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Veröffentlicht am 23.02.2022

Hartnäckiger Ermittler in Tel Aviv

Vertrauen
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Auch wenn viele Israelis in dem Ruf stehen, besonders forsch, ja geradezu ruppig aufzutreten - der Polizist Avi Avraham ist eher ein Vertreter der leisen Töne, einer, der genau hinschaut, auch eigene ...

Auch wenn viele Israelis in dem Ruf stehen, besonders forsch, ja geradezu ruppig aufzutreten - der Polizist Avi Avraham ist eher ein Vertreter der leisen Töne, einer, der genau hinschaut, auch eigene Unsicherheiten zulässt und dessen ruhige Art leicht übersehen lässt, dass er ausgesprochen hartnäckig ist und sich nicht mit einfachen Lösungen zufrieden gibt. In Dror Mishanis Roman "Vertrauen" ist das bei einer scheinbaren Bagatellermittlung der Fall: Ein Tourist ist aus seinem Hotel verschwunden, ohne zu bezahlen. Angebliche Verwandte haben sein Gepäck abgeholt. Doch es gibt Ungereimtheiten, die Avraham stutzig machen - und dann behauptet die Tochter des angeblichen Touristen obendrein, ihr Vater arbeite für den Mossad, also den israelischen Geheimdienst.

Liegt es an dem Thema, der schattenhaften Welt der Spione? Ein wenig erinnert mich Avi Avraham an George Smilley und Dror Mishani an die subtilen Hinweise und die literarische Spannung eines John LeCarré - nur eben am Mittelmeer, zwischen Tel Aviv und seinen Vororten wie Bat Yam und Cholon, wo die Bauhausmetropole nicht ganz so hell scheint.

Hier ist denn auch ein zweiter Fall anhängig, mit dem sich Avraham und seine Kollegin Esthi Wahabe befassen - ein in einer Klinik ausgesetztes Neugeborenes, das in besorgniserregendem Zustand gefunden wurde und offenbar deutlich zu früh geboren wurde. Eine verdächtige ist dank der Aufnbahmen der Überwachungskameras schnell ermittelt, eine Kindergartenhelferin, die in eher prekären Verhältnissen lebt und die Polizei offenbar an der Nase herumzuführen versucht.

In beiden Fällen gestaltet sich die Wahrheitssuche schwierig, Schicht um Schicht müssen die Ermittler freilegen, was Tatsache und was Behauptung ist, müssen toxische Beziehungen und Altlasten der Vergangenheit entwirren. Manches ist ganz anders, als es zunächst scheint und kleine Details können die Perspektive gründlich verändern.

Ruhig erzählt und mit viel Aufmerksamkeit für Details, besticht "Vertrauen" als eine Art Kammerspiel, wenn sich Wahabe und die Kindergartenhelferin im Verhörraum in eine Art Duell von Willenskraft und Manipulation begeben. Neue Entwicklungen im Fall des verschwundenen Touristen zwingen wiederum Avraham zu Entscheidungen: Wie weit will er sich vorwagen in eine Schattenwelt, in der er mit seiner Suche nach der Wahrheit wenig zu gewinnen und viel zu verlieren hat? Wem kann er überhaupt vertrauen in einem Klima, das von versteckten Andeutungen und verschleierten Wahrheiten geprägt ist? Daneben sind es die szenischen Skizzen eines Israels abseits der Touristenpfade, die beim Lesen den Geschmack von Hummus und Sabich aufkommen lassen.

Mishani hat bereits mehrere Romane um den Polizisten Avi Avraham geschrieben - dies war der erste, den ich gelesen habe. Auch wenn es manche Andeutung gibt, die Leser, die mit der Serie vertraut sind, sicher besser einordnen können, erschwert das nicht das Lesen von "Vertrauen". Auf jeden Fall aber hat mich das Buch neugierig auf seine Vorgänger gemacht. Nicht zuletzt bereitet es mir ein besonderes Lesevergnügen, dank des Buches wieder durch die Straßen von Tel Aviv zu ziehen und vertraute Orte auf den Buchseiten zu erleben. Dieses Buch ist so vielschichtig, kompliziert und spannend wie die israelische Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Sucht. Doping. Rache.

Ein Grab für zwei
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Per Aspera ad Astra? Ob es für Selma Falck, Ex-Spitzensportlerin, Ex-Spitzenanwältin, wieder hinauf zu den Sternen geht, muss sich erst noch zeigen. Im Rauen, ganz unten, ist sie zu Beginn von Anne Holts ...

Per Aspera ad Astra? Ob es für Selma Falck, Ex-Spitzensportlerin, Ex-Spitzenanwältin, wieder hinauf zu den Sternen geht, muss sich erst noch zeigen. Im Rauen, ganz unten, ist sie zu Beginn von Anne Holts "Ein Grab für zwei" auf jeden Fall angekommen: In einer heruntergekommenen Wohnung in einem heruntergekommenen Stadtteil von Oslo, die Ehe kaputt, die Beziehung zu ihren Kindern zerrüttet, ihre Spielsucht hat sie nicht nur finanziell an den Abgrund, sondern auch zur Veruntreuung von Klientengeldern geführt. Beruflich und privat könnte es gar nicht mehr schlimmer kommen, als ihr einer besagter Klienten, der Unternehmensberater Jan Morell, ein Angebot macht, dass sie nicht ablehnen kann.

Gegen Morells Tochter, die Spitzendsportlerin Hege, werden Doping-Vorwürfe erhoben. Die junge Ski-Langläuferin beteuert ihre Unschuld, doch ihr Olympia-Start steht plötzlich in Frage. Sollte Selma herausfinden, wie das passieren konnte und die Heges Unschuld beweisen, verzichtet Morell auf Anzeige und zahlt ihr einen Betrag, der sie aus dem Schuldenloch befreien könnte. Trotzdem - eine zuemliche Herausforderung für die Anwältin, die aus der verwahrlosten Wohnung hinaus, ohne die Infrastruktur eines Anwaltbüros, die Wahrheit herausfinden muss. Ihr einziger Verbündeter dabei ist ihr bester Freund, der obdachlose und psychisch labile Einers.

Dann werden auch noch Dopingvorwürfe gegen einen anderen Ski-Langläufer laut, der unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden wird. Für Selma auch eine persönliche Angelegenheit: Der junge Sportler war ihr Patensohn und der Sohn ihrer besten Freundin.

All das könnte eigentlich schon für einen kniffeligen Sportthriller ausreichen, doch Holt sattelt noch darauf auf: In einem zweiten Erzählstrang erlebt ein Mann seinen persönlichen Alptraum, eingesperrt in einem Kerker, in dem die Wände buchstäblich näher rücken. Er hat keine Ahnung wer ihn gefangen hält und warum, doch die Situation treibt ihn nahezu um den Verstand.

In der von Katja Bürkle gesprochenen Hörbuchfassung sind diese Szenenwechsel, die ja nicht etwa durch ein verändertes Schriftbild oder Kapitel abgegrenzt werden, zunächst ein bißchen plötzlich, und die Zusammenhänge ergeben sich nicht sofort Zumal es noch eine weitere Ebene gibt, nämlich das sogenannte Drehbuch, das akkustisch immerhin durch Papierrascheln und Tastaturgeräusche abgesetzt ist.

Es ist deshalb schon von Vorteil, "Ein Grab für zwei" in längeren Abschnitten zu hören, um diese verschiedenen Ebenen und den Gesamtzusammenhang zu durchschauen. Das fällt aber nicht nur wegen der angenehmen Erzählstimme leicht, sondern auch wegen der von ihren eigenen Dämonen geplagten Hauptfigur. Dass Selma aufgrund eines Sportunfalls nicht mehr in der Lage zu weinen ist, scheint orgendwie passend für diesen komplizierten Charakter.

Ein sauberer Sport, der sich als Zerrbild seiner selbst entlarvt, subtiler Rassismus in der norwegischsten aller Sportarten, Intrigen, Sucht, und Doping: Auch für Nicht-Wintersportler wird es hier spannend. Der dunkle skandinavische Winter und die Schneeglätte, auf der sich die Protagonisten bewegen, scheint da geradezu symbolisch für ihr Innenleben. Vielschichtig und mit wuchtigen Sprachbildern überzeugt "Ein Grab für zwei" und weckt große Erwartungen auf die nächsten Ermittlungen von Selma Falck. Angesichts der vielen unterschiedlichen Facetten ihrer Hauptfigur hat die Autorin nach dem vielversprechenden Serienauftakt jedenfalls viel Raum für weitere Entwicklungen gelassen.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Held wider Willen

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Michael Hartung, Ossi, Ex-Eisenbahner, Ex-Braunkohlenmalocher, erfolgloser Videothekenbetreiber mit dem Hang zu ein paar Bieren zu viel, ist eine eher unwahrscheinliche Heldenfigur. Bis er eines abends ...

Michael Hartung, Ossi, Ex-Eisenbahner, Ex-Braunkohlenmalocher, erfolgloser Videothekenbetreiber mit dem Hang zu ein paar Bieren zu viel, ist eine eher unwahrscheinliche Heldenfigur. Bis er eines abends Besuch von einem ehrgeizigen Journalisten erhält, der die Story seines Lebens wittert, passend zum 30. Jahrestag des Mauerfalls. Hartung sei es doch gewesen, der eine Massenflucht der Passagiere eines S-Bahn-Zuges ermöglichte, indem er eine ganz bestimmte Weiche gen Westen stellte. Ein Held, Stasi-Verhör und Untersuchungshaft inklusive.

Hartung hört sich zu Beginn von Maxim Leos "Der Held von Bahnhof Friedrichstraße" diese Schilderung schon fast vergessener Ereignisse verblüfft an. Klar, da war was mit einer Weiche gewesen, Blöde Verwechslung, ziemlich peinlich. Er hatte mal wieder ein bißchen zuviel getrunken und obendrein verpennt. Und dann war da auch noch ein Bolzen abgebrochen und irgendwie war eine S-Bahn in den Westen gelangt. Aber scharfes Stasi-Verhör? Er hat nur nebelhafte Erinnerungen, doch der Journalist sieht nur die große Schlagzeile und die Chance auf einen Journalistenpreis, der die bislang eher stockende Karriere beflügeln könnte. Dort, wo er hellhörig werden sollte, hört er weg. Und Hartung, dessen Einwände mit jedem über den Tisch geschobenen Geldschein leiser werden, weiß am Ende gar nicht mehr, wie das eigentlich war. Seine Einwände werden leiser. Darauf noch ein Bier.

Es kommt, wie es kommen muss: Die Reportage über den Helden vom Bahnhof Friedrichstraße macht Wellen in der Medien- und Politikwelt. Hartung wird zum Held wider Willen. Talkshows, Interviews, ein Gespräch mit dem Bundespräsidenten und sogar eine Ansprache im Bundestag soll er halten. Er kann nicht mehr zurück. Und auch der Journalist beruhigt sein Gewissen: Vielleicht sei nicht alles hundertprozentig wahr, ein bißchen ausgeschmückt halt, aber Hartung hat nun mal diese Weiche gestellt. Und wenn er jetzt mit Gewissensbissen und Korrekturen rausrückt, dann war´s das. Es gibt keine größere Todsünde im Journalismus als eine gefälschte Geschichte, auch wenn sie einen Journalistenpreis einbrachte. Von diesem Sündenfall gibt es kein Zurück.

"Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße" spart nicht mit ironischen Seitenhieben auf die Welt der Medien, der Politik und all jener, die von dem Geflecht dieser Welten mit Stiftungen, hauptberuflich Betroffenen und der Daueraufgeregtjeit der modernen Gesellschaft leben. Hartung, bei all seinen Schwächen eigentlich eine ehrliche Haut, ist hier ein Fremdkörper, der gerade deshalb als so wunderbar authentisch vereinbart wird. Der Kontrast zwischen den Freunden aus Hartungs Kiez und der neuen Welt, in der er sich plötzlich wiederfindet, könnte gar nicht größer sein. Wie findet er aus all diesen Verwirrungen wieder hinaus?

Ein bißchen ist es eine Wendezeit-Köpenickiade, die hier geschildert wird mit einem Helden wider Willen. Auch die anhaltenden Unterschiede zwischen West und Ost, die Mauer in den Köpfen beim Blick auf den jeweils anderen, die Sieger- und Verlierergeschichten, bringen ungeachtet allen Humors auch ernstere Themen zur Sprache. Höchst unterhaltsam, eingängig geschrieben und bei aller Leichtigkeit durchaus bissig und zum Nachdenken anregend.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Senioren und Spione

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
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Was haben der britische Inlandsgeheimdienst MI5, organisierte Kriminalität und die Bewohner einer idyllisch gelegenen Seniorenresidenz mit gehobenem Lebensstil miteinander gemeinsam? Sehr viel, wenn eine ...

Was haben der britische Inlandsgeheimdienst MI5, organisierte Kriminalität und die Bewohner einer idyllisch gelegenen Seniorenresidenz mit gehobenem Lebensstil miteinander gemeinsam? Sehr viel, wenn eine der Seniorinnen Elizabeth Best ist, ehemalige Geheimagentin und auch mit 70plus nicht willens, sich mit Handarbeiten, Museumsbesuchen und Kaffeekränzchen den Alltag zu gestalten. Im zweiten Band um den Donnerstagsmordclub bringt der britische Autor Richard Osman einiges von Elizabeth schillernder Vergangenheit in die Handlung, angefangen von ihem Ex-Mann Douglas, der aus gutem Grund ein Ex ist.

In "Der Mann, der zweimal starb", taucht Douglas erneut in Elizabeths Lebens auf, muss er doch in der Seniorenresidenz auf Tauchstation gehen, da ein internationaler Waffen-Broker ihm an den Kragen will. Er verdächtigt Douglas - nicht zu Unrecht - Diamanten im Wert von 20 Millionen Dollar gestohlen zu haben, die eigentlich einer New Yorker Mafiafamilie gehören. Und die versteht keinen Spaß, wenn es um ihr Eigentum geht.

Klar, dass Elizabeth und ihre Mordclub-Mitstreiter - die ehemalige Krankenschwester Joyce, der Ex- Psychiater Ibrahim und der raubeinige Ex-Gewerkschafter Ron - hier nicht untätig bleiben können. Spione und internationale Verbrecherkartelle, das bringt doch endlich mal wieder Abwechselung in den Seniorenalltag. Und als die ersten Leichen auftauchen, gibt es nur Unmut, als Elizabeth Joyce zum Tatort geholt hat, während Ron nur am nächsten Tag Blutlachen und Einschusslöcher begutachten konnte statt der bereits abtransportierten Leiche - wie schrecklich unfair!

Dabei hat das sympathishc-exzentrische Rentnerquartett schon in eigener Sache genug zu tun: Ibrahim ist bei einem Ausflugin die Stadt Opfer eines Raubüberfalls geworden und krankenhausreif geschlagen worden. Trotz Gehirnerschütterung kann Ibrahim mit seinem Detailgedächtnis den Polizisten Chris und Donna, die schon im ersten Band freundschaftliche Verbindungen zu den Clubmitgliedern geknüpft haben, eine Personenbeschreibung liefern, die die Identifizierung der Täter leicht macht. Allein, es fehlen die Beweise. Da ist es natürlich Ehrensache, dass Elizabeth, Joyce und Ron auf ihre Weis für Gerechtigkeit für Ibrahim sorgen wollen!

Richard Osman dürfte viel Spaß beim Schreiben gehabt haben, ich habe die neuen Abenteuer des Ermittler-Quartetts aus Coopers Chase jedenfalls mit großem Vergnügen gelesen. Sehr britisch ist der Stil dieses Cozy-Krimis mit Humor und genüsslich ausgelebten Skurrilitäten. Dabei gibt es bei aller Unterhaltung und Spannung auch ernste Töne - Einsamkeit, Demenz, Ängste und Unsicherheiten, die nicht nur die Senioren quälen. So unterschiedlich die Persönlichkeiten der Clubmitglieder sind, so unschlagbar sind die vier, wenn sie ihre Erfahrungen, Kenntnisse und Lebensweisheit zusammenbringen. Die bildhafte Sprache und der süffisante Erzählstil tun ihr übriges. Ich hoffe sehr, bald wieder Neues vom Mordclub lesen zu können!

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Veröffentlicht am 20.01.2022

Lebensgefährliche Wahrheitssuche

Todland
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Nach der Lektüre von "Winterland" des dänischen Autorengespanns Kim Faber und Janni Pedersen stand für mich fest: Ich will unbedingt wissen, wie es weiter geht? Warum wurden die Ermittler bei ihrer Arbeit ...

Nach der Lektüre von "Winterland" des dänischen Autorengespanns Kim Faber und Janni Pedersen stand für mich fest: Ich will unbedingt wissen, wie es weiter geht? Warum wurden die Ermittler bei ihrer Arbeit an der Aufklärung eines Teroranschlags auf den Kopenhagener Weihnachtsmarkt gestoppt? Der Tod eines Geheimdienstmannes, der die Polizistin Signe anonym kontaktiert hatte, er konnte doch kein Zufall gewesen sein?

Mit dem nun erschienenen zweiten Band "Todland" dauerte das Warten zum Glück nicht so lange - und es hat sich gelohnt. Denn Vertuschung und Verschleierung auf höchster Ebene bleiben hier eines der großen Themen. Wie im Vorgängerband kommt auch das Privatleben der Ermittler, vor allem von Signe und ihrem ehemaligen Kollegen Juncker, nicht zu kurz - und jenseits der politischen Ebene ist es ein Kriminalfall im semiprivaten Umfeld, der Juncker umtreibt.

Das Thema Aufklärung verlagert sich diesmal zunächst weg von den Polizisten und hin zu Junckers Noch-Ehefrau Charlotte, einer Investigativjourmalistin. Ein unbekannter Informant spielt ihr zwei Emails zu, die andeuten, dass Informationen zu dem geplanten Terroranschlag vorlagen und die Sicherheitsbehörden nicht rechtzeitig etwas unternahmen. Während Charlotte diese Information weiter verfolgt, wird bald klar, dass Wissen in diesem Fall tödlich sein könnte.

Eine junge Hackerin und Sinje verbünden sich mit Charlotte im Kampf um die Wahrheit, während Juncker im Fall eines ermordeten Anwalts ermittelt, der einst der Geschäftspartner seines Vaters war. Der Besuch seiner Tochter und die Neuigkeit, dass er Großvater wird, sind nicht nur eine willkommene Abwechslung, sie zwingen Juncker auch zur Auseinandersetzung mit seinem Vater, zu dem er ein Leben lang eine schwierige Beziehung hatte. Als seine Tochte die Tagebücher des toten Großvaters liest und auch Juncker zur Lektüre auffordert, findet er nicht nur einen neuen Zugang zu seinem Vater, sondern auch einen Hinweis, der mit seinem neuen Fall zu tun haben könnte.

Faber und Pedersen verbinden erneute Privates und Politisches, Polizeiarbeit und die ganz eigenen Interessen der Sicheheitsdienste. Einsamkeit, Beziehungen, Misstrauen in persönlichen und beruflichen Verhältnissen, viele Geheimnisse und Versuche, die Wahrheit um jeden Preis zu verhindern - Todland ist höchst spannend und gleichzeitig überzeugend auf der menschlichen Ebene. Die Figuren sind keine Supermänner und -frauen, sondern voller Schwächen und Unsicherheiten.

Die Autoren überzeugen mit realistischen Protagonisten und einer glaubwürdigen Schilderung von Polizeiarbeit und Journalismus - letzteres ist kein Wunder, da beide aus dem Bereich kommen und sich auch hauptberuflich mit Polizei und Justiz befasst haben. Fast ein wenig enttäuschend ist die Erkenntnis, warum die Nachricht über den bevorstehenden Terroranschlag keinen Alarm auslöste - hier verpufft ein wenig die Dramatik.

Doch Fragen bleiben, auch wenn Juncker, Signe und Charlotte mit hohem Risiko auf Wahrheiten stoßen - und mächtige, skrupellose Gegner. Auch manche Figur aus dem ersten Band ist verdächtig abwesend - wird es im dritten Band ein Wiedersehen geben? Und welche Konsequenzen wird die Hartnäckigkeit der drei haben? Durchatmen können sie noch nicht - und ich bin gespannt auf den dritten Teil der Triologie.

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