur Mitte ein etwas längerer Atem notwendig, da das Buch bis dahin nur wenig Spannung aufweist. Trotzdem schaffte es die Autorin, dass ich weiter lesen wollte.
Geschickt streut Julia Heaberlin immer wieder kleine Hinweise ein und ab der zweiten Hälfte endet so gut wie jedes Kapitel mit einem kleinen Cliffhanger. Da das Buch sich in den Kapiteln immer zwischen der Tessa aus der Gegenwart und der 17-jährigen Tessie aus der Vergangenheit abwechselt, wollte ich natürlich immer weiter lesen. Spannung wird auch durch die Länge der Kapitel erzeugt, die in besonderen Schlüsselsituation gemeinerweise auch mal nur aus ein paar Sätzen bestehen können. Das Spiel mit dem Erzählperspektiven und den Längen hat mir sehr gut gefallen und sorgt für nötige Spannung in der zweiten Hälfte.

Was in diesem Thriller allerdings fehlte, ist die genaue Beschreibung des Tathergangs. Immer wieder werden Fragmente eingestreut, aber nach Beenden des Buches kann ich nicht genau sagen, wie es dazu gekommen ist, dass Tessa in dem Grab gelandet ist. Das bleibt ein Stück weit der Fantasie des Lesers überlassen. Den Tatbestand muss man von Anfang an als gegeben hinnehmen. Das ist ungewöhnlich und ich weiß nicht so recht, ob ich das gut oder schlecht finden soll.
Das Buch lebt von seiner Hauptprotagonistin Tessa, die für mich auch der tragende Punkt gewesen ist, warum ich das Buch trotz aller bereits aufgezählten Kritikpunkte wirklich gerne mochte. Ich fand es besonders interessant, wie sie sich nach dem Vorfall als jugendliche Tessie verhalten hat und zwar mit überraschend messerscharfen Verstand. Die erwachsene Tessie führt trotz allem, was passiert ist, ein relativ normales Leben mit ihrer jugendlichen Tochter Charlie. Die Beziehung der beiden hat mich ein bisschen an die Gilmore Girls erinnert. Natürlich ist sie durch die Nachrichten, die nur vom Täter sein können, stark verunsichert und fühlt sich noch unsicherer in ihren eigenen vier Wänden. Auch die kleine Liebesgeschichte am Rand hat mir ausnahmsweise sehr zu gesagt. In der Regel finde ich diese eher störend in Thrillern, wenn sie so einen großen Raum einnehmen oder im Rahmen der Handlung einfach unangebracht sind.

Bevor ich einen Thriller lese, schaue ich immer, welchen beruflichen Background der Autor/ die Autorin hat. Grundsätzlich bin ich immer skeptisch, wenn diese nicht „vom Fach“ sind, wie es auch bei Julia Heaberlin der Fall ist. Mädchentod zeichnet sich aber durch eine sehr gute Recherche der Autorin aus. Ich bin großer Fan von Forensik und das bekommt man hier während des gesamten Romans geliefert. Außerdem bekommt man einen interessanten Einblick in die Arbeit von Anwälten und Psychologen. Man merkt beim Lesen nicht, dass die Autorin Laie ist. Auch das Thema Todesstrafe wird eingehend beleuchtet und lädt dazu ein, sich selbst einmal zu seinem eigenen Standpunkt dazu Gedanken diesbezüglich zu machen.

Während des Lesens habe ich auch so einige Theorien entwickelt, wer der Mörder sein könnte, aber damit lag ich auf dem Holzweg und am Ende war es doch ganz anders. Das Ende ist sehr lange nicht vorhersehbar. Die Autorin spielt mit dem Leser und lockt ihn auf falsche Fährten, wodurch man vom wahren Täter schnell abgelenkt wird. Der Roman wird auch mit Gone Girl verglichen, aber das halte für nicht ganz so passend. Es gibt allerdings eine Person, die vergleichbar mit Amy wäre. Sie spielt aber bis zum Schluss nur eine neben geordnete Rolle bis sie sich als Schlüsselperson entpuppt.

FAZIT:
Ich habe relativ viele Kritikpunkte aufgezählt, die den Anschein erwecken könnten, dass mir das Buch nicht gefallen hat, aber dem ist nicht so. Ich habe das Buch trotz des schweren Einstiegs und dem mit wenig mit Spannung behafteten ersten Teil wirklich gemocht. Das lag vor allem an der Protagonistin Tessa/ Tessie, der guten Recherche, vor allem im Bereich der Forensik, und dem gutem Mix, den der Thriller bietet. Ich werde Julia Heaberlin im Auge behalten und bin gespannt auf ihre nächsten Romane.

Veröffentlicht am 24.10.2016

Spannender und komplexer Krimi, den ich kaum aus der Hand legen konnte

Die Entscheidung
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INHALT:

Was, wenn du im falschen Moment die falsche Entscheidung triffst?

Eigentlich will Simon mit seinen beiden Kindern in Südfrankreich ein ruhiges Weihnachtsfest feiern. Doch dann kommt alles ganz ...

INHALT:

Was, wenn du im falschen Moment die falsche Entscheidung triffst?

Eigentlich will Simon mit seinen beiden Kindern in Südfrankreich ein ruhiges Weihnachtsfest feiern. Doch dann kommt alles ganz anders: Die Kinder sagen ihm kurzfristig ab, seine Freundin gibt ihm den Laufpass, und auf einem Strandspaziergang begegnet er einer jungen, völlig verwahrlosten Frau: Nathalie, die weder Geld, Papiere noch eine Unterkunft hat, die fürchterlich abgemagert und hochgradig verängstigt ist. Sie tut ihm leid, und er bietet ihr seine Hilfe an. Nicht ahnend, dass er durch diese Entscheidung in eine mörderische Geschichte hineingezogen wird, deren Spuren bis nach Bulgarien führen. Und zu Selina, einem jungen Mädchen, das ein besseres Leben suchte und in die Hände skrupelloser Verbrecher geriet. Ihr gelingt die Flucht, doch damit löst sie eine Kette von Verwicklungen aus, die Simon und Nathalie, tausende Kilometer entfernt, in der Provence zum Verhängnis werden …

COVER:

Das Cover reiht sich vom Design her nahtlos an die bereits erschienen Romane von Charlotte Link ein. Man sieht auf ihm einen Menschen am Strand, eine Anspielung auf die Schlüsselszene im Roman, wo sich Simon und Nathalie zum ersten Mal begegnen und die Geschichte ihren schicksalhaften Verlauf nimmt. Das Dunkel des Himmels spiegelt dabei die Trübheit des Himmels, verursacht durch den fast dauerhaften Regen in Frankreich, wider, die sich wie ein Mantel um das Geschehen des Romans legt.



MEINUNG:

Dies ist mein dritter Roman von Charlotte Link gewesen und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht, was die Geschichte anging. Geschickt verwebt die Autorin wieder viele Charaktere miteinander. In den Romanen von Charlotte Link habe ich immer das Gefühl, die Charaktere am Ende wirklich zu kennen. Es mag sein, dass damit einige Längen erzeugt werden, aber auch in diesem Roman lernen wir die beiden Hauptprotagonisten Simon und Nathalie und deren Lebensgeschichte umfassend kennen.

Charlotte Link entwirft hierzu verschiedene Erzähler sowie Erzählebenen. Nicht jeder Erzähler ist in dem Fall immer dauerhaft wichtig für die Handlung. Doch erfährt der Leser aus erster Hand, was sich zur gleichen Zeit an einem anderen Ort abspielt. Diese Erzähltechnik wird häufig in Krimis und Thrillern verwendet. Doch immer wieder fasziniert mich diese Art der Erzählung. Charlotte Link ist eine Meisterin darin und spinnt aus den verschiedenen Strängen eine hochkomplexe Geschichte mit einer Vielzahl von Beteiligten. Der größte Teil nimmt in diesem Roman die Erzählweise aus der dritten Person ein, bis auf Nathalie. Ihre Lebensgeschichte erfahren wir aus der Ich-Perspektive. Diese Parts heben sich auch von der Schriftart her vom anderen Text ab.

Die Autorin hat mit dem Menschenhandel in Osteuropa ein sehr aktuelles Thema ausgewählt, welches für mich der ausschlaggebende Punkt war, zu diesem Roman zu greifen. Der Roman ist gut recherchiert, langweilt den Leser aber nicht mit der Aufzählung von trockenen Fakten, sondern liefert vor allem ein Bild darüber, was es mit den Menschen macht, die mit hinein gezogen werden. Nathalie und Simon sind dabei an sich nur Randpersonen, die durch die falsche Entscheidung eines anderen in die Geschichte mit hinein gezogen werden und deren Leben sehr schnell in Gefahr gerät. Gleiches gilt für alle anderen Personen, mit denen sie je Kontakt gehabt haben bzw. die ihnen etwas bedeuten. Dieser Verlauf der Geschichte erinnert mich an die Dramen, die ich in der Schule gelesen habe und immer noch bin ich fassungslos, wie so eine Ereigniskette in Gang gesetzt werden kann.

Der Krimi kommt hier allerdings ohne die Beschreibung von blutigen Gewaltszenen oder Ähnlichem aus, sondern begnügt sich hier mit Andeutungen, die dem Leser genug Fantasie übrig lassen. Der Roman neigt zu einigen Längen, aber immer wenn ich das dachte, kam eine Wendung, die nicht absehbar war. Selbst als sich die Geschichte dem Ende zuneigt und scheinbar alles klar ist, gab es noch einen neuen Aspekt, der die Geschichte in eine andere Richtung lenkte.

Besonders gut hat mir die Gestaltung des Endes gefallen, weil sie realistisch ist. Charlotte Link verzichtet hier auf ein allumfassendes Happy-End, sondern lässt einige Dinge offen. Dennoch ist Hoffnung spürbar für die übrigen Beteiligten. Ich hätte den Roman nicht ernst nehmen können, wenn es darauf hinaus gelaufen wäre, dass die Autorin eine Welt aufzeigt, in der Menschenhandel komplett verhindert wäre könnte. Natürlich wird auch im realen Leben aktiv dagegen vorgegangen, aber schlägt man einer Schlange den Kopf ab, wächst in der Regel ein neuer nach. Leider entspricht das der Realität.

FAZIT:

Charlotte Link hat hier ein aktuelles Thema aufgegriffen, welches dem Leser in aller Deutlichkeit zeigt, was passiert, wenn man sich auf die falschen Menschen einlässt. Ich konnte den Roman kaum zur Seite legen, weil mich vor allem die sehr gut ausgearbeiteten Charaktere und deren Lebensgeschichte in ihren Bann gezogen haben. Trotz einiger Längen, ein gelungener und komplexer Krimi.

Veröffentlicht am 24.10.2016

So sollte ein Jugendbuch sein!

Für dich soll's tausend Tode regnen
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Cover:
Das quietsch-bunte Cover ist auf jeden Fall ein absoluter Hingucker. In Kombination mit dem Totenkopf und den schwarz umrandeten Seiten, wie bei einer Todesanzeige, aber gleichzeitig auch ein Stilbruch. ...

Cover:
Das quietsch-bunte Cover ist auf jeden Fall ein absoluter Hingucker. In Kombination mit dem Totenkopf und den schwarz umrandeten Seiten, wie bei einer Todesanzeige, aber gleichzeitig auch ein Stilbruch. Man kommt irgendwie auch nicht umhin öfters mal über den Buchdeckel zu streichen, denn der Text darauf ist auch noch hervor gehoben. Schon alleine wegen dem Cover hätte ich das Buch gekauft.

Meinung:
Hinter Anna Pfeffer verbergen sich die beiden Autorinnen Carmen und Ulrike. Der Roman ist komplett aus der Ich-Perspektive von Emi geschrieben. An keiner einzigen Stelle hat man gemerkt, dass der Roman von zwei Personen geschrieben worden ist. Das finde ich sehr beachtlich, weil ich mir das nicht ganz so einfach vorstelle.
„Für dich solls tausend Tode regnen“ ist kein 08-15-Jugendroman, der nach Schema F verläuft und alle gängigen Klischees erfüllt, aber es ein waschechter Jugendroman. Selten fand ich, dass ein Jugendroman so gut die Eigenschaften, Probleme, Wünsche und Träume, die für Jugendliche in diesem Alter so typisch sind, eingefangen hat. Ich habe mich kein einziges Mal beim Lesen bei dem Gedanken erwischt, dass ich irgendwas nicht authentisch fand. Ich gehöre mit 28 Jahren nicht mehr unbedingt zur Zielgruppe des Romans, aber ich konnte vor allem das Verhalten von Emi sehr gut nachvollziehen, auch wenn sie natürlich oft über die Stränge schlägt und wirklich manchmal verdammt ätzend sein kann. Die Kontinuität, mit der sie das aber macht, hat mich immer wieder staunen lassen. Das macht sie als Person auch authentisch.
So oft musste ich lachen über ihre Sprüche und ihre Schlagfertigkeit. Natürlich ist sie speziell, aber es steckt zum ersten Mal nicht irgendein schwerer Schicksalsschlag dahinter. Es ist nicht nur eine Tarnung, die dazu dient das schwache Mädchen dahinter zu verstecken, sondern sie ist wirklich so. Mir hat gut gefallen, dass sie aber trotz allem auch lernfähig ist und erkennt, dass ihr Verhalten vielleicht nicht immer ganz richtig ist und dass sie ihre Mitmenschen auch verletzten kann mit ihren Worten. Trotz ihrer aufkeimenden Gefühle für Erik, bleibt sie sich selbst aber treu und verfällt in kein übertriebenes, schmachtendes Mädchen, dessen Gedanken sich nur noch um den Kerl drehen. Zwischen beiden entwickelt sich eine gegenseitige Zuneigung in genau dem richtigen Tempo ohne unglaubwürdig zu werden.
Erik ist genauso ein spezieller Charakter und dadurch hat Emi in ihm auch den perfekten Sparring-Partner gefunden. Die Challenges der beiden waren schon nicht ohne und äußerst kreativ und spannend. Dadurch, dass man die Geschichte aber nur aus Emis Sicht liest, konnte ich Eriks Persönlichkeit aber nicht in Gänze greifen. Sympathisch war er mir trotzdem. 
Die Geschichte kommt nicht völlig ohne Stereotypen aus. Vor allem im Bereich der Mitschüler von Emi und Erik sind diese zu finden. Emis Vater und Emis Bruder fand ich auch recht anstrengend in ihrer Art, aber ich fand es auch bewundernswert, wie gut sie mit Emi umgehen konnten. Sie haben sich da wenig aus der Ruhe bringen lassen.
Zwischen Emi und Erik kommt es im letzten Drittel noch mal zu einem typischen Zerwürfnis, das ihre ganzen Gefühle füreinander in Frage stellt. Das Ende der Geschichte und die Auflösung des Konfliktes kamen mir ein bisschen zu schnell und dann war das Buch auch schon zu Ende. Ich hätte gerne noch ein paar Seiten gehabt.


Fazit:
Der Roman ist ein Paradebeispiel, wie ein Jugendroman sein sollte. Die beiden Autorinnen haben die Belange, Wünsche und Sorgen von Teenagern sehr authentisch und nachvollziehbar eingefangen und vermittelt. Mit Emi bekommt der Leser eine außergewöhnliche, unvergleichliche und vor allem schlagfertige Protagonistin, die man einfach ins Herz schließen muss.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


Veröffentlicht am 24.10.2016

Von Elefanten, einer Suche und der Kunst des Loslassens

Die Spuren meiner Mutter
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INHALT:
Die dreizehnjährige Jenna sucht ihre Mutter. Alice Metcalf verschwand zehn Jahre zuvor spurlos nach einem tragischen Vorfall im Elefantenreservat von New Hampshire, bei dem eine Tierpflegerin ums ...

INHALT:
Die dreizehnjährige Jenna sucht ihre Mutter. Alice Metcalf verschwand zehn Jahre zuvor spurlos nach einem tragischen Vorfall im Elefantenreservat von New Hampshire, bei dem eine Tierpflegerin ums Leben kam. Nachdem Jenna schon alle Vermisstenportale im Internet durchsucht hat, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an die Wahrsagerin Serenity. Diese hat als Medium der Polizei beim Aufspüren von vermissten Personen geholfen, bis sie glaubte, ihre Gabe verloren zu haben. Zusammen machen sie den abgehalfterten Privatdetektiv Virgil ausfindig, der damals als Ermittler mit dem Fall der verschwundenen Elefantenforscherin Alice befasst war. Mit Hilfe von Alices Tagebuch, den damaligen Polizeiakten und Serenitys übersinnlichen Fähigkeiten begibt sich das kuriose Trio auf eine spannende und tief bewegende Spurensuche – mit verblüffender Auflösung.

COVER:
Das Cover ist wunderschön. Die abgebildeten Elefanten und die Farben verleihen dem Ganzen eine gewisse Exotik, die im Kontext zu den Elefanten auch gut passt. Leider passt das Cover so überhaupt nicht so den bereits erschienen Büchern von Jodi Picoult, die bereits zahlreich mein Regal bevölkern, aber das liegt mit Sicherheit auch am Wechsel des Verlags. Trotzdem werde ich nicht müde das Cover zu betrachten und mich daran zu erfreuen.

MEINUNG:
Jodi Picoult hat schon zahlreiche Romane veröffentlicht, von denen ich, bis auf einige wenige Ausnahmen, alle gelesen habe. Trotzdem schafft sie es sich immer wieder neu zu erfinden, wie auch in diesem Roman. Keine Geschichte gleicht der anderen, aber sie zeichnen sich immer durch sehr gut ausgearbeitete Charaktere, deren Beziehung zueinander aus und einem Ereignis, welches alle verändert hat und für miteinander verbindet.
Der Roman enthält viele ausführliche Stellen, in denen es um die Elefanten geht, besonders um deren Trauerverhalten. An diesen Stellen liest es sich wie ein Fachbuch über Elefanten. Ich empfand die Stellen manchmal etwas zu langatmig, aber wirklich gelangweilt habe ich mich nicht. Es war außerordentlich interessant und wie immer großartig geschrieben. Man spürt mit jeder Seite die Liebe zu den Tieren und wie besonders sie sind. Jodi Picoult beweist einmal mehr, dass sie Königin der Recherche ist. In den Passagen, in denen der Leser mehr über die Elefanten erfährt, werden von Alice, Jennas Mutter, erzählt. Wir erfahren in einer Rückblende, wie sie Thomas kennen gelernt hat, wie sie angefangen hat im Elefantenschutzreservat zu arbeiten, das Thomas betrieben hat, zu arbeiten und wie es zu dem benannten tragischen Vorfall gekommen ist bis sich der Erzählstrang irgendwann mit den Geschehnissen der Gegenwart vereint.
Weiterhin wird die Geschichte aus der Sicht von Jenna, Virgil und Serenity erzählt, wobei ich das Gefühl hatte, dass es vor allem Alices Geschichte ist. Mir erschien ihr Teil am größten. Für meinen Geschmack hätte der Teil etwas kürzer sein können mit größeren Fokus auf die anderen drei. Jenna ist für eine 13-jährigen schon ungewöhnlich klug, reif und vor allem hartnäckig und schlagfertig. Ich konnte mir manchmal kaum vorstellen, dass sie erst 13 ist. Serenity ist ein Medium mit übersinnlichen Fähigkeiten, welche sie aber scheinbar verloren hat. Virgil ist ein Privatdetektiv, der damals mit dem Fall von Alices Verschwinden und dem tragischen Vorfall betraut war, als er noch bei der Polizei gewesen ist. Alle drei zusammen sind ein wirklich skurriles Trio, die sich gegenseitig in diversen Wortgefechten nichts schenken. Dennoch haben sie alle das gleiche Ziel, wenn auch unterschiedlichen Motivationsgründen, nämlich Alice zu finden, ob tot oder lebendig.
Der Schluss des Romans war für mich absolut nicht abseh- und vorhersehbar und ist wie der Klappentext bereits verrät, wirklich verblüffend. Er erinnert mich an einen sehr bekannten Film, den ich hier aber nicht nennen möchte, um die Überraschungseffekt nicht vorweg zu nehmen. Das Ende hat mich aber auch unfassbar traurig zurück gelassen.

FAZIT:
Es war wieder ein außergewöhnliches Lesevergnügen und ich kann den Roman nicht nur für Fans von Elefanten und Jodi Picoult empfehlen. Ich hätte mir noch etwas mehr Spannung gewünscht, aber letzten Endes ist es ein Roman und kein Thriller. Hier geht es vor allem um den Umgang mit der Trauer, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat und das Loslassen. Die Teile über die Elefanten hätte für meinen Geschmack auch etwas kürzer sein können, aber ich werde sie bei nächsten Besuch in einem Zoo/ Tierpark mit anderen Augen sehen. Das Buch liest sich eher wie Alices Geschichte und weniger als die Geschichte von Jenna. Wenn man den Schluss dann kennt, macht es allerdings auch wieder Sinn.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 19.04.2024

Freundschaft

Lichtungen
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MEINUNG:
Nach Die Unschärfe der Welt, welches mir schon gut gefallen hatte, ist Lichtungen nun der neue Roman von Iris Wolff. Ich war sehr gespannt auf die Geschichte und vor allem auf die Freundschaft ...

MEINUNG:
Nach Die Unschärfe der Welt, welches mir schon gut gefallen hatte, ist Lichtungen nun der neue Roman von Iris Wolff. Ich war sehr gespannt auf die Geschichte und vor allem auf die Freundschaft zwischen Lev und Keto.
Für diese Geschichte braucht man etwas Konzentration, denn sie ist rückwärts erzählt. Die Kapitel laufen auch rückwärts, wodurch sich einige Dinge es rückwirkend erschließen. Lev und Kato verbindet eine lange Freundschaft. Es war interessant zu lesen, wie sch die Freundschaft eigentlich entwickelt hat und natürlich stellt sich immer wieder die Frage, ob da nicht auch mehr ist. Ich habe es allerdings nicht als Liebesgeschichte empfunden. Ihrer beider Leben hat in Rumänien zusammen begonnen und trennt sich dann aber mit der Öffnung der europäischen Grenze und des Falls der Mauer. Die Geschichte ist aus der Sicht von Lev geschrieben, dadurch lernt man Kato nur aus der Außenwahrnehmung kennen. So blieb ich ihr gegenüber etwas distanzierter.  Kato wirkt im Gegensatz zu Lev, der sehr heimatverbunden ist und bleibt eher wie eine rastlose Person und ein Freigeist. Handlungsmäßig passiert nicht so viel, so dass ich oft längere Pausen eingelegt habe, dennoch überzeugt mich immer wieder Iris Wolffs poetische Sprache und die wirklich oft gut formulierten Sätze.

FAZIT:
Lichtungen ist kein Buch für zwischendurch. Man braucht allein für die rückwärts erzählte Geschichte schon die vollste Konzentration. Ich habe es oft nur etappenweise gelesen, weil es jetzt auch nicht den klassischen Sog hatte. Empfehlenswerter wäre aber, da einfach dran zu bleiben, denn die Sprach von Iris Wolff kann mich immer wieder überzeugen. Ich kann mir vorstellen, dass ich das Buch irgendwann nochmal lesen und es dann nochmal anders wahrnehmen werde.

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